Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr.
Hyde ist eine Geschichte des schottischen Schriftstelleres Robert Louis
Stevenson, die er 1886 schrieb. Die Geschichte ist so gut wie jedem bekannt und
gehört zu einer der berühmtesten Doppelgängernovellen der Weltliteratur.
Weniger bekannt ist das als Vorbild für die Figur der schottische Kunsttischler
William Brodie aus Edinburgh diente. Er führte ein Doppelleben, wobei er
tagsüber ein normaler Bürger war und nachts als Krimineller Einbrüche beging.
Für alle Nichtkenner hier ein kurzer ein Blick in den Hintergrund der
Geschichte: Dr. Jekyll arbeitet an einem Trank, der alles Böse aus dem
menschlichen Charakter entfernen soll. Ziel des Ganzen ist es dadurch einen
guten Menschen zu schaffen. Von seinen Kollegen wird er verpönt und entschließt
sich zu einem Selbsttest. Es funktioniert, Dr. Jekyll wird alles Böse entzogen.
Jedoch hat die Sache einen Nachteil, er entwickelt ein zweites Ich „Mr. Hyde“
der alle bösen Charakterzüge enthält und mehr und mehr die Macht über Dr.
Jekyll erlangt. Jede Nacht wandert er nun als „Mr. Hyde“ durch die Gassen und
lässt seiner Gier freien Lauf. Dr. Jekyll wird nicht mehr herr des Problems so
gut er es auch versucht und bringt sich am Ende um. Jedem der die Geschichte
nicht kennt, sei das Buch wärmstens empfohlen oder auch eine der vielen
Verfilmungen, Musicals, etc… Der Spielautor Wolfgang Werner hat sich dem Thema
angenommen und ein Kartenspiel daraus entwickelt. Kartenspiele gibt es viel auf
dem Markt, ob es sich hier um ein interessantes Horrorspiel handelt oder nur
Alltagskost erfahrt ihr nun.
Ziel des Spiels:
Durch geschicktes Ausspielen versucht man die Stiche zu gewinnen und als erstes
1000 Punkte zu sammeln.
Spielaufbau:
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Es wird bestimmt welche Spieler zusammen in einem Team spielen
und welche Seite (Dr. Jekyll oder Mr. Hyde) sie sind. Dann wird die Platzkarte
A in die Mitte des Tisches gelegt und zwar so, dass die beiden Dr.
Jekyll-Seiten zu den Jekyll-Spielern zeigen und die Mr. Hyde-Seite zu den Hyde
Spielern. Das geht ganz einfach, die Teamspieler müssen sich nur gegenüber
sitzen. Platzkarte B benötigt man nicht (sie dient der Variante). Die 28
Spielkarten werden gemischt und einzeln an die Spieler verteilt. Hierbei kann
jeder sowohl Dr. Jekyll als auch Mr. Hyde Karten erhalten, man erkennt diese
von der Vorderseite als auch von der Rückseite anhand des Symboles (Reagenzglas
= Dr. Jekyll oder Zylinder = Mr. Hyde) als auch der Rückseitenfarbe (Grau oder
Schwarz) erkennen. Die Spieler sortieren die Karten nach ihrer Art Jekyll und
Hyde und nehmen sie so auf, dass zur besseren Verdeutlichung eine große Lücke
zwischen diesen entsteht. So kann man auch vom weiten erkennen wie viele Karten
jemand noch von Jekyll oder Hyde besitzt.
Spielablauf: 
Der Startspieler (links vom Geber sitzend)
beginnt das Spiel. Hierbei kann er nur Karten seiner eigenen Partei ausspielen
oder ausspielen lassen. Gehört er also zum Jekyll Team, darf er nur Jekyll
Karten legen oder spielen und umgekehrt. Man muss allerdings nicht selbst eine
Karte von seiner Hand spielen, sondern kann auch einen anderen Mitspieler (auch
vom anderen Team) bitte eine Karte für sich zu spielen. Da die Karten
verschiedene Rückseiten besitzen, erkennt man wer noch spielbare Parteikarten
besitzt. Wichtig hierbei: Besitzt ein Spieler mehrere Karten z.B. von Mr. Hyde
und ich bitte ihn als Hyde-Spieler darum eine auszuspielen hat er die freie
Wahl welcher er für mich spielt. Egal ob man nun eine eigene Karte gelegt hat
oder ein anderer eine Karte die Karte gespielt hat, sie wird vor den Spieler
abgelegt und der nächste Spieler im Uhrzeigersinn ist an der Reihe. Auch dieser
kann wieder eine eigene Karte spielen oder jemand anderen bitten. Durch diesen
Mechanismus kommt es natürlich dazu, dass die Spieler im Verlauf des Spiels
unterschiedlich viele Handkarten besitzen. Ist man am Zug und hat keine Karte
seiner Partei mehr auf der Hand, muss man einen anderen Spieler bitten. So ist
es also nicht unwichtig die Karten mitzuzählen (was bei 28 Karten auch keine
große Hürde sein sollte). Alle ausgespielten Karten werden immer an die
Platzkarte angelegt, so sieht man welche Karte für welchen Spieler gilt.
