Testbericht vom 17.07.2008 - von Jörg
Beowulf
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2007
Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler
Spielzeit:
30-60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
6/10 bei 1 Bewertungen
In den letzten Jahren werden in der Kinowelt immer mehr Bücher zu einem Film verarbeitet. Die bekanntesten Beispiele sind wohl „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“. Der Erfolg gibt den Regisseuren und den Produktionsfirmen mit dieser Umsetzung Recht. Und als ob dies noch nicht genug wäre, ist der Merchandising-Apparat noch lange nicht am Ende. Kuscheltiere, Poster, Figuren, Schreibmaterial und Brettspiele bilden eine weitere Einnahmequelle. Brettspiele? Als geübte Brettspieler stehen wir diesem Thema sehr skeptisch gegenüber. Warum skeptisch? Eigentlich gehen wir doch immer positiv an eine Sache ran, denn schließlich liegt vor uns das Spiel „Beowulf – Das Spiel zum Film“!
Na toll, dachten wir uns, denn den Film, geschweige denn das Buch (was hier vernachlässigt werden darf) haben wir noch nicht gesehen bzw. gelesen. Umso besser, denn somit können wir das Spiel erst einmal ohne Filmerfahrung testen. Im Verlauf der vielen Partien haben wir uns dann auch den Film zu Gemüte geführt und können somit im Spieltest unsere Erfahrungen und Meinungen kundtun, inwieweit auch die Story im Spiel umgesetzt wurde. Wer sich vorab mit dem Thema Beowulf – Der Film, befassen möchte, können wir folgende Seite wärmstens empfehlen: www.beowulfmovie.com Aber jetzt wird es Zeit, sich um das Spiel zu kümmern!
Ziel des Spiels:
Die Spieler übernehmen jeweils die Rolle des Beowulf und seiner Gefährten und führen diese durch den Weg voller Gefahren. Das Spiel ist dabei in Kapiteln unterteilt, für welche es jeweils „einen“ Spielplan gibt. Nach dem dritten und letzten Kapitel zählen alle Spieler ihre gewonnenen Sagenpunkte zusammen. Der Spieler mit den meisten gewinnt. Bei Gleichstand entscheiden die (meisten) Diamanten auf den „unbenutzten“ Figuren über Sieg und Niederlage.
Spielaufbau:
Nach dieser kurzen Zielerklärung beginnen wir erst einmal mit dem Aufbau. Denn in Beowulf kommen drei Spielpläne in Form „eines“ Planes zum Tragen. (Das erinnert uns bereits an das Film-Spiel zu Der Herr der Ringe. Auch hier werden verschiedene Orte in mehreren Plänen dargestellt.)
Dieser in Beowulf „einmalige“ Plan wurde in soweit umgesetzt, dass das erste Kapitel die Vorderseite und das zweite Kapitel die Rückseite abbildet. Für das letzte Kapitel wird der Spielplan ganz einfach aufgeklappt und umgedreht und es erscheint das letzte große Kapitel. Da ein Kapitel immer mit der „I“ beginnt, wird dieser Anfangs-Plan in die Tischmitte gelegt. Filmkenner werden sich aufgrund der Abbildungen an bekannte Orte erinnern. Denn die brennende Burg (Brücke) im letzten Kapitel des Spielplans ist grafisch sehr gut dargestellt und bildet somit den Höhepunkt im Spiel, wie auch im Film. Auf den einzelnen Plänen/Kapitel sind Raster abgebildet, auf welche im späteren Spielverlauf Plättchen und Figuren abgelegt werden. Und damit wären wir auch gleich bei den Figuren.
