Testbericht vom 09.10.2013 - von Jörg
Lancaster
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2011
Anzahl der Spieler:
2 bis 5 Spieler
Spielzeit:
60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
9/10 bei 1 Bewertungen
Videospezial: Lancaster mit Infos zu Erweiterungen (Queen Games)
Videospezial: Lancaster mit Infos zu Erweiterungen (Queen Games) from Cliquenabend on Vimeo.
Vorwort:
Lancaster ist eines der Spiele, welches wir euch endlich präsentieren wollen, zumal es mittlerweile zwei Erweiterungen gibt und der Autor Matthias Cramer und seine Spiele gerade für Vielspieler schon fast einen Pflichtkauf darstellen.
In vielen Partien und Events haben wir Lancaster hoch und runter gezockt, so dass wir jetzt schriftlich und auch als Wertung (Note) genau auf das Spiel eingehen.
Ziel des Spiels:
Wir befinden uns im 15. Jahrhundert und der König von England, Henry der V. von Lancaster will die Einigung Englands und die Eroberung der französischen Krone. Jeder Spieler stellt eine Adelsfamilie dar und versucht durch geschickten Einsatz eigener Ritter an Macht zu gelangen, um am Ende mit den meisten Punkten als wahre Stütze des Königs zu zählen und das Spiel zu gewinnen.
Spielaufbau:
Auf dem Spielplan erkennt man bereits die Counties, den Nachschubplatz für die Ritter der Spieler und die Konfliktzone zwischen England und Frankreich. Neben diesen Feldern, die im weiteren Spielverlauf genutzt werden können, erhält jeder Spieler sein eigenes Castle, auf dem Ausbauplättchen, Adligen und Ritter Platz finden. Anfangs ausgestattet mit zwei Rittern, etwas Gold, Knappen, Stimmstein und Stimmplättchen (ja und nein für die Gesetze) werden am Ende noch die Counties mit Adligen und die Gesetze (aktuelle und folgende) mit Plättchen bestückt. Abhängig von der Spieleranzahl gibt es vereinzelt Änderungen. Der Ablauf für zwei Spieler ist am Ende der Anleitung dargestellt.
Auf einer separaten Übersichtsseite werden auch die Erträge der Plättchen und Felder angezeigt, denn die Spieler erhalten im Spielverlauf Ritter, Gold, Knappen, Ausbaustufen, Adlige und noch viel mehr.
Fehlen nur noch Konfliktplättchen, welche die Auseinandersetzung zwischen Frankreich und England darstellen. Stärkewert und Machpunkte zeigen hier weitere durchaus attraktive Felder, so dass es viele Möglichkeiten für die Spieler gibt.
Spielablauf:
Beginnend bei einem Startspieler wird reihum gespielt. Das Spiel dauert fünf Runden (ersichtlich an den immer neuen Gesetzesplättchen) und jede Runde besteht aus drei Phasen.
In Phase 1 platzieren die Spieler ihre Ritter. Drei Möglichkeiten stehen zur Verfügung:
>Der Spieler nutzt ein Feld des Counties unter Beachtung der Ritterstärke (ggf. mit Unterstützung der Knappen), um bei der Wertung von Ertrag und/oder Adligen zu profitieren.
Allerdings können stärkere Ritter (mit oder ohne Knappen) Mitspieler verdrängen, die dann ihren Ritter (aber nicht die Knappen) zurück bekommen und im Spielverlauf neu einsetzen.
>Im eigenen Castle, der zweiten Möglichkeit zum Einsetzen, wird man aber nicht verdrängt. Es stehen anfangs mehrere Felder zur Verfügung, die später zu dem abgebildeten Ertrag führen.
>Die dritte Möglichkeit ist der Konfliktbereich, auf denen Spieler beim Einsetzen der ersten sechs Ritter einen sofortigen Ertrag erhalten.
Sind alle Ritter platziert folgt Phase 2 (Parlament), bei dem die drei neuen Gesetze zur Abstimmung anstehen. Geheim mit dem Stimmplättchen (Haken für ja bzw. Kreuz für nein) und vielleicht mit dem einen oder anderen Stimmstein (zur Verstärkung, da die Gesamtsumme zählt) folgen insgesamt drei Abstimmungen. Je nach Ergebnis wird ein neues Gesetz aktiviert und das oberste linke Gesetz fliegt raus, oder das neue Gesetz wird abgelehnt und aus dem Spiel genommen. Bei einem Unentschieden gilt das Gesetz als angenommen. Verwendete Stimmsteine gehen aus dem Spiel.
