Testbericht vom 12.05.2010 - von Andreas
Havana (La Habana Neuauflage 2024)
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2024 (2009)
Anzahl der Spieler:
2 bis 4 Spieler
Spielzeit:
30 - 45 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
6/10 bei 1 Bewertungen
Der Eggertspieleverlag ist bei Vielspielern wohl bekannt und für seine komplexeren Spiele sehr beliebt. Ab und an veröffentlicht der Verlag allerdings auch seichtere Kost, je nach dem mit mehr oder weniger großem Erfolg. 2009 erschien Havanna, welches thematisch an das strategische CUBA angliedert, jedoch ein sanftes Familienkartenspiel mit viel Ärgerpotenzial darstellt. Nicht immer kommen diese Familienspiele vom Eggertverlag gut in der Szene an, weil die Eggertfans zum Teil einfach etwas anderes erwarten. Havanna fällt auf jeden Fall wieder durch seine Illustrationen (Michael Menzel) auf und man trifft grafisch einige alte Bekannte von Cuba wieder. Der Autor des Spiels ist Reinhard Staupe, der vor allem durch Speed und Privacy bekannt ist. Er entwickelt viele Kartenspiele und auch Havanna ist ein solcher Genrevertreter. Was wir und unsere Testgruppen von dem Spiel halten erfahrt ihr nun. Also auf in die viertgrößte Stadt der Karibik, dem Sitz von über 2 Millionen Menschen und der Hauptstadt von Kuba.
Spielziel:
Wer als erstes eine bestimmte Anzahl von Siegpunkten (25/20/15, je nach Spieleranzahl 2/3/4) durch das Bauen von verschiedenen Gebäuden und Nutzen der verschiedenen Charaktere erlangt gewinnt das Spiel und kann sich (bis zur nächsten Spielrunde) Baumeister von Havanna nennen.
Spielaufbau:
Also das Spielbrett kommt in die Tischmitte… Äh … nein in diesem Fall nicht – Es gibt nämlich gar kein Spielbrett Stattdessen werden 12 Gebäudekarten in zwei Reihen mit je 6 Stück ausgelegt (mindestens ein äußeres Gebäude sollte dabei den Wert 1,2 oder 3 aufweisen!). Die restlichen Gebäude bilden den Nachziehstapel. Jeder Mithavanist erhält 2 Übersichtskarten (Spielhilfe über die Phasen), einen Kartensatz mit 13 verschiedenen Aktionskarten, ein Pesos sowie einen zufälligen Baustoff (Blind aus dem Beutel ziehen). Welcher Beutel? Der indem ihr zuvor die 80 Baustoffquader gelegt habt. Die restlichen Pesos und Arbeiterfiguren kommen werden als offener Vorrat an die Seite platziert. In die Mitte kommen jetzt noch drei beliebige Baustoffe aus dem Beutel und vier Pesos. Soweit so gut, jetzt wählt jeder Spieler noch 2 seiner 13 Aktionskarten aus und legt sie verdeckt vor sich auf. Danach werden sie gleichzeitig aufgedeckt und nach den abgebildeten Zahlen (von links nach rechts aufsteigend) sortiert. Jeder hat nun also zwei Zahlenkarten vor sich ausliegen, die kleinere von beiden vorne liegend. Diese beiden Zahlen geben eine große Zahl (z.B. 1 und 8 = 18 oder 3 und 5 = 35). Diese Zahl bestimmt den Startspieler (derjenige mit der niedrigsten Zahl bzw. bei Gleichstand werden Siegpunkte, Baustoffe, etc. herbeigezogen).
