Artikel vom 01.11.2006

Autor: Smuker

Kategorie: Kolumnen
Umfang: 1 Seiten



3. Fakt des Monats: Die Geschichte der Spielkarten Teil 1



(01. November 2006)


Ursprung der Kartengeschichte - China
Die Literatur belegt, dass Spielkarten in China schon 1000 v.Chr. existiert haben. Diese Karten waren schmale Papierzettel, die im Wesentlichen wie Dominosteine aussahen auf denen Punkte die 21 möglichen Wurfkombinationen eines Würfelwurfes mit zwei Würfeln imitierten. Papier war tatsächlich das original verwendete Material für die Dominos, Holz und Elfenbein wurde erst viel später für die Herstellung verwendet. Domino Karten sind immer noch bekannt, genauso wie eine andere frühere chinesische Variante: „Geld Karten“. Diese wurden so genannt, da ihre Farbzeichen Münzen und Variationen von Münzen (Münz Zehn, Myriade Münzen) darstellten. Das Benutzen der Münzen als Symbol kam von der Assoziation von Karten mit Geld aus dem Glücksspiel. Das folgende Bild zeigt Karten aus dem Jahre 1900 die eine Reproduktion der Karten 1100 v.Chr. darstellen:



Frühe Karten aus dem Mittleren Osten
Im 13. Jahrhundert erreichte das Spielkartenkonzept den Mittleren Osten. Die islamischen Varianten kann man noch heute an einem Kartenspiel, welches in dem Topkapi Museum in Istanbul ausgestellt ist, bewundern. Diese handbemalten Karten, sind möglicherweise die ältesten existierenden Spielkarten der Welt. Sie entstanden in Mamluke (Ägypten) noch früher als 1500 nach Christus. Das Kartenspiel ist zwar nicht mehr komplett, aber man erkennt an ihm, dass es aus 52 Karten, die in vier Farben mit jeweils zehn Zahlenkarten und drei Bildkarten (Kommandeur, Zweiter Kommandant, Leutnant) aufgeteilt waren, bestand. Allerdings waren die Bildkarten noch nicht mit Figuren bestückt, sondern es wurden lediglich kunstvolle Farbzeichen mit Beschriftung, die die Ränge verkündeten, verwendet. Wahrscheinlich waren illustrierte Bildkarten auch schon im Mittleren Osten bekannt, aber bisher hat man noch keine Beispiele von solchen Karten aus dieser Zeit gefunden. Die islamischen Farbzeichen waren Münzen (vielleicht aus der Nachkommenschaft der chinesischen Geldkarten), Becher, Schwerter und Stäbe. Einige Geschichtsexperten sehen in diesen Symbolen die Nachbildung der vier Offiziere die am Sultanhof dienten: Schatzmeister, Mundschenk, Schwertträger und Stabmeister. Das folgende Bild zeigt eine Karte im persischen Lackspielkartendesign (1525 – eine Reproduktion von Piatnick in Vienna).



Die Karten wandern nach Europa
Wie das Kartenspiel nach Europa kam, ist nicht gesichert. Es gibt die Vermutung, dass es aus dem Orient von den Arabern, Ägyptern oder über fahrendes Volk importiert wurde, oder auch, dass eine eigenständige Entwicklung im Abendland aufgrund von Beobachtungen dieses Zeitvertreibs im Orient erfolgte. Auf jedenfall tauchten die islamischen Karten um 1350 in Süd Europa auf.
Die Farbzeichen – wieder Münzen, Becher, Schwerter, Stäbe – wurden verschiedenartig angepasst. Die Stäbe waren in Europa noch unbekannt und wurden so mit Zepter, Schlagstöcke, Keulen oder Lanzen ausgewechselt. Interessant ist der Fakt, dass die amerikanische Farbe „Clubs“ auf deutsch übersetzt für Schlagstock/Keule steht. Clubs ist der englischsprachige Ausdruck für die Kartenfarbe Kreuz.

