15. Fakt des Monats: Die Vierzeiten Sanduhr
(27. März 2008)
cliquenabend.de: Hallo Christoph, würdest Du Dich unseren Lesern, die Dich noch nicht kennen, bitte kurz vorstellen?
Christoph Kolmer: Mein Name ist Christoph Kolmer. Ich bin Lehrer an einer Berufsschule in Mittelhessen im Bereich Metall. Ich lebe mit meiner Frau und unseren beiden Kindern in der Nähe von Gießen.
cliquenabend.de: Du hast eine neue Art Sanduhr erfunden bitte erzähle uns davon?
Christoph Kolmer: Mit der Sanduhr kann man bis zu vier verschiedene Zeiten anzeigen lassen. Dies erfolgt durch eine Aufteilung der quadratischen Sanduhrgehäuseform in vier miteinander verbundene Kammern. Durch drehen der Sanduhr wird der Sand in eine der Kammern bewegt, anschließend wir durch das Aufstellen der Sanduhr der Anzeigevorgang gestartet. Ein Anzeigevorgang kann jederzeit gestoppt werden und innerhalb kürzester Zeit (1-2 Sekunden) kann ein beliebiger Vorgang gestartet werden.
cliquenabend.de: Wie kam es zu der Idee?
Christoph Kolmer: Die Idee mit der quadratischen Form hatte ich, als ich aus einem Stück Aluminium eine Vertiefung von etwa 10 mm ausgefräst habe. Ich überlegte was man daraus herstellen könnte und hatte noch im Kopf, dass es schwierig sei, bei Sanduhren den Anzeigevorgang abzubrechen und einen neuen zu starten. Letzteres hatte ich in einer Zeitschrift gelesen. Die Idee für die Außenkontur und das x-förmige Trennteil war schnell geboren, die Detailarbeiten haben jedoch viel Zeit in Anspruch genommen.
cliquenabend.de: Wie funktioniert die Sanduhr genau?
Christoph Kolmer: Durch das Mittelstück der Sanduhr verlaufen verschieden große Bohrungsdurchmesser (1 mm - 2 mm) in radialer Richtung. In axialer Richtung ist eine kegelförmige Bohrung (60 Grad) angebracht. Trifft der Sand von einem großen Durchmesser kommend auf einen kleinen Durchmesser wird der sich aufstauende Sand durch die kegelförmige Bohrung zu einer sogenannten Ausgleichsbohrung abgeleitet. Im umgekehrten Fall (kleiner Durchmesser zu großem Durchmesser) hat die Ausgleichsbohrung keine Funktion.
cliquenabend.de: Was für einen Mehrwert siehst Du in dieser neuen Uhr?
Christoph Kolmer: In erster Linie kann die Sanduhr nicht mehr als vier gewöhnliche Sanduhren jedoch stand zu Beginn meiner Konstruktionsarbeit die Überlegung eine Sanduhr zu bauen, welche nach dem Abbruch eines Anzeigevorgang sofort wieder einsatzbereit ist. Dies kann den Spielvorgang endscheitend aufrecht halten. Später, bei Testspielen, stellte sich heraus dass das Handling den Spielern großen Spaß bereitet. Eine Variante mit vier stark verengten Durchlässen zwischen dem x-förmigen Trennteil (schwarz) und dem Gehäuse (silber) ermöglichte zwar einen sehr präzisen Anzeigevorgang, kam aber bei den Testspielern nicht annähernd so gut an wie die vorliegende Version. Bestimmte Vorgänge während eines Spiels machen die Spieler „unter sich aus“.
cliquenabend.de: Aus welchen Materialkomponenten besteht die Uhr? Welche anderen Materialien wären denkbar?
Christoph Kolmer: Die Prototypen bestehen aus Aluminium und Plexiglas. In der Massenfertigung ist eine Herstellung aus Kunststoff–Spritzguss am preisgünstigsten.
cliquenabend.de: Wie stellst Du diese Sanduhr selbst her?
Christoph Kolmer: Die Rahmen der Sanduhr wurden gefräst. Die x-förmigen Trennrippen wurden ebenfalls gefräst und anschließend mit dem, auf einer Drehmaschine entstandenen, Mittelteil in einer Spannvorrichtung verklebt. Die beiden Plexiglasscheiben werden miteinander verbohrt. Während der Montage wird der Sand eingefüllt. Die Dosierung des Sands erfolgt durch eine Bestimmung und Dosierung des Volumens.
Sanduhr und Klebevorrichtung
cliquenabend.de: Was für Feedback hast Du bisher von den Verlagen erhalten?
