Testbericht vom 27.10.2014 - von Jörg
Robinson Crusoe
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2012
Anzahl der Spieler:
1 bis 4 Spieler
Spielzeit:
60-120 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
9/10 bei 1 Bewertungen
Vorwort
Wir haben alle Zeit der Welt, denn von dieser Insel kommen wir nicht so schnell wieder weg.
Auch ich habe Zeit und genau die Zeit habe ich mir für diesen Bericht und Partien mit Robinson Crusoe genommen. Das ursprünglich bei Portal Games im Jahr 2012 veröffentlichte Spiel sprengte alle Erwartungen und es stellte sich nur die Frage: Wer veröffentlicht das Spiel für das deutschsprachige Publikum?
Die Antwort lautet Pegasus Spiele! Der Verlag hat aber das Spiel bzw. den Ablauf nicht nur 1:1 übersetzt, oh nein, denn im ursprünglichen Spiel musste man oftmals mit Hausregeln oder unklaren Formulierungen klar kommen.
Viele Inhalte/Karten/etc. wurden komplett überarbeitet, Fehler und Unklarheiten beseitigt und so war das Spiel nach kurzer Zeit in der ersten Auflage ausverkauft. Auch die zweite Auflage war rasch vergriffen, so dass auch ich bis zur dritten Auflage warten musste.
Wie war das, wir haben Zeit?
Ja, denn man muss nicht immer im Strom schwimmen und nach kurzer Zeit Informationen zu einem Spiel liefern. Manchmal muss man einem Spiel auch Zeit einräumen und es wie einen guten Wein genießen.
Gestrandet auf der Insel bekommen die Spieler die Aufgabe, diverse Szenarien zu lösen. Bereits jetzt wird klar, dass die Thematik sehr stark in den Vordergrund rückt.
Wenn ich aber einen Blick in mein Spielregal werfe, entdecke ich das Spiel Naufragos (vgl. bereits veröffentlichten Bericht), welches thematisch und in Punkto Abläufe in eine ähnliche Richtung geht. Allerdings werden hier keine Szenarien vorgegeben und auch das Regelwerk erschlägt einem nicht. Dafür ist es aber bei weitem nicht so tiefgründig.
Robinson Crusoe richtet sich insbesondere an Vielspieler, die thematische Spiele mögen, in kooperative Spielweise eintauchen wollen und anspruchsvolle Spiele bevorzugen.
Auf den ersten Blick somit eines der wohl herausragenden Spiele der letzten Jahre! Wirklich? Schauen wir uns das Ganze konkreter an!
Spielablauf:
6 unterschiedliche Szenarien und somit Aufgaben erwartet die Spieler, wobei man sich auch als Solospiel dem Ganzen heranwagen kann.
Es gibt vier Charaktere im Spiel, so dass jeder Spieler einen zugeordnet bekommt. Im Spiel zu zweit aber auch im Solospiel gibt es einige Sonderregeln, die am Ende der Anleitung aufgeführt werden.
Ansonsten orientiert man sich am doppelseitig dargestellten Aufbau in der Anleitung. Recht schnell kann man dann in eine Partie einsteigen.
Auf jedem Charakter wird die Lebensanzeige und Sonderfähigkeit angegeben. Durch Abnahme der Anzeige wird auch die Moral der Charaktere sinken. Dies wird auf dem Spielplan angegeben, auf dem zudem noch die Insel in kleiner Form aufgezeigt wird. Durch das Entdecken weiterer Teile wächst diese und dabei kann man sich um diverse hinterlegte Erfindungen kümmern.
Hautnah erlebt man somit als Gestrandeter die Vor- aber auch Nachteile auf einer Insel. Lager werden gebaut, Dächer verstärkt, die Waffenstärke erhöht und Nahrung gesammelt. Alles was man auf der Insel tun und lassen kann fließt in das Spielgeschehen ein und hierzu gesellen sich noch Ereignisse, die unerwartet und sich nicht immer positiv auf die Mitspieler auswirken.
Einfach herrlich, doch was müssen wir überhaupt als Spieler machen?
Wie anfangs erwähnt gibt jedes Szenario ein Ziel vor und so muss man beispielsweise in Szenario 1 einen Holzstapel errichten.
Das klingt einfach, doch wenn man sich einmal die nachfolgenden Abläufe anschaut, kann man sich vorstellen, dass es in der vorgegeben Anzahl von Runden nicht unbedingt leicht ist die vorgegebene Aufgabe zu lösen. Zudem kann ein Spiel auch frühzeitig enden, wenn einer der Charaktere stirbt.
Eine Spielrunde besteht aus 6 Phasen:
1. Ereignisphase
Hierzu wird eine Ereigniskarte aufgedeckt und ausgeführt. Je nach Kartentyp müssen weitere Karten aufgedeckt werden. Nicht jede Karte kommt allerdings aus dem Spiel, denn drohende Ereignisse müssen die Spieler (Bedrohungsfeld) im Verlauf einer Partie im Blickfeld haben.
2. Moralphase
Abhängig von der Position des Moralmarkers erhält der Startspieler Entschlossenheitsplättchen, die er insbesondere für eigene Sonderfähigkeiten ausgebeben kann. Bei negativer Stimmung verliert der Spieler Plättchen.
3. Produktionsphase
Abhängig von der Position des Lagers erhalten die Spieler Ressourcen.
4. Aktionsphase
Das Herzstück des Spiels, denn die Spieler können mit ihrem Charakter verschiedene Aktionsfelder belegen. Hier arbeiten die Spieler zusammen, überlegen welche Aktionsfelder sich lohnen und welche weitere Marschroute sie planen.