Schriftlich erwähnt werden diese europäioschen Spielkarten erstmals in der Chronik des Sandro di Pipozzo von Venedig. Allerdings gilt dieser Eintrag als unglaubwürdig und die Abschrift davon stammt erst aus dem 15. Jahrhundert. Der Bischof von Würzburg verbot im Jahre 1329 allen Klerikern seiner Diözese das Spiel mit Spielkarten. Allerdings wurde dieses Dokument von Schreiber 1937 glaubwürdig widerlegt. Der erstmals belegte Beweis für ein vollständiges Verbot des Gebetbuch des Teufels (so wurde das Kartenspielset damals genannt) stammt aus der Stadt Bern von 1367. Dieser Eintrag gilt in der Ansicht von vielen untersuchenden Kartenexperten als echt, ist aber dennoch umstritten, weil er durch andere zeitgleiche Dokumente nicht gestützt wird.

1370 taucht das Wort "naipes" (spanisch: Spielkarten) in einem spanischen Reimbuch auf. Ab 1377 existieren viele Spielkartendokumente die häufig Spielkartenverbote darstellen. Der ausführlichste Bericht stammt aus diesem Jahr von Freiburg im Breisgau aus der Feder eines Dominikanermönchs, Johannes von Rheinfelden. Er spricht in seinem Verbot von insgesamt 52 Karten (je Farbwert 13 Karten). Die erste (höchste) Karte stellte das Abbild eines Königs dar. Danach kamen zwei Marschälle, wobei ersterer (Ober bzw. Dame) das Symbol nach oben und der zweite (Unter bzw. Bube) das Symbol nach unten hielt. Dazu kamen noch die Kartenwerte von 1-10 wobei das jeweilige Königsbild entsprechend häufig auf der Karte abgebildet war. Nachweislich wurde in Italien bereits in den 1370er Jahren mit Karten gespielt, die zu jener Zeit handbemalt waren. Die rapide Ausbreitung des Kartenspiels, seine Verbindung mit Geldeinsätzen und eine damit einhergehende Zunahme von Spielschulden inklusive verspieltem Haus und Hof führte dazu, dass städtische Obrigkeiten oft mit einschränkenden Spielordnungen und auch Verboten reagierte. Meistens in relativ milder Form, manchmal jedoch auch auch sehr radikal (Würfeln wurden zu dieser zeit deutlich strenger verfolgt als Kartenspielen). Intensivere Verfolgungen verbinden sich mit den Namen besonders fanatischer Mönche, unter ihnen San Bernardino, Johannes Capistranus und auch Savanorola, die allgemein Spiele neben anderen verwerflichen Tand auf Scheiterhaufen verbrennen ließen. Die Unterdrückung des Spiels war von Ort zu Ort und auch von Zeit zu Zeit verschieden und nahm mit der Zeit ab.

Ein früher schweizer Bericht von 1377 sagt, dass die Europäer mit verschiedenen Bildkarten experimentierten, manchmal mit bis zu sechs Stück (König, Königin, Ritter, Dame, Diener, Maid). Das folgende Bild zeigt “Maurische” Karten aus dieser Zeit (14. Jahrhundert Barzelona, Instituto Municipal de Historia).



Die deutschen Karten
Unter den frühen Kartenspielherstellern von Europa waren die Deutschen sicherlich die einfallsreichsten im Überarbeiten und Vervielfältigen von Zeichen und Bildern. Deutsche Karten pflegten außerdem dazu mit lebendigen Szenen und Karikaturen dekoriert zu sein. Das deutsche Nationaldesign entschied sich schlussendlich für vier Farben (Blatt, Herz, Eichel und Schellen) von welchem die Dame entfernt wurde. Das folgene Bild zeigt ein nürnburgerisches Kartenspiel aus dem Jahre 1813.




So fürs erste hört unsere Kartengeschichte nun erstmal auf. Aber Ende diesen Monats geht sie dann mit Fakt des Monats 4 weiter. (Tarocco, Französische Kartengeschichte, Kartenindexe, Verbesserungen, Joker, ...)
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