Sankt Petersburg (Neue Edition)
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2014
Anzahl der Spieler:
2 bis 5 Spieler
Spielzeit:
60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
9/10 bei 1 Bewertungen
Video: Essen 2014: Vorstellung "Neuauflage" Sankt Petersburg (Hans im Glück)
Essen 2014: Vorstellung "Neuauflage" Sankt Petersburg (Hans im Glück) from Cliquenabend on Vimeo.
Vorwort
„Stell dir vor, du kannst eine Stadt gründen und nach deinem Willen formen. Im Jahre 1703 hat Zar Peter der Große begonnen, Sankt Petersburg aus dem Nichts zu erschaffen. Mit dieser Neuauflage eines echten Klassikers kannst du versuchen, die Gründung von einer der schönsten Städte Russlands nachzuspielen.“
Mit diesen Worten präsentierte man das Projekt bei der Spieleschmiede im Jahr 2014.
Ich selbst war begeistert von diesem Projekt, besitze ich doch die alte Auflage samt Erweiterungen aus dem Jahr 2004 und wünschte mir schon lange eine Überarbeitung.
Zudem hat das Spiel mit dem Deutschen Spielepreis 2004 und dem International Gamers Award, um nur zwei Preise zu nennen, damals wie heute immer noch viel Erfolg.
Doch was störte mich persönlich an der alten Auflage?
Ganz einfach, es war insbesondere die Grafik, so dass ich auch nicht lange fackelte und gleich nach Startschuss das Projekt als Spieleschmied unterstützte.
Doch bevor der eine oder andere vielleicht gleich nach unten scrollt zu meinem Fazit einige Hinweise zu den Abläufen des Spiels, den Modulen und der Erweiterung dieser neuen Ausgabe.
Spielablauf:
Auch wenn das Regelwerk auf den ersten Blick sehr umfangreich wirkt, sind die Abläufe des Grundspiels in 10 Minuten erklärt.
Anfangs bietet es sich sowohl als Besitzer der alten Auflage, aber auch dieser neuen Edition an, das Grundspiel zu spielen. Dabei muss man unbedingt auf die angezeigten Karten achten, da nicht alle Karten für das Grundspiel benötigt werden. Der Aufbau mit der Spielplanseite des Grundspiels wird auf zwei Seiten in der Anleitung hinterlegt, so dass man nach wenigen Minuten in eine Partie einsteigen kann.
Doch zuvor wirft man einen Blick auf die Karten, bei denen die Marktsymbole auf der rechten Seite nur in der Erweiterung eine Rolle spielen und beim Grundspiel ignoriert werden.
Auf den Karten ist unter anderem der Preis bei Kauf der Karte hinterlegt. Einige der Karten lassen sich auch durch Aufwertungskarten (Kasten um die Zahl) verbessern. Auf jeder Karte ist zudem hinterlegt wie viel Geld und/oder Punkte es in der jeweiligen Runde gibt und beim Grundspiel gibt es insgesamt vier Runden.
Je nach Spieleranzahl liegen zu Beginn eines Durchgangs und somit der ersten Runde Handwerker aus. Wer die Runde beginnt wird zu Spielbeginn durch Karten bzw. Startspielsteine vorgegeben. Diese Steine wechseln nach Abschluss der vier Runden reihum.
Doch so weit sind wir noch nicht. Zuerst haben die Spieler reihum die Möglichkeit Karten der Auslage zu kaufen. In der zweiten Runde kommen Gebäude, in der dritten Runde Adlige und in der vierten Runde Austauschkarten (Aufwertungen) hinzu. Die Besonderheit ist, dass es nach jeder Runde eine Wertung gibt allerdings nur für die Karten, die Gültigkeit für diese Runde haben.
Die Spieler müssen somit mit ihrem Anfangskapital gut umgehen, denn schnell stehen sie mit leeren Händen da und bangen der Runde entgegen, in der sie wieder etwas Geld bekommen. So erhält abhängig von der Runde der eine oder andere Spieler mal mehr oder mal weniger Punkte/Geld, immer abhängig davon, was er in seiner Auslage liegen hat. Bis zu drei Karten kann man durch Aktionszug „Nehmen einer Karte“ auf der Hand halten und oftmals will man in seinem Zug keine Karte der Auslage kaufen sondern eher eine Karte aus seiner Hand bezahlen und ausspielen. Die letzte Möglichkeit ist das Passen und haben das alle Spieler reihum gemacht, endet eine Runde. Am Ende eines Durchgangs (nach vier Runden) werden die übrigen Karten der Auslage um eine Reihe nach unten geschoben und kosten somit ein Geld weniger. (Je 1 Geld weniger kostet auch die Karte in der gleichen Sorte, die man in seine Auslage legt.)
