Testbericht vom 15.12.2008 - von Jörg
Zug um Zug - Das Kartenspiel
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2008
Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler
Spielzeit:
30 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 8 Jahre
Durchschnittswertung:
7/10 bei 1 Bewertungen
Als Zug und Zug Fans, zu denen wir im Verlauf der Jahre mit
Sicherheit geworden sind, war es eine Überraschung, dass als neue Edition kein
Plan mit neuen Strecken, sondern ein Kartenspiel, erscheint. Natürlich fragten
wir uns, ob eine solche Idee beim Erfolg des Brettspiels überhaupt Sinn macht.
Bekanntlich gibt es aber viele Kartenspieler auf der Welt und bei diesem Spiel
kann man sicherlich auch einen solchen Schritt wagen. Schließlich wurde Siedler
von Catan auch zu einem späteren Zeitpunkt als Kartenspiel veröffentlicht. Doch
lassen wir den Zug im Bahnhof, denn beide Spiele unterscheiden sich (außer bei
der Wahl zum Spiel des Jahres) doch sehr wesentlich! Wie will man also die
Ziele (mit Waggons Strecken zu erreichen) aus der Edition Zug um Zug in ein
Kartspiel umsetzen? Dies ist nur eine von vielen Fragen, auf welche wir in
diesem Test eingehen wollen.
Ziel des Spiels:
Wer am Ende die meisten Punkte (mit Hilfe seiner Zielkarten) erreicht
gewinnt die Partie. Bekanntlich aus den bisherigen Editionen werden auch hier
am Ende nicht erfüllte Zielkarten in Form von Punkten abgezogen. Zusätzlich hat
man allerdings auch die Chance, Bonuskarten (bzw. Bonuspunkte) für bestimmte
Städte zu ergattern.
Spielaufbau:
Der Spielplan, …. nein, falsches Spiel, denn in der handlichen
Spielschachtel spielen nur 148 illustrierte Karten eine Rolle.
Zuerst einmal wird an jeden Spieler eine Lokomotivkarte (=Joker,
der eine beliebige Farbe entspricht) ausgeteilt. Quasi, als kleine Starthilfe.
Anschließend werden die Wagen- und Lokomotivkarten gemischt und nochmals
jeweils sieben Karten an die Mitspieler verteilt. Fünf Karten dieses
Nachziehstapels werden dann offen in die Tischmitte ausgelegt. Die sechs
Bonuskarten („Großstädte“) werden erst einmal auf die Seite gelegt. Fehlen nur
noch die Zielkarten (insgesamt 46), von denen jeder Spieler sechs Karten zieht.
Eine davon muss man auf jeden Fall behalten.
Spielablauf:
Bisher sind die Inhalte der Anleitung und mit Sicherheit auch dieses Tests
klar und einfach. Doch ab jetzt wird es etwas schwieriger, denn im Verlauf der
Erklärung müssen folgende Begrifflichkeiten unterschieden werden: Da wären zum
einen die „Wagenkarten“ und „Zielkarten“ die ein Spieler (am besten) immer auf
der Hand hält. OK, bis jetzt noch verständlich! Des weiteren gibt es einen
„Verschiebebahnhof“. Damit bezeichnen wir die offene Auslage von Wagenkarten
(nach Farbe getrennt). Lokomotivkarten werden dabei bestimmten Farben
zugeordnet. Hierzu später mehr. Als dritte Begrifflichkeit folgt der
„Unterwegsstapel“. Dort liegen verdeckte Karten aus dem „Verschiebebahnhof“.
Diese bleiben auch bis zum Ende des Spiels (bei vier Spielern bis zum Ende der
ersten Spielrunde) verdeckt und dürfen nach dem Ablegen nicht mehr angeschaut
werden! (jüngeren Spielern kann man es allerdings erlauben) Hat man diese
Begrifflichkeiten und die nun folgenden Abläufe verinnerlicht, dürfte es keine
Fragen mehr geben. Doch der Reihe nach! Die Zielkarten zeigen
verschiedene Farben und Wertigkeiten/Punkte an. Für schwarz und weiß (als
Beispiel für eine Zielkarte) gibt es mit den entsprechenden Wagenkarten eine
bestimmte Punktzahl. Umso mehr Farben (auf einer Zielkarte) verlangt werden,
desto höher die möglichen Punkte mit den jeweiligen Karten. Für Farbenblinde
sind Symbole auf den Seiten der Karten eine dankbare Hilfe! Nur die Karten des
„Unterwegsstapels“ sind für die Erfüllung der Zielkarten am Ende entscheidend.
Doch wie verläuft nun eine Spielrunde? Eine (Spieler-)Runde unterteilt sich
dabei in zwei Phasen:
Phase 1: Die Wagenkarten einer jeden Farbe des Verschiebebahnhofs (des
Spielers am Zug) müssen auf den Unterwegsstapel gelegt werden. In der ersten
Runde wird natürlich diese Phase übersprungen. Doch im Verlauf von späteren
Runden ist es auch möglich, dass ein Spieler keine Karten im Verschiebebahnhof
liegen hat. Auch in diesem Fall geht man in Phase 2 über.
