Testbericht vom 04.05.2011 - von Jörg
Der Pate
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2010
Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler
Spielzeit:
60 - 70 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Durchschnittswertung:
4.5/10 bei 2 Bewertungen
Spiel 2010: Der Pate (Kosmos)
Vorwort:
Wir wussten es, oder besser gesagt wir ahnten es!
Der Kosmos Verlag veröffentlicht in den letzten Jahren immer mehr Brettspiele, hinter denen sehr oft erfolgreiche Bücher und Romane stecken und diese clevere Strategie hat sich nicht nur dank „Die Säulen der Erde“ sehr gut bewährt.
Spieler und Buchinteressierte werden einfach neugierig, was sich hinter dieser Brettspielumsetzung verbirgt und bisher hat sich zumeist auch eine solche Investition in ein Spiel gelohnt. Mit „Der Pate“ hat man die Messlatte sehr hoch gesetzt, denn sowohl das Buch, als auch die Verfilmung zählt zu den „Favorits“ vieler Leser und Filmekenner.
Auch wir sind gespannt, wie man das Thema der vier sizilianischen Familien in ein Spiel umsetzt.
Ziel des Spiels:
Wir befinden uns im New York der 40er Jahren, in der Einfluss, Macht und Reichtum regiert. Als Pate betreibt man illegales Glücksspiel, Schmuggel und kontrolliert die Stadt bzw. die Geschäfte soweit es möglich ist. Neben den Finanzen spielen aber auch das Ansehen der Familie und der Einfluss in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Wer diese Rolle perfekt beherrscht und am Ende das meiste Geld vorweisen kann, gewinnt.
Spielaufbau:
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt und darauf erkennt man New York mit seinen vier Gebieten (durch Grenzlinien gekennzeichnet) und den 12 illegalen Geschäften.
Die Ereignisleiste mit den wichtigen K.O.-Kriterien für den Spielverlauf befindet sich in der oberen Hälfte.
Die einzelnen Geschäfte sind durch eine Straße miteinander verbunden und an den markierten Positionen kann im Spielverlauf auch das Gangsterauto stehen bleiben. Jeder Spieler setzt sich am besten an eine Spielplanseite, wodurch man seine Entwicklungsleiste direkt vor sich hat. Darauf werden das Ansehen, der Einfluss, das Einkommen und die Gefälligkeiten abgebildet.
Die ehrenwerten Mitspieler nehmen sich sieben Familienmitglieder, fünf runde Schuldmarken sowie vier Anzeigesteine einer Farbe. Letzteres findet Platz auf den Startfeldern der Entwicklungsleiste. Die Aktionsplättchen werden zudem auf die hinterlegten Positionen platziert. Zum Schluss bekommt noch jeder das Würfeltableau mit dem Bild seines Paten.
Ein Startspieler wird festgelegt und der Spieler rechts von ihm stellt das Gangsterauto auf ein beliebiges Auto-Feld. Jetzt folgt noch reihum das Platzieren der Familienmitglieder in den Geschäften, wobei man in der ersten Partie die Abbildung der Anleitung nutzen kann.
Die 10 Ereigniskarten werden gemischt und drei davon ungesehen aus dem Spiel genommen. Die restlichen 7 bilden einen verdeckten Stapel. Das Startkapital in Höhe von 10.000 $ wird ausgeteilt, der Rest wird als Bank bereitgelegt. Dies trifft auch auf die 13 Plättchen „Freunde der Familie“ zu. Jetzt noch den grauen und roten Anzeigestein auf die Ereignisleiste legen und die vier Würfel an den Startspieler geben.
Spielablauf:
Wie man an den verdeckten Ereigniskarten vielleicht schon sehen kann, verläuft das Spiel über sieben Runden. Dadurch wird auch immer ein Anzeigestein der K.O. Leiste nach oben gesetzt (rot oder grau). Geld ist wie angesprochen nicht alles im Spiel, denn erst während des Spiels stellt sich heraus, was für die Familie wichtiger ist: Ansehen oder Einfluss Eines dieser Felder muss der Spieler somit auch am Spielende erreichen, um überhaupt in der Endabrechnung (Wer hat das meiste Geld) teilnehmen zu dürfen.
