Brettspiel Testbericht vom 23.10.2007 - von Redaktion

Illuminati




Details


Autoren:
Verlag/Autoren/Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2005

Anzahl der Spieler:
3 bis 8 Spieler

Spielzeit:
60 - 90 Minuten

Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre

Durchschnittswertung:
6/10 bei 1 Bewertungen



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Nichts ist so wie es scheint. Regierungen, Behörden selbst hochrangige Staatsvertreter sind alles nur Marionetten in einem übergeordneten Machtspiel. Das Allsehende Auge, Ambigramme und die mystische Zahl 23 sind nur wenige der ominösen Illuminaten-Zeichen, die einen Hinweis auf die geheimen Verschwörungen hinter den Kulissen geben. Erst kürzlich konnte selbst im Gemeinschaftspielesektor ein Beweis dafür erbracht werden, dass die vom Kirchenrechtler Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründete Geheimgesellschaft, noch immer in jedem Bereich des Lebens die Finger mit im Spiel hat. Demnach ist es nicht weiter verwunderlich, dass Pegasus Spiele genau 23 Jahre nach der Veröffentlichung des US-Kartenspiel-Klassikers „Illuminati“ nun auch hierzulande die Geheimbundmaschinerie ins Rollen bringt. Eine offensichtliche Regierungspersiflage, bei dem Verschwörungstheoretiker ins Schwitzen geraten, während die erhabene Omipotenz selbst auf dem Wohnzimmertisch offen über die ausgedehnten Machtverhältnisse frönt. Oder ist es doch alles nur ein Spiel?!? Nicht erst seit Dan Browns Roman „Illuminati“ rankten sich zahlreiche Verschwörungstheorien um die Weiterexistenz des verbotenen und mystisch angehauchten Geheimordens. Riskieren wir einen Blick in die Vergangenheit, zu den Ursprüngen der Illuminati. Der erst 28-jährige Professor für Kirchenrecht und praktische Philosphie, Adam Weißhaupt unterrichtete an der Universität Ingolstadt als er die Machtintrigen der Universität leid war und sich gegen die Lehrkörperisolation wehren wollte. So gründete er am 1. Mai 1776 den Bund der Perfektibilisten. Weißhaupt wählte die Eule der römischen Göttin der Weisheit Minerva, als Symbol für den Zusammenschluss. Ziel war es seine Studenten die Ideen der gesellschaftlichen Aufklärung nahezubringen und mit Hilfe des Geheimbundes ermöglichte er ihnen den Zugang zu kirchenkritischer Literatur. Der Bund der Perfetibilisten erfuhr einen Aufschwung als ein ehemaliger Student, Franz Xaver von Zwack, dem späteren Regierungspräsidenten der Pfalz, umstrukturiert wurde. Eine Namensänderung musste her und bevor man sich auf den „Illuminatenorden“ einigen könnte, wurde unter anderem auch der abstruse Name „Bienenorden“ vorgeschlagen. Der Geheimorden hatte aber nur eine kurze Blütezeit, denn schon 1784/1785 wurde dieser in Bayern verboten und stellte offiziell seine Handlungen ein… “Ich fühle mich, als könnte ich,... als könnte ich DIE WELT EROBERN!“ Im Kartenspiel von Steve Jackson haben die Geheimbünde die Welt fest in der Hand. Doch die große Frage ist, wer wird am Ende die selbige regieren? Zu Beginn des Spieles zieht jeder Anwärter auf die Weltherrschaft eine Geheimbundkarte. Diese entscheidet welcher Gruppe er angehört. Unter anderem gibt es die Bayrischen Illuminati, die Diskordische Gesellschaft, die Kirche des Subgenius oder die Gnome von Zürich. Jede Gruppenkarte verfügt über einen Macht- sowie Einkommenswert, wobei die Zahlenwerte zwischen Sieben und Zwölf variieren. Mit dieser Startkarte vor jedem Spieler verfolgt jeder Möchtegern-Weltherrscher unterschiedliche Ziele auf dem Weg zum Sieg. Neben dem gemeinschaftlichen Basisziel, eine bestimmte Anzahl von Subgruppen zu kontrollieren (je nach Spieleranzahl mehr oder weniger), gibt es auch unterschiedliche spezielle Siegbedingungen, die verfolgt werden können. Beispiele für Sondersiegbedingungen sind bei der Gesellschaft der Assasinen die Kontrolle von sechs gewalttätigen Gruppen oder bei der Diskordischen Gesellschaft fünf verrückte Gruppen. Alle Subgruppen verfügen über eben diese Gesinnungsarten. So gibt es die Regierungstreue, die im Gegensatz zum Kommunismus steht, Liberalität entgegengesetzt zu konservativ, friedliche und gewalttätig, bürgerlich und verrückt. Gesondert betrachtet werden kriminelle Gruppen, die keinen Gegensatz haben. Alle fanatischen Gemeinschaften stehen