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Artikel vom 15.10.2007

Autor: Kevin Jensen

Kategorie: Interviews
Umfang: 2 Seiten


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Interview mit den Machern von Khet: The Laser Game


Deutsch | English

Was haben Laser und Brettspiele gemeinsam? Ihr wisst es nicht? Wir haben uns mit den Machern von Khet: The Laser Game zu ihrem Taktikspiel mit der Extraportion Licht unterhalten.

cliquenabend.de: Hallo ihr drei. Würdet ihr Euch unseren Lesern, die Euch eventuell noch nicht kennen, bitte kurz vorstellen?

Del Segura: Del ist ein Ingenieur im Ruhestand, der zahlreiche Jahre als Chefingenieur bei Mitsubishi gearbeitet hat. Während seines Ruhestands, baut er in seiner Freizeit an seinem Dragster, mit dem er auch Rennen auf dem NHRA-Circuit fährt und arbeitet an seinem PhD-Titel, welchem er seinen Master in Maschinenbau anschließen lassen möchte.

Dr. Michael Larson: Dr. Larson erhielt seinen PhD-Titel vom MIT. Er unterrichtete zahlreiche Jahre als Professor an der Tulane Universität und ist nun an der Universität von Colorado: Colorado Springs. Er forscht in zahlreichen Gebieten von Bruchmechanik bis zu Hochspannungstechnik mit einem derzeitigen Fokus auf Laser- und Gewebe-Interaktion. Dessen ungeachtet hatte er während seiner Karriere immer Interesse hinsichtlich Produktdesign und Kreativität gezeigt. Zudem saß er als Pilot im Cockpit eines Jets, steuerte ein Atom-U-Boot und kann mit den Ohren wackeln. Natürlich nur eines davon auf einmal.

Luke Hooper: Luke besitzt einen Bachelor in biomedizinischen Ingenieurwissenschaften und einen Master in Maschinenbau von der Tulane University. Er hat sich auf Produktdesign spezialisiert und während seiner Studienzeit bei Nike Inc. gearbeitet. Dies war der Deckel auf dem Topf, da er eine Laufsportleidenschaft besitzt, die später in Triathlonbegeisterung übergewechselt ist. Derzeit arbeit Luke mit seiner Firma Novent Design für viele Firmen als Designer, in Fachgebieten von Golf Clubs bis Spielzeug. Zudem ist er leitender Designer bei MIND-Studios, welches unter der Leitung von Dr. Larson steht und sich in Richtung Design von Medizinprodukten spezialisiert hat.


cliquenabend.de: Wer kam auf die Idee zu Deflexion, was später als Khet bekannt wurde?

Luke Hooper: Luke hatte die Idee während seines finalen Jahres an der Tulane Universität in Elektronikproduktdesign, unterrichtet von Dr. Larson in der Maschienenbauabteilung. Ziel des Unterrichts war es ein Spielzeug zu entwickeln, dass neue Technologien beinhaltet und von einer breiten Altersgruppe genutzt werden kann. Die erste Idee des Spiels wurde von Luke auf einer Serviette gezeichnet, während dieser in der Mittagspause war und versuchte eine Problemlösung für ein anderes Laserspielzeug zu finden, welches er ursprünglich geplant hatte. Del Segura, welcher auch im Kurs war hat sich mit Luke zusammengetan zusammen mit Dr. Larson, der eine Weiterführung des Projekts ermutigte, als der Kurs vorüber war und das Produkt noch lange vor der Vollendung stand.

cliquenabend.de: Wie habt ihr die ersten Prototypen entwickelt?

Luke Hooper: Wie ich es immer zu sagen pflege, ein Prototyp ist eine lebendig gewordene Idee. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf beginnt man mit einem sehr groben Konzept, verfeinert dieses zahlreiche Male, bevor man ein präsentierfähiges Werk hat. Das erste Werk entstand aus vielen Papierstücken, einer menge Fantasie und mit gezeichneten geometrischen Figuren, die die Steine darstellten sollten, um erste Regeln auszutüfteln. Danach nahmen wir ein Schachbrett modifizierten es mit Balsaholz um ein 3D-Raster zu erzeugen und wir frästen viele Teile aus einem Plastikvorrat. Dennoch funktionierte dies nicht ganz wie es sollte. Bedauerlicherweise gibt es nur einen kleinen Toleranzspielraum, damit das Spiel auch wirklich gut funktionieren kann. Viele Leute bemerken schnell, dass der Laser richtig ausgerichtet sein muss. Doch auch die einzelnen Teile müssen nahezu perfekt horizontal und vertikal stehen und verarbeitet sein, egal ob Stand- oder Spiegelfläche. Gepaart mit der Tatsache, dass die meisten Laser ihre Strahlen nicht exakt in einer geraden Linie ausstrahlen, mussten wir einen Produktionsalptraum durchmachen, welcher knapp ein Jahr andauerte. Unser erster funktionsfähiger Prototyp wurde mit einem Schmelzschichtungsverfahren entwickelt, während der Semesterpause meines ersten Hochschuhljahres. Wir mussten aufgrund des Tulane Business Plan-Wettbewerbes schnellstmöglich ein funktionierendes Modell besitzen.

cliquenabend.de: Warum habt ihr den Namen des Spiels geändert?

