6. Fakt des Monats: Halma und Chinese Checkers
(24. März 2007)
George Howard Monks wurde am 28. März 1883 als Sohn von John P. und Delia S. (Hatton) Monks in Bosten, USA geboren. Er besuchte die lateinischen Schule in Bosten. 1875 beendete er sein Studium im Harvard College erfolgreich und studierte ein Jahr lang in der architektonischen Abteilung des Massachusetts Institut für Technologie. Ein Jahr später hörte er mit diesem Studium auf und begann seinen Lebensweg der Medizin zu verschreiben. 1880 verließ er Harvard mit dem Doktor in der Tasche. Nach einem Jahr Praktikum im Massachusetts General-Krankenhaus studierte Dr. Monks für vier weitere Jahre in Vienna, Leipzig, Heidelberg, Dresden, Paris und anderen weltweiten medizinischen Zentren. Am Ende dieser Lernperiode wurde er in die Royale College of Surgeons in England aufgenommen. Er arbeitete dann bis zum Jahre 1914 als praktizierender Chirurg und danach weiter als Berater. Im Jahre 1933 starb Dr. George Monks. Während seiner Lebenszeit rettete er nicht nur vielen Leuten das Leben und leistete beachtliches im Bereich der chirurgischen Medizin, sondern er pflegte auch seine vielen Leidenschaften. Viele seiner Skulpturen, um die er sich insbesondere nach seiner chirurgischen Karriere kümmerte, erhielten Preise. Außerdem erfand er die ursprüngliche Version eines Brettspielklassikers, den heute so gut wie jeder in Deutschland kennt: „Halma“.
Erfunden hat er es zwischen den Jahren 1883 und 1884. Da George zu dieser Zeit in der ganzen Welt unterwegs war blieb ihm nur der Briefkontakt zu seinem Bruder Robert Monks der sich in England aufhielt. Robert beschrieb seinem Bruder auf diesem Weg das britische Brettspiel „Hoppity“ aus dem George daraufhin einige Ideen nahm und das Spiel Halma entwickelte. Da leider über Hoppity so gut wie nichts mehr bekannt ist, weiß man nicht wie sehr das Spiel dem britischen Denkanstoß im Spielmechanismus und Design ähnelt.
Den bekannten Namen erhielt das Spiel von Dr. Thomas Hill (1818-1891) einem Mathematiker, Lehrer und Prediger. Dieser war von 1862 bis 1868 President des Harvard Colleges und Robert Monks Schwiegervater. Er half bei der Entwicklung und gab dem heutigen Klassiker den Namen „Halma“, das griechische Wort für „Sprung“.
Das erste Spiel wurde in den USA im Jahre 1885 von der E.I. Horsman Company, die sich selbst „The Halma Company“ nannte, veröffentlicht. Etwas später gab es einen Meinungsstreit um das veröffentliche Produkt, da die Milton Bradley Company (MB) Anspruch an den Rechten forderte. Es ist nicht bekannt ob es einen gerichtlichen Prozess gab, aber wenn, dann verlor Milton Bradley diesen entweder, oder gab ihn auf. Allerdings produzierte und vermarktete MB im Jahre 1889 eine modifizierte Version des Spiels die sie „Eckha“ taufte.
Eine Kartenschachtel Version ohne Figuren mit dem Stickeraufdruck "Halma Pat. May 29 1888. Published by E.I. Horsman, New York. Copyrighted 1885".
Fakt ist: Der Anspruch von Parker Brothers, dass George H. Monks ihnen das Patent für Halma verkauft hat, wurde nie bestätigt.
In England produzierte „Spears Co.“ Im Juli des Jahres 1893 das laut existierenden Aufzeichnungen erste individuelle Halma Produkt.
