Brettspiel Testbericht vom 15.06.2011 - von Jörg

The Boss




Details


Verlage:
Verlag/Autoren/Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2010

Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler

Spielzeit:
20 Minuten / pro Spieler

Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre

Durchschnittswertung:
7.5/10 bei 2 Bewertungen



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Vorwort:

In einer kleinen Box, schön illustriert und als Geheimtipp mauserte sich „The Boss“ auf der Spielemesse 2010 in Essen zu einem gefragten Spiel. Ein Video gab es bereits auf unserer Seite zu sehen und jetzt wollen wir dieses Deduktions- und Mehrheitenspiel mit einer gewissen Portion Bluff einmal näher betrachten.
Gangster, besser bekannt als Kriminelle oder Verbrecher, stehen dabei im Mittelpunkt des Geschehens. Wie wir uns geschlagen haben und welche Möglichkeiten das Spiel auch in Runden zu Zweit bietet, verraten wir euch im folgenden Bericht.

Ziel des Spiels:

Die Spieler sind als Gangster unterwegs und versuchen durch Stadtkarten möglichst viele Informationen zu gewinnen, um bei den ausliegenden Personen möglichst viel Profit zu erzielen. Wer am Ende das meiste Geld vorweisen kann, gewinnt.

Spielaufbau:

Jeder Spieler erhält neun Gangsterwürfel und einen Stein („Aufenthaltsverbot“) in einer Farbe. Die neun Gangster setzten sich aus sechs Profis (große Spielsteine) und drei Gelegenheitsgangster (kleine Spielsteine) zusammen. Abhängig von der Spieleranzahl kommen bestimmte Personenkarten und damit in Verbindung stehenden Stadtkarten zum Einsatz. Die Personenkarten werden wie in der Anleitung angezeigt in eine Reihe gelegt. Daneben platziert man das Spielbrett für den Spielstand und legt die entsprechenden Spielersteine auf die Startposition. Unter jede Personenkarte, mit Ausnahme von Chicago, legt man eine beliebige Stadtkarte verdeckt ab. Keiner der Spieler sollte wissen, um welche Karte es sich handelt. Die restlichen Stadtkarten werden gemischt und an die Spieler verteilt. Es ist aufgrund der Spieleranzahl und der verwendeten Personenkarten immer gewährleistet, dass jeder Spieler fünf Karten erhält. Auf jeder Personenkarte wird auch angezeigt, was für Stadtkarten sich im Spiel befinden. So kann der Spieler aufgrund seiner Kartenhand auch erkennen, welche andere Karte sich noch im Spiel befindet und welche verdeckte Karte vor der jeweiligen Personenkarte möglicherweise liegt. Bevor man aber mit dem Spiel beginnt werden die fünf Polizeikarten gemischt (2 silberne, 2 goldene und eine gold-silberne Abzeichen) und als verdeckter Stapel bereit gelegt. Zum Schluss erhält der Startspieler den weißen Merkstein.

Spielablauf:

Das Spiel besteht aus mehreren Sätzen und ein Satz aus jeweils fünf Runden. Zwei Runden vor Ende wird eine Polizeikarte aufgedeckt und erst wenn drei Abzeichen derselben Farbe aufgedeckt wurden, endet das Spiel. Es können somit 3 bis 5 Sätze pro Spiel stattfinden.
Der Spieler beginnt und führt folgende Aktionen durch:

1. Aktion: 1 oder mehrere Gangster in einer Stadt platzieren (freiwillig)

Der Spieler kann so viele Gangster wie er will auf einer einzigen Stadt platzieren. Profis und Gelegenheitsgangster haben den gleichen Wert, doch die Gelegenheitsgangster benötigen immer die Begleitung eines Profis oder können nur in einer Stadt platziert werden, wenn dort bereits ein eigener Profi steht.

Befinden sich in einer Stadt bereits Gangster von einem Mitspieler müssen neue eigene Gangster immer insgesamt gesehen in der Mehrheit sein. Ein Gleichgewicht in einer Stadt kann somit nie entstehen.

Platzierte Gangster bleiben auf der Stadt und erst am Ende, nach der Gewinnverteilung, werden diese wieder zurückgenommen. Lediglich die Spielsteine der Gelegenheitsgangster kommen endgültig aus dem Spiel.

Am Ende der Runde wandert der Merkstein zum nächsten Spieler. Bevor wir aber soweit sind, werfen wir noch einen Blick auf die zweite Aktion.

2. Aktion: Eine seiner Stadtkarten auswählen und ablegen (Pflicht)

Der Spieler wählt eine Karte aus seiner Hand und legt sie mit der Bildseite nach oben unterhalb der entsprechenden Stadt an.

Chicago ist eine besondere Stadt, für die es auch keine Stadtkarten gibt. Gangster können auch dort platziert werden, doch mögliche Gewinne, alles andere spielt keine Rolle, werden mit dem Boss von Chicago geteilt. Bei Gleichstand wird zum Nachteil des Spielers der Gewinn geteilt. Gleichzeitig wird die Karte Chicago nach jedem Satz um eine Karte nach rechts verschoben.

