Brettspiel Testbericht vom 08.04.2008 - von Jörg

Chicago Poker




Details


Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2006

Anzahl der Spieler:
2 bis 6 Spieler

Spielzeit:
45 Minuten

Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre

Durchschnittswertung:
7/10 bei 1 Bewertungen



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Was gibt es schöneres als einmal im Monat oder auch häufiger eine Runde zu Pokern. Dabei Freunde zu treffen und ein schönes Glas W…..asser zu trinken! Doch nicht jeder kennt sich im Pokern aus und oftmals sitzt man trotz vorheriger Ankündigung nur zu zweit oder zu dritt am Tisch. Was nun? Gibt es Alternativen? Auch kann nicht jeder mit dem Betriff „Pokern“ etwas anfangen (auch wenn es fast täglich im Fernsehen läuft), ………….was läge also näher, als das Spiel in einer lustigen Art und Weise zu präsentieren?! Poker und lustig? Das geht doch nicht! Was soll das sein? Fragen über Fragen und sicherlich sind einige jetzt neugierig, was für ein Spieltest jetzt folgt! In „Chicago Poker“ schlüpfen die Spieler in die Rolle berühmter Gangsterbosse wie Al Capone oder Frank Yale der 20er Jahre. Zwar spielt das Geld hier in Chicago eine große Rolle, doch Bars, Jazz-Clubs, Brauereien und Spielhöllen sind noch attraktiver.

Ziel des Spiels:
Diese Gewerbe sind sogar so interessant, dass die anwesenden Zocker darum spielen! Gewinner ist der erste Spieler, dem es gelingt, drei Gewerbe einer Sorte (z.B. drei Bars), je ein Gewerbe der verschiedenen Sorten (Bar, Jazz-Club, Brauerei, Spielhölle) oder fünf verschiedene Gewerbe (z.B. 2 Bars, 2 Spielhöllen und einen Jazz-Club) zu kontrollieren.

Spielaufbau:
Jeder Spieler wählt sich einen Gangsterboss aus. Dabei hat er die Wahl zwischen - Al Capone - Frank Yale - Hymie Weiss - Bugs Moran - Dion O’Bannion und - Johnny Torrio Sobald diese einfache Entscheidung gefallen ist, …….oder hat man sich bereits im Vorfeld darum gestritten(?), ……..nimmt sich jeder die Kurzanleitungskarte seines Bosses. Die restlichen Boss-Karten fliegen in die Schachtel, da diese nicht benötigt werden. Anschließend werden alle 81 Karten (inkl. der sechs Sonderkarten) gemischt und an jeden Mitspieler fünf ausgeteilt. (Kleine Anmerkung: Sofern Mitspieler dabei sind, welche überhaupt keine Ahnung von Poker haben, wäre es empfehlenswert, die ersten paar Runden ohne die Sonderkarten zu spielen.) Die restlichen, hoffentlich nicht gezinkten Karten dienen als Nachziehstapel und werden verdeckt in die Tischmitte gelegt. Dann kann es eigentlich losgehen. Nein halt, das Herzstück fehlt ja noch! Diese zwanzig sechseckigen Gewerbeplättchen werden ebenfalls verdeckt gemischt und anschließend abhängig von der Spieleranzahl offen auf den Tisch gelegt. Bei vier Gangstern landen beispielsweise nur drei auf den Tisch. Auf die richtige Anordnung (dazu später mehr) und einen freien Platz zwischen den Gewerben sollte geachtet werden, denn bei so vielen Karten kann es schnell einmal eng werden!

Doch in der Schachtel schlummern noch vier Patronen, und da im oben genannten Beispiel nur drei Plättchen ausgelegt wurden, werden auch nur drei, der sogenannten Shootouts bereit gelegt. Hmmm, was es wohl mit denen auf sich hat! Die Lösung folgt!

