Testbericht vom 21.01.2011 - von Jörg
Priests of Ra
Verlag/Autoren/Illustratoren:
Genres:
- Antike
- Arabische Kultur
- Brettspiel
- Versteigerungsspiel
- Familienspiel
- Vielspielerspiel
- Mythologie
- Ferne Vergangenheit
Release:
2009
Anzahl der Spieler:
2 bis 5 Spieler
Spielzeit:
60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Durchschnittswertung:
6.5/10 bei 2 Bewertungen
Vorwort:
„Priests of Ra“, hmmm? Hat das irgendetwas mit „Ra“ zu tun?
Jein!
Es gibt zwar mittlerweile mehrere Ausgaben (u.a. auch ein Würfelspiel), doch Ra, das ursprüngliche und bekannte Strategie- und Brettspiel erschien 1999 bei alea. Es war das erste Spiel der alea Reihe und ist mittlerweile auch nicht mehr erhältlich. In einem Video hat Andreas von Cliquenabend diesen Klassiker bereits sehr ausführlich vorgestellt (Video RA alea).
Die uns vorliegende Auflage „Priests of Ra“ (nicht zu verwechseln mit der Neuauflage „Ra“) von Reiner Knizia ist in einem etwas anderen Design, aber mit denselben Regeln und fast identischem Material bei ABACUSSPIELE erschienen.
Anders als bei „Ra“ zeigen einigen Plättchen bei „Priests of Ra“ unterschiedliche Vorder- und Rückseiten, die für noch mehr taktisches Feingefühl sorgen sollen. Weitere Unterschiede sind auf der Homepage von ABACUSSPIELE hinterlegt. Was dieses RA zu bieten hat, verraten wir euch im folgendem Spieltest.
Ziel des Spiels:
Wir befassen uns mit 1500 Jahren ägyptischer Geschichte, denn das Spiel verläuft über drei Epochen (altes, mittleres und neue Reich). Die Spieler sammeln Plättchen, die für unterschiedliche Bereiche des Lebens im alten Ägypten stehen.
In den Bietrunden bekommen die Spieler diese Plättchen, wobei sie aufgrund der Anzahl ihrer Sonnen nur eingeschränkte Werte bieten können. Nach jeder Epoche erhalten die Spieler Punkte, im weiteren Verlauf als Stelen (die man aber trotz des Namens keinem anderen extra wegstehlen kann!) bezeichnet, abhängig von der Kombination und Anzahl ihrer Plättchen.
Wer am Ende der drei Epochen die meisten Ruhmespunkte vorweisen kann, gewinnt.
Spielaufbau:
Das Spielbrett wird in die Tischmitte gelegt. Darauf erkennt man eine Ra-Reihe, welche aus 10 Ablagefeldern besteht. Die Angebots-Reihe darunter besteht aus 8 Ablagefeldern. In der Ecke ist eine Übersicht für die Wertungen nach Ende der Epochen hinterlegt. Alle Plättchen werden in den Beutel gelegt und jeder Spieler erhält zwei Stelen mit fünf abgebildeten Ruhmespunkten. Restliche Stelen und Anch Plättchen werden neben das Spielbrett gelegt. Dies gilt auch für die Ra-Figur.
Für das Bieten um Plättchen benötigen die Spieler Sonnensteine mit unterschiedlichen Werten. Abhängig von der Spieleranzahl werden diese gemäß Vorgabe in der Anleitung an die Spieler verteilt. Die Sonne mit dem Wert 1 legt man in die Mitte des Spielplans.
Bevor man beginnt, sollte man unbedingt einen Blick auf die Plättchen und auf die Punkteübersicht werfen. Je nach Anzahl von Gebäuden (Kornspeicher, Festungen, Märkte, Bibliotheken) sowie Personen (Bauern, Krieger, Händler, Schreiber) erhalten die Spieler Ruhmespunkte.
Neben der eigenen Anzahl dieser Plättchen wird im weiteren Verlauf auch ein Vergleich mit der Mitspielerauslage durchgeführt, da es hier weitere Zusatzpunkte geben kann. Zudem ist es wichtig, durch Bietrunden auch Pyramiden und Grabkammern zu bekommen, da je nach Höhe der Pyramide am Ende Ruhmespunkte vergeben werden. Alles Weitere erklären wir euch im Ablauf.
