Testbericht vom 08.02.2013 - von Jörg
Die Paläste von Carrara
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2012
Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler
Spielzeit:
60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
7/10 bei 1 Bewertungen
Essen 2012 Neuheit: Die Paläste von Carrara (Hans im Glück)
Essen 2012 Neuheit: Die Paläste von Carrara (Hans im Glück) from Cliquenabend on Vimeo.
Vorwort:
Als großer Kramer Fan, wobei man mittlerweile auch Herrn Kiesling nennen muss (!), gefällt einem doch jedes Spiel, oder? Nein, denn mit der Zeit steigt auch der Anspruch, den man von solchen Autoren erwartet, wobei man gerade Herrn Kramer aufgrund seiner Vielzahl an Spielen nichts mehr vormachen muss. Er versteht sein Handwerk und wurde 2012 sogar für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Mit seinem Autorenkollegen Herrn Kiesling hat er auch im selben Jahr wieder ein Spiel auf die Beine gestellt, von dem er mehr als überzeugt ist, wie er in unserem beigefügten Video bzw. dem Interview auf der SPIEL 2012 verrät. Klar, dass jeder Autor 100%ig zu seinem Spiel steht und mit Sicherheit haben auch diese Autoren einen kleinen Bonus, wenn es um die Veröffentlichung eines Spieles geht. Entscheidend sind aber in der Folgezeit die Verkaufszahlen, denn ein Spiel kann noch so oft in der Presse vertreten sein, wenn es sich nicht an den Kunden verkauft, wird es schneller als man denkt in der Versenkung verschwinden.
Bereits im Sommer 2012 hatten wir zusammen mit Redakteuren aus dem Hause Hans im Glück die Möglichkeit den Prototypen ausgiebig zu testen. Immer wieder wurden aber Plättchen und Karten schnell aus der Schachtel geholt, die wir bloß nicht zu früh sehen sollten. Es hieß immer: „Spielt erst einmal ein paar Runden!“ Wie gemein! Dieses versteckte Detail gibt es jetzt auch in der Spielschachtel in Form eines verschlossenen Umschlags. Hui, spannend und bevor wir schon mitten im Geschehen sind steigen wir lieber gleich in den Bericht ein.
Ziel des Spiels:
Die Spieler sind als Oberhauptmann einer Fürstenfamilie in Italien unterwegs. Vom König haben sie den Auftrag erhalten, Gebäude zu errichten und diese mit Objekten zu bereichern. Die Spieler benötigten für den Bau nicht nur Münzen sondern auch Bausteine. Gleichzeitig müssen sie im Hinblick auf die Ziele clever agieren, um das Spiel am Ende mit den meisten Punkten zu gewinnen.
Spielaufbau:
Wo waren wir beim Vorwort stehen geblieben? Ach ja, ein Umschlag und auf dem steht auch geschrieben, dass man sich in einigen Partien auch erst einmal mit dem Basisspiel auseinander setzen soll, bevor man diesen öffnet. Ok, ran an das Grundspiel, in dem der Spielplan in den Mittelpunkt gerückt wird. Daneben platziert man die Kartenleiste mit den aufgedruckten Zielen/Bedingungen für jeden Spieler. Jeder Spieler bekommt ein Spielertableau und einen Sichtschirm. Die Münzen bilden einen Vorrat, den Startspielermarker gibt man einem Spieler und verteilt etwas Geld und Bausteine nach Vorgabe an alle Spieler. Alle Bausteine legt man in den Sack und platziert sechs Bausteine auf das Startsegment der Drehscheibe. Die Gebäudeplättchen werden gemischt und nach Belieben ein Teil davon bereits offen auf die Spielfläche gelegt. Restliche Gebäude bilden einen verdeckten Nachziehstapel und die Objekte legt man nach Sorte getrennt zur Seite. Lediglich ein Objekt jeder Sorte platziert man auf das Objektfeld. Fehlen nur noch die Wertungssteine für jeden Spieler, einen davon positioniert man auf der Zählleiste.
