Weitere Details und Ersteindruck zu Lost Lights von Board Game Circus
Bereits im August haben wir über das Zwei-Personen-Spiel Lost Lights vom deutschen Verlag Board Game Circus berichtet. In Lost Lights befinden sich die beiden Spieler*innen in der Welt von Amanaar. Diese ist umgeben von Kristallsplittern, welche wie kleine Monde um die Welt kreisen und die die Bewohner als magische Energiequelle nutzen. Eines Tages wird diese Energie jedoch von etwas Unbekanntem absorbiert, welches sich im Nebel versteckt. Amanaar ist bedroht, doch statt gemeinsam dagegen vorzugehen, bekämpfen sich die einheimischen Wesen, um die Magie für sich zu sichern.
In diesem Spiel kämpfen zwei Spielerinnen oder Spieler um die Kontrolle über die Regionen von Amanaar mit Hilfe ihrer tierischen Charaktere. Beide bekommen jeweils 10 der insgesamt 27 individuellen Charakterkarten.
Am Zug spielt eine Person eine dieser Karten aus und kann dann Aktionen im Wert der Aktionspunkte auf der Karte ausführen. So kann man zum Beispiel neue Kristalle einsetzen, um die Kontrolle in einem Gebiet zu erhöhen oder bereits vorhandene bewegen und sich so weiter in den jeweils drei Gebieten der drei Regionen ausbreiten. Treffen in einem Gebiert beide Mitspielenden aufeinander, wird gekämpft. Geheim wird ein Charakter der eigenen Handkarten als Anführer ausgewählt und dessen spezielle Fähigkeit für den Kampf genutzt. Anschließend wird jeweils die eigene Kampfstärke bestehend aus dem Kampfwert der Karte, dem im Gebiert befindlichen eigenen Kristallen und dem besten Würfelergebnis eines der geworfenen Würfel, deren Anzahl identisch zu der Anzahl an eigenen Kristallen im umkämpften Gebiet ist, summiert und mit der anderen Person verglichen. Wer verliert muss die eigenen Kristalle aus dem Bereich entfernen, wer gewinnt kontroliiert diesen. Wenn eine Person am Ende eines Kampfes keine Kristalle mehr auf der gesamten Karte hat, endet das Spiel sofort. Ansonsten endet die Partie, wenn alle 20 Karten ausgespielt wurden. Im diesem Fall werden die Punkte für die jeweiligen Bereiche addiert (ein Punkt für jeden Kristall auf dem Plan, beziehungsweise zwei für jeden Kristall in einer der drei Regionen, sofern man die meisten Gebiete der jeweiligen Region kontrolliert) und wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Wer jetzt noch einen kleinen visuellen Einblick braucht, der kann sich hier ein englischsprachiges Video von Be Bold Games anschauen, wobei der Hinweis erlaubt sei, dass die Regeln noch nicht ganz final sind. So platziert inzwischen der/die Startspieler*in zu Beginn nur zwei Kristalle und die andere Person drei und auch die Karten sehen inzwischen etwas anders aus, was die Informationen auf ihnen betrifft. Auch grafisch hat sich noch ein bißchen getan.
Ich konnte heute dankenswerter Weise zwei digitale Partien gegen den zuständigen Redakteur und ehemaligen Beeple-Kollegen Dirk Huesmann (aka Würfelmagier) bestreiten. Zumindest über meine Leistung in der Erstpartie legen wir lieber den Mantel des Schweigens, die Zweitpartie lief dann mit etwas Glück schon deutlich besser. In den beiden Partien konnte ich schon einen ganz guten Eindruck der 27 individuellen Karten mit unterschiedlichen Funktionen gewinnen, werden doch immer bis zu 20 Karten in einer Partie ausgespielt - es sei denn man verliert eine Partie vorzeitig, wenn man auf dem Spielbrett nicht mehr mit eigenen Kristallen vertreten ist (soviel nun doch zur Erstpartie...). Natürlich reichen diese beiden Duelle aber bei weitem nicht aus, um die verschiedenen Strategien und Wechselwirkungen der Sonderfähigkeiten der Karten zu durchdringen, weshalb ich nur einen Ersteindruck schildern kann.
Dieser ist richtig positv. Gerade bei Zwei-Personen-Spielen ist es für mich persönlich wichtig, dass sie leicht zu verstehen, einigermaßen zügig gespielt und vor allem konfrontativ sind. Alle drei Punkte erfüllt Lost Lights grandios. So ist ein reines Bewegen und Ausbreiten auf dem Plan quasi ausgeschlossen und Kämpfe unausweichlich. Diese sind schnell ausgeführt und die unterschiedlichen Kampfwerte werden durch die individuellen Karteneffekte regelmäßig egalisiert oder auf den Kopf gestellt. Die Effekte werden grundsätzlich gleichzeitig ausgeführt, es gibt aber auch Karten, die bevorzugt und damit zuerst abgehandelt werden. Im Zweifel hat hier die angreifende Person den Vorteil - sozusagen als Hinterhalt oder Überraschungsangriff. Die verteidigende Person hingegen hat bei einigen Effekten und im Falle eines Gleichstands im Kampf den Vorteil. Da alle Karten sowohl für die Bewegung als auch für den Kampf genutzt werden können, gibt es auch ein echtes Dilemma, wann man welche Karte spielt und ob man vielleicht einen tollen Karteneffekt opfern muss, um sich in den Gebieten zu verstärken oder zu bewegen. Durch den beim Kampf grundsätzlich stattfindenen Würfelwürf können einige Duelle mit etwas Glück nochmal gedreht werden, sodass auch eine Glückskomponente im Spiel enthalten ist, die sich aber nicht in den Vordergrund drängt und eher die Anzahl an Unentschieden weiter minimieren kann. Nicht selten kommt es zu emotionalen Ausrufen oder kleinen Flüchen in Richtung der anderen Tischseite, wenn eine starke Karte durch den Effekt der gegnerischen Karte einfach mal ausgehebelt wird und einem mit einer vom Wert her schwachen Karte dank des Karteneffekts ein kleiner Coup gelingt. Davon leben konfrontative Spiele und in unseren Partien konnte Dirk mehrfach froh sein, dass wir uns nur digital begegnet sind, ansonsten hätte ich..... Das bleibt besser seiner und eurer Phantasie überlassen.
Kurz gesagt: Ich freue mich auf das fertige Spiel im kommenden Jahr. Am Regelwerk ist nicht mehr viel zu machen und nur eine Regelfrage kam im Spiel auf, die auch direkt gelöst worden ist.
Erscheinen soll Lost Lights im Frühjahr/Sommer 2021 - der genaue Termin steht noch nicht fest - und natürlich werden wir uns auch die endgültige Version noch einmal genauer für euch ansehen. Für Fans von konfrontativen Zwei-Personen-Spielen, die schnell gespielt sind und regelmäßig zu einer Revanche einladen, kann ich es aber jetzt schon absolut empfehlen. Und gerade wenn auch im kommenden Jahr die Spielegruppen immer mal wieder kleiner als geplant ausfallen sollten, ist es eine kurzweilige Alternative und damit einen Blick wert. So sehr ich auch große und komplexe Spiele mag: man sollte auch kleineren Titeln als Vielspieler*in durchaus eine Chance geben.
Quelle: Board Game Circus