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Testbericht vom 14.11.2021 - von Mathias

Rococo: Deluxe Edition




Details


Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2020

Anzahl der Spieler:
1 bis 5 Spieler

Spielzeit:
60 - 120 Minuten

Altersfreigabe:
Frei ab 14 Jahre

Durchschnittswertung:
8/10 bei 1 Bewertungen



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Vorwort

Wer möchte in einem Spiel nicht gerne Inhaber:in einer eigenen Schneiderei sein und versuchen mit tollen geschneiderten Kleidern für Damen und Gehröcken für Herren möglichst viel Ansehen am Hofe zu erhalten?! Klar, das Thema wirkt auch im Jahr 2021 noch ebenso ungewöhnlich und für manche vielleicht sogar etwas abschreckend wie 2014 als Rokoko für der Kennerspiel des Jahres nominiert wurde, am Ende allerdings Istanbul unterlag. Doch das ungewöhnliche Setting im Spiel von Matthias Cramer, sowie Louis & Stefan Malz verdient auch heute noch unbedingt eine Chance. Mit hervorragendem Material und einer, wie ich finde,  ebenfalls tollen Illustration von Ian O’Toole, erschien 2020 Rococo – Deluxe Edition bei Skellig Games als Lokalisierung der Version von Eagle-Gryphon Games.

Spielablauf:

Als Inhaber:innen einer Schneiderei zu Zeiten von Louis VX sind wir mit unseren Angestellt:innen in Form von Meister:innen, Gesell:innen und Lehrlingen dafür verantwortlich die schönsten Kleider und Gehröcke für die Hohe Gesellschafft herzustellen, damit diese auf den Bällen einen guten Eindruck hinterlassen. Dazu verleihen oder verkaufen wir unsere Kleidungsstücke und erringen so über eine Partie hinweg möglichst viel Ansehen.

Eine Partie verläuft dabei über die vier Phasen Vorbereitung der neuen Runde, Mitarbeiter:innenkarten wählen, Aktionen ausführen und Einkommen erhalten in allen sieben Runden.

In Phase eins wird bestimmt, wer die aktuelle Runde beginnt, was über das Plättchen „Die Gunst der Königin“ geschieht, sofern sich jemand dieses in der Runde zuvor genommen hat. Ansonsten wird die Auslage von Mitarbeiter:innenkarten, Rohstoffplättchen und Kleidungsplättchen aufgefüllt.

In Phase zwei wählen alle Mitspielenden drei Mitarbeiter:innenkarten aus ihrem Deck aus. Zu Beginn stehen allen die identischen fünf Mitarbeiter:innen zur Verfügung. Im Laufe der Partie kann man weitere Mitarbeiter:innen einstellen. Diese unterscheiden sich in Meister:innen, Gesell:innen und Lehrlinge, die man an verschieden farbigen Fingerhüten unterscheiden kann und die eine unterschiedliche Auswahl an Aktionsmöglichkeiten bieten. Ist der eigene Nachziehstapel leer wird der eigene Ablagestapel einfach umgedreht und als neuer Nachziehstapel zur Verfügung gestellt, aus welchem Karten ausgewählt werden können.

Phase drei ist dann mit der Aktionsphase die Hauptphase im Spiel. Zur Auswahl stehen sechs verschiedene Aktionen, allerdings können nicht alle Personen alle Aktionen ausführen. Am Zug spielt man eine der Karten aus der Hand aus und wählt eine der Hauptaktionen. Anschließend kann man den Bonus der Karte (Zusatzaktion oder eine weitere Hauptaktion) ausführen. Diese Reihenfolge ist zwingend einzuhalten, allerdings kann man auch auf eine der beiden Möglichkeiten oder gar beide verzichten.

Alle drei Personengruppen können Rohstoffe erwerben (Rohstoffplättchen aus einer von drei Schubladen erwerben und je nach Bestand an Plättchen Livre bezahlen. Diese können für Spitze oder Garn getauscht oder als Stoffe behalten und in den eigenen Aufsteller gesteckt werden). Auch Mitarbeiter:innen entsenden (Karte aus dem Spiel entfernen, entsprechend der Personengruppe Livre erhalten und ein letztes Mal den Bonus nutzen) können alle drei ebenso,  wie auch eine Ausstattung finanzieren (Livre bezahlen und einen eigenen Marker entweder in einer der Küchen (weiteres Einkommen), in den Sälen als Musiker (Punkte und eventuell Tiebreaker bei Mehrheiten) oder beim Feuerwerk oder den Statuen (als Multiplikator für Ansehenspunkte für Kleidungsstücke am Spielende) platzieren).