Spielablauf:
Der Spieler mit dem höchsten Sonnenwert beginnt (anschließend reihum). Hat der Spieler noch mindestens eine offen ausliegende Sonne vor sich, muss er entweder ein Plättchen aus dem Beutel ziehen oder Ra anrufen (=Ra-Figur nehmen).
Sofern die Angebotsreihe vollständig bedeckt ist muss er sogar die zweite Aktion wählen.
Ein Plättchen aus dem Beutel ziehen:
Zieht er ein Plättchen „Ra“ legt er es auf das nächste freie Feld der Ra-Reihe. Anschließend nimmt er sich die Figur und eine Bietrunde beginnt. Später mehr dazu.
Zieht er ein anderes Plättchen legt er es auf das nächste freie Feld der Angebots-Reihe. Je nach Plättchen kann dabei auch bestimmt werden welche Seite oben liegt.
Ra anrufen:
Der Spieler sagt „Ra“, nimmt sich die Figur und stellt sie vor sich ab. Damit startet die Bietrunde.
Da Bietrunden das wesentliche Element des Spiels sind, gehen wir jetzt etwas ausführlicher darauf ein:
Bietrunden werden entweder durch ein solches Plättchen oder durch die Aktion „Ra anrufen“ ausgelöst.
Der Spieler stellt die Figur vor sich und im Folgenden werden alle Plättchen in der Angebots-Reihe sowie die Sonne in der Spielmitte versteigert.
Mit dem Bieten beginnt der Spieler links neben dem Besitzer der Ra-Figur. Jedes Gebot muss dabei immer höher sein, als das unmittelbar vorhergehende. Natürlich darf ein Spieler auch passen.
Abhängig vom Entstehen der Bietrunde (selbst ausgelöst, ausgelöst durch Ra-Plättchen, volle Angebots-Reihe) muss der Ra-Spieler ein Gebot abgeben.
Geboten wird mit einer offen ausliegenden Sonnentafel und der Gewinner darf sich die Plättchen in seine Auslage legen. Sofern „Priester-Plättchen“ dabei sind, kann der Spieler auch ein Plättchen umdrehen, da Gebäude- und Personenplättchen aus unterschiedlichen Vorder- und Rückseiten bestehen. Die gebotene Sonne legt der Spieler offen auf die Mitte des Spielbretts. Die bisher dort liegende Sonne nimmt sich der Spieler und legt sie verdeckt vor sich ab. Erst zu Beginn der folgenden Epoche decken alle Spieler ihre Sonnen (mit neuen Werten) wieder auf.
Da im Verlauf der Bietrunden immer weniger offen liegende Sonnen vor den Spielern liegen, nehmen an einer Runde auch immer weniger Spieler teil.
Die Epoche endet erst, wenn der letzte Spieler seine Sonne einsetzt.
Allerdings kann die Epoche auch früher enden, wenn ein Spieler ein Ra-Plättchen auf das letzte Feld der Ra-Reihe legt.
Es folgt die Wertung, in der am Besten gemäß Übersicht auf dem Spielplan die Punkte nacheinander gewertet werden. Jeder Spieler erkennt darauf, für welche Art von Plättchen er wie viele Punkte erhält, die in Form von Stelen ausbezahlt werden.
Jeder Spieler zählt seine unterschiedlichen Gebäude und seine Personen. Je nach Anzahl und je nach Mehrheit gibt es dafür Punkte. Zusätzlich gibt es für unterschiedliche farbliche Plättchen Zusatzpunkte. Mit Priester bekommt man weitere Stelen und kann je nach Anzahl auch Plageplättchen abgeben.
Nach der Wertung am Ende der dritten Epoche endet das Spiel. In der letzten Wertung fließen noch die Pyramiden, Anch und Werte der Sonnen mit ein.
Bei der Pyramide ist die Höhe der vollständigen Teile für die Punkte entscheidend. Zusatzpunkte gibt es für unterschiedliche Grabkammern.
Der Spieler mit der höchsten Punktzahl gewinnt.
