Deep Fritz gewinnt gegen Wladimir Kramnik
Im Schach gibt es schon seit Jahren immer wieder Events wo die aktuellsten Computerprogramme gegen menschliche Spielmeister antreten. Vielleicht war es diesesmal tatsächlich die letzte halbwegs offenen Schachpartie zwischen Mensch und Maschine. Wladimir Kramnik ist der amtierende Weltmeister aus Russland. Er musste sich nun doch der künstlichen Intelligenz von „Deep Fritz“ geschlagen geben und verlor das Spiel. In den sechs Aufeinandertreffen der beiden Strategen konnte er immerhin vier Remis (Untentschieden) heraus holen. Das Schachspektakel lenkte die Blicke vieler Interessierter nicht nur nach Bonn, wo das Duell ausgetragen wurde, sondern auch auf das Spiel an sich. Nun ist die Frage ob ein solches Ereignis wieder Interesse an dem uralten Brettspiel wecken kann? Rund zehn Millionen Menschen aus aller Welt richteten ihre Augen auf den Verlauf der Partien auf ihren heimischen Computerbildschirmen. Großmeister Klaus Bischoff will diese Zahlen nicht überbewerten: „Es hat sich herauskristallisiert, wieviel Interesse am Schach schon da ist. Das ist vielleicht größer als bisher angenommen.“ Dass jetzt ein Boom ausbricht, glaubt er allerdings nicht: „Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich glaube nicht, dass sich nach dieser Veranstaltung jemand ein Anfängerbuch kauft und mit Schachspielen beginnt.“ Wenig optimistisch verfolgt der Internationale Großmeister Jörg Hickl die Entwicklung. Der Deutsche Meister von 1998, der in den 90er Jahren für die SG Köln-Porz in der Schach-Bundesliga spielte, glaubt: „Das Schach wird auf Dauer schlechter.“ Das Problem sieht er darin, dass sich Schachprogramme für den Computer verkaufen wie geschnitten Brot, der Mensch aber vom Computer eigentlich nicht lernen kann - die Herangehensweise sei eine völlig andere. Der Computer prüft in jeder Sekunde bis zu zehn Millionen mögliche Züge. Er rechnet stoisch jede „denkbare“ Variante durch, während der Mensch sein Grübeln auf einige wenige sinnvolle Alternativen konzentriert. Der Mensch, so Hickl, würde aufgrund seiner Erfahrung und Intuition „von Haus aus nicht mit einem offenen, also nicht gedeckten König spielen“. Der Computer würde das eiskalt tun - ohne mit der Wimper zu zucken, wenn er denn eine hätte. Er wundere sich, so Hickl, wie oft selbst erfahrene Spieler heute argumentierten: „Fritz sagt aber das und das.“ Klaus Bischoff, deutscher Rekordsieger bei den nationalen Blitzmeisterschaften, sieht das anders: „Man kann auf jeden Fall vom Spiel gegen den Computer profitieren. Deep Fritz machte einige Züge, die hätte ich nicht einmal angedacht. Man lernt also schon mal: Man soll unvoreingenommen sein.“ Über gute Schachbücher, fügt Bischoff dann hinzu, „geht aber nichts.“
Quelle: Rundschau Online