Wurden dann auch die Holzsteine getauscht, steigt man in eine neue Runde ein. Wird während eines Durchgangs allerdings die letzte Karte einer Runde gelegt, wird der Durchgang zu Ende gespielt, bevor eine Schlusswertung stattfindet.
Im Spielverlauf haben die Spieler durch ausliegende Karten vielleicht schon den einen oder anderen Punkt einfahren können, doch zum Ende gibt es noch einmal Punkte abhängig von der Anzahl unterschiedlicher Adligen. Hinzu kommen ein paar Punkte für Geld und Punktabzug (je 5 Punkte) für Karten auf der Hand.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Anpassungen, abhängig von der Spieleranzahl gibt es so gut wie keine. Je nach Spieleranzahl startet man mit mehr oder weniger Karten und in der Startspielrunde werden die Holzfiguren anders vergeben, so dass ein Spieler einen bzw. auch mal zwei Holzfiguren besitzt.
Doch jetzt zur Erweiterung, bei der erst einmal die Spielplanseite gedreht wird. Die Auslage für die Karten ist größer, es gibt einen Marktplatz und neue Karten für die neue Runde Markt.
Am Spielprinzip ändert sich wenig, allerdings spielen jetzt die Symbole auf den Karten eine Rolle. Denn kauft man eine Karte mit einem Marktsymbol, zieht man mit seinem Stein auf der jeweiligen Marktleiste vorwärts. Immer am Ende einer Marktrunde gibt es Punkte abhängig der Position (Erster oder Zweiter). Anfangs sind es noch wenig, doch nach zwei bzw. drei Punkten wächst die Punktevergabe für jede Ware an, so dass diese Wertung sich durchaus als lukrativ erweisen kann.
Hinzu kommt die Möglichkeit bei der Erweiterung das Ganze jetzt auch mit bis zu fünf Spielern zu spielen, denn im Grundspiel ist die Personenanzahl auf 4 begrenzt.
Hat man sich mit der Erweiterung befasst wird man mit Sicherheit auch einen Blick auf die Module werfen, die man teilweise als Erweiterung aus dem alten Sankt Petersburg kennt. Hier empfehlen sich lt. Verlag in einer Partie maximal 3 Module ins Spiel einfließen zu lassen.
In Modul 1 (Das Bankett) kommen neue Karten hinzu und dabei sollte man insbesondere auf die lila Karten einen Blick werfen. Diese muss man beim Kauf erst einmal auf die Hand nehmen, um sie mit einer späteren Aktion auszuspielen. Nicht immer so einfach, doch zumindest bringen diese Karten am Spielende keine Minuspunkte.
In Modul 2 (In bester Gesellschaft) kommen 12 Extrakarten hinzu. Neben neuen Adligen gibt es neue Gebäude und weitere interessanten Karten die für Abwechslung sorgen sollen.
In Modul 3 (Die Helfer) bekommt jeder Spieler eine Helferkarte, die den Kauf bestimmter Karten günstiger ausfallen lässt. Nach einem Durchgang werden diese Karten gegen den Uhrzeigersinn weitergegeben.
In Modul 4 (Die Ereignisse) kommen Ereigniskarten dazu, die allerdings erst ab dem zweiten Durchgang ausgelöst werden. Diese Karten liegen anfangs offen aus und jedes Ereignis kann nur einmal im Spiel verwendet werden. Ein Spieler kann so vor seinem Zug eine Karte nehmen und ausführen. Neben Geld und mehr Karten auf der Hand kann man beispielsweise weitere Karten auslegen.
In Modul 5 (Die Aufträge) erhält jeder Spieler anfangs drei Auftragskarten und erst am Ende sucht er sich einen davon aus, für den er je nach Erfüllung unterschiedlich viele Punkte bekommt.
In Modul 6 (Die Hürden) gibt es sowohl Bonus- als auch echte Hürden. 5 davon werden pro Partie benötigt und auf bestimmte Felder der Zählleiste platziert. Sobald ein Spieler eine Hürde erreicht oder überschreitet, wird ein Bonus für diesen Spieler ausgeschüttet.
Jörgs Meinung:
Einer der Autoren hat zwar nicht detailliert die Abläufe, aber doch einige Infos in unserem beigefügten Video dargestellt. Hier bekommt man einen Eindruck, was alles in der Box steckt. 1262 Schmiede mit einem Volumen von knapp 75.000,- EUR (20 TEUR wurden benötigt) kamen am Ende zusammen, damit Sankt Petersburg nach 10 Jahren mit einer Auflage glänzen konnte.