Nachdem die vierte Karte gespielt wurde erhält derjenige den Stich (also alle
vier Karten) der die Höchste vor sich liegen hat. Gibt es mehrere höchste
Karten mit demselben Wert, gilt die erstausgelegte als höher. Derjenige der den
Stich erhält spielt nun als erstes die nächste Karte aus oder bittet einen
anderen für ihn darum. Soweit sollte das Spiel jedem Kartenspieler verständlich
sein, außer natürlich das Bitten eines anderen Spielers (dies ist eine
komplette andere Spielweise). Insgesamt gibt es 14 Mr. Hyde- und 14 Dr.
Jekyll-Karten. Ein Partei-Kartensatz besteht aus jeweils: - 1 Verwandlung - 5
Personen - 5 Orte - 3 Taten (bzw. Gesinnungen)
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Die Verwandlung
ist hierbei die höchste Karte, spielt man sie aus kann diese Karte nicht mehr
geschlagen werden. Allerdings gewinnt man mit ihr nicht den Stich. Die vier
ausgespielten Karten bleiben liegen, derjenige der die Verwandlung gespielt hat
beginnt mit dem ausspielen (oder Bitten) einer Karte. Wer nun den Stich
gewinnt, bekommt alle acht Karten. Wird auch hier eine Verwandlung gespielt,
entscheidet der dritte Stich. Werden beide Verwandlungen gespielt, gilt die
erstausgespielte und wird die Verwandlung als letzte Karte im Spiel gespielt,
bekommt keiner den Stich und es wird ohne diese Karten ausgewertet. Die fünf
Personenkarten sind die nächst höheren Karten und so etwas wie die Buben beim
Skat. Ihre Wertigkeit wird von den Buchstaben A-E bestimmt, wobei A der höchste
Trumpf ist und E der niedrigste. Die Ortskarten sind niedriger als die
Personenkarten und tragen alle den Buchstaben F, aber verschiedene Zahlen dahinter
(3,4,5,6 und 7). Untereinander besitzen die Karten die gleiche Wertigkeit, die
Zahlen geben die Punktzahl für die Endwertung an. Somit kann man durch die F7
Karte am Ende sieben Punkte erhalten und sie ist dementsprechend clever zu
spielen. Sollten in einer Runde nur F-Karten gespielt worden sein, gilt die
erste ausgespielte Karte als die Höchste und gewinnt den Stich. Die Taten (bzw.
Gesinnungen) Karten sind das Salz in der Suppe und stellen die niedrigsten
Karten im Spiel dar, jeder Spieler besitzt die Karten x1, x2 und x3 und sie
sind untereinander gleich hoch. Allerdings haben sie einen großen Einfluss auf
die Schlusswertung.
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Wurden alle sieben Stiche gespielt, heißt es
Punkte zählen. Die Kartenart (Dr. Jekyll oder Mr. Hyde) spielt bei den Orts-
und Personenkarten keine Rolle. Die Ortskarten zählen so viele Punkte wie der
Wert angibt während alle Personenkarten 1 Punkt einbringen. Verwandlung und
Tatkarten zählen hier nicht mit hinein. Allerdings benötigt man die Tatkarten
der eigenen Partei um überhaupt zu Punkten. Besitzt man keine eigene Tatkarte
so erhält man 0 Punkte. Besitzt man eine oder mehrere Tatkarten wird der
Punktwert mit dem dort angegebenen Wert multipliziert (x1, x2, x3). Besitzt man
mehrere Tatkarten der eigenen Partei multipliziert man den Punktwert mit der
Summe. Fremde Tatkarten zählen hier nicht, allerdings kann der Gegner sie nicht
nutzen. Beispiel: Besitzt man am Ende den Multiplikator 1x und 3x seiner Partei
so wird der Punktwert dieser Runde am Ende für sein Team mal vier genommen.