Am Ende werden die drei aktuellen Gesetze der Reihe nach ausgeführt und auch hier gibt es unterschiedliche Erträge.
Kommen wir zur Phase 3, den Erträgen, bei denen Counties, Castles und Konflikte der Reihe nach gewertet werden.
Zuerst beginnt man mit den Counties (nach Nummer sortiert) und jeder Spieler nimmt sich entweder ein noch vorhandenes Adelsplättchen oder den darunter angezeigten Ertrag. Zahlt ein Spieler drei Gold kann er sogar beide Erträge nehmen. Den eingesetzten Ritter nimmt der Spieler zurück, lediglich Knappen kommen zurück in den Vorrat. Bei einem County (Surrey) wird auch der Startspielerstein neu vergeben, bevor man sich den Castles widmet.
Hier erhalten die Spieler Erträge für eingesetzte Ritter, vorhandene Ausbauten und Stimmsteine für eingesetzten/platzierten Adligen.
Zum Schluss folgt die Auswertung des Konfliktes, bei der die Spieler bekanntlich schon beim Einsetzen einen Ertrag bekommen. Hier geht es aber um Machtpunkte und je nach Kampfstärke werden den Spielern Punkte vergeben. Ein Kampf kann aber auch verloren gehen, so dass ein Plättchen nach unten rutscht oder aus dem Spiel genommen wird. Auf Details verzichten wir an dieser Stelle, doch genau diesen Abschnitt sollte man sich in der Anleitung genau durchlesen, da hier gerne Spielfehler bei der Wertung gemacht werden.
Es folgt die Vorbereitung der nächsten Runde. Zwei neue Konfliktkarten kommen hinzu und der Reihe nach werden von oben drei neuen Gesetzeskarten aufgedeckt und in die untere Reihe platziert.
Nach der fünften Runde erfolgt noch eine Schlusswertung, bei der es 8, 4 oder keine Punkte gibt. Das hängt von der Anzahl der Ritterstärke, ausliegenden Ausbauplättchen und den Adligen ab, wobei Letztere gemäß Anzeige zu unterschiedlich vielen Machtpunkten führen.
Der Spieler mit den meisten Machtpunkten gewinnt.
Im Spiel zu Zweit bekommt jeder Spieler einen Verbündeten mit einem eigenen kleinen Castle. Der Sichtschirm für Gold und Knappen entfällt und die Spieler wählen die Farbe ihres Verbündeten.
Die einzelnen Änderungen bei den Phasen werden separat dargestellt, da sich durchaus einiges ändert und auch die Schlusswertung anders abläuft.
Strategie:
Taktische Möglichkeiten und strategische Handlungsfelder ohne Ende. Hier kann man sich richtig schön austoben und dabei ist das Ganze auch sehr übersichtlich. Jedes Feld hat seine Vor- und Nachteile und mit starken Rittern und Knappen in der Hinterhand hat oftmals der Stärkere das letzte Wort. Durch gleichzeitiges Aufstreben der Adelsfamilien hat aber jeder Spieler seine Vorteile. Entweder besitzen sie starke Ritter (und Knappen), um sich ein Feld zu sichern oder gleich mehrere Ritter, um möglichst viele Felder als ihr Eigen zu bezeichnen. Einige Spieler konzentrieren sich dabei gerne auf die Adligen, die mit entsprechender Anzahl durchaus viele Punkte abwerfen. Andere Spieler widmen sich den Konflikten, denn auch wenige Punkte, aber auf Dauer sehr viele, führen durchaus auch ans Ziel. Keinesfalls sollte man dabei die Gesetze vernachlässigen, denn gerade in der dritten und vierten Runde kann man hier durchaus eine beachtliche Anzahl von Punkten bekommen.
So gibt es verschiedene Siegstrategien, wobei man mit erfahrenen Spielern oft mit einer Mischung aus vielen Faktoren leben muss. Hier wird es dann spannend zu sehen, wer am Ende die Nase vorn hat.
