Testbericht vom 09.04.2009 - von Andreas
Chinatown
Autoren:
Verlag/Autoren/Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2008
Anzahl der Spieler:
3 bis 5 Spieler
Spielzeit:
60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
8/10 bei 1 Bewertungen
10 Jahre alea Videospezial: Chinatown (Karsten Hartwig)
Vor 10 Jahren (im Jahre 1999) wurde Chinatown als zweites
Spiel des alea-Programms veröffentlicht. Von allen Seiten wurde das Spiel hoch
gelobt und war somit auch schnell ausverkauft. Doch woher bekommt man noch ein
Spiel, wenn man es unbedingt haben will? Als leidenschaftlicher Spieler und
Interessent blieb einem nur das bekannte Internetaktionshaus, denn dort wurde
das Spiel weit über dem damaligen Einkaufspreis gehandelt. Noch heute werden
eingeschweißte Spiele dort angeboten. Es werden allerdings immer weniger. Um
diesem Treiben und Handel (wie passend!) ein Ende zu bereiten, wurde das Spiel
beim Heidelberger Spieleverlag (in Kooperation mit dem französischen Verlag
Filosofia) etwas aufgepeppt und seit 2008 in den Produktkatalog aufgenommen.
Das Hochbieten hat somit endlich ein Ende gefunden! Danke, liebe Heidelberger!
Die Spieler brauchen sich jedoch nicht fürchten, dass in der neuen Version zu
viel verändert wurde. So viel sei an dieser Stelle verraten! Denn im neuen
Chinatown wird hauptsächlich auf eine schönere Grafik, ein größerer Spielplan
und bessere Motive für die Geschäfte wert gelegt. Regeltechnisch wurde auf die
Variante (dass man die Gebäude ohne Straßenzugang nur über vorhandene Gebäude
anschließen kann) verzichtet. Diese Variante lässt sich aber auch in die neue
Version ergänzen. Zudem fehlt die Zufalls-Konjunkturkarte. Doch nicht jeder
wird diese (kleine) Ergänzung in der Neuauflage vermissen. Bevor wir allerdings
zu viel erzählen, möchten wir unsern Lesern das Spiel erst einmal vorstellen.
Ziel des Spiels:
Als Chinatown bezeichnet man Stadtviertel mit überwiegendem
Bevölkerungsanteil chinesischer Abstammung. Über die Jahre haben sich die
Viertel zu bedeutenden Zentren des Handels entwickelt.
Spieltechnisch befinden wir uns im Chinatown von New York und
schreiben das Jahr 1965. Tausende von Immigranten strömen in die Stadt um
Immobilien zu kaufen, Geschäfte zu eröffnen und ihren amerikanischen Traum
verwirklichen. (Sie versuchen es zumindest!) Einen dieser Immigranten (mit etwas
Startkapital) stellt jeder Spieler dar, welcher in den folgenden sechs Jahren
(also 1970) so viel Geld erwirtschaften sollte, dass er am Ende mit dem größten
Vermögen das Spiel gewinnt. Doch nur wer clever kauft, verkauft und tauscht,
wird dieses Ziel erreichen.
Spielaufbau:
Der Spielplan, welcher in die Tischmitte gelegt wird, zeigt den Stadtteil
Chinatown, welcher in sechs Viertel (getrennt durch Straßen) unterteilt ist.
Jedes Viertel ist mit Immobilien ausgestattet, die durch die aufgedruckte Zahl
gekennzeichnet ist. Insgesamt gibt es 85 Immobilien (Zahlenwert 1 bis 85).
Jeder Spieler nimmt sich eine Farbe und erhält 30 Besitzmarker. Zusätzlich
erhält man eine Übersichtskarte auf der die einzelnen Phasen und die möglichen
Gewinne aufgedruckt sind. Da ein Handel ohne Geld fast ausgeschlossen ist,
nimmt sich jeder 50.000 $ als Startkapital. Das restliche Geld wird griffbereit
und sortiert zur Seite gelegt. Die 90 Geschäftsplättchen füllt
man in den Stoffbeutel und legt sie neben den Plan. Die 85 Immobilienkarten
werden gemischt und als Stapel neben den Spielplan platziert. Der Startspieler
nimmt die Startspielerkarte zu sich. Der Jahreszähler wird auf „1965“ gestellt
was somit die erste (von insgesamt sechs Runden) eingeläutet. Bevor wir allerdings
mit dem Ablauf beginnen, noch ein kurzes Wort zu den Geschäftsplättchen: Es
gibt insgesamt 12 verschiedene Geschäfte, die namentlich auf den Plättchen
abgedruckt sind. Jedes Plättchen ist mit einer Zahl versehen. Diese zeigt an,
welche maximale Größe das Geschäft erreichen kann. Ebenfalls besagt diese Zahl,
wie viele Plättchen im Spiel vorhanden sind (der aufgedruckte Wert + drei).
