„Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde.“
Wer den Namen George A. Romero hört und ein wenig im Filmgeschäft bewandert ist, wird sofort an wahrlos umherwandernde Untote denken, die auf der Suche nach frischen Menschengehirnen sind, um sich daran zu laben. Als im Jahre 1968 - „Die Nacht der lebenden Toten“ erschien, stieß der Film auf gemischte Gefühle. Blankes Entsetzen auf der einen Seite, was vielerorts zur Zensur führte und auf der anderen Seite wurde der Streifen als „Meilenstein des amerikanischen Films“ betitelt - mit dem Vermerk, dass er nicht für jeden Geschmack geeignet sei. Indessen haben Romeros Zelluloidwerke sich zum Kult in der Horrorszene avanciert, wurden im Laufe der Jahre wieder vom Index genommen und erfreuen sich einer respektablen Fangemeinde.
Einige dieser Sympathisanten des geistlosen Gemetzels haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema der wandelnden Toten aufs Spielbrett zu bannen. In diesem Zusammenhang sollten die Amerikaner Todd A. Breitenstein, Kerry Breitenstein, Mark Bordenet, Darin Hiner und der Illustrator Dave Aikins namentlich erwähnt werden. Hierzulande hat sich Pegasus Spiele die Veröffentlichungsrechte zum Titel gekrallt und will nach dem Siegeszug von „Munchkin“ bei den Rollenspielern, nun auch Einzug bei den Zombie-Fans halten. Wir haben uns ins Getümmel gestürzt und versucht unbemerkt an den entseelten Leichen vorbei zu schleichen. Mit Erfolg?
„Es werden immer mehr!“
Es könnte ein Szenario aus Filmen wie Resident Evil oder dem Steven King Buch „Puls“ sein, denn die Spieler befinden sich urplötzlich inmitten einer menschenleeren Stadt und müssen sich durch eine Horde wild gewordener Zombies, den Weg in die Freiheit schießen. Das Spielziel ist denkbar einfach: Wer als erster 25 Untote erledigt oder sich zum Hubschrauberlandeplatz vorkämpft, gewinnt.
Was einfach klingt, kann sich aber ganz schnell zu einem amüsanten und ausgedehnten Abend entwickeln. Nach dem Carcasonne-Prinzip hat man es nämlich bei Zombies!!! mit einem flexiblen Spielbrett zu tun, welches sich Runde für Runde aufbaut. Erst bei der letzten, der insgesamt 30 Spielfeldkarten, die platziert wird, handelt es sich um den Hoffnungsschimmer am Horizont, dem Zielfeld. Bis man dort angelangt ist, wartet jedoch noch eine lange und beschwerliche Reise auf die Spieler. Maximal sechs an der Zahl streiten sich um den Titel des großen Zombieschlächters.
Das Spiel beginnt am Rathaus. Hier versammeln sich alle Flüchtlinge, ausgestattet mit je drei Lebenspunkten sowie drei Mal Munition zum Nachladen und warten darauf, dass die große Zombieschlacht beginnt. Wie üblich ist das Spiel in verschiedene Phasen unterteilt, die nach und nach durchgeführt werden. Der Startspieler beginnt, zieht die erste Feldkarte und pusselt diese an die Rathauskreuzung. Es gibt verschiedene Gebäudearten und Weggabelungen die nach und nach aus den kleinen Straßen eine richtige Stadt werden lassen. Nach dem Setzen, heißt es laufen. Wurde ein Gebäude gesetzt, so befinden sich hier auch im Normalfall jede Menge hungrige Zombies darin, die alsbald auf die Straße tappen werden. Der Clou an den Gebäuden ist, dass man dort neben den Untoten auch neu Munition und Lebensenergie finden kann. Auch viele der Sonderkarten, von denen man zu Beginn des Spiels drei auf der Hand hat, können erst in Gebäuden aktiviert werden, weil man erst dort die entsprechenden Waffen finden kann.
"Sie ist ganz kalt." - "Ist das ein gutes Zeichen?"
So muss man beispielsweise die Kettensäge aus dem Gartencenter holen, die Handgranate im Army-Shop einsammeln oder sich die Axt bei der Feuerwache krallen. Diese Objekte bringen meist direkte Vorteile auf dem Spielfeld. So kann man schneller Laufen, kräftiger zuschlagen oder hält mehr aus. Genau diese Attribute sind im Kampf gegen die Zombies extrem nützlich. Denn in der zweiten Phase heißt es flüchten. Auf dem Weg zum Hubschrauberlandeplatz wird man so einigen Zombies gegenüberstehen und alle die den Weg kreuzen muss der tapfere Recke auch kalt machen.
