Brettspiel Testbericht vom 02.04.2008 - von Jörg

Der Dieb von Bagdad




Details


Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2006

Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler

Spielzeit:
45 Minuten

Altersfreigabe:
Frei ab 8 Jahre

Durchschnittswertung:
8/10 bei 1 Bewertungen



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Wenn der Name Bagdad fällt, denken die meisten wohl an den Irak, dessen Hauptstadt Bagdad ist. Aber ein Teil der Leser wird sich auch an Sindbad den Seefahrer, oder an Ali Baba und die vierzig Räuber erinnern, oder andere Geschichten aus Tausend und einer Nacht. Wer würde sich nicht gerne selbst in einer so abenteuerlichen Geschichte wieder finden und über riesige Reichtümer verfügen? In einer Stadt voller prachtvoller Gebäude kann man die Schätze fast schon riechen… Und überall, wo sich Unmengen von Reichtümern befinden, lockt es auch Diebe an. Jedoch kann keiner einfach so in einen Palast hinein spazieren und sich die Beute unter den Nagel reißen. Hier benötigt man Verbündete, die Hilfestellung geben und die Schattenkünstler heimlich einschleusen. Diese Verbündete finden die Diebe unter den Wächtern, denn diese sind bestechlich (zumindest hier bei den Dieben von Bagdad). Und so machen sich die Langfinger bei Einbruch der Dunkelheit auf, um sich auf die Schatzkisten zu stürzen und sich im Reichtum zu wälzen. Wer wird wohl der erfolgreichste Dieb von Bagdad werden?

Ziel des Spiels:
Jeder Spieler versucht mit Hilfe von Karten, Dieben und Wächtern an die Schatztruhen im Palast zu kommen. Der Spieler, dem es gelingt, eine bestimmte Anzahl von Truhen zu stehlen, gewinnt das Spiel. Bei zwei Personen werden sechs, bei drei Personen fünf und bei vier Personen vier benötigt, damit man sich als „Dieb von Bagdad“ bezeichnen darf. Sofern dies einem Spieler gelingt, endet das Spiel sofort.

Spielaufbau:
Sehr überschaubar und einfach gestaltet sich der Aufbau. Das liegt vor allem auch an der sehr guten Anleitung! Zuerst wird der mehrmals gefaltete Spielplan in die Tischmitte gelegt. Auf die sechs Paläste (bzw. auf deren Balkon) werden je sechs Schatztruhen gelegt (mit der abgebildeten Anzahl an Dieben nach oben), wobei auf der untersten Truhe sieben und auf der Obersten vier Diebe abgebildet sind. (Denn es wird immer schwieriger, diese Goldkisten aus den Palästen zu entwenden sobald vorherige entwendet wurden) Anschließend stellt man vor jeden Eingang einen schwarzen (neutralen) Wächter. Die Karten werden gemischt und als verdeckter Stapel neben den Spielplan gelegt. Vorher sollte man aber die "Tänzerinnen" aussortieren, denn diese platziert man offen neben dem Spielplan. Jetzt muss man nur noch wissen, wie viele Personen am Spielvergnügen teilnehmen. Zwar bekommt jeder alle seine 12 Diebe (kleinen Figuren) als allgemeinen Vorrat, jedoch nicht alle Wächter. Bei einem Vierpersonenspiel reichen zwei Aufseher (anstatt von vier) die jeder erhält. Der Startspieler nimmt sich vom verdeckten Stapel sechs Karten, der zweite Spieler sieben usw.. Doch bevor der Wettstreit losgeht, setzen alle reihum, beginnend mit dem Startspieler, ihre eigenen Hüter auf ein beliebiges Feld vor dem Palast. Max. vier dieser kräftigen Burschen können dort stehen.

Spielablauf:
Die Spieler versuchen, mithilfe ihrer Karten die Wächter zu umgehen, oder besser gesagt, zu bestechen, damit sie ihre Diebe einschleusen können. Doch „ein“ Dieb reicht nicht aus, denn anfangs werden vier (eines Spielers!) benötigt, um an der ersten Schatz eines Palastes zu kommen. Doch wie funktioniert das? Der Spieler kann so viele der insgesamt vier zur Verfügung stehenden Aktionen ausführen, sofern er die entsprechenden Karten hat. Dabei ist auch die Reihenfolge der Aktionen egal. Aber! Und diese Regel wird oft missachtet! Jeder Spieler kann pro Zug höchstens drei Aktionen durchführen, an denen ihre Meisterdiebe beteiligt ist. Da manch ein Spieler am Zug in einen Spielrausch verfällt, sollten die Mitspieler darauf achten, dass diese Regel auch eingehalten wird. Die einzelnen Aktionsmöglichkeiten sind:

1. Eigenen Dieb in den Palast stellen
Hierzu muss als Voraussetzung mindestens ein Wächter der eigenen Farbe und mindestens einer der anderen Farbe vor dem Palast stehen. Die eigenen Aufseher schleusen den Dieb in das schöne Schloss hinein. Dabei ist es egal wie viele Figuren der selben Farbe bereits dort sind. Und was ist mit den fremden Wächtern? Jeder fremde Aufseher muss mit jeweils einer Palastkarte bestochen werden. Die Farbe der ausgespielten Karte muss mit der Farbe des Palastes übereinstimmen. Die ausgespielte Karte (ggf. Karten) werden offen auf einen Ablagestapel gelegt. So können die Mitstreiter gleich kontrollieren, ob man den Zug richtig ausgeführt hat.

