Brettspiel Testbericht vom 20.11.2016 - von Andreas

OBEN und UNTEN




Details


Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2016

Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler

Spielzeit:
90-120 Minuten

Altersfreigabe:
Frei ab 13 Jahre

Durchschnittswertung:
8.5/10 bei 2 Bewertungen



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Vorwort

1 - Abenteuer Spielbücher sind in den 80igern weltweit populär gewesen und da ich selbst ein Kind der 80iger und 90iger bin, hatte natürlich auch ich einige davon in meinem Besitz. Faszinierend war dabei, dass man die Bücher immer und immer wieder lesen konnte und mehr aus der Welt erfahren hat und neue Ecken und Geschichten kennen lernte. Dabei habe ich zuerst die normalen Spielbücher kennen gelernt, die im Prinzip wie Romane geschrieben waren und keine Würfel oder Charakterbögen benötigten. Später fand dann auch das ein oder andere Buch mit Würfeln und Fertigkeitsproben in meinen Schrank.

Das Konzept war beliebt und viele Serien entstanden dadurch auf den Markt. Mit die bekannteste ist sicherlich „Einsamer Wolf“, aber auch bekannte Spielautoren wie Wolfgang Kramer wagten sich mit Rätsel-Spielebüchern auf den Markt sowie bekannte Fantasyautoren wie Markus Heitz.

Auch Brettspiele mit dem Spielbuchkonzept erschienen in den 80igern und so konnte man 1985 „Tales of Arabian Nights“ (West End Games) bzw. 1999 die deutsche Version „Geschichten aus 1001 Nacht“ (Edition Erlkönig) im Laden kaufen.

Vor wenigen Monaten erschien in Deutschland das Spiel „Oben und Unten“ von Ryan Laukat, der nun nach sehr langer Zeit das „Spielebuch-Prinzip“ für sich bzw. für seine Brettspielideen entdeckte. Dieses haben wir uns genauer angesehen und freuen uns schon auf weitere ähnliche Spiele in naher Zukunft wie Near and Far (2016/2017) oder The 7th Continent (2017). Aber das hat noch Zeit…

Sollten euch das Spielkonzept von Oben und unten interessieren lest weiter bei 3, wenn ihr direkt unsere Meinung lesen wollt sollte Abschnitt 6 euch weiterbringen. Leidet ihr unter Gedächtnisschwund und möchtet nochmal einen kurzen Überblick um was es hier geht kehrt zurück zu 1.

Spielablauf:

2 – Die Zeit kommt euch vor wie eine Ewigkeit und irgendwie seit ihr nicht mehr im hier und jetzt. Was genau hattet ihr eben noch vor? Ihr wisst es nicht mehr so genau. Ihr könnt euch noch daran erinnern irgendein größeres Buch geöffnet zu haben. Die Seiten wirkten sehr alt und waren teilweise verschmiert. Eine seltsame grüngraue Schrift mit unmenschlichen Zeichen fiel euch direkt auf der ersten Seite auf. Ihr schautet tiefer in das Buch hinein und plötzlich fühlte sich alles merkwürdig an ihr seht die Welt wie durch eine wabernde Schicht und das Buch schwebt vor euch, fasst schwimmend. Drei Worte werden größer und größer…. Wollt ihr versuchen sie laut vorzulesen (Weiter bei 5) oder schweigen (Weiter bei 5a)

3 – Das Spiel Oben und Unten besteht aus einer Spielanleitung, den Spielkomponenten und natürlich dem Buch der Begegnungen (das Kernelement des Spiels). Jeder Spieler startet mit 3 Charakteren und dann werden reihum Aktionen mit diesen durchgeführt. Dabei könnt ihr „Warenmarker“ von schon entdeckten Häusern und Außenposten ernten, neue Bewohnerplättchen anheuern, Häuser bauen oder die Höhlen erforschen. Natürlich kostet euch jede Aktion eure Bewohner und diese werden dadurch inaktiv (ermüdet) oder sogar mal (verletzt). Auch könnt ihr die Aktion „Trainieren“ (neue Bewohner) und „Bauen“ (neue Häuser) nur auswählen, wenn euer Charakter das Aktionsspezifische Symbol aufweist und ihr genügend Münzen besitzt.