Beispiel: Vom Geschäft Dim Sum mit dem Wert 5 kann die maximale Größe 5 sein
(mit fünf Geschäfte). Von diesem Geschäftsplättchen gibt es insgesamt 8 Stück
im Spiel. Um allerdings ein Geschäft zu eröffnen, muss man es auf eine freie
Immobilie des Spielplans legen. Ein späteres Ausbauen (ggf. sofort mit den
richtigen Plättchen) erfolgt immer auf benachbarten freien Feldern. Umso größer
das Geschäft wird, desto mehr Einkommen erzielt es auch am Ende der Runde. Und
damit wären wir schon mitten im Ablauf!
Spielablauf:
Jede (der insgesamt sechs) Runden unterteilt sich in sechs Phasen:
1. Immobilienkarten austeilen
2. Geschäftsplättchen ziehen
3. Handel treiben
4. Geschäftsplättchen legen
5. Einkommen
6. Jahreszähler weiter bewegen
Beginnen wir mit: 1. Immobilienkarten austeilen
Jeder Spieler erhält eine Anzahl von Immobilienkarten vom
Startspieler ausgeteilt. Hierzu reicht ein kurzer Blick auf die
Übersichtstafel, um zu wissen, wie viele jeder bekommt. Anschließend muss man
sich wieder von einer bestimmten Kartenanzahl trennen. Dies unterscheidet sich
je nach Runde und Spieleranzahl. WICHTIG: Die abgelegten Karten werden am Ende
der Runde mit dem Nachziehstapel gemischt! Hat sich nun jeder Spieler für
Karten (bzw. Zahlen) entschieden, deckt jeder seine Karten auf, um auf den
Zahlen (des Spielplans) einen Marker zu platzieren. Die ausgespielten Karten
werden aus dem Spiel genommen.
2. Geschäftsplättchen ziehen
In der zweiten Phase zieht jeder Spieler eine bestimmte Anzahl (auf der
Übersichtskarte angegeben) von Geschäftsplättchen aus dem Stoffbeutel. WICHTIG:
Die Spieler ziehen die Plättchen ohne hinzuschauen und drehen sie erst um, wenn
jeder Spieler seine Plättchen gezogen hat! Das ist wichtig, um in die
turbulente dritte Phase gemeinsam überzugehen!
3. Handel treiben
Die wichtigste Phase beginnt: Der Handel! Hier gelten nur die Regeln des freien
Marktes. Alle Verhandlungen finden zur gleichen Zeit statt. Jeder kann mit
jedem handeln, ggf. sogar mit mehreren gleichzeitig! Gehandelt werden kann mit
Immobilien (genutzt und frei), mit Geschäftsplättchen und natürlich auch Geld.
Und das in beliebiger Kombination! Es gilt hier nur eine Regel: „Wurde ein
Geschäftsplättchen auf eine Immobilie gelegt, dann kann es im Laufe des Spiels
nicht mehr entfernt werden.“ Doch wie lange dauert der Handel? Ganz einfach: Bis
alle Spieler fertig sind und zustimmen in die nächste Phase überzugehen.
4. Geschäftsplättchen legen
Mit dem Startspieler beginnend und dann im Uhrzeigersinn legt jeder Spieler so
viele Geschäftsplättchen unter seine Plättchen wie er „möchte“! Dabei wird
immer nur ein (eigenes)Plättchen unter den/die Marker gelegt. Natürlich ist man
nicht verpflichtet Geschäftsplättchen zu legen. Jetzt zeigt sich vielleicht
schon, ob ein Spieler (mit seinen Markern) gleich mehrere Geschäftsplättchen
nebeneinander liegen hat! Denn umso mehr Geschäfte ein Spieler zusammenhängend
angebaut wurden, desto mehr Geld bzw. Einkommen bekommt dieser. Damit folgt die
fünfte Phase:
5. Einkommen
Auch hier ist der Blick auf die Übersicht sinnvoll und ratsam, um
zu sehen, wie viel Geld man für unfertige Geschäfte bzw. vielleicht sogar für
fertige Gebäude an $ erhält! Das Einkommen hängt somit von der Größe des
Geschäfts und dem Stand seiner Fertigstellung ab. Das Geld hält man natürlich
im Verlauf der Runden immer geheim. Man will ja nicht, dass die Mitspieler
neidisch werden und vielleicht nicht mehr mit einem handeln wollen.
6. Jahreszähler weiter bewegen
In der letzten Phase wird der Jahreszähler um ein Feld (Jahr) weiter gezogen.
Nach der sechsten Runde und somit im Jahr 1970 endet das Spiel und jeder nimmt
sich ein letztes Mal Einkommen. Der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt. Bei
Gleichstand entscheidet die Anzahl der Geschäftsplättchen!