Während dieser Finanzierungsphase war ich als Spieleschmied und Besitzer der alten Auflage aber etwas nervös, wollte man doch aus meiner Sicht etwas zu viel an Neuerungen hineinstecken. So hatte ich die Befürchtung, dass der Charme des alten und wirklich genialen Mechanismus verloren geht.
Es kam mir teilweise vor wie bei einer Schönheits-OP (hatte noch keine und spiele auch nicht mit dem Gedanken), wenn man an einem Gesicht so viel rumschnippelt bis am Ende dann eine viel zu große Lippe und eine babyglatte Stirn entsteht. Das sieht schon rein äußerlich furchtbar aus.
In Punkto Illustration hatte man einige Unterstützer, die sich bildhaft auf Cover, Karten und Geldscheinen zeigen wollten. Eine tolle Idee und auch ich spielte damals mit dem Gedanken mehr zu bezahlen, um mich hier zu verwirklichen. Diese Umsetzung ist aus meiner Sicht allerdings misslungen, denn es wirkt auf einigen Bildern wie ein schnelles Copy und Paste. Hätte man das nicht attraktiver umsetzen können? Teilweise habe ich das Gefühl wieder die alte Ausgabe in den Händen zu halten. Nein, bitte nicht falsch verstehen, ich meine nicht die Personen sondern das grafische Handwerk was mir persönlich nicht gefällt. War die Zeit knapp oder warum erkenne ich bei Gesicht und Figur oft keine fließenden Übergänge? Dieser Punkt und das neu beigefügte Geld (Bündel mit Kleber auf der Seite fixiert) stören mich ungemein, so dass ich mit Blick auf die Wertung etwas schwanke und insgesamt einen Punkt abziehe.
Ansonsten gibt es aus meiner Sicht keine Kritik.
Die anfangs erwähnte Befürchtung (verpfuschtes Spiel durch zu viele Neuerungen) ist auch nicht eingetreten, denn es gibt zwei Spielplanseiten, für die alte und für die neue (mit Erweiterung) Version. Zudem wird angegeben welche Karten man für das ursprüngliche und klassische Grundspiel benötigt. Puh, durchatmen, denn es bleibt alles beim Alten und der Spielspaß ist auch nach 10 Jahren am oberen Limit. Spannend und zwar unabhängig von der Spieleranzahl läuft das Ganze hier ab.
Ein wie die Spieleschmiede es nennen „strategisches Aufbau- und Optimierspiel“, welches jeder
Neuheit nach wie vor locker das Wasser reichen kann.
Und mit der Erweiterung lässt sich sogar ein fünfter Spieler ins Spielgeschehen integrieren. Apropos Erweiterung: In der ersten Partie war ich wie sollte es auch anders sein, sehr skeptisch. Ein Markt und ein neuer Stapel, macht das überhaupt Spaß?
Oja, das funktioniert, wobei erst in der zweiten Partie der Funke übergesprungen ist. Eine gute Erweiterung, die Spaß macht und einem nicht so schnell loslässt.
Auch die mir zum Teil schon bekannten Module sind wirklich attraktiv zu spielen, so dass in Anbetracht von insgesamt 6 Modulen sehr viele Spielvarianten vorhanden sind. Wenn man sich jetzt überlegt, dass neben dem Grundspiel eine Erweiterung und 6 Module in einer Box stecken kann man hier nur dem Verlag und der Spieleschmiede zu diesem überarbeiteten Kunst-, nein sagen wir besser Spiele-Werk gratulieren.
Fragt sich nur noch eins: Benötige ich die Neuauflage als Besitzer der alten Auflage?
Sofern man Sankt Petersburg mag und gerne spielt, sollte man nicht lange fackeln und sich für den Kauf dieser Ausgabe entscheiden. Gerade die Erweiterung bringt frischen Wind und auch die Module spielen sich spannend und unabhängig von der Spieleranzahl sehr gut. Ausreichend Gründe um eine sehr positive Wertung auszusprechen!
Jörg Köninger für cliquenabend.de
GESAMT-
WERTUNG:
9/10
Neuauflage mit Erweiterung und 6 Modulen! Sehr zu empfehlen, auch wenn mir die Grafik nicht zusagt. Der Mechanismus ist auch nach 10 Jahren Top und mehr als reizvoll!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Bilder
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