Denn jeder Spieler erhält einen Satz an Figuren mit unterschiedlicher Farbe:
>Beowulf mit vier abgebildeten Diamanten
>Zwei Lehnsmänner mit jeweils drei abgebildeten Diamanten
>Drei Burg Herot mit jeweils zwei abgebildeten Diamanten
>Vier Landschiffe mit jeweils einem abgebildeten Diamanten
Auch Nicht-Filmkenner werden hier feststellen, dass die Figur Beowulf die stärkste aller Figuren mit dem Wert 4 darstellt. Im Gegensatz zum Film spielt jeder mit einem Satz Figuren, so dass mehrere ….heißt es…. Beowulfs (?) in Erscheinung treten. Was jetzt noch fehlt sind die Plättchen, welche Gefahren (negative Zahlen-Werte) und Segnungen (positive Zahlen-Werte) darstellen. Aber auch Spezialplättchen mit abgebildeten Symbolen kommen hier zum Einsatz. Doch zuvor müssen die Plättchen (drei Farben) nach den jeweiligen Kapiteln sortiert und anschließend getrennt und verdeckt in die Tischmitte gelegt werden. Jeder nimmt sich zwei Plättchen (für das erste Kapitel) auf die Hand. Und da man im Verlauf des Spiels Sagenpunkte kassiert, werden diese Marker ebenfalls neben dem Plan offen ausgelegt bzw. nach Werten getrennt. Als Startkapital bekommt jeder Spieler 50 Sagenpunkte. Damit während des Spielverlaufs auch kein Blick in die Anleitung notwendig ist, bekommt jeder Spieler noch eine Übersichtskarte ausgehändigt. Auf dieser werden nämlich die Eigenschaften der insgesamt zehn Symbole erklärt.
Spielablauf:
Das Spiel beginnt wie bereits erwähnt mit Kapitel I und den entsprechenden Plättchen. Im Verlauf eines Zuges haben die Spieler zwei Zugoptionen:
1.Eine Figur auf den Spielplan setzen
2.Ein Plättchen aufnehmen und anschließend eines aus seiner Hand ausspielen
Die erste Möglichkeit ist sehr einfach, denn der jeweilige Spieler nimmt sich eine seiner Figuren und setzt diese auf ein freies Feld. Die zweite Möglichkeit ist auch nicht all zu schwer, allerdings muss man oder sollte man auf die ggf. abgebildeten Symbole achten. Doch zuerst einmal zieht man sich ein drittes Plättchen vom Stapel, um anschließend eine Entscheidung zu treffen, welches man ausspielen möchte. Diese Regel gefällt uns Spieletester allerdings überhaupt nicht, denn für Spielspaß und schnelle Züge macht es mehr Sinn (wenn auch schwieriger) zuerst eines seiner beiden Plättchen auszuspielen und dann ein Zweites nachzuziehen. Die meisten können beim Ausspielen übrigens direkt auf den Spielplan gelegt werden. Für ein paar (wenige) Plättchen sind, aber die Symbole und somit Eigenschaften vorrangig. Doch dazu später mehr. Nach all den geschriebenen Zeilen in diesem Test sind vielen Lesern die Ziele dieses Spieles sicherlich noch nicht bekannt. Deswegen wird es jetzt Zeit für eine Ergänzung.
Im Verlauf der Setzrunden versuchen die Spieler (mit ihren Figuren) Gefahren aus dem Weg zu gehen und Segnungen entgegen zu nehmen. Und damit ist die Reihe und Spalte gemeint, auf welche sich eine Figur befindet! Sobald alle Raster/Felder auf dem Spielplan mit Plättchen und Figuren verbaut sind endet das erste Kapitel und es kommt zur Wertung. Dabei werden die einzelnen Figuren der Mitspieler gewertet. Die Zahlen auf den Plättchen in Reihe und Spalte einer Figur werden jetzt addiert. Dabei müssen die Eigenschaften der Symbole auf den Plättchen beachtet werden. Die Diamanten auf den Figuren sind dabei Multiplikatoren des gerade errechneten Ergebnisses einer Figur. Die erkämpften Sagenpunkte nimmt sich der Spieler anschließend vom Vorrat. Es kann natürlich auch ein negativer Wert herauskommen, so dass sich der Spieler von Punkten in seinem Vorrat trennen muss. Tja, dafür gibt es schließlich das Startguthaben in Höhe von 50. Auch hier die Anmerkung, dass man jede Spalte und jede Reihe am besten getrennt werten sollte, um den Überblick zu behalten. Eigene oder gegnerische Figuren unterbrechen die Spalten und Reihen nicht. Sonst wäre die Wertung ja noch schwieriger.