Strategie:
Beim Austeilen der Immobilienkarten hofft man natürlich Karten bzw. Zahlenwerte zu ziehen, um sein eigenes Geschäftsgebiet zu erweitern. Allerdings macht es auch Sinn wichtige Zahlenwerte zu behalten, die ein Mitspieler (vielleicht sogar mehrere) dringend benötigen. Mit Sicherheit wird dieser Handel teuer und man verdient locker ein paar Tausend $! Doch leider kann man nicht immer alle Karten behalten und guter Rat ist teuer, wenn man sich zwischen mehreren guten Karten entscheiden muss. Die Handelsphase ist die wichtigste Phase von allen. Schnelles Reagieren und das Erkennen von guten Positionen ist die Voraussetzung, um sich eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Wenn man sich zu lange Zeit lässt, erhält oftmals ein Mitspieler den vielleicht so wichtigen Platz! Gegen Ende des Spieles werden allerdings die Forderungen der Mitspieler fast unverschämt (hoch) und man muss sich gut überlegen mit welcher Strategie man das Spiel zu Ende führt. Sofern die Spieler hören und sehen wie viel Dollar man in der Einkommensrunde erhält, sind sie eher, oder kaum bereit, mit einem zu handeln! Alles hat seinen Preis, fragt sich nur wie viel es einem wert ist!Interaktion:
Sobald die dritte Phase beginnt, wird es laut. Jeder spricht mit jedem und die Dollars fliegen einem nur so um die Ohren. Hier heißt es den Überblick nicht zu verlieren und auch die möglichen Strategien der Mitspieler zu erkennen. Dabei sollte man schnell sein und noch schneller handeln, bevor ein Mitspieler mehr bietet oder einem das Geschäft versaut! Aber auch in den anderen Runden spürt man die Spannung die in der Luft liegt. In keiner Runde geht es gemütlich und ruhig zu.Glück:
Etwas Glück beim Ziehen der Karten gehört schon dazu. Denn mit Karten, die einem selbst nichts bringen und auch ein Handel fast ausschließen, wird man wenig Chancen haben, Geld zu verdienen. Gerade in voller Spielerbesetzung hofft man nicht selten auf die richtige Karte oder das Glück, dass ein Mitspieler mit einem handelt oder vielleicht sogar den Immobilienplatz tauscht.Packungsinhalt:
Über die schönen Farben und den großen Spielplan haben wir uns bereits positiv geäußert. Dem einen oder anderen Spieler sind allerdings die Geschäftsplättchen farblich zu ähnlich. So schlimm ist es unserer Ansicht allerdings nicht. Man muss einfach genau hinschauen, bevor man in die Handels- und Tauschphase übergeht. Da hatten wir schon andere Spiele und Plättchen vor uns, auf denen kaum Unterschiede zu erkennen waren. Die Qualität der Plättchen und Karten lässt unserer Meinung also kaum Wünsche offen. Die Anleitung ist sehr übersichtlich und verständlich. Mithilfe einiger Beispiele findet man sich schnell zurecht. Die fehlende Variante (aus der alea Version) ist für uns kein Problem, da sie ohne weiteres in das Spiel eingefügt werden kann. Auch die (absichtlich fehlende) Konjunkturkarte (auch aus der alea Version) hat uns nicht gestört. Der Preis erscheint uns allerdings etwas zu hoch, wobei im Vergleich zu den alea Mondpreisen im Internet von einem Schnäppchen gesprochen werden kann!Spaß:
Die ersten Runden haben wir ausschließlich in voller Besetzung gespielt, denn hier ist und war die Stimmung bombig! Und das ist noch milde ausgedrückt. Egal wer sich zu einem Spiel überreden ließ, war am Ende begeistert und hat nach einer kurzen Pause Lust eine weitere Runde zu spielen! Die einfachen Abläufe sorgen dafür, dass wirklich jeder das Spiel versteht. Allerdings sollte man sich schon etwas mit dem Handel auskennen, sonst zieht einem ein erfahrener Spieler schnell über den Tisch. Zum Glück gibt es da allerdings Mitspieler, die gut aufpassen und Anfänger von billigen Verkäufen abraten! Zu viert sind die Runden ähnlich gut, was auch daran liegen mag, dass die Karten und Plättchen der jeweiligen Spieleranzahl angepasst werden. Und zu Dritt? Naja, nicht schlecht! Es macht allerdings mehr Spaß mit vier (und fünf) Spielern anstatt nur mit zwei Spielern zu handeln. Zudem spielt das Glück beim Verteilen der Karten eine nicht unerhebliche Rolle.Smukers Meinung:
Chinatown ist und bleibt eines der besten Spiele, wenn es um den Handel auf freien Märkten geht. Die Regeln sind einfach, so dass sich auch Gelegenheitsspieler in dieses Spiel verlieben! Dabei ist mit voller Spielerbesetzung eine leidenschaftliche Spielrunde zu 100% gegeben. Sehr selten wird es langweilig, denn jede Phase ist an Spannung und guter Laune kaum zu überbieten. Bei drei Spielern spielt allerdings das Glück eine wichtige Rolle, denn mit den falschen Karten wird man kaum Chancen haben sinnvoll zu handeln.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Geniales Handelsspiel, das bereits in der alea Grundform eine große Spielgemeinde zählt! Im neuen Design kommt man an diesem Spielkauf nicht vorbei!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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