McMulti (Crude: The Oil Game)
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2013
Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler
Spielzeit:
90 - 120 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 13 Jahre
Durchschnittswertung:
8/10 bei 1 Bewertungen
Video: Videovorstellung: McMulti (Pegasus Spiele)
Videovorstellung: McMulti (Pegasus Spiele) from Cliquenabend on Vimeo.
Vorwort:
Wirtschaftsspiele sind auf den ersten Blick sehr trocken und ziehen sich oft ewig in die Länge. Mit Blick auf das Spiel, Cover und das Material dachte auch ich im ersten Moment an ein eher hartes Spiel, welches wohl nur einige meiner Spielgruppe ansprechen könnte.
Wieder einmal Vorurteile, denn vor Spielbeginn nahm ich mir noch einmal das damalige Video von der SPIEL zur Brust, schließlich erfährt man hier einige Infos aus erster Hand.
Unter dem Namen Crude erschien das Spiel Anfang der 90er, ursprünglich sogar Anfang der 70er, und soll mit dieser neuen Auflage mehr Strategiemöglichkeiten bieten. Da ich allerdings Crude nicht kenne, beschränke ich mich auf diese Ausgabe, welche laut Pegasus überarbeitet und umgestaltet wurde. Nach einigen Recherchen soll sich insbesondere der Ablauf der Wirtschaftslage und der Benzinpreis am Verbrauchermarkt im Spiel geändert haben.
Ob sich das Spiel lohnt, erfahrt ihr in diesem Bericht.
Ziel des Spiels:
Als Vorsitzender der eigenen Ölgesellschaft versuchen die Spieler ihr anfängliches Kapital von mehreren Millionen zu erhöhen. Hierzu handeln sie an Märkten und kaufen bzw. verkaufen ihre Anlagen. All das unter Berücksichtung der aktuellen Wirtschaftslage und Ereignisse. Ziel ist es 750 Millionen Dollar zu besitzen, um damit das Spielende einzuleiten.
Spielaufbau:
Jeder Spieler benutzt einen Quadranten des Betriebsplanes und hat in Anbetracht der Vorratsfelder somit ein Dreieck vor sich. Hier werden anfangs Fässer als Startkapital platziert und jedes Quadrat bietet Baumöglichkeiten für den jeweiligen Spieler. Abhängig von der Spieleranzahl werden die Spieler mit unterschiedlich viel Anfangskapital (zu Viert: 200 Millionen Euro) ausgestattet.
Daneben platziert man den Marktplan, auf dem die Märkte und Phasen ersichtlich sind. Entsprechende Fässer platziert man nach Vorgabe. Darunter legt man den Nachrichtenstapel und gleich daneben zwei offene Nachrichten. Diese wahrscheinlichen bzw. unwahrscheinlichen Ereignisse spielen durchaus eine Rolle im Spiel, doch dazu später mehr. Fehlt noch die Wirtschaftslage, welche anhand von Karten dargestellt wird. Die Wirtschaftskarte „Erholung“ kennzeichnet den Beginn der Runde. Restliches Geld und Spielmaterial in Form von Fässern und Anlagen legt man zur Seite.
Spielablauf:
Was macht man mit so viel Millionen zu Beginn des Spiels?
Ausgeben lautet die Antwort, denn vor der üblichen Spielabfolge wird eine Sonderkaufrunde (nur zu Beginn der Partie) eingeleitet, in der die Spieler diverse Anlagen (keine Ölquellen und Fässer) kaufen können und in ihrem eigenen Quadranten nach Lust und Laune platzieren. In welcher Weise, bleibt den Spielern überlassen und in unseren beigefügten Photos kann man durchaus erkennen, wie ernst es einige nehmen. Na hoffentlich geht das gut.
Es folgen die einzelnen fünf Phasen, die sich immer wiederholen, bis ein Spieler das Spielende einleitet, doch dazu später mehr. Dabei führt ein Spieler komplett alle Phasen aus, bevor der nächste Spieler an der Reihe ist.
1. Die Marktphase
Der Spieler kann Rohöl und Benzin auf einem der beiden Märkte kaufen bzw. verkaufen. Der Preis ist auf dem Marktplan ersichtlich.
2. Die Würfelphase
Der rote und schwarze Würfel wird geworfen und auf die jeweiligen Felder des aktiven Spielers platziert. Doch zuvor wird geprüft, um welche Zahlen es sich handelt. Abhängig von einem Pasch (1er, 3er) tritt ein Ereignis ein und wird vorgelesen und ausgeführt. Bei einem 6er Pasch wird das unwahrscheinlichere Ereignis durchgeführt und bei einem 2er, 4er oder 5er Pasch wird das zuvor aktivierte Ereignis abgelegt. Ggf. wird eine neue Karte (Ereignis) ausgelegt (rückt nach).