Interaktion:
Der Interaktionsfaktor ist sehr hoch und auch der Puls kann bei einigen Mitspielern im Spielverlauf stark nach oben tendieren. Denn gerade der Kampf in den Counties und bei den Konflikten sorgen für Spannung, denn gerade auf solchen Feldern kann man schnell verdrängt werden. Glaubt man selbst, durch Einsetzen des letzten Ritters die Runde abgeschlossen haben, ist man vielleicht schon im Folgezug durch Verdrängung wieder am Zug. Einfach herrlich und manchmal ziemlich brutal!
Glück:
Etwas Glück spielt durchaus eine Rolle noch den begehrten Platz im County oder den Konflikt als stärkster Ritter für sich zu entscheiden. Gerade in voller Besetzung muss man hier schon etwas hoffen. Ansonsten sind die hier stattfindenden Elemente nicht von Glück geprägt, schließlich weiß man durch die offenen Gesetze bereits am Anfang einer Runde, was einen Spieler erwartet.
Packungsinhalt:
Tolles und umfangreiches Material, eine schöne Grafik (Cover und Spielplan) und wirklich sehr übersichtliche Regeln machen es möglich, dass man recht schnell in das Spiel findet. Lediglich die Symbole muss man anfangs kurz in der Übersicht nachschlagen, doch all zu schwierig sind diese nicht. Die meisten Symbole sind auf Anhieb zu erkennen. Das Material ist aus Holz, die Plättchen dick und die Idee mit den unterschiedlich hohen Rittern je nach Wert genial gelöst. All das hat natürlich seinen Preis, so dass man durchaus mit ca. 45 Euro kalkulieren muss. Dafür gibt es aber auch wirklich nichts auszusetzen!
Spaß:
Denk ich an Lancaster werde ich schon wieder nervös und kann es kaum abwarten endlich wieder eine Partie zu spielen. Es zählt zu den besten Strategiespielen mit einer entsprechend hohen Strategie- und Interaktionsfaktor. Das Ganze in einer Spielzeit von 60 bis 80 Minuten, so dass man am Ende auch nicht erschlagen ist. Die Regeln sind wirklich überschaubar und trotz der vielen Einsetzmöglichkeiten der Ritter hat man alles im Blick. Durch die immer neuen Gesetze und den oft überraschenden Abstimmungen bleibt der Spannungsbogen ständig hoch. Besonders der Kampf um Counties und Konflikte sorgen für eine tolle Atmosphäre, wobei man als Spieler auch durchaus Rückschläge verkraften muss. Wenn man sich als erfahrener Lancaster Spieler auch nicht nur auf sich sondern auch etwas auf die Mitspieler konzentriert wird man oft mit einem Kopf an Kopf Rennen um Macht und Punkte belohnt, bei dem oft erst mit der Schlusswertung der wahre Sieger feststeht.
Dabei gleicht keine Partie der vorherigen wobei man mindesten zu Dritt sein sollte. Zu Zweit ist der Kampf um Felder und Macht durch Sonderregeln doch etwas langweilig und zäh, denn wirkliche Stärke zeigt das Spiel erst mit drei, vier oder fünf Spielern.
Jörgs Meinung:
Wer ein strategisches Spiel mit hohem Interaktionsfaktor, tollem Material, überschaubaren Regeln und einer angenehmen Spielzeit von 60 Minuten sucht, wird hier fündig.
Der Spielspaß ist sehr hoch, wobei man mindestens zu Dritt um Macht und Punkte streben sollte. Dabei platzieren die Spieler Ritter auf verschiedenen Feldern, um vom Ertrag in weiteren Phasen zu profitieren. Alle Felder haben allerdings ihren Reiz, so dass man ständig verdrängt wird, sofern man zu wenig Machtpunkte dafür opfert. Mit immer wieder neuen Gesetzen bleibt das Spiel auf Dauer sehr spannend und attraktiv und ist aus meiner Spielsammlung nicht wegzudenken. Im Gegenteil, es hat einen Platz in der Top 10 der Vielspieler- und Strategiespiele, denn selten erlebt man Spiele, die immer wieder erneut von hohem Spaßfaktor geprägt sind. Glückwunsch an Autor und Verlag! Besser geht es fast nicht und die eine oder andere Erweiterung gibt es ja bekanntlich schon!
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Queen Games für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
9/10
Eines der besten Strategiespiele mit hohem Interaktionsfaktor und dauerhaft hohem Spielspaß!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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