Phase 2: Hier hat der Spieler drei Aktionsmöglichkeiten:
a.) Neue Wagenkarte ziehen
Wer die bisherigen Zug um Zug Spiele kennt, weiß was in dieser Aktion zu tun
ist. Denn der Spieler zieht zwei verdeckte Karten vom Nachziehstapel oder eine
Karte von der Auslage (eine neue wird sofort nachgelegt) und anschließend eine
zweite vom Stapel oder wieder von der Auslage. Wird zuerst eine Lokomotivkarte
aus der offenen Auslage gewählt, darf keine zweite Karte genommen werden. Die
Anzahl der Handkarten ist nicht begrenzt und bei drei offen liegenden
Lokomotivkarten wird auch die Auslage nicht gemischt, wie man dies von anderen
Zug um Zug Editionen kennt.
b.) Karten in den Verschiebebahnhof legen
Der Spieler spielt entweder -ein Set von zwei oder mehr Karten aus (in den
Verschiebebahnhof legen) oder -genau drei Wagenkarten mit unterschiedlicher
Farbe aus (in den Verschiebebahnhof legen) Ein Set von gleichen Karten wird
immer so ausgelegt, dass die Karten leicht versetzt aufeinander liegen.
Eventuelle Lokomotivkarten (die im Set dabei sind) liegen immer ganz oben!
Werden drei Karten kombiniert, darf keine dieser Karten, bzw. Farben, auf einem
anderen (oder eigenen) Verschiebebahnhof ersichtlich sein. Man darf allerdings
ein Set von zwei oder mehr Karten auslegen, wenn ein Spieler „weniger“ dieser
(gleichen) Karten vor sich liegen hat. Dies stellt sogar eine Art Überfall dar,
denn dieser Spieler muss sofort all diese Karten auf den Ablagestapel legen.
c.) Zielkarten ziehen
Der Spieler zieht vier neue Karten vom Stapel. Er kann aber selbst entscheiden
wie viele (keine Mindestverpflichtung) er behalten will. Doch wann endet das
Spiel? Sobald die letzte Wagenkarte genommen wurde, ist jeder Spieler noch
einmal an der Reihe. Auch wenn man vielleicht keine Karten mehr ziehen kann,
muss man sich für eine Aktion (ggf. Zielkarten ziehen) entscheiden. Doch keine
Angst, schließlich kann der Spieler auch alle aufgenommenen Zielkarten
abwerfen. Mit den Unterwegsstapel-Karten und den eigenen Zielkarten beginnt die
Auswertung. Lokomotiven können dabei einer beliebigen Farbe zugeordnet werden.
Hat man die Zielkarten erfüllt, bekommt man die aufgedruckten Werte. Fehlen
einem Wagenkarten zur Erfüllung von Zielkarten, werden die Punkte abgezogen.
Spielt man allerdings zu Viert wird noch eine weitere Runde gespielt!
Zielkarten, die in der ersten Runde nicht erfüllt wurden, behält der Spieler
auf der Hand. Zudem darf der Spieler auch nur die Wagenkarten auf der Hand für
die zweite Runde nutzen bzw. behalten!! Alle Wagenkarten, die zur Vollendung
von Zielkarten dienten sowie nicht genutzte Karten des Unterwegsstapels bzw. im
Verschiebebahnhof werden gemischt und jeder Spieler erhält für eine weitere
Runde vier Wagenkarten (als neue Ausgangsbedingung) auf die Hand. Die zweite
Runde, mit einem neuen Nachziehstapel, verläuft wie oben beschrieben in der
ersten Runde.
Mit der Schlusswertung (zu Zweit, zu Dritt und letztendlich auch
zu Viert) werden die Bonuskarten (wer hat die meisten Zielkarten mit einer der
genannten Großstädte) an die Spieler verteilt. Haben mehrere Spieler die
gleiche Anzahl, bekommt jeder die Bonuspunkte gutgeschrieben. Spätestens hier
wird man sich einen Schreib-Block zur Seite legen und alle Punkte zu notieren.
Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt! Bei Gleichstand gewinnt der
Spieler mit den meisten erfüllten Zielkarten. Falls dann wieder Gleichstand
herrscht, entscheiden die Bonuskarten über Sieg oder Niederlage.