Es kann sich aber auch um unterschiedliche Würfelwerte handeln, so dass die Würfelunterschiedsleiste auf dem Marktplan um den entsprechenden Wert (grüner Würfel) nach oben gezogen wird. Entscheidend ist aber, ob die Zahl eine 8 oder höher erreicht, denn dann wird die aktuelle Wirtschaftslage angepasst. Mithilfe des grünen Würfels und dem Ergebnis aus einem Wurf wird eine neue Wirtschaftskarte (vgl. Werte darauf) ausgelegt. Zudem werden alle Benzinfässer außer dem Preiswertesten vom Verbrauchermarkt genommen und die neue Wirtschaftskarte und der Hinweis „Veränderung der Verbrauchernachfrage“ bestimmt darüber, wo das Benzinfass platziert wird.
Erst jetzt folgt die Produktion der Anlagen, bei der die Reihenfolge zu beachten ist und man je nach Würfelwurf doppelt von einer Anlage profitieren kann. Denn entscheidend ist das Raster auf dem Quadranten des Spielers, um eine bzw. mehrere Aktionen ausführen zu können.
Tankstelle >1 (2) Benzin am Verbrauchermarkt verkaufen (nächst niedrigere Feld).
Raffinerien >1 (2) Rohöl in 1 Benzinfass verwandeln (in Vorrat legen)
Ölquellen >2 (4) Rohölfässer aus Vorrat nehmen
Bohrtürme >Muss doppelt (beide Würfel) produktiv sein, um einen Bohrturm in eine Ölquelle (Kaufpreis beachten) umzuwandeln.
3. Die Nachbarphase
Zuerst führen der Spielernachbar zur Linken und dann zur Rechten mögliche Aktionen mit dem entsprechend ausliegenden einzelnen Würfel durch. Hier entscheidet ja bekanntlich nur die einzelne Reihe über mögliche Aktionen.
Im Spiel zu Dritt gibt es bekanntlich einen Geisterspieler und im Spiel zu Zweit steuert jeder Spieler zwei Quadranten, die sich gegenüberliegen und unabhängig voneinander behandelt werden.
4. Die Anlagenphase
Der Spieler kann jetzt gemäß Preis auf der Wirtschaftskarte neue Anlagen kaufen und beliebig in seinen Quadranten auslegen. Er kann auch Anlagen verkaufen, doch diese müssen produktiv (Würfelwert) sein.
5. Die Zugendephase
In dieser Abschlussphase gibt der Spieler die Würfel an den nächsten Spieler weiter. Zuvor kann man sich aber noch zum möglichen Sieger erklären, wenn man über mindestens 750 Millionen Euro verfügt. Allerdings steht jedem Mitspieler dann noch ein Spielzug zur Verfügung. Wer möchte kann am Ende noch seine Anlagen verkaufen, aber nur zum Verkaufpreis der Wirtschaftskarte „Depression“. Wer dann über das meiste Geld und somit auf jeden Fall über 750 Millionen verfügt, gewinnt.
Strategie:
Trotz der ständigen Würfellei gibt es durchaus einige strategische Überlegungen.
Bereits zu Spielbeginn muss man sich Gedanken darüber machen, welche Anlagen man auf seinem Quadranten platziert. Viele Spieler setzten hier gleich anfangs auf viele Bohrtürme, um im weiteren Verlauf hoffentlich auch viele Ölquellen aktivieren zu können. Ein guter Start ist wichtig und gerade die Mischung aus Öl und Benzin in seinem eigenen Vorrat sorgt dafür, dass man in der Marktphase nicht einkaufen muss. Hat man dann auch viel Benzin und die eine oder andere Tankstelle, kann man am Verbrauchermarkt kräftig verdienen.
Wir möchten aber noch einmal darauf hinweisen, dass eine anfängliche Bohrturmstrategie (fast kompletten Plan damit eindecken), um darauf Ölquellen zu generieren (für Verkauf) nicht unbedingt siegreich verlaufen kann. Wir erlebten oft Partien, bei denen eine gesunde anfängliche Mischung sich eher am Ende eher auszahlt.
Insgesamt gesehen ist aber der strategische Faktor aufgrund der vorhandenen Glücksfaktoren gering.
Interaktion:
Aufgrund der Teilhabe des linken und rechten Spielers (Nachbarphase) ist Interaktion durchaus vorhanden. So ist man auch als nicht aktiver Spieler regelmäßig ins Spielgeschehen eingebunden. Gleichzeitig wird man in der Marktphase genau hinschauen, ob Mitspieler die billigen oder teuren Preise für sich zu Nutze machen.
Glück:
Eine Wirtschaftssimulation, in der der Glücksfaktor hoch ist. Genau das trifft hier zu, denn nicht nur die unvorhersehbaren Nachrichten (Ereignisse), sondern das glückslastige Würfeln sorgen für einen hohen Faktor. Aber genau so ist dies auch in der Praxis, denn oft genug werden in der Realität Probebohrungen durchgeführt, um eine Quelle zu finden. Wer dieses Risiko somit minimieren will, muss viel bauen und somit auch viel investieren.
Allerdings ist ein guter Einstieg wichtig und mit entsprechenden Würfelergebnissen kann man sich so durchaus Vorteile verschaffen. Wer im richtigen Zeitpunkt über viel Benzin verfügt und dieses auch gewinnbringend verkaufen kann, hat am Ende oft die Nase vorn.
Packungsinhalt:
50 Euro kostet das Spiel (je nach Händler) und dieser Preis erscheint nicht jedem angemessen. Allerdings sorgen die Vielzahl an Anlagen für eine volle Spielschachtel. Auch bei der Grafik gehen die Meinungen auseinander. Uns gefällt das Cover und die Illustration des Spielplans hat man wohl absichtlich nüchtern dargestellt, schließlich konzentriert man sich auf die Anlagen.
Das Gesamtmaterial (dicker Karton / festes Plastik) ist sehr robust und die Anleitung vorzüglich! Nur das Geld wirkt etwas einfach gestrickt und hier hätten wir uns eher anderes Material oder Geldscheine gewünscht.
Für ein auf den ersten Blick umfangreiches Spiel ist das Ganze leicht zu verstehen (sehr gute Anleitung) und in 15 Minuten erklärt.
Komisch finden wir nur die Vergabe der Pasche bei der Würfelphase. Hier hätten wir uns aufsteigende Werte gewünscht.
Spaß:
Wirtschaftssimulation, oje! Genau dieser Gedanke war einigen Mitspielern deutlich anzusehen, als wir das Spiel aufgebaut haben. Nach der Regelerklärung waren aber doch einige Spieler schnell angetan und neugierig (Anmerkung: Erlebten wir in jeder Partie mit neuen Mitspielern). Gerade der Glücksfaktor sorgt dafür, dass man sich nicht zu versteift auf Strategien festlegen kann. Allerdings kann nicht jeder damit umgehen und wer das Ganze zu ernst nimmt, wird die Lust an diesem Spiel verlieren.
Aber gerade die überraschenden Momente und Würfelergebnisse sorgen für viel Wirbel und so wird das Ganze durchaus spannend. Gerade das Einbinden der Mitspieler in der Nachbarphase sorgt für Abwechslung und auch nach etlichen Partien verliert das Spiel nicht seinen Reiz. Allerdings muss man durchaus 120 Minuten Spielzeit einkalkulieren und genau das könnte dem einen oder anderen Spieler in Anbetracht des vorhandenen Glücksfaktor zu lange sein.
In unseren Spielgruppen konnten wir etwa 90% aller Spieler von diesem Spieler überzeugen, sofern man mit einer gewissen Lockerheit an das Spiel herantritt. Wir dagegen gehen noch einen Schritt weiter, denn uns erscheint das Spiel nicht nur reizvoll (Wert 7/10) sondern sehr gut (Wert 8/10), wobei wir von Partien zu Zweit eher abraten. Erst zu Dritt, noch besser zu Viert zeigt das Spiel seine Stärke und Vielfalt.
Vielleicht liegt es auch daran, dass gerade ich Sendungen rund um Goldgräber und Ölmultis gerne anschaue. Auch hier zeigt es sich, wie schwer es ist an Gold/Öl zu kommen, bzw. überhaupt welches zu finden. Die Würfel sind hier das ideale Werkzeug und machen das Spiel zu einem Erlebnis, welches wir immer wieder gerne genießen.
Jörgs Meinung:
Wer kennt Larry Hagman oder erinnert sich vielleicht an die eine oder andere Folge Dallas? Eine Wirtschaftssimulation wartet hier auf uns und der eine oder andere schaut vor Beginn der Partie doch eher desinteressiert. Oje, in der heutigen Zeit ein solches Spiel? Wer kauft denn so was?
Mann oh Mann, immer diese Vorurteile, denn in Anbetracht des Strategie- und Glücksfaktors ist das Ganze doch etwas lockerer, da viele Einflussfaktoren auf das Spiel einwirken. Neben den überraschenden Ereignissen zeigt der Würfelwurf an, welche Aktionen ein Spieler durchführen kann.
Denn mit einem anfänglichen Kapital ausgestattet müssen die Spieler in ihrem Quadranten diverse Anlagen bauen, um an Öl bzw. Benzin zu gelangen, um es im späteren Verlauf möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Aber auch Anlagen stehen durchaus auch mal auf der Verkaufsliste, da die wirtschaftliche Entwicklung (abhängig vom Würfelwurf) regelmäßig wechselt. Das Ganze spielt sich insbesondere zur Dritt und zu Viert sehr gut und macht nicht nur uns sondern auch unseren Mitspielern sehr viel Spaß! Viele Spieler haben einfach nicht mit einem solchen durchaus einfachen Ablauf gerechnet und zocken auch gerne einmal mit ihren Anlagen, um mit den entsprechenden Würfelwerten früher oder später damit zu profitieren.
In dieser Neuauflage wird man sicherlich nicht nur Vielspieler sondern auch Familien mit Spielerfahrung überzeugen können, sofern man sich auf glückslastige Faktoren einlässt und die Spielzeit von etwas 120 Minuten nicht scheut!
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Pegasus für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Überschaubare Wirtschaftssimulation mit hohem Glücksfaktor! Positive Überraschung und auch auf Dauer mehr als reizvoll!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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