Die Spielrunde läuft dabei wie folgt ab:
1. Einkommen
Entsprechend der Entwicklungsleiste eines jeden Spielers zahlt die Bank Gelder aus. Der Betrag kann (Ausnahme: Spielbeginn) zwischen 1.000 und 4.000 $ betragen.
2. Ereigniskarte aufdecken
Der Startspieler deckt die oberste Karte auf und liest das stimmungsvolle Zitat aus dem Film „Der Pate“ vor.
Je nach abgebildeter Farbe wird der graue oder rote Anzeigestein nach oben geschoben. Anschließend wird das Gangsterauto um die angegebene Anzahl an Felder weiter gezogen. Am entsprechenden Zielort stehen die drei dortigen Geschäfte unter einem besonderen Schutz. Ein Leeräumen oder ein Wechsel des Besitzers ist hier nicht möglich. Leere Geschäfte können auch nicht in Besitz genommen werden. Als dritter und letzter Punkt wird noch das Ereignis vorgelesen und befolgt (z.B. Familienmitglieder, die Glücksspiel-Geschäfte kontrollieren, werden verhaftet und kommen in das Gefängnis).
3. Würfelaktionen der Spieler
Beginnend mit dem Startspieler und dann reihum werden alle ausgewählten Aktionen auf dem Würfeltableau ausgeführt. Bei jeder Aktion muss der Spieler hierzu einen Würfel ablegen.
Doch zuvor wird mit allen vier unterschiedlich farbigen Würfeln geworfen. So wird nach und nach eine Zeile und dort ein Feld mit einem Würfel bedeckt. Dazwischen wird immer erneut gewürfelt. In der letzten Zeile spielt dabei nur die Farbe des Würfels eine Rolle.
Das Würfeltableau
1. Zeile
Hier hat man die Möglichkeit, Einnahmen für die Besitzer bestimmter Geschäfte zu erzielen. Mit dem Würfelsymbol kann man aber auch eines der Entwicklungsfelder um ein Feld nach vorne ziehen. Dieses Symbol ist je nach späterem Wurf auch bei der zweiten und dritten Zeile einsetzbar.
2. Zeile
Entsprechend der Würfelzahl und der Farbe kann man auf den Entwicklungsfeldern vorrücken, das Gangsterauto voranbewegen und ggf. ein Familienmitglied einsetzen oder durch Wettmanipulation Geld in Höhe des Würfelwurfes gewinnen.
3. Zeile
Durch die Versammlung kann man Schuldmarker an Mitspieler zurückgeben, bestimmte Geschäfte aufgrund der gewürfelten Zahl räumen lassen, gegnerische Geschäfte übernehmen oder ein Plättchen „Freund der Familie“ erhalten.
4. Zeile
Hier kann man je nach Farbwürfel durch den Consigliere ein Familienmitglied auf ein leeres Geschäft einsetzen, durch die Staatsanwältin alle eigenen Mitglieder aus dem Gefängnis befreien, mithilfe des Spitzel ein gegnerisches Mitglied ins Gefängnis schicken oder mit dem Bankier ein Feld auf der Einkommens- oder Gefälligkeitsliste vorrücken.
Auf den Leisten „Ansehen“ und „Einfluss“ liegen jeweils drei Aktionsplättchen. Wird der Anzeigestein auf ein solches Feld gezogen oder darüber hinaus, legt der Spieler dieses vor sich ab. Diese Plättchen (z.B. erneutes Würfeln) können in späteren Zügen einmalig eingesetzt werden und bringen dem Spieler nur Vorteile.
Die Leiste „Einkommen“ sollte dabei aber nicht unbedingt vernachlässigt werden. Die „Gefälligkeit“ gibt an, welche Vorteile der Einsatz eines „Freundes der Familie“ bringen kann. Dies kann z.B. ein Bonus von 5.000 $ von der Bank sein. Auch nicht schlecht! All das wird bildlich und detailliert in der Anleitung aufgeführt.
Das Spiel endet nach der siebten Runde. Spieler, die das letzte Feld auf der Leiste, die sich als K.O. Leiste herausstellt (Ansehen oder Einfluss) nicht erreichen, scheiden sofort aus. Alle anderen ermitteln den Sieger. Hierzu erhalten sie nochmals Einkommen von der Bank und für jedes unterhaltene Geschäft 3.000 $. Für jedes eigene Familienmitglied im Gefängnis wird eine Kaution von 1.000 $ fällig und für jeden Schuldmarker bezahlt man 2.000 $ an den Mitspieler. Wer am Ende das meiste Geld hat, gewinnt.