Gewinne werden am Ende des Satzes ausgeschüttet, in der ein Spieler die Oberhand besitzt. Als Gewinn erhält der Spieler was auf der unterhalb der entsprechenden Stadt platzierten Karte zu sehen ist. Der Gewinn in Chicago richtet sich nach der letzen „abgelegten“ Karte zu der Stadt, die sich links von Chicago befindet.

Es gibt unterschiedliche Stadtkarten (teilweise mithilfe des Spielbretts verdeutlicht):

  • Gewinnkarten (zeigen unterschiedliche Werte an)
  • Revolver (einer der Profis wird getötet und aus dem Spiel genommen)
  • Hospital (einer der Profis wird verwundet und für eine Runde ins Krankenhaus platziert)
  • Gefängnis (einer der Profis kommt für zwei Runden ins Gefängnis)
  • Aufenthaltsverbot (einer der Profis muss als Merkzeichen seinen Spielstein „Aufenthaltsverbot“ auf diese Stadt legen; der Spieler darf somit keine Gangster mehr bis Spielende darauf platzieren)

Neben dem Geld können somit durchaus auch Nachteile entstehen, die der Gewinner der jeweiligen Stadt zu tragen hat.
Zum Schluss noch ein Hinweis zur letzten Runde, wenn jeder Spieler nur noch eine Karte auf der Hand hält. Die Spielerreihenfolge wird neu bestimmt und zwar abhängig von der Anzahl eigener Gangster im Vorrat. Mit dem Aufdecken des dritten Abzeichens derselben Farbe geht das Spiel auch zu Ende und der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt.

Strategie:

In den ersten Partien und in der ersten Runde ist es schon fast ein typischer Anfängerfehler, alle seine Gelegenheitsgangster zu verheizen. Gerade in Runden zu Zweit, in denen man alleine diese Art des Einsetzens wählt, hat man es in Folgerunden schwer, die Mehrheit an wichtigen Städten zu bekommen.
Spätestens in der zweiten oftmals in der dritten Runde hat aber jeder seine Gelegenheitsgangster genutzt. Es sind zwar nur drei Spielsteine, doch man sollte diese nur in Situationen einsetzen, die einem auch möglichst viel Geld einbringen.
Neben diesen kleinen strategischen Möglichkeiten spielen die Städtekarten eine viel wichtigere Rolle. Attraktive und gefragte Karten spielt man möglichst gegen Ende des Satzes, um selbst noch Gangster einzusetzen oder andere Spieler auf eine falsche Fährte zu locken. Gerade in Runden zu Zweit hat man durchaus Möglichkeiten taktisch zu agieren. Da allerdings auch hier eine gewisse Portion Glück einfließt, wird auch dieser Faktor im Verlauf einer Partie gering bleiben.


 

Interaktion:

Das gegenseitige Aufeinanderwirken und Ausführen von Aktionen ist oft sehr stark an die Züge der Mitspieler gekoppelt. Zwar trifft man innerlich für sich schon eine Entscheidung, Gangster zu setzen und eine bestimmte Karte in der Folgerunde zu wählen, doch oftmals können die Aktionen von Mitspielern zu einem Umdenken führen, aus denen man hoffentlich auch Profit schlägt.
Je nach Runde wird dabei viel geredet, um dem Gegenspieler vielleicht eine Antwort zu entlocken. Nicht immer gehen aber die Spieler auf Aussagen ein und äußern sich dazu.


 

Glück:

Das Verteilen der Karten ist jedes Mal aufs Neue mit einer gehörigen Portion Glück verbunden. Nur mit Revolvern und anderen Symbolen außer Geld auf der Hand, kann man auch einmal mutig seine Profis in eine Stadt setzen. Selbst wenn man zu viel riskiert, wird man diese am Ende nicht verlieren. 

 

Packungsinhalt:

Die Illustrationen des Covers und der Karten gefällt uns wirklich sehr gut. Die Spielsteine sind aus Holz und die Karten hätten lediglich einen Tick größer sein können. Die Anleitung ist dank der Kapitelüberschriften übersichtlich, auch wenn wir den Aufbau und Ablauf etwas anders gestaltet hätten. Verständnisprobleme wird es dank vieler Beispiele nicht geben. Geübte Spieler haben nach 10 – 15 Minuten die Inhalte und Abläufe verstanden.
Für einen kleinen Verlag ist der Preis von ca. 15 bis 20 Euro etwas höher als vergleichbare Spiele. Dafür kann man sich aber über die Qualität nicht beschweren.