Durch die Häuser könnt ihr Warenmarker erhalten die Wiederum Siegpunkte einbringen. Dabei gibt es natürlich Waren, die häufiger vorkommen und welche die sehr selten sind. Hier gilt es zu überlegen in welcher Reihenfolge ihr diese auf euer Tableau ablegen wollt. Denn die Reihenfolge ist dann nicht mehr änderbar. Wartet ihr allerdings zu lange, dann erhöht sich auch nicht euer Einkommen und Geld ist ein wesentliches Element im Spiel. Seit ihr allerdings zu gierig und platziert die Waren einfach wie sie kommen auf euer Tableau hat dies Auswirkungen auf eure Siegpunkte. Der vorausschauende Spieler platziert nämlich die Selteneren weiter vorne und die Häufigen mehr und mehr nach Hinten. Gleiche Rohstoffe werden nämlich immer übereinander gestapelt und je weiter hinten ein Rohstoff ist umso mehr Siegpunkte erhält man.

Das Geld wiederum verwendet man zum Kauf von Häuserkarten oder Bewohnern. Hierbei solltet ihr aber auch nicht zu viel Ausgeben, denn die schönen punkteträchtigen Stern-Hauskarten kosten schon einiges und dafür lohnt es sich anzusparen.

Geht man mit seinen Charakteren Arbeiten, erhält man eine Münze pro Charakter den man hierfür abstellt und der erste Spieler erhält zusätzlich noch einen Apfelweinmarker. Ob der Autor gerne in Frankfurt nächtig? Immerhin ist hier ja die Hochburg des Apfelweins ;-). Dieser Marker ist sehr kostbar und deutlich besser als die Trankmarker die man sonst erhält. Mit ihm lässt sich nämlich ein Charakter in der nächsten Spielrunde aus dem Verletztenbereich direkt wieder in den Bereitschaftsbereich befördern, während die normalen Trankmarker nur von Verletztenbereich in den Ermüdungsbereich oder vom Ermüdungsbereich in den Bereitschaftsbereich befördern. Was soll das nun? Tja, nicht alle Charaktere habt ihr auch immer zur Verfügung. Auf den einzelnen Hauskarten befinden sich Betten und nur wenn ihr genügend Betten habt, könnt ihr die gleiche Anzahl an Bewohnern auch vom Ermüdungsbereich wieder in der nächsten Runde nutzen. Es heißt also im richtigen Zug haushalten, gut einkaufen und optimieren.

Der wichtigste Hauptaktion ist aber das „Erkunden“, wobei hier nicht zwangsläufig die meisten Siegpunkte erlangt werden (unterschätzt ja nicht die „Bau“ Aktion), aber es ist eine unglaubliche Spannung im Raum, wenn die Aktion gewählt wird. Mindestens zwei eurer Bewohner müsst ihr hier in die Höhle schicken und je nach dem kann es auch sehr hilfreich sein mal 3 oder sogar vier hinter zu schicken. Euer Spielnachbar erhält das „Buch der Begegnungen“ und durch einen Würfelwurf und einer Höhlenkarte wird bestimmt welcher Abschnitt vorgelesen wird. Je nach dem müsst ihr dann eine Entscheidung fällen, es werden weitere Abschnitte vorgelesen und so oder so fällt eine Würfelprobe an. Hierbei haben die Bewohner unterschiedliche Laternensymbole aufgedruckt und ein Würfelergebnis ist darüber abgebildet. Ihr würfelt pro Charakter einen Würfel und bestimmt somit wieviel Erfolge ihr habt. Dabei könnt ihr durch bestimmte Hauskarten auch Würfel neu werfen oder einen Charakter extra Verwunden um eine weitere Laterne zu erlangen. Je nach euren Entscheidungen und der Höhe eurer Erfolge wird euch ein anderes Resultat vorgelesen. Dabei ist die Höhlenwelt sehr geheimnisvoll und in sich schlüssig. Was bedeutet, dass ihr mehr und mehr von dieser Faszinierenden Welt mitbekommt.