Die gewertete Figur wird dem Spieler sofort zurückgegeben, es sei denn, es handelt sich um Burgen, Lehnsmänner oder Beowulf. Denn nur Schiffe mit dem Multiplikator 1 (1 Diamant) werden dem Spieler zurückgegeben! Nachdem alle Figuren gewertet und entfernt wurden, werden auch die Plättchen auf dem Plan und vom Vorrat (des ersten Kapitels) zur Seite gelegt. Nun kommen die Plättchen des zweiten Kapitels und natürlich auch der neue Spielplan zum Vorschein. Doch haben wir in unserer Erklärung nicht einen wichtigen Baustein unterschlagen?
Stimmt, die Eigenschaften bzw. Symbole auf den Plättchen. Das Spiel wäre ja viel zu einfach, wenn nur positive und negative Werte auf den Spielplan gelegt werden. Gerade die Symbole spielen bei Beowulf eine wichtige Rolle. Folgende Symbole gibt es im Spiel: >Versuchung >Tapferkeit >Schatz >Vollrausch >Met >Goldene Statue >Guter Rat >Königliches Drachenhorn >Verrat >Schlucht
An den Begriffen lässt sich bereits erahnen welche positive bzw. negative Eigenschaft dahinter stecken könnte. „Fans“ von Beowulf werden allerdings erkennen, dass diese Begriffe auch eine tragende und wichtige Rolle (insbesondere das Königliche Drachenhorn) im Kinofilm spielen. Doch macht es Sinn, Euch liebe Leser, alle Symbole zu erklären? Sicherlich nicht, dennoch wollen wir Euch kurz einige Eigenschaften vorstellen. Denn die Symbole sorgen im Spielverlauf dafür, dass …
>Plättchen entfernt, umgewandelt, getauscht, bewegt
>zusätzliche Sagenpunkte errungen
>Diamanten erhöht
>Spalten/Reihen geteilt werden können.
Ein Blick auf die Übersichtskarte sorgt schnell für Gewissheit, welches Symbol, welche Auswirkung hat. Das Spiel endet, nachdem für das Kapitel II und dem letzten Kapitel III eine Wertung (wie oben beschrieben für das erste Kapitel) durchgeführt wurde. Angemerkt sei hier noch, dass zwischen den Kapiteln „keine“ Plättchen (von der Hand der Mitspieler) abgeworfen werden.
Strategie:
Sofern man ein offensiver Spieler ist, wird man bereits in den ersten beiden Kapiteln viele seiner „hochwertigen“ Figuren opfern und nicht bis zum letzten Kapitel warten. Defensive Spieler reagieren lieber auf das Einsetzen der Figuren eines Mitspielers. Doch was ist, wenn man nur positive Werte auf der Hand hält? Spätestens dann wird man auch selbst Figuren einsetzen (wenn man noch welche zur Verfügung hat). Zu zweit verläuft das Spiel ganz anders als zu Dritt oder zu Viert. Denn man kann sich stärker auf seinen Gegner und die möglichen Punkte konzentrieren. Bei mehr Spielern dauert es viel zu lange und es ist somit schon fast zu spät auf Züge seiner Mitspieler zu reagieren. Eins sollte man allerdings nie vergessen: Figuren zu setzen! Denn sobald der Gegenspieler (viel) mehr Punkte als man selbst hat, wird dieser mit Sicherheit sein Offensivverhalten zügeln. Im Spiel zu Viert versucht man ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Spielern zu erzwingen. Dies ist allerdings kaum möglich, wenn man die falschen Plättchen auf der Hand hält. Hier entscheidet mehr Glück als Strategie über den Sieg.