2. Eigenen Wächter umsetzen
Etwas leichter ist die zweite Aktion. Ein eigener Wächter darf vor einen beliebig anderen Palast gestellt werden, sofern Platz ist, denn es gibt ja nur vier Aufpasser-Posten pro Gebäude. Dabei hat der Spieler die Wahl, ob er eine Karte des ursprünglichen Palastes ausspielt, „oder“ die Kartenfarbe des orientalischen Zielschlosses. Anschließend legt man Sie offen auf den Ablagestapel.

3. Eigenen Wächter umsetzen und einen eigenen Dieb mitnehmen
Bei der Wanderung des Wächters darf maximal „ein“ Dieb mitgenommen werden. Dieser muss sich auch auf dem Ursprungspalast befunden haben. Schließlich reisen beide zusammen und nicht getrennt. Diese Mitnahme kostet aber kein weiteres Kärtchen. Nicht vergessen! Denn diese Aktion zählt bereits zu denen mit den Dieben (maximal drei).

4. Einen neutralen (schwarzer) Wächter umsetzen
Auch hier gilt: Ein neutraler Aufpasser darf vor einen beliebig anderen Palast gestellt werden, sofern Platz ist. Doch hier müssen zwei Karten ausgespielt werden. Die Farben-Karte des Ursprungspalastes und die Farbe für das Ziel des Reisenden. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass hier nur neutrale Wächter gezogen werden dürfen.

Also Finger weg von den Figuren der Mitspieler!

Die vier Aktionen sind anfangs gewöhnungsbedürftig, aber man findet doch sehr schnell einen Rhythmus! Doch was passiert, wenn sich endlich die benötigte Anzahl von Dieben (welche auf der Schatzkiste abgebildet sind) in einem Palast befinden? Ganz einfach, wenn kein anderer Spieler schneller war, nimmt man sich sofort die oberste Truhe! Beim ersten Palast werden wie erwähnt vier Diebe benötigt. D.h., für den nächsten Schatz benötigt ein Spieler schon fünf seiner Langfinger Die Freude hält aber nicht lange an, denn die benötigte Anzahl von Figuren für den Schatz muss der Spieler aus dem Spiel nehmen und zurück in seinen eigenen allgemeinen Vorrat legen. Fremde Diebe bleiben natürlich dort, denn diese waren ja nicht am Beutezug beteiligt! Doch wie bekommt man nun wieder Karten? Nachdem ein Spieler alle Aktionen durchgeführt hat, nimmt er sich drei neue vom verdeckten Stapel und kann somit gleich seinen nächsten Räuberzug planen. Aber oftmals kann oder will ein Spieler am Zug gar nicht aktiv am Geschehen teilnehmen und pausiert eine Runde. Dafür bekommt er dann nicht nur drei Karten sondern noch eine der Tänzerinnen vom offenen Stapel. Um das Geheimnis dieser Frau gleich zu lüften: Die Karte ist gleichbedeutend mit einem Joker und kann für jeden Palast ausgespielt werden! Sofern keine Tänzerin mehr vorrätig ist (tja, es gibt Spieler, die sammeln solche Joker) muss sich der Spieler eine Karte vom verdeckten Stapel nehmen.

Strategie:

Leider hat jeder Spieler nur 12 Diebe zur Verfügung. Das heißt man muss sich gut überlegen, auf welchen Palast man zieht, um einen Schatz zu ergattern. Hierbei ist es notwendig, die Karten auf der Hand in seine strategischen Gedanken aufzunehmen. Wer „Der Dieb von Bagdad“ häufiger spielt, wird die Mitnahme von Langfingern bei Aktion Nr. 3 sehr oft verwenden. Denn was bringt ein Mitverschwörer in einem Palast wenn man diese Farbe so gut wie nie auf die Hand bekommt. Außerdem will man nicht unbedingt mehr Karten abgeben, wenn man einen Dieb mit Hilfe des Wächters für nur eine einzige in seinen Wunschpalast bekommt. Sehr sinnvoll kann es auch sein, neutrale Wächter zu versetzen, um anderen Mitspielern das Betreten so teuer wie möglich zu machen. Es gibt aber auch Spieler, welche mehrere Aktionen verfallen lassen, um an Joker heran zu kommen und dann eine Aktion nach der anderen ausführen. Jeder Spieler wird früher oder später seine eigene Strategie finden, doch dazu sollte man vorher ausgiebig die verschiedenen Möglichkeiten testen!

