Testbericht vom 22.05.2012 - von Andreas
Brainrun
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2011
Anzahl der Spieler:
2 bis 20 Spieler
Spielzeit:
45 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 16 Jahre
Durchschnittswertung:
7/10 bei 1 Bewertungen
Vorwort:
Wissensspiele gibt es sehr viele auf dem Markt von unterschiedlichen Verlagen, Herstellern und auch sonstigen Firmen. Die meisten bieten keine interaktiven Möglichkeiten, haben den gleichen Mechanismus, keinen angepassten Schwierigkeitsgrad und erst recht keinen Bluff Faktor. Dies hat den Autor Marc Böttenberg dazu bewogen sein eigenes Quizspiel für Erwachsenen Runden zu entwickeln und zu produzieren – Er nennt es Brainrun. Wir haben uns das Spiel in der Metallbox genauer angeschaut und berichten euch gleich unsere Meinung zu diesem Quizspiel. Vorher möchte ich aber noch auf ein paar Quizspiele eingehen und meine Meinung dazu kurz wiedergeben:
Trivial Pursuit (1981)
Ein Klassiker, aber ich mag das Spiel nicht. Die Fragen sind mir entweder zu leicht oder zu schwer, beim Würfel benötigt man Glück.
Spiel des Wissens (1984)
War mein erstes Quizspiel als Kind und hatte leichte und schwere Fragen für Kinder und Erwachsene. Damals fand ich es gut.
20 Questions (1988)
Eines der besten Quizspiele am Markt. Hier wurden einzelne Hinweise vorgelesen und je früher man es errät umso weniger Punkte bekam der Kartenvorleser. Dann wird gewechselt. Original hatte Orte, Personen, Jahreszahlen, Dinge. Die Neuauflage hat nun leider keine Jahreszahlen mehr und heißt „Querdenker“.
Anno Domini (1999)
Kein richtiges Quizspiel. Hier werden Jahreszahlen aufgrund von Ereignissen geschätzt und zeitlich richtig eingeordnet. Ein sehr guter Mix aus Bluffen und Schätzen. Aber in seiner Kategorie der König.
Wer wird Millionär? (2000)
Aufgrund der beliebten Fernsehsendung folgten natürlich viele Brettspiele. Grundsätzlich finde ich das Konzept gut, aber störend finde ich das Fehlen von Fragekategorien.
Ten out of Ten (2003)
Eine neue innovative Quizidee. Zwei Seiten Spielen gegeneinander und die Gruppen müssen gleichzeitig unterschiedliche Fragen beantworten. Ein super Quizspiel für mehrere Leute, Team gegen Team.
Bezzerwizzer (2007)
Eines der besten Quizspiele am Markt. Fragen haben hohes Niveau, Interaktion ist durch die Einsatzsteine gegeben. Material ist hochwertig, der Preis aber auch (40-50 €).
So genug in der Vergangenheit gestochert, schauen wir uns die Quizspielneuheit von RedMaze namens Brainrun an.
Ziel des Spiels:
Wer zuerst von jeder Kategorie eine Karte besitzt gewinnt. Hierbei können auch drei Karten von einer Kategorie als Joker für eine andere Farbe gelten.
Spielablauf:
Ist ein Spieler am Zug liegen immer zwei Karten mit der Rückseite nach oben zur Auswahl in der Tischmitte. Er sucht sich eine Karte aus und die darauf gedruckten Fragen werden ihm von einem Mitspieler vorgelesen.
Die Karten haben auf der Rückseite eine Farbe und 1-3 Symbole, dies zeigt dem Spieler die Kategorie und die Art der Fragen an.
Ein Zahnrad zeigt eine einfache Frage an, die man durch eine eindeutige Antwort lösen muss. Hierbei ist „einfach“ jedoch im Erwachsenen Kontext und in der Kategorie zu sehen. Denn wirklich einfach ist im Spiel keine Frage, es handelt sich hierbei schließlich um ein Erwachsenenquiz und das Niveau ist damit recht hoch.