Meister:innen und Gesell:innen dürfen zudem noch Kleidungsstücke schneidern (je nach Platzierung in der Auslage Livre bezahlen und passende Ressourcen abgeben, um die Kleidungsstücke entweder zu verkaufen (Livre erhalten) oder zu verleihen (in einem der fünf Säle  für Punkte am Ende platzieren). Einige der Kleidungsstücke müssen von Meister:innen geschneidert werden, um diese  zu erhalten und/oder an bestimmten Orten in den Sälen zu platzieren). Auch können die beiden Personengruppen die Gunst der Königin erringen. Diese bringt fünf Livre und die Rolle der Startspieler:in in der folgenden Runde. Am Ende ist sie zudem noch drei Punkte wert.

Die letzte Aktion kann nur von einer Meister:in ausgeführt werden, da es hier um die Einstellung neuer Mitarbeiter:innen aus der Auslage geht (Livre je nach Anzahl der verfügbaren Karten zahlen und neue Mitarbeiter:in direkt auf die Hand nehmen, was einer weiteren Aktion in der aktuellen Runde entspricht).

In der vierten Phase bekommt man dann noch Einkommen. Grundsätzlich sind dies fünf Livre, weitere Livre können durch Platzierung von Markern in den beiden Küchen dazu kommen, die Einkommen für entliehene Kleidungsstücke oder finanzierte Ausstattungen bringen.

Am Ende einer Partie gibt es Punkte für je zehn Livre, einige Bonusbereiche von Mitarbeiter:innenkarten, die Gunst der Königin, Mehrheiten in den Sälen, die Mehrheit beim Feuerwerk, Die Kleidungsstücke auf der Dachterrasse beim Feuerwerk, die Statuen als Multiplikatoren für unterschiedliche Kleidungsstücke und natürlich eigene entliehene Kleidungsstücke, finanzierte Ausstattungen und den Alle-Säle-Bonus, sollte man in allen Sälen mit Markern vertreten sein. Wer so das meiste Ansehen erhalten hat, gewinnt die Partie. Als Tiebreaker fungieren übrige Livre.

Enthalten sind in der Deluxe Edition natürlich noch die Schmuckkästchen-Erweiterung, die mit Schmuckstücken als weitere Möglichkeit Punkte zu machen und dem Ablegen einer Gesell:innenprüfung (einen Lehrling gegen eine Gesell:in tauschen) und einer Meister:innenprüfung (eine Gesell:in in eine Meister:in tauschen) zwei weitere Aktionen bietet, die allerdings etwas aufwendig sind. Zudem sind  in meiner Version mit den edlen und den festlichen Gewändern zwei Promos mit weiteren Kleidungsstücken, sowie ein Solo-Modus enthalten. Nachträglich erhalten kann man mit der erlesenen Schneiderkunst (Promo), Metallmünzen und einer Königin-Figur noch weiteres Material bei Eagle-Gryphon Games.

s Meinung:

Für diese Rezension stand mir ein Exemplar der Rococo - Deluxe Edition mit Preisrabatt von Skellig Games zur Verfügung.

Eines kann man gleich vorweg nehmen: Auch 2021 funktioniert Rococo Deluxe Edition noch immer als gutes Kennerspiel und hat an seinem Charme nichts verloren. Die Regeln sind gut geschrieben und spätestens nach zwei bis drei Partien läuft alles flüssig und ohne große Nachfragen von der Hand - zumindest im Grundspiel.

Vor allem ins Auge sticht natürlich das sehr hochwertige Material. Garn und Spitze sind modellierte Kunststoff-Ressourcen, die Plättchen haben eine schöne Dicke, der Plan ist übersichtlich und gefällt mir in der deutlich helleren Variante im Vergleich zum Ursprungsspiel persönlich sogar etwas besser. Für Ressourcenplättchen, Kleidungsstücke und Schmuckstücken gibt es jeweils einen tollen Beutel zum Nachziehen, der groß genug ist und wertig bestickt. Dazu gibt es jetzt noch einen Aufsteller für die Ressourcenplättchen, die damit nicht mehr verdeckt vor einem liegen, sondern jederzeit sichtbar vor einem platziert sind und gleichzeitig nicht von den anderen eigesehen werden können. Die Spieletableaus sind auch deutlich größer und bieten eine noch bessere Übersicht über die Aktionsmöglichkeiten. Die Ikonographie hat sich nicht allzu stark verändert und ist immer noch schnell verinnerlicht, sowohl was die verschiedenen Personengruppen und deren Aktionsmöglichkeiten angeht, als auch die Hauptaktionen und die Bonusaktionen und natürlich auch die auf dem Spielplan einmal dargestellte Endwertung. Im Vergleich zum Spiel aus 2014 gibt es nun auch eine Punkteleiste auf dem Plan statt Punkteplättchen und der Brunnen ist einer zweigeteilten Küche gewichen. Damit sollten alle wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Versionen erwähnt sein.

