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Artikel vom 21.10.2007

Autor: Stefanie Mohr

Kategorie: Interviews
Umfang: 1 Seiten


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Interview mit dem Spiel des Jahres-Preisträger 2007 Michael Schacht



Wir haben uns mit dem Spiel des Jahres-Preisträger 2007 unterhalten und so erfahrt Ihr im aktuellen Interview, was hinter Zooloretto steckt, welche weiteren Spiele Michael Schacht in der Mache hat und noch einiges mehr.

cliquenabend.de: Hallo Herr Schacht, würden Sie sich unseren Lesern, die Sie eventuell noch nicht kennen, bitte kurz vorstellen?

Michael Schacht: Seit ca. 13 Jahren erfinde ich Gesellschaftsspiele. War es anfangs noch ein Hobby, so habe ich es erfreulicherweise seit 2 Jahren zu meinem Hauptberuf machen können.

cliquenabend.de: Welche Spiele haben Sie bisher entworfen und worum geht es da?

Michael Schacht: Rund 100 Veröffentlichungen sind über die Zeit zusammen gekommen. Bisher habe ich mich nicht auf ein Genre festgelegt, um mir eine gewisse Offenheit zu bewahren. So entwickle ich kleine wie große Spiele für alle Altersgruppen.
Dabei versuche ich stets bei möglichst leichtem Zugang mit einfachen Mitteln ein hohes Maß an Spaß und Spannung zu erreichen.

cliquenabend.de: Woher nehmen Sie die Ideen für immer neue Spielkonzepte?

Michael Schacht: Natürlich bin ich auch von meinen persönlichen Vorlieben gesteuert. Ein Spiel wie "Industria" entstammt meinem großen Interesse für Industriekultur. Letztlich versuche ich mich aber davon frei zu machen und in erster Linie Spiele zu machen, die anderen Freude bereiten. So beachte ich die aktuellen Entwicklungen, wie beispielsweise das Comeback des Tierparks als Freizeitspass und als Medienspektakel. Ich bin stets auf der Suche nach ungewöhnliche Mechanismen und lasse mir auch viel Raum für Experimente.

cliquenabend.de: Was ist es für ein Gefühl, das erste Mal ein Spiel des Jahres entwickelt zu haben?

Michael Schacht: :-)))))))))))))))

cliquenabend.de: Können Sie uns ein bisschen mehr über den Werdegang von Zooloretto erzählen, d.h. Wann haben Sie mit der Entwicklung angefangen, wie kamen Sie auf die Thematik und wie lange dauerte die Umsetzung?

Michael Schacht: Als ich den Vorgänger "Coloretto" entwickelte, kam ich zu der Einschätzung, dass das Spielkonzept eine höhere Komplexität nicht zulässt – das eben die angenehme Leichtigkeit verloren gehen würde. Und so ist "Coloretto" eben als "kleines" Kartenspiel erschienen. Oft lässt mich dann aber eine Idee nicht los. Letztes Jahr nahm ich mir dann vor, trotzdem etwas Richtung Brettspiel auszuprobieren. Das Thema fand sich relativ früh, passte sehr gut und als das Brettspiel letztlich fertig auf dem Tisch lag, funktionierte es - entgegen meiner ursprünglichen Einschätzung - überraschenderweise gut.
Nimmt man "Coloretto" und "Zooloretto" zusammen dauerte die Entwicklung vielleicht ein Jahr.

cliquenabend.de: Mit Coloretto haben Sie ein Kartenspiel mit ähnlicher Thematik behandelt, viele Leser fragen sich nun, ob Zooloretto eine Erweiterung des Konzepts ins Brettspielformat darstellt. Können Sie uns die beiden Spielkonzepte etwas näher bringen?

Michael Schacht: War "Coloretto" noch sehr geradlinig und auch ein wenig abstrakt, so ist "Zooloretto" sehr thematisch umgesetzt und bietet deutlich mehr Optionen. Für mich spiegelt es die Bedürfnisse einer Familie. Erwachsene müssen sich nicht langweilen, weil genügend taktischer Einfluss vorhanden ist. Kinder erkennen zwar noch nicht sofort alle Möglichkeiten, können aber problemlos das Spiel bis zu Ende spielen (ohne das sie verlieren müssen). In weiteren Partien können sie sich dann alle Finessen nach und nach erspielen. Es ist wie ein wirklicher Zoobesuch, bei dem jeder in der Familie auf seine Kosten kommt.

cliquenabend.de: Sie konzentrieren Sich hauptsächlich auf Brettspiele, haben aber auch schon einige Kartenspiele entwickelt. Wie groß ist der Unterschied zwischen der Konzipierung und Entwicklung eines Brettspiels im Vergleich mit einem Kartenspiel?