Spielablauf:
Beginnend bei einem Startspieler muss jeder Spieler eine der drei folgenden Aktionen durchführen:
>Bausteine kaufen
Hierzu dreht der Spieler zuerst die Drehscheibe um genau ein Segment weiter. Aus dem Säckchen werden blind Bausteine gezogen und auf das neue Segment gelegt, so dass insgesamt 11 Bausteine auf der gesamten Drehscheibe liegen. Der Spieler kauft jetzt Bausteine aus einem Segment. Wie viele, entscheidet er selbst bzw. sein Geldvermögen. Mindestens einen Stein muss er kaufen. Der Preis fällt bei den Bausteinen mit jeder weiteren Drehung, so dass man durchaus auch Bausteine je nach Segment kostenlos bekommt.
Bausteine legt man wie auch das Geld hinter seinen Sichtschirm. Das Geld für die bezahlten Bausteine legt man in den Vorrat.
Drehen, Nachlegen und Kaufen bestimmt somit diese Aktion.
Besonderheiten und Ausnahmen sind in der Anleitung hinterlegt, müssen aber erst beim Eintreten der Situation nachgelesen werden.
>Gebäude bauen
Der Spieler nimmt dazu ein Gebäude vom Spielplan und bezahlt es mit Bausteine hinter seinem Sichtschirm.
Gebäudeart, Objekt und Baukosten sind auf jedem Plättchen deutlich hinterlegt, doch zum Anbauen vor seinem Spieltableau muss der Spieler noch auf ein winziges Detail achten. Abhängig von der Farbe der verwendeten Bausteine für ein gekauftes Gebäude darf der Spieler nicht jedes Gebäude vor einer bestimmten Stadt anbauen. Diese wird durch die Farben der Bausteine auf den Städten verdeutlicht. Das heißt an diesen Farben muss sich der Spieler beim Platzieren orientieren. Umso weiter links man bei einer Stadt baut, desto attraktiver werden die Positionen in Form von Geld und Siegpunkte. Doch hierzu später mehr.
Vom verdeckten Stapel der Gebäude wird der leere Platz auf dem Spielfeld aufgefüllt.
>Werten
Hier gibt es Münzen, Siegpunkte und Objekte für einen Spieler.
Mit seinen 6 Wertungssteinen kann der Spieler somit bis zu 6-mal werten. Dabei hat der Spieler mehrere Möglichkeiten.
Er kann eine Gebäudeart werten und hierzu wählt er eine Gebäudeart, von der er mindestens 1 Gebäude gebaut hat. Dann wertet er alle Gebäude dieser Art und erhält Münzen und/oder Siegpunkte entsprechend dem aufgedruckten (und multiplizierten) Wert auf dem Tableau. Außerdem nimmt er sich pro Plättchen das dazugehörige Objekt aus dem Vorrat (sofern noch welche ausliegen). Siegpunkte markiert man sofort auf der Zählleiste und jede Gebäudeart kann man nur einmal werten.
Der Spieler kann sich aber auch für eine Stadtwertung entscheiden, die allerdings an zwei Bedingungen geknüpft ist. Zum einen darf diese Stadt noch nicht gewertet worden sein, zum anderen muss der Spieler entsprechend viele Gebäudeplättchen vorweisen. Wie viele dies sein müssen ist auf dem Spielplan bzw. auf der Stadt hinterlegt. Auch hier bekommt der Spieler Siegpunkte und/oder Münzen und natürlich auch Objekte. Jede Stadt kann allerdings nur einmal gewertet werden.
Was gerne vergessen wird ist die Möglichkeit des Zusatzkaufs:
Denn nach jeder Aktion kann der Spieler ein Objekt für 10 Münzen kaufen. Dieser Anfangspool an sechs Plättchen wird aber nicht aufgefüllt.
Das Spiel ist zu Ende wenn entweder das letzte Gebäude vom Spielplan genommen und verbaut wurde oder ein Spieler verkündet das Ende wenn er die drei aufgeführten Bedingungen (vgl. Tableau neben dem Spielplan) erfüllt. Diese lauten: 4 x Werten / X Objekte abhängig von der Spieleranzahl / X Gebäudepunkte abhängig von der Spieleranzahl.
Hat ein Spieler diese Bedingungen erfüllt, zeigt er dies an und bekommt sofort 5 Bonuspunkte. Dann wird die Runde noch zu Ende gespielt und es folgt die Schlusswertung, bei der die Spieler für gesammelte Objekte, Baukosten und Münzen noch einmal Punke bekommen. Der Spieler mit der höchsten Punktzahl beginnt.