Luke Hooper: Unglücklicherweise hat hier in den USA schon jemand anderes in den 90ern ein Spiel unter diesem Namen veröffentlicht, welches wir bei unseren Recherchen auch online, während der Namenssuche nicht gefunden haben. Er hat sich entschieden uns wegen einer Schutzmarkenverletzung anzuklagen. Obwohl wir aus verschiedenen Gründen nicht das Gefühl hatten irgendwelche Marken zu verletzten, hatten wir nicht das Geld, um vor Gericht anzutreten. So haben wir diesen Akt als Anlass dafür genommen das gesamte Image des Spiels umzugestalten.

cliquenabend.de: Kannst du uns seine kurze Beschreibung zum Spielprinzip geben?

Luke Hooper: Die wahre Schönheit des Spiels, liegt in der Einfachheit. Die Spieler bewegen nacheinander ihre ägyptisch angehauchten und mit keinem, einem oder zwei Spiegel bestückten Spielfiguren. Alle vier Spielfigurtypen (Pharao, Obelisk, Pyramide, Djed-Pfeiler) können sich entweder ein Feld vor, zurück, links, rechts diagonal bewegen oder stehenbleiben und können auf demselben Feld um 90° rotieren. Jeder Zug endet damit, dass mindestens einer, der auf dem Spielfeld befindlichen Laser abgefeuert wird. Der Laserstrahl springt nun von Spiegel zu Spiegel und sollte es eine Spielfigur auf einer nicht gespiegelten Fläche treffen, so wird diese direkt aus dem Spiel entfernt. Das Spielziel ist es den Pharao des Gegners zu eliminieren und den eigenen zu schützen.


cliquenabend.de: Habt ihr jemals über andere Materialien, wie Holz oder Metall nachgedacht?

Luke Hooper: Wir haben viele Materialen ausprobiert, doch mussten wir uns mit Plastik anfreunden, da wir die Produktionskosten niedrig halten wollten, um das Spiel zu einem günstigen Preis anbieten zu können. Dennoch denken wir darüber nach, eine limitierte Edition von High-End-Khet-Spielen zu veröffentlichen, die alle Features beinhalten, die wir ursprünglich für das Spiel geplant hatten und aufgrund des Kostenfaktors kürzen mussten. Diese Version wird mit einer Metallplatte daherkommen und soll auch als schicker Dekorartikel fungieren, wenn man nicht gerade damit spielt.

cliquenabend.de: Ein Brettspiel mit Laserfeuer ist richtiges Hightechspielzeug. Wie schwer war es die Technik in die Spielmechanik und das Brett selbst einzubauen?

Luke Hooper: Es war eine kleine Herausforderung, da es ein sehr einzigartiger Mechanismus mit vielen Möglichkeiten ist. Die erste Frage die wir üblich gestellt bekommen ist, warum gibt es keinen beweglichen Laser, oder größere Winkelvariationen? Während der Entwicklung haben wir uns zwei große Ziele hinsichtlich der Spielmechanik gesteckt:

1) Erstellt einfache Regeln, die binnen Minuten erlernt werden können.

2) Lasse das Spiel sowohl für Spieler als auch für Nichtspieler interessant sein.

Anders gesagt: Wir wollen niemanden mit zu komplexen Regeln abschrecken und ein Konzept bieten, dass jeder ausprobieren kann, ohne sich dabei vor Strategieexperten blöd fühlen zu müssen. Schön bei frühen Testläufen haben wir bemerkt, dass das Verfolgen, sogar von kurzen Laserstrecken, für Menschen ein Problem darstellen kann, die nicht technisch oder mechanisch angehaucht sind. Somit wollten wir diesen Teil so einfach wie möglich halten und dennoch viele strategische Mittel implementieren. So sind alle Spiegel in einem 45°ausgerichtet und sorgen dafür, dass die Laserstrahlen immer um 90° abgelenkt werden. Wir haben sprichwörtlich jeden das Spiel ausprobieren lassen, der bei uns rumlief: Egal ob Hausmeister, Sekretärin, Professoren oder Ingenieurstudenten, um sicherzustellen, dass das Spiel von jedem verstanden und gespielt werden kann. Das Ergebnis war überwältigend und trotz der einfachen Regeln gibt es eine sehr gute strategische Tiefe. Jeder ist der Annahme, dass man nach 20 Mal spielen das Konzept durchschaut hat und ein echter Meister ist. Doch es gibt immer wieder ein geschicktes Kontermanöver und der vermeintliche Meister sitzt wieder am Reisbrett. Wir haben sogar zahlreiche Computersimulationen laufen lassen, um dies zu versichern.