Strategie:
Würfel, verdammt noch mal Würfel! Sie sind es auch, die darüber bestimmen, welche Aktionen man als Spieler zur Verfügung hat. In der obersten Reihe überlegt man bereits, welche Geschäfte man finanziell unter die Arme greifen will und natürlich sollte es, wenn möglich, nur das eigene sein. Doch auch die Entwicklungsleiste hat wie in den darunter zu erkennenden Spalten des Würfeltableaus ihren Reiz. Sollte man aber bereits am Anfang wertvolle Punkte dafür ausgeben?
Da es auf beiden Entwicklungsleisten zusätzliche Vorteile in Form von Plättchen gibt, lohnt sich durchaus die Investition auf beiden Leisten. Wer auf Nummer sicher gehen will, zieht auf beiden Entwicklungsleisten zum Endfeld. Nur harte Zocker lassen es bis kurz vor Ende des Spiels ankommen.
Neben den Einnahmen für Geschäfte und der Entwicklungsleiste gibt es noch mehr zu entdecken. Gerade bei „Besuch“ oder „Geschäftsübernahme“ will man auch zukünftig gut aufgestellt sein und am liebsten ein gegnerisches Familienmitglied nach dem anderen ins Gefängnis stecken. So einfach ist das aber nicht und mit jeder weiter nach unten verlaufenden Reihe wird die Auswahl an Möglichkeiten immer geringer.
Die Gier nach hohen Geldbeträgen ist stark, wobei man am liebsten gleichzeitig noch seinen Mitspieler ärgert. Doch Vorsicht, wir erlebten auch Runden, in denen der Spieler mit dem höchsten Geldvermögen das nahe Spielende und die Entwicklung der Leisten zu spät erkannte und vorzeitig ausschied.
Interaktion:
Mafiaspiele machen mit vielen Personen am meisten Spaß und so ist es kein Wunder, dass „Der Pate“ in Punkto Interaktion in Runden zu Viert weit oben steht. Zu Zweit ist das Techtelmechtel untereinander nicht so extrem, wie wir es im Vergleich zu größeren Runden erlebten. Die ständige Wechselei in Geschäften oder die Angst ins Gefängnis bzw. in den Fluss geworfen zu werden ist groß. Viel dagegen steuern kann man als Spieler allerdings nicht und muss solche Aktionen ohne Gegenwehr einfach hinnehmen. Lediglich der Frust und die Lust, Rache auszuüben ist groß, so dass es insgesamt gesehen, kein Spieler von negativen Aktionen verschont bleibt.
Glück:
Vor uns liegt ein Tableau und darauf ist eine Vielzahl an Möglichkeiten zu erkennen. Doch welche Aktionen man letztendlich zur Verfügung stehen hat bestimmen die Würfel.
So kann es doch in manchen Situationen ganz schön frustrierend sein, dass der eigene Zug trotz dreifacher Würfelei nicht viel einbringt. So schlimm ist es zum Glück nicht immer, doch viele Einflussmöglichkeiten, außer durch Abgabe errungener Plättchen von der Leiste, hat man dabei nicht. Mit diesem Glücksfaktor müssen allerdings alle Spieler leben, der eine hat vielleicht am Ende etwas mehr davon, der andere etwas weniger.
Packungsinhalt:
Mit Franz Vohwinkel hat man wieder einmal einen sehr guten Illustrator gewinnen können, der die Thematik sehr gut auf den Spielplan bannen konnte. Bereits beim Aufbau freut man sich über das schöne Material und auch die Anleitung ist, trotz einiger enger Passagen übersichtlich. Die Vorgabe war wohl, alles auf vier Seiten zu quetschen, zumindest hat dies den Anschein.
Die Würfel zeigen aber nach ca. 10 Partien erste Abnutzungserscheinungen und verlieren etwas an Farbe. Zumindest weist der weiße Würfel mittlerweile einige rote und schwarze Striche durch gemeinsames Würfeln auf.