 

Spaß:

Zu Zweit kommen nicht alle Personenkarten und somit auch nicht alle Ereignisse zum Einsatz, denn erst zu Viert werden alle Personen- und Städtekarten verwendet. In dieser Konstellation macht es dann auch am meisten Spaß. Zu Zweit sind die Runden mit sehr viel Taktik verbunden und Fehler beim Einsetzen von Profis werden oft bestraft.
In unseren Partien erlebten wir völlig unterschiedliche Runden. Spaßtechnisch würden wir diese zwischen 3 und 8 einstufen. Zuerst zu den negativen Erlebnissen, in denen die Spieler ohne groß Nachzudenken und mit wenig Kommunikation untereinander abwechselnd Karten ausspielten oder besser gesagt das Spiel herunterspielten. Das große „OHHHH, wie konnte das nur passieren“ gab es dann erst bei der Gewinnermittlung.
Es ging aber auch anders und solche Runden waren insbesondere zu Viert anzutreffen, wenn die Spieler grübelnd, aber bitte nicht zu lange, ihre Gangster einsetzten und sich genau überlegten, welche Karte sie anschließend ausspielen wollen. Viele Fragen, zum Teil auch etwas provokativ, wurden an die Mitspieler gestellt, um ihnen Geheimnisse zu entlocken. So entstanden oft sehr heitere Runden, denen man gerne eine weitere Partie folgen ließ.


 

Jörgs Meinung:

Deduktion, Mehrheiten und Bluff dominieren bei „The Boss“, das insbesondere in Gruppen zu Viert am besten funktioniert. Jeder versucht dabei an möglichst viel Geld zu kommen, indem Gangster auf verschiedene Stadtkarten gelegt werden. Die hierzu wichtigen Informationen erfährt man allerdings erst im Verlauf einer Runde und zum Einsetzen sollte man sich nicht zu viel Zeit lassen, denn nur mit einer Mehrheit profitiert man auch vom möglichen Gewinn.
Eine nicht zu vernachlässigende Portion Glück ist somit dabei, doch je nach Spielgruppe und Anzahl erlebten wir nicht nur gute sondern auch schwache langweilige Partien. So sollte jeder genau überlegen, ob dieses Spiel nicht nur einem selbst, sondern auch den Mitspielern gefallen könnte, zumal es mit etwas Kommunikation untereinander auch mehr Spaß macht. Nur eine lockere Spielweise, ohne verbissen jeden Zug zu planen, der sowieso mit Glückfaktoren bestück ist, sollte dabei in Betracht gezogen werden.

Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de

Vielen Dank an Blackrock Editions für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

STRATEGIE
4 von 10
Zu Zweit etwas höher!
INTERAKTION
8 von 10
Oft abhängig vom Zug der Mitspieler!
GLÜCK
6 von 10
Zu Viert sogar noch etwas höher!
PACKUNGSINHALT
6 von 10
Insbesondere die Illustrationen überzeugen!
SPAß
6 von 10
Stark schwankend und abhängig von der Gruppe!
GESAMT-
WERTUNG:
6/10
Bitte nur zu Viert und mit den entsprechenden Leuten die nicht nur gerne Bluffen, sondern auch Mut zum Risiko haben!
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

Smukers Meinung:

"The Boss" erschien in Essen 2010. Von der Gestaltung, Optik, Materialqualität und den Spielregeln hat es uns gleich überzeugt. Das Kartenspiel ist durch seinen deduktive Spielmechanismus im Verbund mit Mehrheiten und Bluff sehr innovativ und hat uns und unsere Spielrunden in 3er und 4er Runden vollkommen überzeugt. Der Spannungsverlauf bleibt über die ganze Partie erhalten und unsere Testrunden erkundigten sich sofort nach einer Kaufoption in Deutschland (die gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber jetzt wird es ja über die Heidelbären vertrieben!).
Der Glücksfaktor ist zwar vorhanden, durch das taktische Spielen der Karten und dem Bluff-Faktor aber in keinster Weise störend. Ganz im Gegenteil, sorgt dies für die nötige Spannung und Überraschung im Spiel und ist sozusagen das Salz in der Suppe. In unseren Test wurde sowohl taktisch mit Karten und dem Extra falschen Mehrheitenbieten auf die Städte, als auch mündlich geblufft. Fies, fies, aber durchaus effektiv.
The Boss! kann ich wärmstens empfehlen und ist für mich wohl die Beste Kartenspielneuheit aus dem Jahrgang 2010. Kartenspielfreunde, Deduktions- und Bluffspieler haben es sofort in ihr Spielerherz aufgenommen.

STRATEGIE
6 von 10
Taktisches Legen, Kombinieren und Bluffen.
INTERAKTION
8 von 10
Ständiges Beobachten der Mitspieler und ihren Informationen.
GLÜCK
5 von 10
Gut ausgewogenes Verhältnis zwischen Glück und Taktik / Bluff.
PACKUNGSINHALT
7 von 10
Schöne Aufmachung.
SPAß
9 von 10
Durchgehend in allen Gruppen sehr spaßig!
GESAMT-
WERTUNG:
9/10
Meiner Meinung nach das innovativste und beste Kartenspiel des Jahrgangs 2010!
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

Bilder

The Boss (Cover)
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Videos

Video vorstellung vom 20.02.2011
Video: Spiel 2010: The Boss (Blackrock Editions)


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