Bei einer Ja/Nein Frage, hat man sozusagen eine 50% Chance. Denn man muss nur mit Ja oder Nein antworten.
Bei der schweren Frage, ist richtig Gehirnschmalz gefragt bzw. sehr gutes Auskennen im Themengebiet. Hier kommt aber noch ein Kniff zum Tragen. Wird mir die Frage vorgestellt kann ich mir auch eine Lösung vorgeben lassen. Dann liest der Vorleser entweder die richtige Antwort oder eine ausgedachte vor, die sich dann aber drastisch von der richtigen Lösung unterscheiden muss (also nicht nur in einem Buchstaben!). Lass ich mir die Lösung vorgeben, muss ich nur sagen ob diese stimmt oder nicht. Beantworte ich die Frage aber sogar ohne diese Hilfestellung bin ich weiterhin am Zug und kann eine neue Karte wählen. Eine gute Sache, denn sonst endet mein Zug nach dem Erhalt einer Karte oder dem falschen Beantworten einer Frage.
Auf den Quizkarten befinden sich 2 oder 3 Fragen, die man alle korrekt beantworten muss um die Karte zu erhalten. Gewonnene Karten legt man mit der Rückseite nach oben vor sich ab.
Die Karten sind in folgende Kategorien untergliedert:
- Politik & Wirtschaft
- Geographie & Geschichte
- Naturwissenschaft & Technik
- Unterhaltung & Sport
- Geisteswissenschaft & Kunst
Hierbei müssen nicht alle Fragen auf der Karte nur dem einen Thema gewidmet sein. Sondern sie sind in den zwei Themen auch pro Karte bunt gemischt.
Auf jeder Karte befindet sich außerdem am untersten Rand noch eine Schätzfrage, die nichts mit dem Kategorie Thema der Karte zu tun hat. Diese sorgt für ein besonderes Interaktives Element im Quiz. Hier kann man andere Spieler angreifen und versuchen Ihnen eine Karte zu klauen. Um dies zu tun muss man eine ausliegende Farbenkarte mit ihm gemeinsam haben. Dann kündigt man an, dass man den entsprechenden Spieler angreift. Die Schätzfrage wird vorgelesen und wer näher am Wert ist darf dem anderen Spieler eine Karte klauen. Hierbei nennt der Angreifer seine Zahl zuerst (ist sie richtig, gewinnt er den Kampf), danach folgt der Verteidiger. OBACHT, ein Angriff kann auch nach hinten losgehen und man verliert eine Karte von sich.
Wir spielen diese Schätzfrage übrigens anders, da uns zwar der Mechanismus gefällt, aber das nennen des Schätzwertes hintereinander führt meistens zum bekannten 1 mehr/weniger Prinzip. „Ich sag mal 1930“. „Gut dann sag ich 1931“. Das sorgt nicht für Spannung und ist nervig.
Also spielen wir nach der „cliquenabend.de“-Variante: Beide erhalten einen Block und notieren ihre Schätzung gleichzeitig und verdeckt. Dann zeigt der Angreifer zuerst seinen Tipp, stimmt dieser darf er eine Karte mopsen, stimmt er nicht zeigt auch der Verteidiger seinen Wert, wer näher ist gewinnt. Das ist viel Spannender als die Original Regel in unseren Augen.
Ein weiterer Faktor im Spiel ist das Einsetzten von gleichfarbigen Karten. Besitze ich mehrere Karten einer Farbe, kann ich diese unterschiedlich verwenden. Zum einen kann man je eine Karte abgeben um eine Frage zu überspringen, diese muss dann nicht beantwortet werden. Zum anderen kann man auch eine Karte abgeben um einem Mitspieler keine Antwort bei einer schweren Frage vorzugeben. Beides Regeln, die ab und an, aber nicht allzu oft in unseren Runden Verwendung fanden. Immerhin versucht man ja verschiedene Farben zu sammeln.