Strategie:
Das Spiel bietet sehr viele Möglichkeiten. Das beginnt bereits beim Ziehen von Plättchen. Bei Gebäuden und Personen kann sich der Spieler die Seite auswählen, welche er offen auf die Angebotstafel legt.
Umso mehr attraktive Plättchen dort liegen, umso spannender ist es zu sehen, wann wer das erste Gebot abgeben wird. Natürlich hat der Spieler mit der höchsten Sonne die besten Chancen, die Plättchen zu bekommen, doch oftmals findet schon früher eine Bietrunde statt.
Neben den Plättchen sollte man bei möglichen Geboten auch den Sonnenwert in der Mitte berücksichtigen, schließlich führt man damit in der folgenden Epoche damit seine Bietgeschäfte durch. Wenn die Spieler mit dem Bieten zu lange warten, droht auch die Gefahr von Ra-Plättchen, welche die Leiste immer mehr füllen. Wer am Ende der Epoche ungenutzte Sonnensteine vor sich liegen hat, war entweder zu geizig ein Gebot abzugeben oder das Angebot war einfach zu schlecht, um sich dafür zu entscheiden.
Ein ständiger Blick auf die Auslage der Mitspieler ist erforderlich, schließlich gibt es bei Mehrheiten bestimmter Plättchenarten auch Bonuspunkte. Gleichzeitig schaut man darauf, welche Pyramidenteile oder welche Plättchen die anderen Spieler haben wollen.
Dabei sollte man allerdings seine eigenen Wünsche und Ziele nicht vergessen! Mithilfe von Priestern lassen sich Plättchen drehen, aber auch Pest-Plättchen entfernen.
Interaktion:
Anfangs geht es recht gemächlich zu, wenn die Spieler Plättchen aus dem Sack auf die Angebotsleiste legen.
Mit jedem weiteren Ziehen überlegt man sich aber schon genauer, ob man noch ein weiteres Plättchen zieht oder doch nicht besser Ra anrufen sollte.
Die Spannung liegt quasi in der Luft und auch in der Bietrunde überlegen die Spieler genau, ob ihnen ihr Gebot auch wirklich einen Vorteil einbringt. Konzentriert blicken die Spieler auf ihre Auslage und natürlich auch auf die ihrer Mitspieler. Das ständige Wechseln der Sonnen sorgt für sehr abwechslungsreiche Runden, in denen oft jeder einmal eine starke Bietposition einnimmt.
Glück:
Pestplättchen hat kein Spieler gerne in seiner Auslage und so sind es dann oft auch die Gebäude, Personen und Pyramidenteile, die gerne gezogen und auf die Auslage gelegt werden. Wer unbedingt die Auslage haben will, braucht einen hohen Sonnenwert, oder muss frühzeitig, allerdings mit oft wenigen Plättchen in der Auslage, ein Gebot abgeben.
Nicht immer bekommt man seine Wunschauslage serviert oder sogar ein Gebot zugesprochen. Das warten auf bessere Bietphasen kann sich zwar lohnen, doch dabei riskiert man, dass zusätzliche Ra-Plättchen gezogen werden.
Gerade wenn sich Spieler um eine Mehrheit oder das noch dringend benötigte Pyramidenteil streiten, entscheidet oft der höhere Sonnenwert, wer letztendlich den Zuschlag erhält.
Packungsinhalt:
Ägyptisches Flair ist nicht nur auf dem Cover, sondern auch auf dem Spielplan und den Plättchen zu erkennen. Das Material ist qualitativ gut, nur das Säckchen zum Aufbewahren aller Plättchen ist etwas zu klein geraten.
Der Spielplan ist übersichtlich und groß genug. Die Wertungsanzeige (bzw. Erklärung) für die Punkte hat man unverständlicherweise auf einer Seite auf Deutsch und auf der gegenüberliegenden Spielplanseite auf Englisch abgedruckt. Je nach dem wo die Spieler sitzen, haben sie somit entweder die deutsche oder englische Wertung vor sich. Sicherlich hätte ein doppelseitiger Druck (Vorderseite in Deutsch, Rückseite in Englisch) mehr Kosten verschlungen, doch gegen eine kleine Wertungs-Übersicht für jeden Spieler hätte wohl keiner Einwände gehabt.