Kämpfe werden durch reines Würfelglück entschieden. Wenn man es schafft eine 4 bis 6 zu würfeln, kann die gegnerische Wanderleiche endlich Frieden finden und man fügt, diesen seiner persönlichen Sammlung hinzu. Denn das Alternativziel, 25 Zombies einzusammeln, kann mit etwas Glück auch erreicht werden. An dieser Stelle müssen wir jedoch vorgewarnen, denn wenn man eine 1 - 3 würfelt, muss ein Lebenspunkt abgegeben werden, außer man hat genug Munition, um die Würfelzahl entsprechend zu modifizieren. Mit drei Munitionplättchen kann man beispielsweise eine Eins auf eine Vier aufrunden, etc. Sollte man sterben, so landet man wieder auf dem Rathausplatz. Der Vorteil: jede Wiedergeburt beinhaltet auch drei neue Lebens- und drei neue Munitionsplättchen. Blöd nur, dass man die Hälfte seiner erlegten Zobmies — aufgerundet natürlich, beim Weg über den Jordan und zurück verliert.
In der dritten Phase können Ereigniskarten nach gezogen werden. Immer, bis man wieder drei auf der Hand hat. Pro Runde ist es möglich mit einer dieser Sonderkarten entweder sich selbst zu helfen oder seinen Mitstreitern eines auszuwischen. Denn man sollte immer bedenken: nur lebend kann man sich neue Freunde suchen und überleben wird nur einer. So sorgt beispielsweise ein Gehirnkrampf dafür, dass ein Mitspieler sich nicht so bewegen darf, wie er es möchte, sondern wie es der Nutzer der Sonderkarte will. Sollte er dann in eine Horde Zombies gelenkt werden, so kann diese Art von Kanonenfutter sehr praktisch sein, um die Straßen freizuräumen. Nach der eigenen Bewegungsphase, darf erneut gewürfelt werden, um die entsprechende Anzahl an Untoten auf den Straßen zu bewegen. Es sollte klar sein, dass man hier seinen Mitspielern diese als Hindernisse in den Weg stellen sollte, denn hier herrscht das Recht des Stärkeren.
In der letzten Phase dürfen unerwünschte Ereigniskarte abgeworfen werden. Das beendet den eigenen Zug und der nächste Spieler ist an der Reihe.
"In die Richtung würd ich nicht gehen."
Nach und nach kommen neue Gebäude, Waffen und Zombies ins Spiel und das Massaker kann beginnen. Je nachdem wie gemein die Mitspieler auf dem Feld sind, kann sich das Spiel richtig in die Länge ziehen, denn die Sonderkarten können ganz spontan für eine 360°-Wendung des Spielgeschehens sorgen.
Manchem Spieler wird diese Wendung aber auf den Geist gehen, denn oftmals ist das Ende des Spiels nicht in Sicht und die angegebene Spielzeit von 90 Minuten kann grade mit vielen Spielern leicht überschritten werden. Natürlich gibt es Alternativen, die Spielzeit zu verkürzen, indem man beispielsweise das Metzellimit von 25 auf eine geringere Zahl senkt, oder auch sonst seinen Ideen freien Lauf lässt.
Strategie:
Hier kann sich jeder seine eigene Strategie ausdenken. Entweder man geht direkt in die Offensive, greift alle Zombies an, die nicht Niet- und Nagelfest sind und hofft das Limit von 25 Untoten zu überschreiten oder man spielt einen auf feiges Würstchen und versucht sich klammheimlich zum Hubschrauberlandeplatz zu schleichen. Doch eines kann gesagt sein, wer nicht die richtigen Aktionskarten auf der Hand hat wird hier und da schnell scheitern, wenn die Taktik nicht flexibel genug ist. Wenn man spontan von 10 Zombies umzingelt ist und keine Ausweichmittel hat, kann das mit ein wenig Pech zum schnellen Tode führen.
Interaktion:
Die Kommunikation und Interaktion unter den Spielern und auf dem Spielfeld ist recht groß. Jeder versucht, dem Gegenüber eines auszuwischen, Zombies in den Weg zu stellen und selbst möglichst gut da zu stehen. Bündnisse können geschlossen und Feinde erklärt werden. So gewinnt das Spiel noch ein wenig an Würze. Ein direkter Handel von Ereigniskarten ist aber nicht möglich.
Glück:
Lass die Würfel rollen. Nicht nur das jeder Zombie vom sechseckigen Glücksfaktor niedergestreckt wird, auch die besagten Sonderkarten haben je nachdem schwächere oder stärkere Effekte. Der Pechvogel wird also bei diesem Spiel oft fluchen.
Packungsinhalt:
Für seine rund 20€ bekommt man einiges geboten. Insgesamt 100 mausgraue Zombiefiguren werden mitgeliefert, 30 Feldkarten, 50 Ereigniskarten, 6 Spielfiguren, zwei farbige Würfel und zahlreiche Lebens- und Munitionsplättchen. Richtige Zombiefans werden es sich sogar nicht nehmen lassen, die Figuren mit etwas Farbe zu bepinseln und somit den Flair des Spiels stark zu steigern. Sowohl die Spielfeldkarten, als auch die Sonderkarten sind recht ordentlich gezeichnet und gerade die Sonderkarten kommen nicht ohne Gore und Grusel aus. Horrorfans werden sich heimisch fühlen.
Spaß: