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Testbericht vom 14.05.2007 - von Andreas

Gangster - Die Bosse von Chicago




Details


Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2006

Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler

Spielzeit:
25 Minuten

Altersfreigabe:
Frei ab 9 Jahre

Durchschnittswertung:
8/10 bei 1 Bewertungen



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Amerika Anfang des 20 Jahrhundertes, der Ku-Klux-Klan ist auf etwa fünf Millionen Mitglieder gewachsen und es kommt zu Rassenunruhen in den Südstaaten. Durch die fortschreitende Emanzipation der Frau und die steigernde Migration sehen viele den American Way of Life bedroht. Die Politiker reagieren mit neuen Gesetzen zur Einwanderung und mit der Prohibition – dem Alkoholverbot. Der Begriff stammt dabei aus dem lateinischen „prohibere“ was auf deutsch übersetzt verhindern heißt. Das Gesetz trat am 18. Januar 1920 als achtzehnter Verfassungszusatz in Kraft. Herstellung, Transport und Verkauf aller Getränke mit mehr als 0,5% Alkoholgehalt waren mit sofortiger Wirkung verboten, ausgenommen für medizinische, liturgische und industrielle Zwecke. Bei Verstößen wurde hart durchgegriffen. Strafen von bis zu 1000 US-Dollar oder sechs Monate Gefängnis war das harte Los der Schmuggler, wenn sie erwischt wurden. Die Menschen wollten aber auf den Luxus von Alkohol, Glücksspiel und sonstigen Freuden nicht verzichten. Somit stiegen aus den Gassen viele Persönlichkeiten hervor die sich um die Bedarfsdeckung kümmerten – das organisierte Verbrechen war geboren. Der bekannteste Name, der damit bis zum heutigen Tag verbunden wird, ist Al Capone. Zu seiner Festnahme wurde eine spezial Polizeigruppe abgestellt „Die Unbestechlichen“. Das Thema wurde schon oft verfilmt, es gibt auch sehr viel spannende Literatur und seit 2006 nun auch ein strategisches Brettspiel im bekannten, künstlerisch-hochgehalten Design von Ludo Art. Wir haben uns in ein dunkles Hinterzimmer verkrochen, illegalen Whiskey in unsere Gläser geschenkt und mit schönen Frauen am Tisch uns ganz dem Brettspiellaster hingegeben. Ob dabei unsere Augenbrauen vor Lust und Staunen nach oben gezogen wurden oder wir zum Trost doch tiefer ins Whiskeyglas geschaut haben erfahrt ihr in diesem Test. Das Spiel blickt einen wie gewohnt, in edler LudoArt Qualität an. Das fängt schon bei der Verpackung an, diese ist nämlich nicht wie sonst aus Pappe sondern aus Holz mit einem Siebaufdruck. Da drin befindet sich die Spielanleitung in den drei relevanten Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch, das 6x6 große Spielbrett welches die Stadt Chicago darstellt, eine Punktetabelle, 36 Gangsterblättchen in vier verschiedenen Spielerfarben, 4 Holzgangsterfiguren die den aktuellen Punktestand markieren sowie als Clou für jeden eine echte Pistolenkugel, wobei natürlich das Schwarzpulver entfernt wurde. Es begann mit einem Italiener Will man sich in die dunklen Gassen von Chicago begeben sollte man eine geeignete Musik-CD auflegen und die Spielkomponenten aus der Holzschatulle holen. Das Spielbrett kommt in die Tischmitte wo es jeder erreichen kann, am besten man lässt genau einen Beretta-Pistolen Abstand damit jeder diese vor sich ablegen kann, wenn er eine trägt. Gleich daneben die Punktetafel und je nach Spieleranzahl darauf die passenden Gangsterfiguren auf den Wert 0 setzen. Jeder Spieler erhält zu Beginn von seiner Farbe eine Karte vom Machtfaktor eins, zwei und drei. Somit also kurz einmal durch alle Karten wühlen. Danach werden diese verdeckt auf den Tisch wild durcheinander gemischt, aufgestapelt und drei davon offen vor den Stapel abgelegt. Zusätzlich zu seinen drei Karten erhält jeder eine Patrone und das Spiel kann beginnen...

Strategie:

Vergieß das Blut von Gangstern, aber verschone Frauen, Kinder und Journalisten (Ehrencodex der Gangster von Chicago) Der Spieler, der einer offen liegenden Person aus dem Chicago der 30iger am ähnlichsten sieht beginnt das Spiel - also schön kriminell raus putzen und schief grinsen. Ist man am Zug muss man sich für einen von vier verschiedenen Spielzügen entscheiden: 1) Eine der drei offenen oder eine verdeckte Gangsterkarte ziehen und in Chicago platzieren 2) Einen Chicagoer Gangster bewegen 3) Einen eigenen Gangster in Chicago platzieren oder 4) Einem Untergebenen in Chicago einen Mordauftrag erteilen (geht nur einmal im Spiel) Gangster ziehen Habt ihr euch für diesen Zug entschieden zieht ihr eine verdeckt liegende Karte vom Stapel oder ihr nehmt, wenn euch das lieber ist, einen der drei davor offen liegenden Persönlichkeiten. Danach dürft ihr diese auf irgendeinen freien Platz eurer Wahl auf dem Spielbrett ablegen. Seid ihr fertig werden die offen ausliegenden Gangster vor dem Stapel, wieder auf drei aufgestockt. Gangster bewegen Wollt ihr lieber die Mächteverhältnisse im aktuellen Chicago strategisch verändern seid ihr mit dieser Spielmöglichkeit richtig. Ihr dürft einen beliebigen eurer oder der anderen Gangster die schon in Chicago liegen um ein Feld waagrecht oder senkrecht verschieben. Dies gilt nicht für Gangster in schon kompletten Sechserreihen (Siehe „Ganze Reihe“ weiter unten). Eigene Gangster platzieren Anstatt Gangster auf dem Brett zu bewegen oder aus dem öffentlichen Pool zu benutzen könnt ihr auch einen eurer drei vor euch liegenden Bandenmitglieder auf ein beliebig freies Feld platzieren. Diese werden nach dem Zug aber nicht wieder auf drei aufgefüllt, also handelt klug. "Man kommt viel weiter mit einem freundlichen Wort und einer Pistole als mit einem freundlichen Wort allein" (Al Capone) Mordauftrag Einmal im Spiel könnt ihr auch einem eurer lebenden Bandenmitglieder einen Mordauftrag erteilen. Mit Hilfe eines beliebigen Mitglieds eurer Farbe könnt ihr dann eine der an diesen, waagrecht oder senkrecht, angrenzenden Personen töten (maximal also eine Auswahl von vier pro Gangster). Habt ihr euch für einen entschieden platziert ihr eure Kugel auf den getöteten miesen Pistolenmann der Konkurrenz und dieser ist dann für das gesamte Spiel unbrauchbar. Der tote bleibt liegen wo er ist. Er kann nicht mehr bewegt werden und sein Machtfaktor zählt nicht mehr in die Punktwertung mit ein. Ganze Reihe Wird eine waagrechte oder senkrechte Reihe komplett vervollständig startet eine Wertung. Nach der Wertung dürfen die Gangster dieser Reihe nicht mehr bewegt werden. Wertung einer vollständigen Reihe Wurde eine Reihe vervollständigt wird sofort eine Wertung initiiert. Nun wird in dieser Reihe ermittelt welche Bandenfarbe den höchsten Machtfaktor besitzt. Von diesem wird der Machtfaktor des zweiten abgezogen und die übrig gebliebene Zahl erhält der Mächtigere als Punkte auf der Punkttafel. Haben zwei Banden zusammen die höchste Punktzahl, erhält stattdessen der dritte in der Reihe die Punkte die er besitzt minus die des Vierten. Beispiel: Folgende Karten sind in der Reihe: Blau I,II und III Gelb III, I Blau II Dann hätte Blau den Machtfaktor 6, Gelb hätte Machtfaktor 4 und Blau Machtfaktor 2. Der blaue würde also 2 Punkte auf der Punktetafel erhalten (6 – 4 = 2). Noch ein Beispiel: Blau III, I Rot III, I Grau III In dem Fall würde Grau 3 Punkte erhalten, da Blau und Rot sich gegenseitig ausstechen und hinter grau keiner mehr existiert (3 – 0 = 3). Es kann dabei durchaus passieren, dass mehrere Reihen durch einen Zug geschlossen werden. Ist dies der Fall bestimmt, der Spieler der das Ganze angestoßen hat, welche Wertungen zu erst gerechnet werden. Alles hat ein Ende nur nicht das Laster Das Spiel endet entweder sobald ein Spieler 17 Punkte erreicht hat oder wenn alle Felder in Chicago belegt sind. Gewonnen hat der Mafiosi mit den meisten Machtpunkten auf der Punktetafel. Haben zwei Spieler den gleichen Wert, hat der gewonnen, der diesen zu erst erreicht hat. Spielt ihr in einer Runde wo es ein Spieler tatsächlich geschafft hat 17 Punkte zu erkämpfen, hat dieser gewonnen und wird er den ganzen Abend nur noch mit Don angeredet (leider kam dies bisher noch nicht in unseren Testrunden vor...).

Interaktion:

“Mit Ausnahme des großen Brandes von Chicago hat man mir schon alles in die Schuhe geschoben."(Al Capone) Kriminelle sind nicht gerade für Ihre Gesprächigkeit bekannt und da macht das Brettspiel keine Ausnahme. Natürlich kann man sich mit den anderen Spielern unterhalten, aber generell verläuft das Spiel eher ruhiger ab. Man ist schließlich darauf fixiert seine Situation gut für sich auszulegen und den Anderen immer in Gedanken voraus zu sein. Das betonte setzten der Kugel wird natürlich mit einem großen Grinsen ausgespielt und auch das Schließen einer Reihe mit eventuell schädlichen Ende eines Gegners ausgiebig kommentiert. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei diesem Spiel allerdings nicht um ein kommunikatives Spiel. Hier geht es darum seine Macht auszulegen und mit den Schritten seiner Gegner zu rechnen um darauf gut zu reagieren.

Glück:

Gangster brauchen kein Glück, nur Macht, Waffen und Strategie. Es existiert zwar ein kleines Quäntchen Glück, denn die Gangsterkarten werden verdeckt gemischt und später in dieser Reihenfolge gezogen, aber das macht nicht wirklich viel aus. Fest steht: Jeder hat genau neun Machtkarten und die werden auch alle ins Spielgeschehen eingreifen. Somit ist es eigentlich egal ob sie früher oder später gezogen werden, es kommt einfach darauf an wie man seine Chancen nutzt und die Anderen mit strategischen Gangsterraffinessen aus dem Verkehr zieht und ausbuhlt. Dabei sei gesagt, es gewinnt nicht derjenige der am Anfang führt. Nein! Der wahre Meisterpuppenspieler von Chicago wird erst ganz am Ende seiner lahmen Kleinganovenkonkurrenz frech ins Gesicht lächeln.