Spielablauf:
Wie gesagt beginnt pro Runde immer derjenige mit der niedrigsten ausliegenden Zahl (beide Karten zusammen bilden diese Zahl!). Danach folgt derjenige mit der zweitniedrigsten Zahl und so weiter, bis alle an der Reihe waren. Jeder Spieler muss seine beiden ausgelegten Karten ausführen (wenn es möglich ist). Hierfür liest man sich einfach den Text der Karte durch und folgt den Anweisungen. Nach dem Ausführen beider Karten kann man nun beliebig viele Gebäude aus der Mitte bauen. Hierfür muss man je nach Gebäude Baustoffe, Pesos, Arbeiter oder Kombinationen davon abgeben. Auch verlangen manche Bauvorhaben, dass der Architekt offen vor einem (als eine der beiden Karten) liegt. Der aktive Spieler kann beliebig viele Gebäude erlangen, jedoch immer nur die äußersten der beiden Reihen (somit stehen einem immer nur vier Gebäude zur Auswahl). Erfüllt man eines davon, stehen wieder vier zur Auswahl. Wichtig: Nur direkt nach dem Ausführen seiner zwei Karten kann man Gebäude erwerben! Statt eines Arbeiters kann man auch fünf Pesos abgeben. Auch kann man statt eines bestimmten Baustoffs fünf graue Baustoffe (Schutt) abgeben. Wichtig: Ein Tausch ist nicht möglich! Man muss also damit ein Gebäude erwerben! Sollte es während dieser 1. Phase (Jeder führt zwei Aktionen aus und kann Gebäude erwerben) dazu kommen, dass in einer Reihe nur noch zwei Baukarten ausliegen, so werden diese nach außen gezogen und vier neue Gebäudekarten zwischen diese gelegt (man erhält also wieder 6 Karten in einer Reihe). Nachdem jeder Spieler die 1. Phase durchgeführt hat kommen wir zur Phase 2 dem… Nachschub
Aus dem Beutel werden drei zusätzliche Baustoffe gezogen und mit drei Pesos aus dem Vorrat in der Mitte hinzugefügt. So steigt der zentrale Rohstoff- und Geldvorrat an, den man aus der Mitte erhalten kann.
3. Phase – Neue Aktionskarten
Der Startspieler beginnt und legt eine Aktionskarte aus seiner Hand verdeckt auf eine seiner offenen Karten vor sich. Die restlichen Spieler folgen in derselben Reihenfolge wie auch in Phase 1. Hat sich jeder für eine Karte entschieden so werden sie aufgedeckt und die darunter liegende Karte kommt auf den persönlichen Ablagestapel des Spielers. Die Karten werden nach Wert neu sortiert und die Spielerreihenfolge festgelegt (wie auch schon zuvor). Besitzt ein Spieler nach dem aufdecken nur noch 2 Handkarten so nimmt er alle Karten aus seinem persönlichen Ablagestapel wieder auf und hat nun wieder 11 Aktionen zur Verfügung.
Die Karten
Soweit der Ablauf, aber was genau tun diese Karten alles? So ziemlich alles was man sich vorstellen kann, wobei die höheren Zahlen natürlich deutlich mächtigere Aktionen darstellen als die niedrigen. Mit den Karten ist es möglich eine Karte aus seinem Ablagestapel zurück zu holen oder auch gegen Diebstahl (Baustoffe oder Geld zu schützen). Es gibt Karten die einem Arbeiter, Baustoffe oder Geld aus der Mitte geben, wobei es hierbei meistens wichtig ist, dies als erster durchzuführen. Der Architekt bringt einem einen Arbeiter an und erlaubt es außerdem Gebäude zu erstehen, die diese Karte verlangen. Die 5. und 6. Karte erlaubt das stehlen von Baustoffen und Pesoschips von seinen Mitspielern während die 7. und 8. Karte Geldmünzen und Baustoffe aus dem Vorrat einbringt. Die höchste Karte mit dem Wert 9, erlaubt es die Hälfte der Baustoffe aus der Mitte zu erlangen, hierbei ist jedoch wieder die Reihenfolge sehr wichtig (der erste Spieler, der dies ausführt, bekommt am meisten Baustoffe!).
Spielende:
Das waren schon alle Regeln. Die Runden werden solange durchgeführt bis ein Spieler 25/20/15 Siegpunkte (bei 2/3/4 Spielern) besitzt. Dieser Spieler hat dann sofort gewonnen.
Strategie:
Jeder Spieler besitzt dasselbe Kartenset und somit sollte man immer die zwei offenen Karten der anderen im Auge behalten. Durch das legen der verdeckten Karten sieht man auch, welche Karte jeder Spieler auf seinen Ablagestapel legt und somit lassen sich schon vorher Schlüsse auf die Spielerreihenfolge ziehen. Außerdem sollte man sich bestimmte Karten der gegnerischen Spieler merken (haben sie die Diebstahlkarten schon ausgelegt, ist die 9ner schon bei ihnen weg?) Hat man eine mächtige Karte offen vor sich liegen, so sollte man sie so lange im Spiel lassen, wie sie sich lohnt. Denn jede Spielerrunde kann man diese erneut ausführen. Sammelt hierbei allerdings nicht zu viele Baustoffe und Münzen an, denn sonst werdet ihr sehr attraktiv für die Mietspieler und ihr werdet ausgeraubt bevor ihr drei mal Havanna sagen könnt (außer ihr schützt euch mit der entsprechenden Karte davor!). Versucht eure Züge zu optimieren und möglichst viele Gebäude mit einer Aktion zu erlangen bzw. möglichst die, die euch mehr Siegpunkte einbringen.