Was mir an diesem Spiel besonders gut gefällt ist der kleine, aber für das Spielgeschehen so wesentliche Deckbau, den man vornehmen ist. Erscheint es anfangs so, dass es kaum von Bedeutung ist, Karten auch mal zu entsenden und so aus dem Spiel zu nehmen, merkt man schnell, dass dies einem in der ein oder anderen Partie schon sehr zum Verhängnis werden kann, da es einfach im Verlauf deutlich länger dauert, bis der eigene Nachziehstapel aufgebraucht ist und man dringend benötigte Meister:innenkarten wieder in die Auswahl bekommt. Wenn das benötigte Kleidungsstück dann nämlich nur von einer Meister:in geschneidert werden darf oder es für die Platzierung entscheidend ist, dann weiß man diese Möglichkeit sehr zu schätzen. Generell sollte man möglichst immer eine Meister:in auf der Hand haben, um flexibel zu sein. Nicht umsonst empfiehlt sogar die Anleitung nie ohne Meister:in im Deck zu sein - auch wenn diese beim Entsenden mehr Livre bringen.

Auch dass einige Bonuseffekte von Gesell:innen und Lehrlingen deutlich stärker sind, als die von Meister:innen sorgt für ein schönes kleines Dilemma, da vor allem weitere Aktionsmöglichkeiten immer gern gesehen sind.

Die Aktionen und deren Abstufungen der Nutzbarkeit nach Rang fügen sich thematisch wunderbar ins Spiel ein ohne abzuschrecken, da das Thema Mode sicherlich allgemein betrachtet nicht das beliebteste unter Vielspieler:innen sein dürfte. Dadurch ist es aber auch heute noch sehr unverbraucht.

Etwas mühselig finde ich hingegen, dass man die Punkte über die Partie hinweg für sich immer sehr im Kopf berechnen muss, da sie nahezu komplett erst am Ende berechnet werden, was aufgrund der großen Bedeutung von Mehrheiten in der Wertung allerdings auch nicht anders geht. Dies wird für mich in anderen Spielen mittlerweile etwas besser gelöst, zum Beispiel durch Punkte Aufträge oder dergleichen (wie in Auf den Spuren von Marco Polo, Wasserkraft, etc.). Natürlich können erfahrene Gruppen die Punkte für Kleidungsstücke oder die Platzierung von Ausstattungen, die sich nicht mehr ändern, auch vorher vergeben, allerdings habe ich das Gefühl, dass es dann unübersichtlich wird.

Als das Spiel überfrachtend empfinde ich die Schmuckkästchen-Erweiterung, zumindest das Ablegen der beiden Prüfungen. Durch die zu erfüllenden Aufgaben kommt ein Verwaltungsaufwand ins Spiel, der die Downtime erhöht ohne den Spielspaß in gleicher oder gar höherer Weise zu steigern. Daher würde ich diese eigentlich immer weglassen oder maximal die Schmuckstücke ergänzen. Die edlen und die festlichen Gewänder fügen sich als Promos problemlos ins Spiel ein und können eigentlich schon ab der zweiten Partie fester Bestandteil des Spiels sein, fehlen ansonsten aber auch nicht.

Als mittlerweile immer wieder mal „Solo-Spieler“ habe ich diesen auch einmal gespielt, um es einmal zu testen. Er funktioniert, hat bei mir aber nicht ansatzweise für so viel Spaß gesorgt, wie Partien mit Gegenspieler:innen. Wie so oft nutzt die Automa (sie ist eine Frau) kein Geld und keine Rohstoffe und agiert über ein eigenes Deck, welches angibt welche Ressourcen entfernt werden, welches Kleidungsstück geschneidert wird und wo man es platzieren soll oder welche Ausstattung man finanziert. Wenn die Automa etwas nicht nutzen oder platzieren kann, gibt es als Alternative Punkte. Das alles passt super für ein Spiel allein, allerdings stehen Verwaltungsaufwand, Aufbau und Spieldauer, da für mich persönlich in keinem Verhältnis zueinander, was mich zu weiteren Solo-Partien verleiten würde. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass Rococo – Deluxe Edition immer noch seinen Reiz verspürt und ein Kennerspiel ist, welches man auf jeden Fall mal gespielt haben sollte. Dazu ist die Tischpräsenz der Deluxe Version absolut beeindruckend und kann durch passende Metallmünzen nochmals aufgewertet werden. Gleichwohl würde ich persönlich mittlerweile bei der großen Auswahl an tollen Spielen eher zu einer Partie Wasserkraft, Auf den Spuren von Marco Polo oder auch dem Gewinner des Kennerspiels 2014, Istanbul, greifen, die meinem Spielegeschmack noch ein wenig näher kommen.

GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Ein tolles Kennerspiel mit einem ungewohnten und immer noch unverbrauchten Thema. Der Deckbau-Mechanismus sorgt für schöne Dilemmata und die Deluxe-Komponenten verleihen dem Spiel einen zusätzlichen Charme.
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

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