Interaktion:
Der Frust kann in diesem Spiel ganz schön hoch sein, wenn einem der oder die Mitspieler Spalten und Reihen mit Negativpunkte verbauen. Denn hat man einmal viele Minuspunkte in einem Kapitel erhalten ist ein Sieg kaum noch möglich (hmm, das hatten wir doch gerade schon einmal!) Somit spielt der Ärgerfaktor bei Beowulf eine große Rolle. Wer auf seine Mitspieler Rücksicht nimmt, hat hier keine Chance. Insbesondere zu Viert entsteht ein munteres Miteinander bzw. Gegeneinander und Beowulf als stärkste Figur kann eine große Rolle spielen.
Glück:
Und wieder ein negatives Plättchen! Ein ausgeglichenes Verhältnis von negativen und positiven Werten macht Sinn, doch die Chance diese zu bekommen steht bei 50:50. Gerade nach dem Einsetzen einer Figur muss man auf viele positive Werte hoffen, damit einem die Mitspieler die Spalten mit Negativwerten nicht verbauen. Gerade kurz vor Ende eines Kapitels ist der Glücksfaktor ausgesprochen hoch, denn man ist gezwungen seine schlechten bzw. guten Plättchen zu legen (sofern man keine Figur einsetzen will).
Packungsinhalt:
Dass ein Drache in Beowulf eine Rolle spielt zeigt sich bereits am Cover. Weder blass noch matt sondern mächtig, furchteinflößend und gefährlich ist der Drache abgelichtet. Somit ist der Bezug zum Film sofort dargestellt, schließlich spielt er (bzw. „sie“) gegen Ende des Films eine entscheidende Rolle. Dieser düstere Farbstil, mit zum Teil leuchtenden Farben, wird im Spielplan und auch in der Anleitung weitergeführt. Sehr überschaubar und anhand von Beispielen werden die Abläufe des Spieles erklärt. Die Kunststofffiguren sind einfach verarbeitet, wobei farblich bemalte Hauptelemente sicherlich ein Hingucker gewesen wären. Naja, der Preis des Spieles wäre dadurch mit Sicherheit auch gestiegen. Auch die Schachtel ist für das Material ausreichend und lässt sich mit ein paar Zipp-Tüten gut verstauen. Preislich liegt das Spiel im Rahmen anderer Brettspiele dieses Kalibers. Es ist also nicht zu teuer, aber auch nicht gerade ein Schnäppchen.
Spaß:
Auch wenn man den Film nicht gesehen hat, kann man an diesem Spiel gefallen finden. Das liegt sicherlich auch daran, dass Herr Knizia nicht jedes Detail und somit den Filmablauf in das Spiel umgesetzt hat. Schließlich kämpfen die Krieger Beowulfs nicht gegen das Böse sondern gegeneinander mit gleicher Stärke und gleichen Waffen. Zu Zweit kommt die strategische Spielidee besser zum Tragen und somit ist auch der Spaßfaktor weit höher als zu Dritt oder zu Viert. Durch die schnellen Runden dauert das Spiel nicht zu lange und kann aufgrund einfacher Regeln und mithilfe der Übersichtskarte auch Wochen später noch erklärt und gespielt werden.
Jörgs Meinung:
Positiv überrascht waren wir von der Filmumsetzung von Beowulf als Spiel. Nachdem in der Vergangenheit viele gute Filme in einem schlechten Brettspiel umgesetzt wurden, ist dies bei Beowulf nicht der Fall.
Gerade die einfachen Regeln und die Idee auch ohne Filmkenntnis das Spiel zu verstehen, führen, insbesondere zu Zweit, zu schnellen und strategischen Runden.
Auf Dauer verliert das Spiel allerdings den Spielreiz, da gerade 3er und 4er Runden zu stark glücksbetont sind.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
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GESAMT-
WERTUNG:
6/10
Zu Zweit zeigen sich die Stärken von Beowulf!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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