Je nach Feld müssen ein oder zwei Aktionssteine (auch unterschiedlicher Spieler) verwendet werden. Bei diversen Feldern, auf denen nur ein Stein platziert wurde, entscheiden Würfel über nachfolgende Aktionen.
Bei Präventivaktionen versuchen sich die Spieler vor drohenden Ereignissen (gemäß Karte) zu schützen. Bei der Jagd (sofern Tiere als Karten vorliegen) wollen die Spieler insbesondere Nahrung und Fell erlangen. Doch Vorsicht, denn mit geringer Kampfkraft kann der Kampf zu Wunden führen.
Mit der Bauaktion kann man sich neben den üblichen Ausbauten diversen Erfindungen widmen, um das Leben auf der Insel in zukünftigen Runden leichter zu gestalten. Abhängig von der Erforschung der Insel stehen mehr oder weniger Erfindungen zur Auswahl.
Das Sammeln von Ressourcen auf erforschten Inselteilen bringt insbesondere Nahrung und Holz. Zuvor ist es wichtig, überhaupt Inselteile mit seinen Aktionssteinen zu erforschen. All das ist anstrengend, so dass oftmals auch die Wahl „Lager aufräumen“ oder „Ausruhen“ angestrebt wird, um neben Moral auch Energie aufzutanken.
5. Wetterphase
Schnee, Regen oder auch mal ein Tierangriff. Gut wenn man dann ein stabiles Lager besitzt bzw. über ausreichend Nahrung oder Holz verfügt. Der Würfel zeigt an, mit welcher Gefahr die Spieler leben müssen.
6. Nachtphase
Jetzt heißt es essen und schlafen, wobei man insbesondere an Nahrung denken sollte! Denn ohne Nahrung geht es dem Charakter schlecht und das führt, wie soll es anders sein, zu Wunden.
Zum Abschluss noch ein Hinweis zur Spieleranzahl. Bei Partien zu zweit empfiehlt es sich mit drei oder sogar vier und somit allen Charakteren zu spielen. Machbar ist das auf jeden Fall aus meiner Erfahrung, wobei man hier natürlich wiederum auf die Ernährung jedes Einzelnen achten muss.
Spielt man alleine nutzt man den Extracharakter Freitag, der Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt. Je nach Wunsch und gewünschter Schwierigkeit gesellt sich dann noch der Charakter eines Hundes hinzu.
Jörgs Meinung:
Zuerst einmal Entschuldigung für diese nachfolgenden Worte, aber Robinson Crusoe ist einfach ein geiles kooperatives Spiel. Ausgerechnet sag ich so etwas, denn kooperative Spiele sind ja nicht unbedingt mein Ding.
Thematisch hervorragend umgesetzt macht es einfach süchtig, wobei die Einstiegshürde nicht zu verachten ist. Im Vergleich zum ähnlichen Spiel Naufragos mit selber Thematik und ähnlichen Abläufen ist hier aber mehr Spieltiefe vorhanden, denn die Abläufe und Möglichkeiten sind hier fast unendlich. Zudem sind die überaus reizvollen Szenarien perfekt umgesetzt wobei der Schwierigkeitsfaktor bereits in Szenario Nummer 1 sehr hoch ist.
Der Überlebenskampf wird bereits nach wenigen Runden deutlich, so dass Frustfaktoren in den ersten Partien durchaus vorhanden sind. Frust, der sich aber als Motivation für weitere Partien kennzeichnet.
Zur Not nimmt man sich dann einfach noch den Hund als weiteren Charakter hinzu, wenn einem das Ganze zu schwierig erscheint. Ich bzw. wir benötigten beispielsweise für das erste Szenario vier Anläufe, um knapp aber dennoch erfolgreich die Aufgabe zu lösen.
Doch reichen 6 Szenarien für langanhaltenden Spielspaß aus? Oja, denn das Lösen aller Szenarien benötigt eine Vielzahl an Partien. Einige davon bricht man auch ab, wenn einem die Aufgabe als unlösbar erscheint. Durch die immer wieder neue Auslage an Karten gleicht auch keine Partie der nächsten, so dass Variabilität vorhanden ist.
Neben den schweren aber nicht unlösbaren Szenarien schreckt vielleicht den einen oder anderen Spieler die Anleitung ab. Diese ist mit ca. 40 Seiten sehr umfangreich, doch zum Verstehen der Abläufe ist nur die Hälfte der Anleitung erforderlich. Alles Weitere kann man nachlesen, wobei es nicht immer einfach erscheint die Fundstelle zu finden. So habe ich mir selbst auch einige Stellen der Anleitung markiert. Das Hineinarbeiten in die Anleitung lohnt sich aber auf jeden Fall, zumal eine kleine Spielhilfe bereit liegt, um recht schnell die einzelnen Phasen auszuführen.
Wie bereits im Vorwort angesprochen ist dieses Spiel an Vielspieler gerichtet, zumal eine Partie anfangs mindestens zwei bis drei Stunden in Anspruch nimmt. Im Hinblick auf die Spieleranzahl kann man sowohl alleine aber auch in Runden zu viert sehr gut spielen. Mir persönlich gefällt das Spiel am besten zu Zweit oder zu Dritt, da man hier gemeinsam doch am besten planen kann.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass dieses Spiel eine Erweiterung bereithält, die man, wenn man einmal Robinson Crusoe gespielt hat unbedingt haben muss, denn es macht einfach einen Menge Spaß, in die Welt eines oder mehreren Gestrandeten einzutauchen.
Jörg Köninger für cliquenabend.de
GESAMT-
WERTUNG:
9/10
Anspruchsvolle, thematisch perfektes und kooperatives Spiel mit diversen Szenarien! Ein Topspiel für Vielspieler und somit ein Must Have!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Bilder
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