Spielablauf:
Bevor die „abgewandelten“ Regeln des Pokers erklärt werden, noch ein paar Anmerkungen: Jeder Spieler „muss“, und nicht „kann“ (was manche Spieler falsch verstehen), drei Aktionen ausführen. Dabei entscheidet er sich jeweils zwischen dem Ziehen (vom Nachziehstapel) oder Ausspielen (an ein Gewerbe) einer Karte. Die Reihenfolge ist dabei egal. Beispiel: Al Capone zieht zwei Karten vom Stapel und legt anschließend eine Karte an die Bar. Anschließend ist Bugs Moran an der Reihe. Da er gute Karten auf der Hand hält, spielt er gleich drei aus und legt diese an die Spielhölle. Aber auf zwei Dinge sollte hierbei geachtet werden:
1. Spielbeginn
In der Startrunde darf „Spieler 1“ nur eine Karte und der nachfolgende „Spieler 2“ nur zwei Aktionen ausführen. Anschließend läuft das Spiel mit drei Aktionen weiter.
2. Handkarten
Jeder Spieler darf „nach Ende“ seiner dritten Aktion maximal sieben Handkarten haben.

Die Gangster entscheiden sich in ihrem Zug zwischen den Zahlenkarten (von 1 – 15 in fünf Farben) oder den Sonderkarten (insgesamt sechs im Spiel). Doch wo werden die Karten angelegt? Die Zahlenkarten oder besser gesagt Gangsterkarten müssen immer unterhalb der Kante eines Gebäudes ausgespielt werden. Und da es sich um sechseckige Plättchen für maximal sechs Spieler handelt, ist auch der jeweilige Gangstername auf der Unterseite abgedruckt. So macht es auch Sinn die Plättchen in einer gewissen Anordnung zum Spielerplatz auszulegen. Der Verbrecher am Zug weiß somit immer, wo er sein Karte hinlegt (bei mehreren Karten erfolgt das Auslegen überlappend). Stellt sich nur die Frage: Verdeckt oder Offen?

Da maximal fünf Karten pro Gangster an ein Gewerbe angelegt werden dürfen, bestimmt das Gebäudeplättchen (bzw. die Abbildung darauf), welche davon offen und welche verdeckt gelegt werden. Verstanden? Nein? Kein Problem denn hier folgt die Auflistung der einzelnen Gewerbe:

Bar
Die ersten beiden (ausgespielten) Karten verdeckt, die drei folgenden offen.

Jazz-Club
Die ersten drei (ausgespielten) Karten offen, die zwei folgenden verdeckt.

Brauerei
Alle (ausgespielten) Karten werden offen ausgespielt.

Spielhölle
Die erste, dritte und fünfte (ausgespielte) Karte offen, die zweite und vierte verdeckt.

Jetzt fehlen nur noch die Erklärung der Sonderkarten und ein anschließender Blick in die Pokerregeln. Aber zuerst zu den Special Cards! Sobald eine Sonderkarte ausgespielt wird, und diese wird selbstverständlich nicht an das Gewerbe angelegt, tritt die abgebildete Aktion sofort in Kraft (anschließend wird die Karte auf den Ablagestapel gelegt). Dabei gibt es fünf verschiedene Möglichkeiten. Wie fünf? Es sind doch sechs Spezialkarten! Stimmt, und da die Polizei damals gerne mal eine Razzia machte, gibt es diese gleich zweimal im Spiel! Erklärung im Einzelnen:

Sonderkarte Liquidierung
Die letzte an ein Gewerbe angelegte Karte eines Mitspielers wird abgeworfen

Sonderkarte Razzia
Alle verdeckten Karten in der Auslage eines Gewerbes eines beliebigen Spielers werden angeschaut.

Sonderkarte Limousine
Ein, zwei, drei oder vier Karten einer eigenen Auslage werden von einem Gewerbe zu einem anderen verlegt.

Sonderkarte Bleispritze
Zwei zusätzliche Aktionen werden ausgeführt (wobei die Bleispritze als erste Aktion gilt!)

Sonderkarte Bestechung
Der Ablagestapel wird durchsucht und eine Karte nach Wahl auf die Hand genommen. Doch wie soll sich der Spieler das alles merken? Kein Problem, den diese Erklärungen sind auf der Kurzanleitungskarte (neben dem Spielziel) abgedruckt.

Jetzt fehlen nur noch die Pokerregeln? Oje, denken sich einige Laien! So schlimm ist es aber gar nicht!