Die Abläufe werden auf wenigen Seiten beschrieben, doch dabei sollte man jeden Satz genau lesen. Das eine oder andere Beispiel wäre bei manchen Stellen sicherlich angebracht gewesen. Letztendlich haben wir auf Anhieb die Abläufe verstanden, wobei wir als „Ra“ erfahrene Spieler bereits die Abläufe in etwa kannten.
Preislich liegt das Spiel bei ca. 30 Euro.
Spaß:
„Priests of Ra“ ist ein Bietspiel und zwar eines, welches aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten eher für Vielspieler gedacht ist. Hat man allerdings einige Partien absolviert, schafft es auch mit guter Erklärung ein Gelegenheitsspieler, den Abläufen zu folgen. Die Runden dauern kaum länger als 60 Minuten und mit wenigen Spielern sind es oft knapp 45 Minuten.
Das Spiel ist in Vielspielerkreisen sehr beliebt und auch bei unseren Runden kam es gut an. Aus unserer Sicht gibt es aber bessere Bietspiele, so dass wir den Wert für den Spielspaß entsprechend angepasst haben. „Priests of Ra“ ist keinesfalls nur ein Durchschnittsspiel, denn je nach Spieleranzahl (umso mehr, desto besser) ergeben sich spannende Runden.
Wer Bietspiele mag, in denen die Spieler auch außerhalb ihres Zuges dem Spiel ihre volle Aufmerksamkeit widmen müssen, sollte „Priests of Ra“ einmal ausprobieren, um sich selbst ein Urteil zu bilden.
Jörgs Meinung:
Der Name „Ra“ begleitet die Spielergemeinde schon sehr lange und angefangen bei alea ist die Ra-Reihe mittlerweile bei ABACUSSPIELE angelangt. In diesem Test haben wir euch „Priests of Ra“ vorgestellt, welches mit seinen Abläufen doch sehr nahe am Ursprungsspiel „Ra“ anknüpft.
Die Spieler bieten mit ihren Sonnensteinen um die Gunst der Plättchen, die sie vor sich auslegen. Das Sammeln bestimmter Plättchen, aber auch die vielen Kombinationsmöglichkeiten machen das Spiel, in dessen Mittelpunkt die Bietphase rückt, durchaus attraktiv. Bei vielen Spielern ist es dadurch sehr beliebt, doch nach etlichen von Partien haben uns am Ende nur die Partien mit vier oder fünf Spielern überzeugt.
Spannend sind zwar alle Runden verlaufen, doch wirklich genial erschien uns das Spiel nun auch wieder nicht. Wir mögen Bietspiele, doch aus unserer Erfahrung gibt es bessere, was nicht heißt, dass Priests of Ra schlecht ist.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an ABCUSSPIELE für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
6/10
Bietspiel, in dem man auch außerhalb des Zuges gefordert ist. Spannend doch nicht immer mit hohem Spaßfaktor verlaufen die drei Epochen, in denen durchaus taktische Möglichkeiten vorhanden sind.
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Smukers Meinung:
Ra ist ein klassiker im Brettspielbereich und hat damals den Anfang der alea-Reihe begonnen. Es ist ein abstraktes Sammelspiel mit Mehrfachwertungen (typisch Knizia) und für Bietspielfans ein muss. Die Neuauflage bietet den gleichen Spielspaß mit einem neuen Dreh (doppelseitig bedruckte Plättchen). Besitzt ihr schon die alte Edition so lohnt sich der Neukauf eher nicht, da die Änderungen nur maginal ausfallen. Fehlt euch dieses Prunkstück aber noch in eurer Sammlung so solltet ihr zuschlagen. Ihr bekommt hier eine solide Spielkost geliefert, die schnell erklärt ist, eine guten Spannungsbogen besitzt und immer mal wieder auf den Tisch landen wird. Sicherlich gibt es inzwischen auch abwechslungsreichere Bietspiele auf dem Markt. Aber der Klassiker weiß nach wie vor zu faszinieren.
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GESAMT-
WERTUNG:
7/10
Ein Klassiker ist endlich wieder kaufbar (+ 1 Regeländerung). Sicherlich ein älteres Spiel, aber immer noch gut!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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