Hat man drei gleiche Karten einer Farbe, kann man diese auch gegen eine Farbe seiner Wahl eintauschen, eine Regel die durchaus sinnvoll ist. Gibt es nämlich eine Kategorie in der man besonders schlecht ist (in meinem Fall wäre das Gelb – Geographie und Geschichte), kann man sich auf eine andere Farbe konzentrieren und holt sich die gelbe später im 3:1 Tausch.
Das waren alle Regeln + Cliquenabend.de Regel. In der Anleitung werden aber auch 3 Varianten genannt um ein einfacheres Spiel zu erhalten:
- Nur die Hälfte der Fragen muss beantwortet werden um eine Karte zu erhalten
- Auch bei einfacheren Fragen kann eine Antwort vorgegeben werden
- Teamspiel oder gemischte Varianten
In unseren Tests haben wir diese Varianten aber nicht verwendet, immerhin ist es ein reines Erwachsenen Spiel und in solchen Konstellationen haben wir es auch nur getestet.
Strategie:
Keine Strategiemöglichkeiten vorhanden. Ihr benötigt ein gutes Allgemeinwissen, also lest viel, redet viel und lernt viel vor dem Spiel. Gibt es eine Kategorie die ihr nicht gut beherrscht, so solltet ihr gleichfarbige Karten sammeln um diese einzulösen oder Fragen zu überspringen.
Interaktion:
Während des Spiels wird aufgepasst, immerhin versucht man in seinem Kopf die Frage selbst auch zu lösen und lernt natürlich etwas, wenn man es nicht gewusst hat. So werde ich glaub ich nie vergessen was „italienischer Sex“ ist ;-) (ja das war tatsächlich eine Fragestellung).
Ansonsten gibt es natürlich Interaktion, wenn man andere Spieler angreift, dies wird vor allem in der Schlussphase im Spiel gerne getan.
Glück:
Die Auswahl der Karten ist immer auf zwei beschränkt und so kommt es natürlich oft vor, dass man nicht gerade seine Lieblingskategorie in der Mitte findet. Nun da muss man durch, zudem benötigt man ja sowieso von jeder Farbe eine Karte. Aber auch die Fragen sind natürlich manchmal sehr schwer und manchmal leichter. Je nach Wissensstand des Antworters. Somit spielt Glück natürlich eine Rolle.
Packungsinhalt:
Die Metallbox ist mit einem Schaumstoffeinsatz gefüllt in dem die 300 Fragekarten fest platziert sind. Somit benötigt man keine Ziptüten. Die Karten sind nicht ganz optimal, denn sie besitzen keine Runden Ecken und die Spitzen Ecken findet man nicht ohne Grund in keinem modernen Brettspiel mehr.
Auf jeder Karte befinden sich 2-3 Fragen (3er Fragen sind aber deutlich mehr vorhanden ca. 80-90%). Aus unserer Erfahrung spielt ihr die Karten in ca. 6-8 Partien durch je nachdem mit wie vielen Spielern teilnehmen und wie gut ihr die Fragen löst. Allerdings hört man hierbei nicht alle Fragen, denn eine Karte wird ja nicht immer komplett vorgelesen (bei einer falschen Antwort kommt sie beiseite). Außerdem hat man in den Partien so viele Fragen gehört und eventuell zwischendurch auch anderes getan, dass man sich sicherlich nicht an alle Fragen erinnert. Trotzdem wäre es natürlich schön gewesen 500-1000 Karten vorzufinden und hierbei den Preis zu erhöhen.
Der Preis von 22 € scheint uns aber generell als vernünftig für das gebotene.
