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Der kleine Prinz und wir SPIELER!

allgemein   |   Do. 07.10.2010, 11:26 Uhr   |   Smuker   |   Kommentare (1)   |   Bookmark and Share

Das bekannte Werk "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry, der es sowohl geschrieben und illustriert hat verfolgt mich bis heute. Ich fand die Geschichte als Kind faszinierend und witzigerweise fühle ich mich heutzutage ab und an genauso wie der Erzähler in der Geschichte. Wer die Geschichte nicht kennt. Am Anfang beginnt das Buch mit einem Bild. Der Erzähler zeigt es Erwachsenen und fragt ob sie davor Angst haben. Diese wundern sich immer warum sie vor einem Hut Angst haben sollten? Tja nur hat der Junge kein Hut gemalt sondern eine Schlange die einen Elefanten verdaut. Diesen Test behält er auch noch als Erwachsener bei und zeigt das Bild anderen Erwachsenen um zu wissen wie er mit ihnen reden soll. Wenn sie einen Hut erkennen, dann redet er mit Ihnen über das Wetter, über Golf, etc. In der Sahara, wo er mit seinem Flugzeug abstürzt, trifft er einen jungen Prinzen, der das Bild sogleich erkennt. So weiß er, dass er mit ihm endlich über seine Gedanken sprechen kann, da sie auf der selben Wellenlänge sind... Das Ganze kommt in meinem Umfeld auch recht häufig vor, gerade wenn es um ausgeflippte Hobbys/Interessenbereiche bei Erwachsene geht (in meinem Fall oft bei Zauberei, Comics und natürlich Gesellschaftsspielen). Erwachsene haben den Drang so zu tun, als ob sie Ahnung hätten und bilden Assoziationen. Dies führt immer wieder zu den gleichen Sätzen und Fragen. Bei der Zauberei: "Du zauberst? Wie David Copperfield?" Bei Comics: "Du liest Comics? Wie Micky Maus?" Bei Spielen: "Du spielst Gesellschaftsspiele? Wie Monopoly und Schach? Hier hat man nun die Wahl, geht man darauf ein oder nicht. Ich persönlich teile meinem Gegenüber dann immer gerne mit, dass das was er genannt hat zwar in die gleiche Kategorie fällt, aber nicht gerade vergleichbar ist. Natürlich ist David Copperfield ein Zauberer, aber er macht eine ganz bestimmte Sparte der Zauberei. Das es in der Zauberei Sparten gibt (Close-Up, Stand-Up, Mentalmagie, Großillustion, Kartenzauberei, Münzzauberei, Seilzauberei, Kinderzauberei, usw.) ist den Leuten nicht bewusst. Sie kennen nur ein Bild und dies ist in dem Fall ihre Ansicht für die Zauberei. Bei Comics ist dies nicht anders. Beschäftigt man sich nicht damit, sind Begriffe wie Manga, Graphic Novel, etc. nicht bekannt. So werden Dinge aus dem Fernsehen oder seiner Kindheit damit verbunden. Dass der Comic aber eine verbreitete Kunstform ist und dass es im Comicbereich durchaus auch viel Ernstes und Erwachsenes gibt, wird so nicht weitergetragen. Tja und bei Spielen brauche ich euch ja nicht viel zu sagen, oder? Klar, der Otto-Normalverbraucher denkt sofort an Monopoly, Schach und Mensch ärger dich nicht, eventuell noch an Risiko. Situationen gibt es da unglaublich viele. Eine der schlimmsten/witzigsten an die ich mich erinnere ist Essen. Wir waren wie jedes Jahr mit unserer Gruppe bei unserem Lieblingsitaliener vor Ort. Am Tisch sitzen wir und unterhalten uns. Da spricht uns jemand vom Nachbartisch an. Gast: "Was seid ihr denn? Ein Bowlingclub?" Smuker: "He? Wie kommen sie darauf?" Gast: "Na eure Shirts, alle gleich." Smuker: "Achsoh... lächel. Nein wir haben eine Webseite und gehören alle zur Redaktion." Gast: "Ah ihr schreibt also. Über was?" Smuker: "Über Gesellschaftsspiele" Gast: "Aja, und was macht ihr hier?" Smuker: "Naja, hier ist aktuell die größte Spielmesse und da