Halma ist das einzige Spiel aus dem 19. Jahrhundert das als Klassiker international bekannt ist und in den USA entstand. Es ist für 2 bis 4 Spieler (einige frühe und sehr rare Versionen haben auch Regeln für drei Spieler) und wird auf einem schmalen quadratischen Brett mit 256 Feldern (16x16) gespielt. Zu zweit benötigt man 19, zu viert 13 und zu dritt 15 Spielfiguren.
Zwei Spielmechanismen machten Halma einmalig:
1. Die Anzahl der Figuren zu Beginn hängt von der Spieleranzahl ab.
2. Übersprungene Figuren werden nicht gefangen genommen oder geschlagen.
Chinese Checkers basiert auf Halma und der einzige Unterschied zum Vorgänger ist der, dass es auf einem sechszackigen sternförmigen Brett gespielt wird und so die Spieleranzahl von 2 bis 6 ermöglicht. Außerdem erhält jeder Spieler nur 10 Figuren und die Distanz zwischen der Start- und Endzone ist größer als beim Halma. Es existieren auch einige Kinderversionen wo das Brett etwas kleiner gehalten ist und die Spieler nur sechs Figuren bekommen. Wohingegen viele bei einer normalen Zweispielerrunde auf einem Chinese Checkers Board lieber mit 15 Figuren spielen.
Das erste Chinese Checkers wurde im Jahre 1892 vom Ravensburger Verlag (Damals Otto Robert Maier) unter den Namen Stern-Halma produziert und patentiert. 1909 wurde diese neue Version von „Spears & Sons“ in England vorgestellt.
Das erste Chinese Checkers Spiel welches in den USA erschien trug den Namen „Hop Ching Checkers“ und wurde von“ J. Pressman & Co.“ im Jahre 1928 veröffentlicht. Dabei handelte es sich um genau dasselbe Produkt wie das 1892 in Deutschland veröffentlichte Stern-Halma. Nur der Name unterschied sich. Die Brüder Bill und Jack Pressmann kamen noch im gleichen Jahr (1928) auf die Idee den Namen in „Chinese Checkers“ umzubenennen. Zu dieser Entscheidung kam es, weil es zu dieser Zeit ein großes Interesse für orientalischen Flair am Markt gab, wozu unter anderem die Entdeckung von King Tuts Grab 1922 und das „Mah Jongg“ Spiel 1923 zählten.
In den 30igern wurde aus der kleinen angestoßenen Welle im großen Brettspielmeer ein richtiger Sturm und viele andere Hersteller produzierten das Spiel. Manchen wurden andere Namen gegeben, aber als man herausfand, dass niemand die Rechte an diesen gesichert hatte, wurden die meisten unter „Chinese Checkers“ vertrieben. Warum es dazu kam ist nicht bekannt, anscheinend wurde es einfach vergessen. 30 Jahre später wurde allerdings ein Patent für den Namen „Chinese Checkers“ von der in der Geschichte von Halma nicht unbekannten Firma, Milton Bradley Company, eingereicht.
Interessant ist, dass der Name Halma in europäischen Ländern (vor allem bei uns in Deutschland) immer noch verwendet wird und wir weder den Ausdruck Stern-Halma noch Chinese Checkers verwenden. Zwar wird überall diese spätere Variante gespielt, aber der Name bei uns bleibt schlicht und einfach „Halma“.
In China selbst wird das Spiel übrigens auch nicht unter dem Namen „Chinese Checkers“ (übersetzt auf Deutsch: „Chinesisches Damenspiel“) vermarktet. Dort wird man unter den Namen „Tiao4Qi2“ oder „Tiau-qi“ (Übersetzt für: „Sprung Schach“/“Springendes Schach“ oder „Das Spring-Spiel“) fündig.
Gut zu wissen: Das der Stern sechszackig wie der Davidstern ist, ist purer Zufall, denn das Spiel hat keine Verbindung zum Judentum. Auch hat das Layout nichts mit dem Stern auf der chinesischen Flagge zu tun. Das Ganze basiert rein auf einer amerikanischen Marketingstrategie der 20iger Jahre.
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