Packungsinhalt:

Das Spielkonzept ist in gewohnt edler LudoArt Qualität verpackt, bei der man einfach nicht meckern kann. Die Karten sind aus dicker Pappe und gehen sicherlich nicht durch üblichen Spielgebrauch kaputt. Die Holzschatulle mit dem darauf prangernden Siebdruck gibt ein sehr schönes Bild im Spielregal ab und die originalen Pistolenkugeln sind das i-Tüpfelchen. Wer von dem Ganzen nicht genug bekommen kann und außerdem noch mehr über die Hintergrundgeschichte der einzelnen Gangster erfahren möchte kann sich außerdem dazu noch das Werk von Robert Nippoldt kaufen. Sein Buch „Gangster. Die Bosse von Chicago“ wurde von dem „Deutschen Designer Club“, sowie von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet und erhielt darüber hinaus noch den Red Dot Design Award 2006. Hier hat der Autor mit viel Liebe zum Detail alle Informationen um die Gangster des damaligen Chicago zusammengefasst und passend dazu von jedem eine Zeichnung angefertigt. Natürlich ist ihm das auch nicht so schwer gefallen, immerhin ist er ja auch Gerichtszeichner. Kein Wunder also, dass diese Basis Czarné zu einem solchen Spiel inspiriert hat. In Kombination sind die beiden Produkte einfach unschlagbar und verbreiten eine Chicagoer Stimmung der 30iger Jahre wie sie wohl ihres Gleichen sucht. Gangsterfreunde werden wohl mit diesem Doppelpack sicherlich auf Ihre Kosten kommen.

Spaß:

Unglaublich aber wahr. Frank Czarnetzki hat es geschafft ein 20minütiges spannendes und geniales Strategiespiel zu erfinden. Hier werden wohl auch Nichttaktiker kaum was zu meckern haben. Die Regeln sind leicht verständlich und die recht kurze Spieldauer vermeidet stundenlanges Denken. Es eignet sich somit sowohl für Gelegenheitsspieler als auch für die Profis. Schnell wird man merken, dass einen das Konzept in seinen Bann zieht und sofort eine neue Bandenrivalität anzetteln wollen. Immerhin kann man sicherlich sein strategisches Konzept beim Spielen hier und da verbessern oder komplett umstrukturieren. Alles basiert außerdem auf den authentischen Figuren dieser Zeit und es ist möglich, vorausgesetzt man hat auch das Buch erworben, die gesammelten Hintergrundgeschichten in Ruhe bei einem Glas Wein (oder doch Whiskey?) in einer entspannten ruhigen Atmosphäre nachlesen. Gangsters – träumt ihr noch oder spielt ihr schon?

s Meinung:

“Die Öffentlichkeit hat ihre Vorstellung von meinem Gatten. Ich habe eine andere. Ich werde sein Andenken in Ehren halten und ihn immer lieben.“(Mae Capone)

Uiiiii, da hat uns Czarné wieder einmal freudig überrascht und sicherlich ein Brettspielandenken für diese spannende amerikanische Epoche geschaffen. Ein solch strategisches Spiel in einen solchen Zeitrahmen einzubauen und das Ganze in der üblichen Qualität zu verpacken ist einfach ein krimineller Geniestreich. Endlich hat man ein Strategiespiel vor dem sich selbst Strategiemuffel nicht mehr verstecken. Man hat die Regeln schnell intus und kann in einer Stunde sogar drei Spielrunden schaffen. Nach dem ersten Spiel, hat jeder sicherlich sofort strategische Spielverbesserungen die er gleich in der nächsten Runde umsetzen kann. Die gewohnt edle Holzverpackung sorgt außerdem wieder für Glanz in eurer Sammlung und das haptische Echtkugelerlebnis beim niederstrecken eure Gegner ist ein wahrer Kaufreiz.

Andreas Buhlmann (Smuker) für cliquenabend.de

STRATEGIE
9 von 10
Unglaublich für ein 20 Minuten Spiel!
INTERAKTION
2 von 10
Geschwätzige Gangster leben nicht lang.
GLÜCK
1 von 10
Bringt euch hier nicht weiter.
PACKUNGSINHALT
9 von 10
Gewohnte edle LudoArt Qualität.
SPAß
8 von 10
Laß den bösen Buben raus.
GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Ein zeitlich schnelles strategisches Spiel unmöglich? Hier Beweisstück A von Ludo Art.
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

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