Michael Schacht: Eigentlich komme ich von den kleineren Spielen. Das ist möglicherweise ein Grund, warum meine Brettspiel oft sehr kompakt ausfallen. Allerdings halte ich dieses Konzept auch für sehr zeitgemäß.
Für mich sind die Unterschiede nicht so groß, viele kleine und nette Ideen tragen einfach kein großes Spiel.
Der zeitliche Faktor ist hingegen offensichtlich, Brettspiele entstehen oft über mehrere Jahre.
Daher ist es auch sehr wichtig schon frühzeitig zu erkennen, ob eine Brettspielidee auch wirklich genügend Potential hat, um ein gutes Spiel zu ergeben.

cliquenabend.de: Welche Vor- und Nachteile sehen Sie bei Brett- bzw. Kartenspielen?

Michael Schacht: Gesellschaftsspiele haben viele positive und reizvolle Eigenschaften vorzuweisen.
Eine Gefahr sehe ich jedoch in einer Annäherung an Computerspiele. Hier begibt man sich auf ein Terrain, auf dem das elektronische Medium sich einfach besser behaupten kann. Ich denke aber, solange Autoren und Verlage sich also auf Kernwerte wie "Kommunikation" oder "Interaktion" konzentrieren, wird sich das Gesellschaftspiel behaupten können.

cliquenabend.de: Bei welchem Spiel hätten Sie sich gewünscht, dass Sie selbst am Werk gewesen wären und warum?

Michael Schacht: Ich hätte beispielsweise gerne "Verflixxt" von Wolfgang Kramer/Ravensburger erfunden. Abgesehen von der bewundernswerten Einfachheit ist es für mich das ideale Spiel, um Interessierte an die Welt der Spiele heranzuführen. Und das halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben der Autoren und Verlage. Denn nur so kann man eine lebendige Spieleszene erhalten, die sich nicht nur um sich selbst dreht.

cliquenabend.de: Was ist, abgesehen von Ihren eigenen Werken, derzeit Ihr privates Lieblingsspiel und warum?

Michael Schacht: Seit Jahren haben wir regelmäßig "Kakerlakenpoker" auf dem Tisch. Ein sehr amüsantes Spiel für den krönenden Abschluss eines Spieleabends. Hier kommen die kommunikativen Stärken des Gesellschaftsspiel voll zum Tragen.

cliquenabend.de: Was können wir in Zukunft von Ihnen erwarten, haben Sie nach Ihren Herbst-Neuheiten schon weitere Konzepte in der Hinterhand?

Michael Schacht: Als Spielerautor arbeitet man wie in einer zeitversetzten Parallelwelt. Nimmt ein Verlag ein Spiel unter Vertrag, dauert es in der Regel ein bis zwei Jahre bis zur Veröffentlichung.
Erscheint nun als Herbstneuheit 2007 beispielsweise das 2005 entwickelte Brettspiel "Patrizier", so beschäftige ich mich jetzt mit Spielideen die frühestens im Herbst 2008 erscheinen könnten. Denn bei den Verlagen sind für 2008 die Frühjahrs- und teilweise auch die Herbstneuheiten bereits festgelegt.
Im Frühjahr wird es voraussichtlich etwas für "Zooloretto" geben und ein schönes Zweierspiel als erste gemeinsame Arbeit mit Roman Pelek.

cliquenabend.de: Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Michael Schacht: Es gibt einen klaren Trend zum komplexen Spiel - was ich als Spieler auch sehr begrüße.
Ich würde mich aber freuen, wenn mehr Autoren auch wieder einfachere Spiele entwickeln würden und somit die Vielfalt des Kulturgut Spiels sichern würden.

Das Interview wurde von Stefanie Mohr und Kevin Jensen für cliquenabend.de geführt.

Vielen Dank an Michael Schacht für die freundliche Unterstützung.
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