Interaktion:

Da auch die anderen genau schauen, welche Aktion man mit welcher Karte nutzt, wird einem entweder Kritik oder Lob entgegen gebracht. Der Kommunikationsfaktor ist auf alle Fälle da, auch wenn man sich selten von seinen Spielgedanken abbringen lässt! In seiner Spielphase versucht auch jeder den anderen die Schatzkisten vor der Nase wegzuschnappen bzw. den gegnerischen Dieben die Schatzkisten "teuer" erkaufen zu lassen. So heißt es immer die Wächter und Diebe der Mitspieler im Auge zu behalten und ihre nächsten Schritte vorauszusehen. Denn dann kann manch ein Räuberzug vereitelt werden.

Glück:

Da jeder Wächter anfangs seinen Platz einnimmt und anschließend jeder Spieler einen von seinen dazustellt, kann hier sicherlich nicht von Glück gesprochen werden. Das Glück beginnt allerdings spätestens beim Ziehen der Palastkarten. Doch auch vermeintlich schlechte Kärtchen auf der Hand können geschickt in Aktionen einbezogen werden. Zu viele gleichfarbige Palastkarten sind sicherlich was feines, aber und damit nochmals zur wichtigsten Regel: Jeder Spieler kann pro Zug höchstens drei Aktionen durchführen, an denen ein Dieb beteiligt ist!

Packungsinhalt:

In der bereits typischen Form und Gestalt erscheint „Der Dieb von Bagdad“ bei Queen Games. Das Cover ist sehr schön und die kräftigen und auffallenden Farben passen ideal zum Thema. Diese Auffälligkeit spiegelt sich auch im Spielplan und an den Karten wieder. Grafisch perfekt und von sehr guter Qualität präsentiert sich das Innenleben. Alles findet seinen angedachten Platz und die Figuren lassen sich mithilfe von Zipp-Tüten (sofern nicht bereits dabei) voneinander trennen! OK, einige Trennfächer wären ganz nett gewesen, aber dafür wäre dann der Karton wieder zu klein. Die hölzernen Figuren (als Dieb und Wächter dargestellt) sind gut verarbeitet und auch hier gibt es nichts zu meckern. Jetzt fehlt nur noch die Anleitung, welche als farbenfroher Aufbau und Inhalt erscheint. Nein, wir haben nichts anderes von Queen Games erwartet und wären auch etwas enttäuscht wenn der Aufbau der Anleitung plötzlich anders wäre. Leider muss die Anleitung geknickt werden, aber auch hier sei angemerkt, das eine kleiner Schrift unpassend gewesen wäre und ein größerer Karton…….nein lassen wir das! Das Preis-Leistungsverhältnis liegt in einem üblichen Rahmen für ein Familienspiel, denn das soll es letztendlich auch sein.

Spaß:

Das Spiel hat bereits einige Monate auf den Buckel, doch der Spielspaß (trotz vieler Neuheiten auf dem Markt) hat nicht darunter gelitten. Selten vergehen Wochen, ohne nicht einmal eine Runde „Der Dieb von Bagdad“ zu spielen und das nicht nur zu viert. Auch zu zweit und zu dritt ist der Spielspaß sehr hoch, da dann jeder Spieler mehr Wächter zur Verfügung hat. Und nach fast über 50 Runden war es endlich auch mal an der Zeit, einen Test hierüber zu schreiben!! Da es sich bei diesem Spiel um ein typisches Familienspiel handelt, fällt der Einstieg sowohl für jüngere als auch ältere Generationen leicht. Hierzu braucht man kein Vielspieler sein! Der Spielablauf ist anfangs sicherlich gewöhnungsbedürftig, doch ein kurzer Blick in die Anleitung reicht aus, um die Aktionen zu verstehen!

Jörgs Meinung:

Das Spiel „Der Dieb von Bagdad“ ist ein sehr schönes Familienspiel an welchem sowohl Wenigspieler als auch Vielspieler ihre Freude haben!
Da das Spiel zu zweit genauso gut wie zu viert funktioniert und relativ schnell erklärt ist, reihte sich das Spiel im Jahr 2007 in die Nominierungsliste des Spiel des Jahres!
Über die Gründe warum dieses Spiel letztendlich als Sieger dieses Wettbewerbs gescheitert ist wurde viel spekuliert. Lag es an seinem Namen mit dem Bezug zu Bagdad, der sicherlich nicht jedermanns Sache ist, oder am sehr starken Konkurrenten Zooloretto, welcher letztendlich als Spiel des Jahres gewürdigt wurde.
Es ist nicht unsere Aufgabe hierüber zu spekulieren.
Wir möchten hier auf alle Fälle festhalten, dass „Der Dieb von Bagdad“ ein sehr gutes Spiel ist, welches sicherlich nicht in den Regalen verstaubt sondern regelmäßig auf den Wohnzimmertisch landet!

Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de

STRATEGIE
7 von 10
Flexibilität erforderlich!
INTERAKTION
7 von 10
Ja, wo zieht er denn hin?
GLÜCK
4 von 10
Kartenglück oder –pech gezielt einsetzen!
PACKUNGSINHALT
9 von 10
Fast brillant!
SPAß
8 von 10
Nicht jede Strategie führt zum Ziel!
GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Den Dieben Bagdads auf der Spur!
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

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