Christoph Kolmer: Die Resonanz war positiv, allerdings teilten die Verlage auch mit, dass der Einsatz der Sanduhr nur in Verbindung mit einer Spielidee erfolgen kann. Einige Verlage machten den Einsatz auch von den Herstellungskosten abhängig.
cliquenabend.de: Wieviel würde die Produktion dieser Sanduhren kosten?
Christoph Kolmer: Dies dürfte vom Herstellungsort und der Stückzahl abhängig sein. Im asiatischen Raum ist die Herstellung günstiger als im europäischen. Eine Schätzung ist fast unmöglich, weil auch der Verlag und die Aussicht auf weitere Aufträge eine Rolle spielen dürfte.
cliquenabend.de: Wie lang dauerte es von der Idee bis zur funktionierenden Uhr?
Christoph Kolmer: Bis zum fertigen und funktionierenden Prototypen sind rund drei Jahre vergangen, allerdings konnte ich auch nicht ständig daran arbeiten.
cliquenabend.de: Ich denke die Uhr ist sicherlich patentiert, wie macht man so etwas?
Christoph Kolmer: Ein Gebrauchsmuster wurde im vergangenen Jahr angemeldet. Man kann eine Beschreibung der Erfindung mit erforderlichen Zeichnungen (Figuren) beim Patentamt einreichen. Natürlich kann auch ein Patentanwalt damit beauftragt werden.
cliquenabend.de: Hast Du schon mal schlechte Erfahrungen mit Erfindungen ohne Patent gemacht?
Christoph Kolmer: In der Zeit meiner Ausbildung ist mir eine Idee abhanden gekommen. Allerdings handelte es sich hierbei nur im Entferntesten um ein Produkt, sondern eher um ein Verfahren.
cliquenabend.de: Ist es während der Zeit der Umsetzung zu irgendwelchen witzigen Zwischenfällen gekommen?
Christoph Kolmer: Während der Umsetzung sind mir keine witzigen Zwischenfälle in Erinnerung. Jedoch waren die ersten Kontakte mit Verlagen recht lustig. Wenn ich mich vorstellte und sagte, dass ich eine Sanduhr ausgetüftelt habe, waren meine Gesprächspartner oft verwundert und gar mancher fragte nach, ob ich von der Erfindung der Digitaluhr schon gehört hätte. Allerdings wollten fast alle Gesprächspartner nach einer kurzen Beschreibung einen Prototypen sehen.
Schnitt des Innenteils
cliquenabend.de: Was würdest Du gerne mit dieser Sanduhr umgesetzt sehen?
Christoph Kolmer: Ein pädagogisch wertvolles Spiel wäre toll. Man könnte mit der Sanduhr sogar eine „Stadt, Land, Fluss“-Variante spielen und so die Allgemeinbildung der jugendlichen Spieler spielerisch erweitern. Wenn ein Autor mit Hilfe meiner Sanduhr ein spannendes und unterhaltsames Spiel erfinden könnte, wäre dies eine tolle Sache.
cliquenabend.de: Was ist Dein aktuelles Lieblingsspiel und warum?
Christoph Kolmer: Offen gestanden bin ich ein Fan von Kartenspielen. Diese Spiele sind jedoch in letzter Zeit in den Hintergrund gerückt, denn unsere beiden Kinder (4 und 2 Jahre alt) mögen natürlich andere Spiele, wie zum Beispiel „Obstgarten“. Das Stöbern auf eurer Homepage hat aber mein Interesse an einigen Spielen geweckt.
cliquenabend.de: Was hälst du vom Cliquenabend.de Konzept?
Christoph Kolmer: Man kann sich auf eurer Homepage sehr gut informieren und erhält einige sehr gute Neuigkeiten rund um die Welt der Gesellschaftsspiele. Es ist schon verwunderlich wie man so viel Wissenswertes auf einer so übersichtlichen und „aufgeräumten“ Seite unterbringen kann.
cliquenabend.de: Gibt es noch etwas, das Du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Christoph Kolmer: Geht nicht zu verbissen an die Sache heran. Der Sieg am Ende des Spiels sollte nie das Entscheidende sein, die Zeit die man während eines Spiels mit seinen Freunden verbringt ist das was zählt.
PDF-Dokument welches nochmal die Funktionsweise erklärt.
Cliquenabendvideo mit Funktionsweise:
WMV-Video downloadbar hier
Das Interview wurde von Andreas Buhlmann für cliquenabend.de geführt.
Vielen Dank an Christoph Kolmer für seine Unterstützung.
Kontakt zu Christoph:
Christoph.Kolmer@gmx.net
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