Denn die möglichen Kartenkombinationen sind auf der Anleitungskarte (Rückseite) ersichtlich, und das sogar nach Rang geordnet! Das heißt, dass der Gangster mit dem höchsten Kartenrang gewinnt und sich das jeweilige Gebäude zu eigen machen darf! Und bei Gleichstand? Gute Frage! Dann zählt (z.B.) der Rang der höheren Karte. Aber keine Angst, im Gesamtregelwerk werden einige der sogenannten Draws erklärt! Für einen Pokerspieler wird anhand der möglichen Karten schnell ersichtlich, was „Chicago Poker“ von anderen Pokerspielen unterscheidet. Da ist zum einen die Kartenvielfalt in fünf verschiedenen Farben und den Zahlen 1-15. Und zum anderen die doch sehr lustige Rangfolge. Beispiel gefällig? Bei einer „Regenbogen-Straße“ müssen die Zahlen aufsteigend sein und fünf verschiedene Farben beinhalten. Aber auch die Sonderaktionen sorgen gewaltig für Abwechslung! Ein Poker-Profi wird dies lieben oder hassen! Doch um den Spielablauf abzuschließen fehlt noch eine Kleinigkeit, der Shootout!

Sobald ein Gangster seine fünfte Karte an ein Gewerbe angelegt hat. wird eine Patrone auf das Plättchen gestellt. Die Wertung dieses Gebäudes erfolgt zu „Beginn“ seines nächsten Zuges. D.h., andere Spieler haben noch die Möglichkeit entsprechende Zahlenwerte auszuspielen! Bei der Auswertung werden natürlich alle Karten offen ausgelegt und miteinander verglichen! Dann wird sich zeigen wer der König von Chicago ist! Ein neues Plättchen kommt anschließend ins Spiel und der Gebäudekampf beginnt von neuem!

Strategie:

Wie auch beim richtigem Pokern ist Strategie alles im Spiel, doch die will gelernt sein! Gerade die verdeckten Karten sorgen für nachdenkliche Gesichter der Mitspieler (Liegt dort nun eine gute und passende Karte, oder wird geblufft?). Schnelle Entscheidungen führen oftmals zu Fehlern. Wenn sich zwei Spieler um ein Gewerbe streiten und bereits gute Karten ausliegen, sollten sich Mitspieler eher um andere Gebäude kümmern! Sofern man noch Sonderkarten auf der Hand hält, sind diese geschickt einzusetzen. Durch die Vielfalt der Kartenmöglichkeiten ergeben sich auch mit niedrigen Kartenwerten auf der Hand bemerkenswerte Siegchancen! Bluff im Spiel ist sicherlich nicht verkehrt, doch besser ist das Auslegen von drei Karten im richtigen Moment. Peng….und der Shootout beginnt! Dann schauen die Mitspieler aber, sofern sie keine oder vielleicht nur eine Karte angelegt haben!

Interaktion:

Hier geht es wirklich lustig zu, insbesondere wenn Pokerliebhaber und Laien aufeinander treffen. Denn die Devise sollte anfangs lauten: Drauf losspielen! Gerade verdeckte Karten sorgen für heftige (oder lustige) Diskussionen, insbesondere beim regelmäßigen Aufdecken! Das Geschrei ist groß mit einer vermeintlichen guten Hand bzw. deren Auslage zu verlieren! Mit Sicherheit werden (in Spielclubs) einige Rohstoffsammler am anderen Spiel-Tisch energisch und mit bösem Blick um Ruhe bitten, doch diese impulsiven Wort-Ausbrüche ergeben sich regelmäßig! Die Spieler versuchen sich gegenseitig mit vermeintlich guten Karten unter Druck zu setzen. Da wird beispielsweise eine 15 offen ausgespielt und kurz danach eine 1 verdeckt. Da stehen dem Gegenspieler schnell die Schweißperlen auf der Stirn! Doch gerade das gegenseitige Kontern sorgt für viel Diskussion! Psychologische Kriegsführung nennt sich das wohl, wenn man grinsend eine verdeckte „1“ an ein Gebäude legt!