cliquenabend.de: Wie sah das Feedback der Brettspielfans aus?

Luke Hooper: Die ersten Erfahrungen, die wir mit dem Spiel gemacht haben waren fantastisch. Da keiner von uns ein wirklicher Spieler war und dies unser erster Versuch war ein Spiel zu entwickeln, wussten wir natürlich nicht, wie Khet bei Vielspielern ankommen würde. Wir haben viele Produkttests mit Leuten gemacht, die ursprünglich keine Spieler waren. Aufgrund der Erfahrungen die wir mit den Spielern gemacht haben, waren unsere Erwartungen sehr hoch und auch die Resonanz war bisher großartig.

cliquenabend.de: Muss im Dunkeln gespielt werden, um die Laserstahlen zu verfolgen oder sind diese zu jeder Zeit gut sichtbar?

Luke Hooper: Der Auftreffpunkt des Lasers ist zu jeder Tageszeit sichtbar, so müssen die Lichter nicht ausgeschaltet werden. Selbst die Figuren sind aus lichtdurchlässigem Plastik gefertigt worden, so dass sie das Licht reflektieren und einen Leuchteffekt haben. Dennoch gibt es viele Leute, die überrascht sind und sich wundern, warum man den eigentlichen Laserpfad nicht beobachten kann. Die hierfür benötigte Energie wäre aus gegebenen Sicherheitsgründen untragbar! Dennoch kann mit Rauch, Nebel, Dunst oder anderen Partikeln in der Luft der Laserstrahl bewundert und ein netter Effekt erzielt werden. Wir haben schon zahlreiche Male mit einer Nebelmaschine oder mit Trockeneis gespielt, was einen Effekt erzeugt, der einer fernen Zukunft nahe kommt oder einem Star Wars, oder Star Trek-Szenario gleich kommt.

cliquenabend.de: Ihr habt auch schon einige Erweiterungen im Angebot und in der Mache. Habt ihr viele Elemente der Spielmechanik verändert?

Luke Hooper: Eigentlich waren alle Erweiterungen schon für das ursprüngliche Spiel angedacht, doch konnten aufgrund von Kosten und Komplexität nicht eingefügt werden. Das Spiel war eigentlich mit diesen Elementen angedacht und sie fügen eindeutig viele neue strategische Möglichkeiten ins Spiel ein und erhöhen den „Wow“-Faktor von Khet. So gibt es beispielsweise weitere Ebenen oder die Möglichkeit den Laserstrahl aufzuteilen.

cliquenabend.de: Bald erscheint die neue Erweiterung Khet 3D. Kannst du uns hierzu mehr erzählen?

Luke Hooper: Wir arbeiten schon eine Weile an Khet 3D: Tower of Kadesh. Leider wird es nicht vor 2008 erscheinen, aufgrund von Produktionsverschiebungen. Es ist aber eine erstaunliche Erweiterungen, die eine komplett neue Ebene ins Spiel hinzufügt. Der Turm fügt nochmals ein 6x6 großes Feld mit integrierten Spielen ein, der den Laserstrahl von unten nach oben bringt. Die Regeln des Spiels bleiben gleich, doch die Figuren können nun auch auf den Turm klettern und wieder hinuntersteigen. Zusätzlich wird noch eine strategische Komponente hinzugefügt, da der Turm selbst bewegt werden oder sogar rotieren kann, wobei alle Figuren darauf sitzen bleiben. Die Erweiterungen macht aus dem Spiel einen echten Hingucker, so dass jeder der es sieht es anschauen muss, sobald Laserstrahlen gefeuert werden.

cliquenabend.de: Wie viele Exemplare des Spiels habt ihr bisher verkaufen können?

Luke Hooper: Zur Zeit haben wir etwa 70.000 Exemplare verkaufen können und wir hoffen die 100.000er-Marke während der Weihnachtssaison zu durchbrechen.

cliquenabend.de: Wie kann man als Europäer an das Spiel herankommen?