Strategie:
Die Zweier- und Dreier Partien entscheiden sich doch sehr wesentlich von einer Partie zu Viert. Denn mit zwei oder drei Spielern muss man sich von Anfang an genau merken, welche Karten man in seinen Unterwegsstapel gelegt hat. Bei vier Spielern gibt es bekanntlich eine zweite Runde. Aber auch zu viert wäre es strategisch sehr schlecht, wenn man sich nach der ersten Runden von vielen nicht benötigten Wagenkarten trennen muss. Tja, denn dann hätte man noch einmal Zielkarten nachziehen sollen. Gerade in den ersten Spielrunden wird man allerdings sehr zögerlich neue Zielkarten nachziehen und es benötigt einige Spiele bis man ein Gefühl für die Karten bekommt. Die Bonuskarten mit den Großstädten wird man anfangs mit Sicherheit nicht beachten, doch am Ende kann die eine oder andere Bonuskarte für den Sieg entscheidend sein! Einen weiteren Punkt sollte man auch nicht aus den Augen verlieren. Es gibt 10 Wagenkarten einer Farbe und 16 Lokomotiven. Wenn ein anderer Spieler bereits viele gleichfarbige Karten ausgelegt hat, kann man sich ausrechnen, das es nicht viel Sinn macht Zielkarten mit vielen solcher abgebildeten Farben zu sammeln. Dabei macht es zwischendurch auch Sinn Lokomotiven aufzunehmen, wenn man seine abgelegten Karten nicht mehr genau weiß. Ein böser Zug ist natürlich der Überfall, wenn ein anderer Spieler gezwungen ist, Karten abzulegen. Doch dies gehört einfach zum Spiel. Ärgerlich wird es nur, wenn bei den abgelegten Karten Lokomotiven dabei sind.Interaktion:
Bitte Ruhe!! Nur wenige Spieler verlieren ein Wort während den Spielrunden, denn mit Gesprächen und Diskussionen denkt man nicht mehr an seine Karten im Unterwegsstapel: „Wie war das noch mal: 3 blaue, 2 weiße, 3 rote und …. verdammt, jetzt hab ich’s wieder vergessen.“ Einige (geübte) Spieler versuchen aber absichtlich andere (konzentrierte) Spieler in ein Gespräch zu verwickeln. Das gefällt natürlich nicht Jedem.Glück:
Bei dem anfänglichen Aufnehmen von Zielkarten kann man nicht gerade von Glück oder Pech sprechen, denn mit vielen Zielkarten auf der Hand, bleibt es dem Spieler überlassen, welches Risiko er eingeht und für wie viele Karten er sich entscheidet. Im Verlauf des Spieles kann man sogar alle gerade aufgenommenen Zielkarten zurückgeben. Von einem glücklichen Händchen kann man allerdings sprechen, wenn man mit genau seinen abgelegten Handkarten die Zielkarten erfüllt. Ein geübter Blick auf den Verschiebebahnhof der Mitspieler kann nie schaden um zu erkennen, ob es Sinn macht, bestimmte Zielkarten mit Farbkarten weiter zu verfolgen, oder doch eher die eine oder andere Lokomotivkarte zu nutzen.Packungsinhalt:
Große und schön gestaltete Karten machen das Spiel sehr reizvoll. Allerdings hätten wir uns die Rückseite der Karten in veränderter farblicher Form gewünscht, denn diese ähneln doch sehr den vorhandenen Lokomotivkarten im Spiel. Die Anleitung ist unserer Meinung etwas unübersichtlich, denn man hat das Gefühl das in drei Seiten die Textbausteine aneinander gefügt werden. Etwas mehr Übersicht im Aufbau wäre sehr wünschenswert gewesen. Gelegenheitsspieler haben mit Sicherheit kleinere Probleme. Ein kleiner Block zum Notieren der Punkte wäre auch wünschenswert, doch so was gibt es in jedem Haushalt und hätte den Preis, der übrigens sehr fair ist, unnötig in die Höhe getrieben.Spaß:
Sehr skeptisch sind wir in die ersten Spielrunden (zu Zweit und zu Dritt) gestartet. Erst nach vielen Runden bekommt man ein Gefühl für die Abläufe und mehrere Runden sind auch zwingend erforderlich, um sich mit den Strategiemöglichkeiten auseinanderzusetzen. Wir hoffen natürlich, dass auch anderer Spieler diesem Spiel nicht nur eine oder zwei Partien widmen. Denn erst nach vielen Spielrunden kann man sich auch ein Fazit zu diesem Spiel erlauben. Somit haben wir uns erst nach einigen Spielen um Partien zu Viert bemüht. Doch was heißt hier Bemühen? Einen negativen Beigeschmack soll das Wort an dieser Stelle nicht haben. Doch die zwei Pflichtspielrunden fanden wir anfangs doch etwas nervend. Es braucht seine Zeit, bis man auch hier Gefallen am Spiel findet. Auch hier der Hinweis, dass eine oder zwei Partien nicht ausreichen. Wenn man letztendlich wie wir viele Partien zu Zweit, zu Dritt oder zu Viert gespielt hat, wird einem mit Sicherheit das Spiel gefallen und man wird sich nicht sofort für das Brettspiel entscheiden, sondern auch dem Kartenspiel eine Chance geben. Schließlich dauert der Aufbau im Vergleich zu den anderen Brettspiel-Editionen nicht sehr lange.Jörgs Meinung:
Zug um Zug ist anfangs kein Kartenspiel für Zwischendurch, denn man muss schon einige Runden spielen, um sich in die Abläufe und Zielstrategien hinein zu versetzen. Die Regeln erscheinen einem nach ein paar Partien sehr einfach, doch ohne Überlegung und Vorausplanung kann man einen Sieg gleich vorneweg abhaken. Die Karten sind schön gestaltet und die Idee mit den Kartenfarben als Zielbedingungen gefällt uns insgesamt sehr gut.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Pro Ludo für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
7/10
Ein spannendes Kartenspiel, indem man sich viele Karten merken muss!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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