Doch jetzt raus mit der Sprache. Was steckt in dem mysteriösen Umschlag?
Natürlich eine Erweiterung und diese beinhaltet eine neue Anleitung (mit der Erklärung der Neuerungen), 8 Aufwertungsplättchen, 6 neue Gebäude und 31 Karten unterschiedlicher Farben mit neuen Bedingungen für das Spielende.
Die Aufwertung legt man vor Spielbeginn zur Seite. Ebenso die neuen Gebäude mit den Baukosten 8. Von den neuen Karten zieht man farbig getrennt jeweils eine und platziert sie offen auf das Feld der Kartenleiste. Übrige Karten kommen aus dem Spiel.
Jetzt zu den Feinheiten, die man leichtfertig in der neuen Anleitung überlesen kann! ACHTUNG!
Bei der Aktion Bausteine kaufen muss der Spieler das Rad zuvor nicht drehen! Dadurch werden natürlich auch keine Bausteine aufgefüllt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit 8er Gebäude zu bauen und bereits gebaute Gebäude zu erhöhen (nur noch die Differenz zahlen). Baut ein Spieler ein solches Gebäude, darf er sich einen Aufwerter (Plättchen) nehmen und auf das entsprechende Feld legen.
Bei der Aktion Werten kann der Spieler aufgrund der Verwendung der Rückseite des Tableaus (!) spezielle Wertungsfelder nutzen, so dass die Art (Stadt oder Land) plötzlich eine Rolle spielt. Ob ein Objekt genommen werden darf, zeigt das jeweilige Symbol an.
Siegpunkte gibt es entsprechend der Angabe der Karten und für jedes Objekt, welches nicht über eine ausliegende Objektkarte gewertet wurde und zwar einen Punkt extra.
Wichtiger Hinweis am Rande: In der Anleitung werden Vorschläge für Kartenkombinationen aufgeführt. Nach unserer positiven Spielerfahrung sollte man sich zumindest am Anfang daran orientieren. Zudem werden die einzelnen Karten noch sehr ausführlich in der Zusatzanleitung erklärt.
Strategie:
Zuerst einmal sollte man den Mechanismus des Grundspiels kennen lernen und hierzu reichen zwei Partien aus. Weniger und somit „eine Partie“ sollte es aber keinesfalls sein. Wer sich dann mit den Grundregeln und Möglichkeiten auskennt, der darf sich natürlich der Erweiterung widmen.
Dabei gibt es lediglich einen strategischen Hinweis, der auch in der Anleitung aufgeführt wird: „Achtet auf Eure Mitspieler!“
Eigentlich würde dieser Satz in dieser Rubrik auch ausreichen, denn genau diese Aussage trifft es auf den Punkt. Wer sein Geld oder Bausteine ohne Ende anhäuft, alles hat auch mal ein Ende … wird schnell merken, dass man mit zu wenigen eigenen Wertungen kein Spiel gewinnt.
Interaktion:
Es geht nicht nur darum sich selbst attraktive Bausteine und Gebäude zu gönnen, oh nein, es geht auch darum seine Mitspieler zu ärgern wenn man selbst mit seinem Zug nicht all zu viel machen kann. Da wäre das Abgrasen von Bausteinen oder das Entfernen und somit Kaufen eines Gebäudes. Wobei man bei letzterer Situation auch selbst zweimal hinschauen sollte, ob einem diese Aktion auch für später nützt.
Glück:
Etwas Glück beim Ziehen von Bausteinen und Nachziehen von Gebäuden gehört einfach dazu, so dass Glück zwar eine Rolle, aber insgesamt doch keinen all zu hohen Stellenwert einnimmt.
Packungsinhalt:
Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Boxen immer größer werden und im Format der Stone Age Ausgabe passt hier alles perfekt hinein, auch wenn man mit Zipptüten zum Verstauen einzelner Elemente vorlieb nehmen muss.