Spaß:
Da es sich um ein Erwachsenen Quiz handelt wurde das Spiel auch nur mit älteren Spielern getestet. In unseren Runden waren die Teilnehmer immer über 25 Jahre alt. Hierbei gab es ein gemischtes Publikum. Manche hatten studiert, manche waren im Studium, manche haben eine Uni nicht besucht, etc.
Wir kommen zu dem Ergebnis, dass die Fragen durchaus schwierig sind, sogar zum Teil sehr schwierig, aber nicht zu schwierig für unsere Testspiele und unseren Spaßfaktor. Natürlich kommt es mal vor, dass man Karten oft beiseitelegt, da falsch geantwortet wurde. Auch hatte ich in einer Partie recht viel Karten und in einer anderen in den ersten 20 Minuten gar keine. Beklagt hat sich aber keiner und es kam auch kein Frust auf.
Die „einfachen“ Fragen sind hierbei mit den Ja/Nein Fragen eine gute Unterstützung, wobei man dazu sagen muss, dass die Fragestellung extra irritierend gewählt wurde. Ein Beispiel gefällig? „Wie nennt man die Differenz zwischen Erträgen und Aufwendungen, wenn sie positiv ist?“ eigentlich eine sehr einfache Frage, aber die Fragestellung muss erst mal sacken. Die Antwort ist „Gewinn“.
Die schweren Fragen sind natürlich eine ganz andere Kategorie, sorgen aber für das nötige Salz in der Suppe und jeder hat ja die Möglichkeit sich eine Antwort vorgeben zu lassen. Hierbei noch ein Tipp der für deutlich mehr Spielspaß sorgt: „Lest euch die Frage vorher gut durch und denkt euch eine Antwortmöglichkeit aus, bevor ihr sie vorlest“. So könnt ihr dann spontan entscheiden ob ihr lügt oder nicht und seid nicht in Bedrängnis.
Smukers Meinung:
Brainrun kommt in einer edlen Metallbox mit eingepressten Namen daher. Es bietet durch den Angriff auf andere Spieler und das Bluffen bei Vorgaben von falschen Antworten einige Reize die bei anderen Quizspielen fehlen. Wobei dies nicht heißen soll, das Brainrun hier ein komplettes Alleinstellungsmerkmal ist (siehe in dem Vorwort „20 Questions“, „Ten out of Ten“ und „Bezzerwizzer“).
Die Materialtechnische Umsetzung hat nur zwei kleine Mankos:
Die scharfen Ecken sind haptisch nicht gut gewählt und es befinden sich „nur“ 300 Karten in der Box. Somit kommt es bei mehrfachen Spielen zwangsläufig zu Wiederholungen (ca. ab der 9. Partie).
Die Fragestellungen besitzen ein hohes Niveau und einen hohen Schwierigkeitsgrad. Dies ist aber logisch, da sich der Autor und Verlag komplett auf die Zielgruppe „Erwachsene“ beschränkt.
Wer Quizspiele mag, aber Fragen mit hohem Niveau und Interaktion sucht, sollte einen Blick wagen. In unseren Runden wird es Bezzerwizzer zwar nicht verdrängen, denn das besitzt besseres Spielmaterial, mehr Fragen und auch hohes Niveau und Interaktion, aber es ergänzen. Hier benötigt man nämlich zum einen nicht viel Platz (kein Brett wird benötigt), es ist mit Hilfe der Box leicht mitzunehmen und es bietet andere Mechanismen.
Andreas Buhlmann für cliquenabend.de
Vielen Dank an RedMaze für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
7/10
Es wird Bezzerwizzer und 20 Questions nicht vom Quiz-Thron stürzen. Aber es ist ein gutes Quizspiel für Erwachsene mit schönen Mechanismen.
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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Nachricht von 16:45 Uhr, Smuker, - KommentareWissensspiele gibt es sehr viele auf dem Markt von unterschiedlichen Verlagen, Herstellern und auch sonstigen Firmen. Die meisten bieten keine interaktiven Möglichkeiten, haben den gleichen Mechanismus,... ...