Interaktion:
Das Spiel bietet einen hohen Ärgerfaktor, weil ihr euch ständig in die Quere kommt. Entweder ist die Zugreihenfolge nicht so wie geplant und ihr seid mit eurer Funktion als zweites oder drittes dran (somit bekommt ihr deutlich weniger als geplant!) oder es schnappt euch jemand euer Gebäude weg oder es beklaut euch jemand. Somit sind längerfristige Strategien nicht haltbar.
Glück:
Der Glücksfaktor ist recht hoch, denn ihr wisst nie genau welche Aktionen eure Mitspieler wählen. Somit könnt ihr nicht genau einschätzen, wann ihr am Zug seid und ob eure Aktion euch genauso viel bringt wie gewollt. Seid ihr später am Zug ist meistens der Ärgerfaktor sehr hoch, allerdings ist es manchmal auch besser weiter hinten am Zug zu sein (neue Gebäude, stehlen lohnt sich mehr, euer gewünschtes Gebäude ist frei!). Strategische Planungen sind hier jedoch nicht möglich und nur kurzfristige Taktiken lassen sich aufbauen.
Packungsinhalt:
Die Spieleschachtel enthält 80 Baustoffe aus Holz, 15 Arbeiterfiguren, 1 Stoffbeutel, 36 dicke Gebäudeplättchen aus Pappe, 4x 13 Aktionskarten, 4x 2 Übersichtskarten, 60 Pesosmünzen sowie die Spielanleitung. Die Anleitung lässt keine Fragen offen und nach nur kurzem durchlesen kann die Spielrunde starten. Zu Beginn sollte sich jeder einmal alle Karten durchlesen, aber die Funktion erklärt sich von selbst. Havanna besteht zu einem Teil aus den selben Illustrationen wie Cuba und bietet somit eine schöne grafische Optik. Der Preis von ca. 22 Euro ist auf Grund des Materials (Holz, dicke Gebäudekarten) angemessen, wobei es sich trotzdem „nur“ um ein Kartenspiel handelt!
Spaß:
Havanna hat unsere Spielergruppen in der Meinung deutlich gesplittet. Zuerst mussten es definitiv alle ausprobieren, gerade weil Cuba in vielen Spielkreisen bei uns sehr beliebt ist. Sofort wurde allerdings jedem klar, dass Havanna nur die Thematik von Cuba besitzt und Spielmechanisch etwas ganz anderes darstellt. Es ist ein schnelles und sanftes Familienkartenspiel und kein strategischer Vielspielerhammer wie Cuba. Das führte bei einigen auf Desinteresse und bei anderen wiederum auf Zustimmung. Die Meinungen selbst gingen in unseren Tests sehr auseinander. Einige finden es ein sehr gutes Familienspiel und hatten viel Spaß, andere wiederrum fanden das Spielerlebnis zu flau und langweilig. Somit lässt sich hier nichts Einheitliches sagen.
Smukers Meinung:
Havanna ist grafisch an Cuba orientiert, gleicht sich aber sonst überhaupt nicht mit diesem strategischen Vielspielerspiel. Ganz im Gegenteil, Havana ist als Familienspiel zu beurteilen und somit wissen wir nicht wirklich ob es so eine gute Wahl war diese Thematik zu wählen (Vielspieler erwarten dahinter entsprechend mehr!). Grundsätzlich handelt es sich um ein Spiel mit hohem Ärgerfaktor wo man schnell Gebäude (und damit Punkte) ergattert, genauso schnell aber die anderen Spieler aufholen oder einem benötigte Baustoffe, Geldeinheiten und/oder Arbeiter stehlen. In unseren Spielrunden gab es sowohl große Liebhaber, als auch totale Ablehnung gegen dieses Spiel. Somit sollte sich jeder seine Meinung in einer Testpartie selbst bilden. Große Neuerungen und innovative Ideen sucht man hier vergebens, allerdings weiß das Spiel Familien zu unterhalten und kann so sicherlich bis zur nächsten Essenmesse für Stimmung sorgen (allerdings nicht bei jedem!).
Andreas Buhlmann für cliquenabend.de
Vielen Dank an Eggertspiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
6/10
Havana hat mit Cuba nichts zu tun, sondern ist für Familien ausgerichtet und kann diese auch unterhalten (jedoch mag es nicht jeder!).
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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