Gut gelöst ist die Erweiterung in einem Umschlag, in dem zudem die Regeln aufgeführt sind. So wird man doch sehr neugierig, was einem hier alles erwartet. Aufgrund einzelner Regeldetails sollte man sich die Anleitung aber unbedingt zweimal zu Gemüte führen, um nicht das eine oder andere Detail zu vergessen. Der Spielplan ist mit sehr kräftigen Farben (insbesondere bei den Städten) gekennzeichnet. Dies ist allerdings erforderlich, da Farben hier eine sehr wichtige Rolle spielen.
Etwas negativ fällt aber die Zählleiste auf, denn zum Zählen einzelner Punkte hätten wir uns beispielsweise fixe Zehnerwerte an den Eckpunkten gewünscht.
Da in der heutigen Zeit auch oft von Autoren und deren Erscheinen auf der Spielschachtel die Rede ist sollte man besonders lobenswert erwähnen, dass die Autoren mit Bild und Kurzbiographie auf der Rückseite aufgeführt wurden. Ein besseres Dankeschön gibt es wohl kaum für einen Autor.
Aufgrund der mitgelieferten Erweiterung und in Anbetracht des Materials ist der Preis mit ca. 40 Euro angemessen.
Spaß:
Am Ende waren es sogar knapp 20 Partien mit dem Basisspiel, bevor es an die Erweiterung ging. Das lag nicht daran, dass das Spiel so komplex ist sondern an den unterschiedlichen Spielgruppen und jeder sollte ja die Möglichkeit bekommen, zuerst einmal die Grundregeln kennen zu lernen.
Nach den ersten Partien fiel der Spielspaß aber doch recht dürftig aus, von Durchschnittskost war die Rede, denn irgendwie fehlte dem Spiel der richtige Pep, damit die Partien auch spannend verlaufen.
Das legte sich aber mit der Erweiterung und somit den neuen Plättchen und Karten. Wie effektiv man spielen musste wurde bereits in den ersten Partien deutlich, denn nur wer die Bedingungen konsequent und möglichst schnell erfüllt, hat auch gute Chancen das Spiel zu gewinnen. Gerade Spieler die erst einmal ihrer Sammelleidenschaft an Geld und Bausteinen verfallen, werden erstaunt sein, wie schnell eine Partie zu Ende sein kann. Ja, das kann auch durchaus etwas frustrierend verlaufen, doch da muss man durch. Gerade wenn dann noch die Bedingungen (mit Erweiterung) sehr ähnlich oder unterschiedlich aussehen, muss man den besten Weg herausfinden. So verläuft jede Partie unterschiedlich und plötzlich kommt auch das Fünkchen Spaß zum Vorschein, das wir doch gerade am Anfang so vermissten. Nein, keine Euphorie, dazu fehlt es doch noch etwas, wobei wir in Anbetracht der Vielzahl an Partien durchaus unsere Freude mit dem Spiel hatten und so wird das Spiel auch zukünftig immer wieder gerne hervorgeholt.
Jörgs Meinung:
Man muss dem Spiel Zeit geben und man muss auf die Mitspieler achten!
Wer diese zwei Punkte berücksichtigt, der wird mit diesem Spiel seine Freude haben.
Zuerst einmal muss man aber „streng nach Vorgabe“ sich mindesten 2 bis 3 Partien mit dem Grundspiel auseinandersetzen. Hier geht es darum auf einem Zahnrad, welches sich nach Basisregeln vor der Kaufphase dreht, Bausteine zu kaufen, die man in Gebäude investiert. Mit diesen Gebäuden und der Möglichkeit der Wertung versucht man bestimmte Zielbedingungen zu erfüllen, so dass effektive Spielweise erforderlich ist. Jäger und Sammler von Bausteinen und anderen Dingen haben hier somit keine Chance.
Nicht jeder kann sich dabei mit diesen Basisregeln anfreunden, so dass man erst mit der Erweiterung wichtige Faktoren in die Abläufe einfließen lässt, die das Spiel rund werden lassen.
Gleichzeitig wird das Spiel dadurch variabel, da in jeder Partie andere Kombinationen für ein mögliches Spielende vorhanden sind.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Hans im Glück für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
7/10
Das Spiel braucht Zeit zum Kennenlernen! Dann erwartet die Spieler auch eine lohnenswerte Erweiterung mit der das Spieler rund läuft!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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