Nach sieben Spielrunden ist es vorbei und je nachdem welche Häuser ihr gebaut habt, wieviel Geld ihr noch übrig habt, welche Waren ihr gesammelt habt und wie ihr euch in den Abenteuern unter der Höhle gemausert habt winken Siegpunkte. Immerhin haben eure gewählten Aktionen im unteren Reich Auswirkungen und das Spiegelt sich auch in eurem „Ruhm“ positiv wie negativ wieder.

 4 – Was ist eigentlich das für ein Buch vor euch? Es sieht alt aus und erinnert euch an etwas, was ihr einfach nicht greifen könnt. Wollt ihr es euch näher ansehen (lest weiter bei 2) oder doch lieber ignorieren (lest weiter bei 5)

5 – Die Drei Worte könnt ihr kaum entziffern, sie sind in einer schnörkligen Schrift verfasst, aber ihr versucht euer Bestes und eure Stimme bekommt plötzlich einen dunklen Klang. Als die Worte gesprochen sind erklingt ein magischer Dong und ihr findet euch Plötzlich in einen unfassbar großen Raum mit zig Tausenden von Regalen wieder. Alles ist gefüllt mit Brett- und Gesellschaftsspielen und auch ein Spieltisch mit 3 Spielern steht bereit. Offensichtlich haben sie dasselbe erlebt wie ihr. Ihr grinst euch an und Beginnt die Sammlung zu begutachten und zu genießen, denn Zeit spielt ab jetzt keine Rolle mehr….

5a – Ihr ignoriert das Buch und plötzlich verschwindet alles wieder und ihr seid wieder an eurem elektronischen Endgerät mit dem Blick auf cliquenabend.de. Warum wart ihr nochmal hier? Gab es da nicht einen Spieltest den ihr lesen wolltet und unterbrochen wurdet? Ja genau so war es (Lest weiter bei 1).

Smukers Meinung:

6 – Unten und Oben hat von vornherein für Furore gesorgt. Die Idee ein Abenteuerbuch als Spielelement zu verwenden ist nämlich mal wieder erfrischend anders. Auch wir waren hell erfreut und haben uns sogar noch mehr gefreut als wir von der deutschen Version erfahren haben. Die Spielregeln sind einfach und schnell verstanden und selbst nach 10 Partien gibt es noch viele neue Dinge zu entdecken. Die Aufmachung und die Grafik ist typisch für Ryan Laukat und ich gebe zu mir gefällt sein Style. Auch wo anders konnte man schon über das Spiel etwas lesen, wobei hier und da auch negativ auf die deutsche Übersetzung eingegangen wurde. Dieses haben wir somit mit kritischem Auge betrachtet und müssen betonen, dass wir nicht derselben Meinung wie der ein oder andere ist. Ja es haben sich tatsächlich im Begegnungsbuch ein paar kleine Fehler eingeschlichen, aber Kommafehler oder mal mit einem kleinen Buchstaben den Satz angefangen, behindern bei uns definitiv nicht den Spielspaß. Tatsächlich gibt es ein paar wenige Abenteuerabschnitte wo mal ein Wort fehlt, aber das kann nun halt mal passieren. Ganz perfekt ist das zwar nicht, aber hey es ist auch viel Text und so Fehler kommen tatsächlich auch in vielen Romanen, Rollenspielbüchern, etc. vor. Ärgerlich wird es nur, wenn das Spiel dadurch nicht spielbar wird oder der Spielspaß darunter leidet. Was wir hier nicht sagen können. Das Spiel macht uns viel Spaß und bringt eine gute Fantasy-Erkundungs-Stimmung an den Familientisch.
Das einzige Manko was ich sehe ist, dass mir der generelle textliche Inhalt des Begegnungsbuches etwas zu wenig ist. Es gibt mehrere Begegnungen die miteinander verkettet sind, was ich gut finde, aber meistens Endet eine Begegnung nach dem Würfelwurf einfach nur mit einer Belohnung und keinem thematischen Text. Hier hätte ich mir bei jeder Begegnung noch 1-3 Sätze gewünscht, damit man tatsächlich noch mehr in die Geschichte eintauchen kann und das Ganze nicht nur wie ein kurzer Trip wirkt der abrupt beendet wird.
Wer früher gerne Abenteuerbücher gelesen hat, gerne Familienspiele spielt und gerne mal seine Familie in ein Abenteuer, einfach und unkompliziert einspannen möchte ist hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Ich hoffe das nächstes Jahr auch der Nachfolger (Near & Far) in deutscher Sprache übersetzt ist und werde sicherlich noch viele spannende Partien erleben.

