Spielwarenbranche trotzt der Krise
News: "Wenn ein Wirtschaftszweig in den Wochen vor Weihnachten ein Drittel seines Jahresumsatzes macht, könnte dort wegen der hereinstürzenden Rezession jetzt Angst und Schrecken herrschen. Ausgerechnet die Spielzeugbranche ist es aber, die der Krise trotzt. „Es gibt keinen Einbruch“, stellt Werner Lenzner vom Nürnberger Marktforscher Eurotoys für den heimischen Markt klar. Wenn die nächsten Wochen keine Katastrophen bringen, seien Umsätze auf Vorjahresniveau wahrscheinlich. Auch Händler und Hersteller vertrauen darauf, dass Konsumenten bei Spielzeugkäufen die Spendierhosen anhaben. Die Branche ist krisensicher, meint der Chef des Verbands der Spielwareneinzelhändler, Willy Fischel. „Kein Kind würde verstehen, wenn wegen der Finanzkrise Weihnachten ausfiele“, stellt er klar. Außerdem sei die Stimmung der Kundschaft vielerorts ohnehin besser als mancher glaube. Sinkende Energiepreise und Inflationsraten entlasten den Geldbeutel. Und an Kindern werde stets zuletzt gespart, ergänzt Lenzner. Positiv für die Branche ist auch, dass Eltern immer später Kinder bekommen und wirtschaftlich tendenziell besser gestellt sind. Qualität steht beim Kauf damit im Vordergrund. „Im Rest der Welt ist Spielzeug ein Gebrauchsgut mit dem Hang zum Wegwerfartikel, in Deutschland dagegen Kulturgut“, bringt es der Geschäftsführer des Herstellerverbands DVSI, Volker Schmid, auf den Punkt. Mehr Beschäftigte in Spielebranche! Vom steigenden Qualitätsbewusstsein profitieren zunehmend heimische Hersteller. In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der in der Branche Beschäftigten trotz Dominanz von Spielzeugfirmen aus China wieder um ein Zehntel auf über 11.000 gestiegen. Die heimische Produktion hat parallel dazu um per annum gut sechs Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro zugelegt. In China hat als Folge der vorjährigen Skandale um gefährliches Spielzeug dagegen das große Sterben eingesetzt. Seit Anfang des Jahres wurden dort über 3.600 Spielzeugfabriken geschlossen, schätzen Experten. Das sei etwa die Hälfte aller Betriebe. Dennoch dominiert das Land den globalen Spielzeugmarkt mit einem Anteil von 85 Prozent weiter unangefochten. Gefragt sind dieses Jahr vor allem Videospiele und Konsolen wie Nintendo DS oder Wii, mit denen heute alle Generationen spielen. Bis zu 40 Prozent Verkaufsplus auf gut 1,6 Milliarden Euro sagt Lenzner dieser Kategorie voraus. Klassische Spielwaren dürften 2008 auf konstant 2,2 Milliarden Euro Handelsumsatz kommen. Gut verkauft sich auch hier, was Elektronik beinhaltet, um die Puppe zum Sprechen oder den Plüschhund zum Jaulen zu bringen. Gefragt sind auch Hubschrauber und Lernspielzeug. Tiefer als im Vorjahr brauchen Konsumenten dafür nicht in die Tasche zu greifen, sagen Händler wie Hersteller und versprechen stabile Preise. Ansonsten vertraut die Branche und wohl auch ihre Hauptkundschaft unter 14 Jahren darauf, dass jedes Kind, wie von Forschern ermittelt, zum Fest mit Geschenken im Wert von durchschnittlich 240 Euro bedacht wird."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger