Testbericht vom 01.10.2008 - von Jörg
IT`S ALIVE
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2008
Anzahl der Spieler:
2 bis 5 Spieler
Spielzeit:
15 - 30 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Durchschnittswertung:
7/10 bei 1 Bewertungen
Mit Sicherheit ist schon jeder in Berührung mit Frankenstein gekommen! Naja, zumindest kennt jeder den Namen! Begonnen hat alles im Jahr 1818 mit dem Buch von Mary Shelley. Darin geht es um den jungen Victor Frankenstein, der an der Universität Ingolstadt einen künstlichen Menschen erschaffen hat. Dabei wird allerdings der Leser vor einer entgrenzten menschlichen Vernunft gewarnt, die sich selbst zu Gott macht und sich anmaßt, lebendige Materie zu schaffen. Welche „Materialien“ Frankenstein für sein Wesen verwendet und auf welche Weise er es zum Leben erweckt, wird nicht näher beschrieben. Viele Jahre später, im Jahre 1994 kommt schließlich Mary Shelley’s Frankenstein mit Robert de Niro als Kreatur in die Kinos. Es geht aber auch etwas jugendfreier in der heutigen Zeit, denn jeder kann sich sicherlich an Herman Munster (The Munsters) erinnern. Denn der naive aber liebenswerte Vater der Familie ist 150 Jahre alt und seine Körperteile sind aus verschiedenen Jahrgängen. Überall gibt es somit einen „Forscher“, der (s)ein Monster zusammen schustert. Seine „Ware“ bekommt er dabei meist von dubiosen Händlern, die leider nie eine unversehrte Leiche beschaffen können, sondern immer nur einzelne Körperteile. Allerdings befinden sich auch überall Anwohner, die gegen dieses furchtbare Treiben und Handeln marschieren und dem Grauen Einhalt gebieten wollen. Aber irgendwann, nach langer Bastelei, zieht ein Gewitter auf, das die notwendige Elektrizität liefert, damit das Monster zum Leben erweckt werden kann…….und dann hört man den Ruf Eeeeees Leeeeeeebt!!!!!!!!!!! Und schon sind wir mitten im Spiel!
Ziel des Spiels:
Wer zuerst sein Monster zusammenflickt, ruft ES LEEEEBT!!! Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder gewinnt der Spieler, der sein Monster zuerst fertig gestellt hat (einfache Version) oder es gewinnt derjenige, der die meisten Monsterpunkte und somit wertvollsten Körperteile (Profi-Version) hat. Wir gehen im weiteren Verlauf des Berichts auf die einfache Version ein. Die Profi-Version wird am Ende nochmals kurz aufgeführt.
Spielaufbau:
Zu Beginn werden Sichtschirm, Operationstisch und Übersicht (mit der Info welche Karten es gibt!) an jeden Spieler verteilt. Alle Teilnehmer erhalten jeweils Münzen im Wert von 12. Die restlichen Münzen werden als Stapel (=Bank) bereitgelegt. Im Spiel gibt es verschiedene Karten (Kopf, Fuß, Hand, Herz, etc.) und Werte (von 2 bis 8) die für die Erschaffung des Monsters erforderlich sind. Eine Karte mit einem „Sarg“ (Wert 9 bzw. 10) gilt als Joker und beliebiges Körperteil. Zusätzlich werden sechs Karten mit den Bürgern („Aufstand der Dorfbewohner“ mit den Werten 4 bzw. 6) den restlichen Karten beigefügt. Alle Karten werden gut gemischt und als verdeckter Stapel auf den Tisch gelegt.
Spielablauf:
Der Startspieler (anschließend reihum) führt folgende Aktionen aus:
1. Eine Karte auswählen
2. Diese Karte kaufen, verkaufen oder versteigern
Doch der Reihe nach! Entweder kann man eine Karte vom obersten (Händler-) Stapel ziehen und aufdecken oder man nimmt die oberste Karte vom Friedhof (im späteren Spielverlauf) eines Spielers (kann auch vom eigenen Friedhof sein). Im zweiten Fall legt man auch diese offen in die Tischmitte und bezahlt (wichtig!) deren Preis in Münzen und/oder mit Karten. Dabei muss der Gesamtwert mindestens so hoch sein wie der abgedruckte Wert auf der Karte. Die dabei genutzten Karten (außer die Karte „Aufstand der Dorfbewohner“ welche aus dem Spiel entfernt wird) kommen in beliebiger Reihenfolge auf den eigenen Friedhof (= ein kleiner offener Ablagestapel vor einem Spieler). Das Geld wird in den allgemeinen Vorrat gelegt. Man hat jetzt also eine Karte des verdeckten Stapels oder vom Friedhof eines Spieler offen vor sich liegen. Nun hat der Spieler am Zug drei Möglichkeiten:
a.)Kaufen
Er kauft das Körperteil und bezahlt den aufgedruckten Wert mit „seinen Münzen“! Das Geld wird in den Geldvorrat (Bank) gelegt und die Karte auf den dafür vorgesehenen Platz des vor einem liegenden OP-Tisches verstaut! Denn jeder Spieler hat einen OP-Tisch vor sich liegen, der acht graue Abbildungen für die benötigten Körperteile anzeigt! Somit weiß der Spieler jederzeit welches Material er für das Monster noch benötigt. Überschüssige Teile werden einfach neben den OP-Tisch (natürlich auch hinter dem Sichtschirm) gelegt. Das Austauschen von gleichen Teilen (wenn man mehrere vor sich liegen hat) ist möglich. Mehrere Sargkarten (Joker) zu besitzen ist erlaubt, aber das zu schaffen ist nicht ganz einfach! Durch das Kaufen (sofern man genügend Geld hat) kann kein anderer Spieler einem zuvor kommen!
b.)Verkaufen
Doch nicht selten hat ein Spieler sehr wenig (oder überhaupt kein) Geld zur Verfügung. Dann nimmt man sich diese Karte und legt sie vor seinen Sichtschirm offen ab (= Friedhof). Von dem abgedruckten Wert nimmt man sich die Hälfte (ggf. abrunden) an Münzen von der Bank.
c.)Auktion
Bei der dritten Möglichkeit ist einem der aufgedruckte Wert der Karte beispielsweise zu teuer (um direkt zu kaufen). Verkaufen will man aber auch nicht, da man ausreichend (aber nicht zu viel) Geld zur Verfügung hat. Naja, dann versteigert man am besten das Körperteil. Der Spieler am Zug beginnt mit einem Gebot (mindestens 1) und jeder weitere Spieler kann nun reihum passen oder einen höheren Wert bieten. Allerdings darf jeder nur „einmal“ ein Gebot abgeben! Bekommt der Auktionator die Karte (die anderen Spieler haben alle gepasst) wird der Wert des Gebotes mit „Münzen“ in die Bank gelegt. Sofern ein anderer Spieler die Karte ersteigert, muss dieser Spieler sein Gebot „an den Auktionator“ geben. Tja, so kommt man auch zu Geld oder man bezahlt vielleicht weniger als der Wert der Karte angibt!
Doch wehe eine Karte „Aufstand der Dorfbewohner“ wird gezogen! Dann muss dieser Spieler die Bewohner besänftigen. Doch wie? Ganz einfach, auch auf dieser Karte ist ein Wert (4 oder 6) aufgedruckt. Man legt Karten und/oder Münzen (wichtig!) mindestens so hoch wie der Wert angibt ab (um die Bürger zu beruhigen)! Die abgelegten Karten kommen auf den eigenen Friedhof und das Geld in die Bank. Dann darf man diese Sonderkarte hinter seinen Sichtschirm legen und im späteren Verlauf des Spieles für ein Körperteil eines Friedhofs oder für einen weiteren Aufstand (in späteren Runden) benutzen. Der Zug des Spieles ist aber noch nicht beendet, sondern man darf ein zweites Mal an die Reihe. Sofern man wieder vom Stapel zieht und noch einmal ein Aufstand zum Vorschein kommt, wird die Karte beiseite gelegt und erneut gezogen. Zwei Aufstände hintereinander sind ja auch nicht ganz einfach und unfair! Wichtig: Beiseite gelegte Aufstandskarten sind nach dem Zug wieder in den Nachziehstapel zu mischen! Aber was passiert, wenn man die Bürger nicht bezahlen kann? Dann muss der Spieler entweder seine wertvollste Karte oder seinen Geldvorrat (mindestens 1) abgeben. Die Aufstandskarte bekommt man allerdings nicht! Wäre ja zu schön! Diese wird aus dem Spiel genommen. Wenn man kein Geld und keine Karte hat passiert natürlich nichts und der Aufstand wird aus dem Spiel entfernt. In Runden mit mehr als drei (ggf. ab vier) Spielern kann auch einmal der Nachziehstapel aufgebraucht sein. Das bedeutet allerdings nicht das vorzeitige Spielende. Sämtliche Karten der Friedhöfe (außer die oberste!) aller Spieler werden gemischt und bilden einen neuen Stapel. Irgendwann kommt allerdings der Zeitpunkt, in dem ein Monster (bestehend aus acht Körperteilen) erschaffen wurde! Einige Spieler kündigen dieses Vorhaben an, in dem sie mit ihrem Sichtschirm wackeln. Mit vibrierender Stimme schreit der Spieler (er kann auch dabei aufstehen) Eeeeees Leeeeeeebt!!!!!!!!!!! (International: IT`S ALIVVVVVVVVVVEEEEEEE) Die Verlierer kontrollieren aber sicherheitshalber noch einmal, ob alle Körperteile des erschaffenen Monsters auf dem OP-Tisch des Siegers vorhanden sind! Wer allerdings etwas taktischer agieren möchte, spielt mit der Profi-Version: Es verläuft genauso wie die normale Version ab, es erfolgt allerdings noch eine Punkteberechnung! Dabei werden die Werte aller Karten „auf dem“ OP-Tisch zusammenaddiert (ohne doppelte Teile und Aufstände). Hinzu kommen die eigenen Münzen bis maximal zur Hälfte der durch Karten erzielten Punkte (ggf. abrunden). Zum Schluss erhält der Spieler, der sein Monster fertig gestellt hat noch einen Bonus von fünf Punkten.
Strategie:
Hier gibt es eine Strategie (auch wenn einige Leser sich das vielleicht nicht vorstellen können), denn mit zu wenig Geld hat man kaum Chancen sein Monster fertig zu stellen. Viel Geld zu besitzen macht allerdings auch kein Sinn, denn dann ist der Mitspieler mit Sicherheit schneller fertig. Man muss also schon einige Runden spielen, um das „Gefühl“ für Karten (insbesondere der Werte) und dem eigenen Geld zu bekommen. Gerade zu zweit wird sehr strategisch agiert und man sollte sich (sofern möglich) die aufgenommenen Körperteile seines Mitspielers merken. Das schreibt sich hier allerdings sehr einfach, denn in der Realität ist das gar nicht so einfach. Mit fragenden Worten „und lebt es jetzt endlich“ wird man ganz nervös, denn vielleicht ist man selbst kurz vor der Fertigstellung seines eigenen Monsters. Die Dorfbewohner sind nicht zu verachten, denn ungern entfernt man hierfür Teile auf seinem OP-Tisch. Zwar bekommt man anschließend (sofern man bezahlen kann) diese Karte, verliert aber vielleicht ein wichtiges Körperteil. Bei mehr als drei Spielern ist die Spannung kaum auszuhalten und Konzentration ist notwendig, denn gerade hier wird die Versteigerung zu einem wichtigen Spielbaustein.
Interaktion:
„He, den Fuß wollte ich!“ Wieder war mein Mitspieler schneller, doch wenn man ein Teil unbedingt haben will, sollte man es lieber gleich kaufen bevor man es als Auktion versteigert. It’s Alive macht besonderes Spaß, wenn man auch Karten zur Versteigerung anbietet. Wer nur Runden mit Kaufen und Verkaufen bevorzugt, wird in diesem Spiel keine Herausforderung finden. Denn erst die dritte Aktionsmöglichkeit mit dem Versteigern sorgt für ein Miteinander bzw. Gegeneinander. Hier entscheidet sich auch, wer mit viel Geschick und mit wenig Geldaufwand sein Monster fertig stellt.
Glück:
Auch ein unerfahrener Forscher schafft es einmal sein Monster als Erster fertig zu stellen. Dabei kann das Glück sicherlich eine Rolle spielen, wenn man immer günstige Körperteile aufdeckt und der oder die Mitspieler zu oft mit dem Beschwichtigen der Bürger beschäftigt sind. Doch Glück alleine reicht hier nicht aus! Nur wer auch clever genug ist und während der OP ein wachsames Auge hat, liegt am Ende ganz vorne.
Packungsinhalt:
IT’s Alive ist kein neues Spiel sondern eine Neuauflage! Die erste Auflage war mit knapp 300 Stück aber sehr schnell vergriffen. Aufgrund vieler Anfragen musste hier einfache eine zweite Auflage erfolgen. Dabei hat sich an den Karten und Sichtschirmen kaum etwas verändert. Liebevoll und düster wurden die Teile gezeichnet und vermitteln gerade in Abendstunden eine tolle Stimmung. Leider muss das Geld aus dem Rahmen entpöppelt werden (war in der ersten Auflage nicht der Fall) und die Stanzung sind in unseren Fall nicht sehr gut gelungen. Vorsichtiges Entfernen der Geldwerte ist notwendig, damit einzelne Plättchen nicht einreißen. Doch nachdem jeder nun dieses Problem gelesen hat, wird man vor Spielbeginn vorsichtig damit umgehen! Die Anleitung mit den Abbildungen ist ausführlich und ausreichend. Was will man mehr?! Die Kurzübersicht ist eine dankbare Hilfe und für die ersten Runden notwendig, um ein Gefühl für die Karten zu bekommen. Der Preis liegt im Niveau vergleichbarer Kartenspiele, wobei hier noch Sichtschirme und Geldplättchen dabei sind.
Spaß:
Wir haben morgens um 3 Uhr in einem Kellergewölbe die erste Runde (es wurde bis zum Morgengrauen) gespielt. Besser kann es wohl nicht sein! Es lag aber auch daran, dass die Teilnehmer mit dieser Thematik neutral umgehen können, denn It’s Alive ist sicherlich nicht für jeden Geschmack geeignet. Zu zweit ist das Spiel sehr strategisch und die Runden dauern nur 10 Minuten. Allerdings bleibt es dann selten bei nur einem Spiel. Denn hungrig nach Körperteilen werden weitere Runden gespielt. Zu dritt oder bei noch mehr Forschern kann es sehr lustig zugehen, bis am Ende der Sichtschirm vibriert und der Spieler schreiend mit den Worten „ES LEBT!“ aufspringt und seinen Sieg verkündet.
Jörgs Meinung:
In Essen 2008 bekommen die Spieler die Neuauflage von It’s Alive endlich zu sehen und mit Sicherheit auch zu hören.
Denn ein makaberes Thema in ein witziges Spiel umzusetzen gelingt nicht jedem Autor. Doch hier wurde ein Monster, nein, besser gesagt Spiel erschaffen, das vielen Beteiligten Freude bereiten wird.
Somit stimmt fast alles (auch der Preis!), sofern man in der richtigen Spielgruppe (ganz wichtig!) ist, um Körperteile zu kaufen zu verkaufen oder munter zu versteigern.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Reiver Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Videoerklärung zum Spiel:
WMV-Video downloadbar hier
Videoerklärung der ersten Ausgabe (auf dem Heidelberger Event 2008) mit Michael Kröhnert:
WMV-Video downloadbar hier
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GESAMT-
WERTUNG:
7/10
Monster-Spiel der etwas anderen Art! Mit der richtigen Spielgruppe ein Volltreffer!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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