Andreas Buhlmann für cliquenabend.de

GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Gutes Geschichtenerzählspiel für Familien was auch auf längere Sicht fasziniert und spannend bleibt.
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

Jörgs Meinung:

7 – Da ist doch tatsächlich noch ein weiterer Abschnitt und somit ein weiteres Fazit. Auch im Geschichtenbuch sind im hinteren Bereich weitere Kurzgeschichten hinterlegt, die es in der englischen Version nicht gibt. Hier hat der Verlag einfach ein paar bezaubernde Worte gefunden und der eine oder andere aufmerksame Leser bzw. Blogger findet sich hier wieder.
Im Vergleich zu Andreas bin ich nicht der große Rollenspielfan und so reichen mir die kurzen Texte völlig aus. Mir ist es auch ziemlich Schnuppe ob ich jetzt eine ganz andere Ware erhalten, als mir der Geschichtentext möglicherweise vorgibt. All das spielt für mich keine Rolle und wer sich über Textfehler aufregt sucht wohl die Nadel im Heuhaufen.
Der Spaßfaktor ist in unseren Runden und zwar unabhängig von der Spieleranzahl sehr hoch. Erst in jeder geschätzten 10. Partie wiederholt sich ggf. eine Passage, was mich persönlich überhaupt nicht stört, denn das Spiel verläuft immer anders. Es macht einfach Spaß auf Abenteuerreise zu gehen und dabei zocke ich gerne und fordere das Würfelglück heraus. Warum meine Kinder mit knapp 3 und 5 Jahren dem Spiel gerne beiwohnen liegt wohl an den kurzen Geschichten und einem Papa der gerne auch mal in den Tiefen der Erde gräbt um Erfolg zu haben.
Aus meiner Sicht ist Oben und Unten ein gehobenes Familienspiel, welches die Abläufe in der Anleitung klar wiedergibt. Falls man doch einmal nicht weiterkommt empfiehlt sich eines der Erklärvideos mit Carsten vom Schwerkraft Verlag.
Insgesamt gesehen schwanke ich in Punkten ausgedrückt zwischen 8 und 9, vergebe am Ende dann aber doch die 9, denn vergleichbare Spiele dieser Art gibt es kaum und die von Andreas aufgezeigten kleinen Kritikpunkte zählen für mich kaum. Denn in unzähligen Partien hatten wir Spaß ohne Ende und tatsächlich konnte der Jörg die eine oder andere Partie sogar gewinnen.

Jörg Köninger für cliquenabend.de

GESAMT-
WERTUNG:
9/10
Innovativ und spannend! Endlich mal wieder ein Spiel welches sich von der Masse abhebt.
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

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