immer im Gegensatz zueinander. Mit diesem, nicht ganz ausgereiften Schere-Stein-Papier-Prinzip werden Boni beziehungsweise Mali bei der Berechnung von Angriffen berechnet. Doch bevor der kriegerische Akt beginnen kann, muss zunächst der Spielablauf erläutert werden. Zu Beginn des Spiels liegen insgesamt 6 Subgruppen in der Tischmitte, um die später gebuhlt wird. Illuminati ist unterteilt in sechs verschiedene Phasen. In der ersten Phase wird das allgemeine Einkommen kassiert. In der zweiten Phase wird vom Nachzugstapel eine Karte gezogen. Wenn es sich dabei um eine Sonderkarte handelt, so behält der Spieler diese und legt sie verdeckt vor sich ab oder behält sie auf der Hand. Wird eine neue Sub-Gruppe aufgedeckt, so wird diese in die Mitte des Tisches gelegt und gehört zu den umkämpften Karten. In Phase 3 können bis zu zwei „reguläre Aktionen“ durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um den direkten Angriff auf eine Gruppe zur Kontrolle, zur Neutralisierung oder zur Zerstörung; der Neustrukturierung einer Gruppe sowie der Möglichkeit Geld zu verschieben. In der vierten Phase können beliebig viele „freie Aktionen“ durchgeführt werden, wobei diese sich auf das Ablegen bzw. Abgeben von Gruppen, Karten oder Geld sowie das Einsetzen von Sonderkarten reduzieren. In der fünften Phase heißt es nun Geld transferieren, so kann das Vermögen einer Gruppe zu einer anderen verschoben werden, um bei späteren Angriffen einen strategischen Vorteil zu haben. Hast but not least können auch spezielle Fähigkeiten genutzt werden, die oftmals auf der Hauptgruppe des jeweiligen Spielers abgedruckt sind. Runde für Runde werden so neue Karten gezogen, die Sub-Gruppen wie die Christdemokraten, das Pentagon, die Verschwörungstheoretiker oder die Gewerkschaften bzw. speziell einsetzbare Sonderkarten wie die Notstandsgesetze, Medienkampagne oder Verstaatlichung sein können. Auf dem Tisch befindliche Karten können nun umkämpft werden, dabei entscheidet man selbst ob man diese durch einen Angriff erobern oder zerstören will. Nur Gruppierungen eines Mitspielers können neutralisiert, damit diese im nächsten Schritt assimiliert werden können. Dabei ist zu beachten, dass die Hauptgruppe der Mitspieler unangreifbar ist und umliegende Sub-Gruppen jeweils Verteidigungsboni erhalten. Alea iacta est. Je nachdem welche Angriffstaktik gewählt wurde, werden nun die Machtwerte eingesetzter Gruppen zusammengerechnet und der Verteidigungswert der attackierten Gruppe abgezogen. Zusätzlich werden eventuell Boni oder Mali zusammengerechnet, denn je nachdem ob eine liberale Gruppe beispielsweise eine konservative angreift oder gleichgesinnte attackiert werden, gibt es entsprechende Werteadditionen oder -subtraktionen die zu beachten sind. Nun wird zum Würfel gegriffen und es gilt mit insgesamt zwei sechsseitigen Würfeln unterhalb des errechneten Wertes zu kommen. Schafft man dies, so kann man die erworbene Karte seiner Machtstruktur hinzufügen. Eine geworfene 11 oder 12 bedeutet einen automatischen Fehlschlag. Beim Anschließen an die Machtstruktur ist zu beachten, dass jede ausliegende Karte über eine gewisse Anzahl an Kontrollpfeilen. Nur hier ist es möglich weitere Gruppen anzulegen, so ist es sinnvoll zunächst Karten mit hohen Kontrollmöglichkeiten zu erobern, um nicht später in einer Sackgasse zu stecken. Beim Anbinden ist nicht die Position der Karte wichtig, sondern die Pfeilrichtung gilt es zu beachten. Demnach können Karten auch mal schräg oder seitlich liegen. Angriffe auf Gruppen können immer von den Mitspielern vereitelt werden, sofern sie das nötige Kleingeld besitzen. Die Hauptgruppe fungiert hierbei als edler Spender und nur von dieser Karte kann Geld eingesetzt werden, um vor dem Würfelwurf die Augenzahl für jeden Megateuro um eins zu reduzieren. Natürlich kann der Angreifer auch mit seinem eigenen Geld kontern, doch wird man so schnell pleite sein. Es bleibt also abzuwägen, ob man für eine bestimmte Karte viel Geld opfert oder es bleiben lässt. Sollte diese Gruppe siegentscheidend sein, so heißt es: „Alles oder Nichts!“. Weiterhin wird reihum gespielt, bis einer der Möchtegern-Weltherrscher sein persönliches oder das allgemeine Ziel erreicht und sich die Krone mit dem Allsehenden Auge aufsetzen darf.