sind wir natürlich vor Ort, berichten über alles und schauen uns die Neuheiten an. Sie sollten auch mal da vorbei schauen." Gast: "Ihr spielt also öfter?" Smuker: "Ja könnte man sagen." Gast: "und spielt dann mehrmals die Woche - Mensch ärger dich nicht?" äh.... hier hab ich dann kurz noch erläutert, dass dem nicht so ist. Aber das Interesse beim Gast war eigentlich erloschen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie Erwachsene sich mehrmals in der Woche treffen und dann "Mensch ärger dich nicht" (MÄDN) spielen. Diese Assoziation ist natürlich verständlich, immerhin gehört MÄDN wohl zu den bekanntesten Spielen überhaupt. Jeder Haushalt in Deutschland hat 100% irgendwo mindestens eins stehen. Als Kind ist dies meistens der optimale Einstieg und es befindet sich in so gut wie jeder Spielesammlungen (zusammen mit Schach, Mühle, dem Leiterspiel, etc.) die man im Geschäft kaufen kann. Dieser Bekanntheitsgrad ist natürlich gut, sorgt aber auch dafür, dass wir als SPIELER grundsätzlich immer erstmal auf dieses Spiel begrenzt werden. Da kommen dann Sätze wie: „Mir hat ja Schach noch nie gefallen, aber sie gehen darin ja wohl auf, wie oft spielen sie es?“ Sowas ist ja die ersten paar Mal ganz witzig, aber nach 1000 weiteren Fällen, ist es dann doch eigentlich etwas traurig. Immerhin sagt uns ja die Häufigkeit mit der solche Fragen kommen, dass doch noch viel zu viele Menschen in Deutschland kein Interesse an Gesellschaftsspielen haben. Dies liegt manchmal sicherlich daran, dass derjenige kein Spieler ist, aber viel zu oft liegt es daran, dass Spielen als „Zeitvertreib für Kinder“ angesehen wird. Den Leuten ist nicht bewusst, dass es eine unglaubliche Vielfalt gibt, sowohl bei Spielarten als auch den Verlagen… Deswegen nehme ich mir auch jedes mal die Zeit und versuche es meinem Gegenüber begreiflich zu machen, dass sich hinter den Spielen die er kennt noch ein ganz großes Universum befindet. Es lohnt sich dieses Universum zu erkunden…. Ob sich derjenige dann nach 1-2 Wochen jedoch wirklich noch an das Gespräch erinnert und meinen Rat befolgt ist wieder eine andere Sache…. Trotzdem lohnt sich der Kampf, denn sonst wird unsere Szene mit der Zeit immer kleiner und kleiner und das wäre wirklich ein Verlust. Also heißt es weiterhin für alle Spieler dort draußen tapfer sein, sich nicht unterkriegen lassen und sich freuen, wenn ihr wieder mal einen Menschen auf den Geschmack für unser aller Hobby gebracht habt. Achjah und falls der ein oder andere noch nicht "Der kleine Prinz" gelesen haben sollte, schaut es euch an, es lohnt sich...


Quelle:  Bilderquelle: Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“

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1 Kommentare

Tom13 (Tom Hammer) , 07.10.2010, 18:29 Uhr
Ein sehr schönes und emotionales aber auch recht schwermütiges Statement zur (Nicht-)Spieleszene! Die genannten Erfahrungen konnte wohl jeder von uns "Spielern" in der einen oder anderen Form selbst machen. Die Assoziation mit der Textpassage aus dem "Kleinen Prinzen" ist wirklich erstaunlich treffend!

Vielleicht bräuchten wir auch eine Grafik einer geschlossenen und offenen Spiele-Schachtel (nicht MÄDN oder Monopoly), mit der wir unsere Gegenüber konfrontieren... bevor wir ein Gespräch beginnen. ;)
Noch effektiver wäre evtl. ein markanter Pöppel aus einem markanten Spiel (ein Agricola-Schweinchen, StoneAge-Männchen oder soager "nur" der inzwischen berühmte Meeple): "Was sagt Dir dieses Stückchen Holz?"...

Grüße,
Tom

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