Luke Hooper: Tatsächlich haben wir das Spiel dieses Jahr in zahlreichen europäischen Ländern eingeführt:

- In England wird das Spiel von Hobbygames Inc. (www.hobbygames.com) distributiert und ist in zahlreichen Shops durch Firebox verfügbar.
- In Schweden und Skandinavien wird das Spiel von Engima Games distributiert.
- In den Niederlanden wird Khet von Productief BV distributiert.

Weitere Information hierzu erhält man von den jeweiligen Partnern.

cliquenabend.de: Welche anderen Spiele spielt ihr mit Freunden, außer euren eigenen Kreationen?

Luke Hooper: Es war ein großer Spaß in den Spielemarkt einzusteigen und einige großartige Designer zu treffen und zahlreiche Spiele auszuprobieren, die ich sonst nie gesehen hätte. Persönlich bin ich ein großer Pentago-Fan, da es sehr einfach zu verstehen ist und von neuen Spielern schnell erlernbar. Ansonsten gefällt mir die GIPF-Serie, obwohl es schwieriger ist Mitspieler zu finden. Zudem mag ich die typischen amerikanischen Klassiker wie Scrabble und Monopoly, welche ich früher mit meiner Familie gespielt habe und ich habe Spaß an allen möglichen Pokervarianten.

cliquenabend.de: Ihr habt ein spaßiges Video auf Youtube veröffentlicht, kannst du uns ein wenig mehr zur Produktion erzählen?

Luke Hooper: Danke! Wir haben die ganze Zeit über Witze gemacht ein Video zu drehen und dabei Laborzubehör zu missbrauchen. Letztendlich haben wir uns doch die Zeit dafür genommen. Es war unser erstes Video und wir waren überrascht wie lange es dauert drei Minuten spaßiges Videomaterial zu erstellen. Wir haben drei Tage lang acht Stunden gedreht und einige Stunden damit verbracht aufzuräumen (Wenn ihr das Video nicht gesehen habt: es flog Kuchen, Eier, Mehl und Wasser durch die Gegend und es wurde vielerlei angezündet). Die explodierenden Teile wurden mittels hochfrequenten Laserfeuer in die Luft gejagt. Mit etwa 70 Watt war der Laser etwa 150 Mal stärker als der Laser im Spiel. Doch die wirkliche Arbeit war das Schneiden, was etwa 50 Stunden in Anspruch genommen hat, mit zahlreichen Effekteinlagen mit Adobe After Effects. Seitdem habe ich großen Respekt vor Videoproduzenten, wenn man bedenkt wie lange man braucht bis man gute Einstellungen, Effektbearbeitung und Sounds und Inhalte bearbeitet hat.

cliquenabend.de: Habt ihr schon was für die Zukunft geplant? Was kannst du uns hier erzählen?

Luke Hooper: Ich werde oft gefragt was als nächstes kommt – das Lustige ist, dass alle drei von uns einige andere Projekte seit dem Spiel hatten, nur in verschiedenen Firmen.
Wie auch immer, ich habe während der letzten 2 Jahre an einem weiteren High-Tech-Spiel gearbeitet, bei dem wir hoffen es nächstes Jahr veröffentlichen zu können. Ich kann euch jetzt noch keine Details nennen, aber wir setzten wieder auf eine ganz neue High-Tech-Mechanik, weil Innovation das ist was das Design, Arbeit, Spaß und Interesse ausmacht.

cliquenabend.de: Gibt es noch irgendetwas, was Du unseren Lesern mitteilen möchtest?

Luke Hooper: Wir möchten immer jeden der eine besondere Idee hat, wie auch immer diese aussehen möchte, in der Spieleindustrie, oder einer anderen, dazu ermutigen dieser nachzugehen. Es kann überwältigend sein etwas aus dem Gedankengut zu nehmen, einen echten Prototyp zu basteln und in die Produktion zu schicken. Taten sind eine kraftvolle Macht und mit genug Drang und Eigeninitivative kann man die Details auf diesem Wege ausarbeiten.Der Schlüssel ist einfach nur damit anzufangen und nicht zu frustrieren, wenn Hindernissen den Weg blockieren. Wir haben einige Hürden bewältigen müssen während wir das Produkt entwickelten, produzierten und verkauften, doch wir hatten jede Menge Spaß und einige Erfahrungen im Spielgeschäft machen können. Wir freuen uns immer Ratschläge mit anderen Kollegen, Erfindern und Träumern zu teilen.

Das Interview wurde von Kevin Jensen für cliquenabend.de geführt.

Danke an Luke Hooper für die freundliche Unterstützung.
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