Preislich bewegt sich das Spiel bei etwa 25 Euro.
Spaß:
Die ersten drei bis vier Partien haben wir uns wirklich noch sehr motiviert im New Yorker Geschäftsleben bekämpft. Dabei stellten sich dann auch die Runden zu Viert als ideale Zusammensetzung dar. Doch mit jeder weiteren Partie sank dieser Spaßfaktor. Trotz hohem Interaktionsfaktor wartet man still und ruhig die Würfelaktion und die damit verbundene Zeit zum Überlegen anderer Mitspieler ab. Grübler können einem dann schier in den Wahnsinn treiben.
„Der Pate“ muss flott gespielt werden und sollte keine langen Pausen erlauben, da nur dann auch alle (vier) Spieler nah am Spielgeschehen sind. Mit dieser Vorgabe dauert eine Partie dann kaum länger als 60 Minuten.
Die ständige Würfelei und Abhängigkeit von Aktionen kann sich aber doch etwas auf den Gemütszustand auswirken.
Insgesamt gesehen hat uns das Spiel nicht voll überzeugt, sondern dümpelt in manchen Phasen doch etwas zu sehr vor sich hin. Zwar verlaufen die Partien recht eng, doch etwas mehr Geschichte, um den doch so geliebten und gehassten Don, hätten wir uns gewünscht.
Jörgs Meinung:
„Der Pate“ ist eine erfolgreiche Film- und Buchreihe, doch das Spiel kann diese anfängliche Euphorie nur in den ersten Partien vorweisen. Spielrunden zu Viert entpuppen sich dabei als ideal und genau so glücksbetont wie zu Zweit oder zu Dritt.
Aktionsmöglichkeiten werden durch Würfel gesteuert, so dass man nicht all zu viele Möglichkeiten hat. Die Geschäfte in New York mit all seinen Machenschaften stehen im Mittelpunkt, doch dieses Gangsterleben will einfach bei uns nicht einkehren. Wir lieben den Paten, doch von Liebe im Spiel kann auf Dauer kaum noch die Rede sein. So viel auch der Spaßfaktor auf durchschnittliches Niveau herunten und wird befürchten, dass die sizilianischen Familien irgendwann ganz von der Spielfläche verschwinden.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Kosmos für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
5/10
Mafia-Spiel, dass sich nur zu Viert gut spielt, aber auch nicht auf Dauer! Würfel bestimmen Aktionsmöglichkeiten, so dass die Einflussmöglichkeiten doch sehr gering sind.
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Smukers Meinung:
Gangsterspiele gibt es schon einige auf dem Markt (sowohl Gangster als auch Gangsters zählen zu den meiner Meinung nach Besten bisher). "Der Pate" ist ein Lizenzprodukt und weißt natürlich die bekannteste und thematisch passendste Hintergrundgeschichte auf. Der Autor Michael Rieneck hat schon mehrfach bewiesen, dass er das optimalste aus einem Buch hervorbringt (sowohl Die Säulden der Erde und Die Tore der Welt sind ideale Beispiele dafür!). Die Messlatte ist also sowohl vom Thema als auch beim Autor sehr hoch. Leider konnte das Spiel unsere Testgruppen nicht wirklich überzeugen. Die erste Partie war holprig und zeigte einige "Downtime", bis man wieder am Zug war und das wurde auch in späteren Partien nicht viel besser. Somit waren wir eher für 2er und 3er-Partien zu haben, aber auch hier war genausoviel Glücksantiel vorhanden. Vielen Spielen waren die Aktionsmöglichkeiten durch die Würfel auch nicht planbar genug.
Der Pate geht somit bei uns mit einem sizilianischen Frühstück im Meer Baden. Es ist bei weitem kein schlechtes Spiel, aber mit der selben Thematik gibt es bereits deutlich bessere Vertreter (Gangster von Amigo und Die Bosse von Chicago von LudoArt - Zu beiden gibt es hier auch die Tests bei uns). Schade...
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GESAMT-
WERTUNG:
4/10
Die Downtime bis man wieder am Zug ist, ist zu hoch. Der Spielspaß sinkt schnell ab. Schade das Thema hätte mehr her gegeben.
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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Spiel 2010: Der Pate (Kosmos)
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