Strategie:

Eine gute Beobachtungsgabe, Diplomatiekenntnisse, sowie hervorragende Buchhaltungsmethoden sind der Weg zum Sieg. Denn wenn man die Schwachstellen eines Gegners erkennt, hat man leichteres Spiel. Die Fragen die sich stellen sind: „Wie kann man Mitspieler gegeneinander aufhetzen, ohne das man selber der Buh-Mann ist?“, „Wem kann ich vertrauen?“ oder „Welches Ziel verfolge ich eigentlich?“. Die Komplexität des Spiels ermöglicht einige Schachzüge zu meistern. Dennoch sollte man nie auf die Idee kommen den Raum zu verlassen, denn in den Regeln wird explizit erwähnt, dass Schummeln unter gewissen umständen erlaubt ist und Raumverlasser eine schlimme Spezies darstellen, gegen die man sich verbünden muss. Also Vorsicht! Klogänge können bei Illuminati tödlich enden…

Interaktion:

Jeder gegen jeden und einer für alle. So wirr es auch klingt, so durchtrieben ist das Spiel. Alle potentiellen Weltherrscher verfolgen eigene Ziele und während man mit einigen Taktikern Hand in Hand arbeiten kann, muss man auf der anderen Seite auch über Leichen gehen können. Ein ständiges für und gegen sorgt für die nötige Würze im Spiel und wenn es wieder heißt: „Ich greife mit Weihnachten und übertragener Macht der Mafia die Pharmakonzerne an!“ wird so manch Außenstehender entweder denken, es sitzt eine Horde Geisteskranker am Tisch oder genau wissen, wie der Hase hüpft.

Glück:

Der Würfel kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Denn jemand der ständig hohe Zahlen rollt, wird keine Chance auf die Weltherrschaft haben. Fortunas Macht ist eben doch noch weitaus größer als die so mancher Geheimbünde.

Packungsinhalt:

Illuminati enthält 10 Hauptgruppen-Karten, 178 Subgruppen-Karten, 41 Sonderkarten und 11 frei gestaltbare Blankokarten, 234 Geldstücke sowie zwei sechsseitige Würfel. Besonders zu erwähnen ist, dass die deutsche Deluxe Edition auch die Karten der US-Erweiterung Y2K enthält sowie 28 komplett neuerstellte Karten. Trotz des für Kartenspiele unüblichen Verpackungsformats wird man kein Spielbrett vorfinden, denn die Spielfläche wird durch immer weiter ausbreitende Machtstrukturen im Kartenvormat dargestellt. Illustriert wurde das Spiel von einer Reihe an Leuten, darunter David Martin, John Grigni, Shea Ryan, Dan Smith, Clifford Vanmeter und John Kovalic. So versprüht das Spiel einen ganz persönlichen Flair aus und politische Parallelen und Sidekicks sind rein satirischer Natur.

Spaß:


Meinung der Redaktion:

Wie ist diese politische Persiflage und der eher andersgeartete Zugang zu diversen Machtstrukturen nun also zu beurteilen? Das kommt auf den Spieler an: Wer es mag in die Haut eines verkappten Verschwörers zu versetzen, Freunde und Bekannte als Mittel zum Zweck zu nutzen, über staatliche Leichen zu gehen und hinterrücks geheime Pläne zu schmieden, wird gefallen an Illuminati finden. Doch sollte man immer bedenken, dass das Gegenüber nie richtig eingeschätzt werden kann und Macht bekanntlich korrumpiert. Ein Familienspiel ist Illuminati bei weitem nicht, denn hier bedarf es der richtigen Mitspieler-Truppe, um dem Titel die richtige Würze zu verleihen. In diesem Sinne möchten wir des Teufels Wörterbuch des Gesellschaftskritikers und Zynikers Ambrose Bierce zitieren: „Betrug: die Triebkraft des Geschäfts, die Seele der Religion, der Köder der Liebeswerbung und die Grundlage politischer Macht.“

Kevin Jensen für cliquenabend.de

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

STRATEGIE
7 von 10
Das Machtstreben sollte gut geplant sein.
INTERAKTION
7 von 10
Jeder ist gleichermaßen Freund oder Feind.
GLÜCK
6 von 10
Fortunas Rache kann graussam sein.
PACKUNGSINHALT
7 von 10
Gutes Design, viele Pappmünzen, aber ungewöhnliches Kartenspielformat.
SPAß
6 von 10
Ohne die richtige Spielergruppe, wird Illuminati nur wenige Begeisterungsstürme hervorrufen.
GESAMT-
WERTUNG:
6/10
Illuminati ist eine satirische Regierungspersiflage im Kartenformat.
Erklärung zur Wertung: 1-2 Ungenügend,   3 Mangelhaft,   4 Nicht lohnenswert,   5 Durchschnittsspiel,
6-7 Reizvoll,   8 Sehr gut,   9 Besonders Lohnenswert,   10 Topspiel

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