Glück:

Poker ist nur zu einem gewissen Prozentsatz ein Glücksspiel (je nach gespielter Veriante). Und „Chicago Poker“? Schwer zu sagen, schließlich hat der Spieler maximal sieben Karten auf der Hand und bei jedem Zug drei Aktionen. Das ist sehr viel und mit schlechten Karten lässt sich bekanntlich auch gewinnen! Beim Spiel zu zweit und zu dritt ist der Glücksfaktor gering, da hier mehr die Strategie zum Ziel führt und die Auslagen übersichtlicher sind. Ab vier Spieler ist der Glücksfaktor schon höher zumal man im richtigen Moment die entsprechenden Karten auf der Hand haben muss. Bei fünf und sechs Spieler ist der Glücksfaktor hingegen sehr hoch, da keiner einem anderen Spieler ein Gebäude gönnt. Da fliegen einem die Straight Flush bei Wertungen nur so um die Ohren, zumal auch noch vier Gewerbe-Plättchen (wie auch mit fünf Spielern) im Spiel sind.

Packungsinhalt:

Zu erst einmal ein herzliches Dankeschön an den Grafiker Czarnè der wieder einmal mit hervorragenden Grafiken das Spiel zu einen Hingucker werden lässt. Besser geht es nicht! Die Spielschachtel-Abbildung ist ein Blickfang jeder Spieler kann sich schnell in die damalige Zeit hineinversetzen. Auch das Innere ist nicht von schlechten Gangstern! Hochwertige Karten und Plättchen und als Dreingabe etwas altmodische Shootouts. OK, alles kann halt auch nicht perfekt sein, wünschenswert wären sicherlich hochwertige Patronen wie beim Spiel „Gangster“! Jedoch hat jedes Teil seinen festen Platz in der Schachtel! Die Anleitung ist kurz und überschaubar. Die Regeln sind sehr gut erklärt zumal es sich um ein Pokerspiel handelt, was nicht jedermanns Sache ist. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut, zumal es sich um ein Kartenspiel mit Zugabe (Plättchen und Shootouts) handelt.

Spaß:

Bevor wir zum Spaßfaktor kommen ein kurzer Rückblick zur Spiel2007 in Essen. Der Verlag hatte sicherlich einen der schönsten Stände im Stil der 20er Jahre aufgebaut. Aber nicht nur das! Auch die Angestellten waren im Spiel der 20er Jahre gekleidet, so dass fast keiner ohne eine Runde Chicago Poker die Messe verlassen hat. Auch wir nicht und der Spaßfaktor war in diesem Ambiente sehr hoch. Hierfür vielen Dank! Aber zurück zu Hause in den vier Wänden, der weißen Tapete und den Stühlen des neuen Jahrtausends hat dieser Spaß-Faktor nicht gelitten. Ob zu zweit oder zu sechst, das Spiel ist sehr amüsant (egal wo man es spielt) und wird regelmäßig aus den Schränken geholt. Gerade Nicht-Pokerspieler fanden durch Chicago Poker den Weg zu Texas Holdem und das will was heißen. Wir sind überzeugt, dass es auch viele Kritiker gibt, man sollte jedoch in Chicago Poker ein lustiges Kartenspiel sehen, welches manche strenge Pokerregel nicht ernst nimmt.

Jörgs Meinung:

Nach vielen Flaschen W…..asser und noch viel mehr Chicago-Poker Spielen kommen wir zum Ergebnis, dass jeder Nicht-Pokerspieler und Poker-Profi eine Partie wagen sollte! Die Regeln sind einfach und schnell erklärt und der Spaßfaktor war in allen Spielrunden sehr hoch. Sowohl die Aufmachung als auch der Spiel-Ablauf ist gut gelungen auch wenn der Platz am Spieltisch durch viele ausgespielte Karten sehr eng werden kann!

Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de

STRATEGIE
7 von 10
Ein Bluff ist nur die halbe Miete!
INTERAKTION
7 von 10
Zum richtigen Zeitpunkt die richtige Karte!
GLÜCK
4 von 10
Ziehen ist nicht alles!
PACKUNGSINHALT
8 von 10
Es fehlen nur noch goldene Patronen!
SPAß
8 von 10
Verdammt bin ich gut!
GESAMT-
WERTUNG:
7/10
Poker und Gangster der 20er Jahre!
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

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