Welches Team zuerst 1000 Punkte oder mehr erreicht hat gewinnt das Kartenspiel.
Am Ende wollen wir nun auch noch das Spiel zu dritt und die Variante etwas
beleuchten. Beim Spiel zu dritt gibt es immer einen Alleinspieler (der reihum wechselt).
Der vierte virtuelle Spieler wird als Geist bezeichnet seine Karten werden
komplett offen ausgelegt. Der Alleinspieler, kann nun den Geist bitten eine
Karte zu spielen und sie sich aus aussuchen oder wenn der Geist am Zug ist sich
selbst bitten. Sollte das andere Team den Geist bitten, spielt der
Alleinspieler vom Geist eine Karte aus. Ansonsten verläuft alles wie zuvor.
Eine Variante ist das Spielen mit der Platzkarte B, nun sitzen die Teamspieler
direkt nebeneinander und man muss seine Strategie anpassen. Auch ist es möglich
die Platzkarten zu mischen und zufällig eine offen zu legen. So werden die
Teams und die Reihenfolge immer anders sein. Eine weitere Variante, die
allerdings nicht im Regelheft steht, wäre die, dass die F-Karten (Ortskarten) nicht
untereinander gleich hoch sind, sondern F3 beim Stich höherwertiger ist als
F4,5,6 und 7.
Strategie:
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Dr. Jekyll and Mr. Hyde ist ein sehr interessantes Kartenspielkonzept. Man muss sich die erste Mal daran gewöhnen, das fremde Kartenbitten taktisch zu nutzen. Hierfür ist es natürlich sehr wichtig die Karten mitzuzählen und so gut einschätzen zu können, welche Karten die anderen auf der Hand besitzen. Nach ein paar Partien geht dies in das Spielblut über und man überlässt es nicht dem Zufall. Gerade zu Beginn eignet es sich, den fremden Spielern ein paar Karten hervorzulocken. So dezimiert man zum einen Ihre gegnerischen Karten (und kann so ihre Karten besser einschätzen) und zum anderen kann der Partner auch bei einer schlechten Karte reagieren.
Die Verwandlung bringt auch noch mal eine Sicherheitsleine ins Spiel. Liegen gute Punktekarten mit Tatkarten in der Mitte und man kann sich den Stich nicht mehr angeln hilft eine Verwandlung. Mit den hohen Personenkarten sollte man hingegen gut Haushalten und vor allem auch immer mitzählen, welche der Gegner schon gespielt hat.
Interaktion:
Das Kartenspiel sorgt für einen neuen und innovativen Interaktionsmechanismus indem ich die anderen darum bitte für mich eine Karte zu spielen. So hat man auch als Spieler der nicht gerade am Zug ist, die Möglichkeit großen Einfluss auf das Spiel zu haben.
Glück:
Der Glücksfaktor ist natürlich wie in jedem Kartenspiel vorhanden, da man nicht bestimmen kann welche Karten man erhält. Während des Spielverlaufs ist dieser allerdings nicht mehr sehr hoch, wenn die Spieler logisch handeln und mitzählen. Hier geht es ähnlich taktisch und strategisch zu wie in anderen Stichspielen, bei denen alle Karten ausgegeben werden. Einzig allein wer hier nicht mitzählt bangt mit seinem Glück.
Packungsinhalt:
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Dr. Jekyll und Mr. Hyde kostet ca. 10 € und das ist es bei weitem auch wert. Man erhält 28 schön illustrierte dicke Karten, die einem thematisch in Stimmung bringen. Eine Spielanleitung sowie ein Beiheft indem man eine kommentierte Zusammenfassung der ursprünglichen Geschichte (mit originalen Zitaten) und Illustrationen findet. So kann man nicht nur das Spiel spielen, sondern auch die 17 seitige Geschichte lesen (sowohl in Deutsch als auch Englisch). Wer dadurch Lust auf das Buch bekommt muss jedoch einen Buchhändler besuchen.
Spaß:
Schon wieder ein neues Stichspiel, böh… ob es das was taugt? Ja tut es und das nicht zu knapp. Wir beugen unser Haupt und sind begeistert. Dr. Jekyll und Mr. Hyde hat uns wahrlich gefangen genommen und begeistert. Schon lange ist es her, dass ein Kartenspiel so gänzlich anders ist als alle anderen und jede Runde wieder Spannung aufkommt.
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