Testbericht vom 04.01.2009 - von Jörg
Chicago Gangster
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2008
Anzahl der Spieler:
2 bis 6 Spieler
Spielzeit:
30 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 8 Jahre
Durchschnittswertung:
2/10 bei 1 Bewertungen
Die Stadt Chicago liegt bekanntlich am Ufer des Michigansees
im US-Bundesstaat Illionois. Mit einer Einwohnerzahl von knapp 3 Millionen
zählt sie zur drittgrößten Stadt der USA. Bekannt wurde die Stadt nicht nur
durch Handel und Industrie. Auch kriminelle Syndikate spielten in den 20er
Jahren des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Gangsterbosse wie Bugs Moran,
Johnny Torrio und Al Capone sind dabei wichtige Persönlichkeiten, die aus
Chicago kaum wegzudenken waren. Gerade die Stadt und das Leben in dieser Zeit
faszinierte bereits einige Brettspielautoren. Spiele wie Gangster von Ludo Art
und Amigo Spiele oder Chicago Poker von Phalanx Games wurden bereits in den
vergangenen Jahren veröffentlicht. Mit Chicago Gangster von Truant Spiele
präsentiert nun ein weiterer Verlag ein Spiel, das sich mit diesem Thema
auseinandersetzt. Bereits auf dem Cover verspricht der Verlag „Kanonen, Moneten
& Mordsspass“. Wir sind also sehr gespannt, was uns in diesem Kartenspiel
erwartet.
Ziel des Spiels:
Jeder Mitspieler präsentiert sich als Boss einer Gangsterfamilie. Ziel ist
die Eliminierung der anderen Familien bis zum bitteren Ende. Denn es kann am
Schluss nur eine Familie übrig bleiben, und diese gewinnt das Spiel.
Spielaufbau:
Hier spielt sogar die Spielschachtel eine wichtige Rolle,
denn diese wird in die Tischmitte gelegt. Dabei wird das Unterteil auf den
Deckel gelegt. Die kurze Seite ist dabei entscheidend, denn diese stellt im
späteren Verlauf die „Wand“ dar, an welcher die Gangster eliminiert werden. (Getötete
Familienmitglieder legt man dann in das obere Fach mit der Aufschrift R.I.P..)
Ja, liebe Spielfreunde hier geht es wirklich knallhart zu! Denn vor der Wand
reihen sich im Verlauf des Spiels die weiteren Gangster an, welche eine
Abschussliste bilden! Doch bevor es soweit kommt, sucht sich jeder eine
Gangsterfamilie (Farbe) aus. Denn dadurch bekommt jeder Spieler neun Karten (=
Personen) die vor jedem Spieler offen abgelegt werden. Schließlich sollen die
Mitspieler immer sehen, wie viele Gangstermitglieder ein Mitspieler hat. Was
noch fehlt sind die Aktionskarten die nach dem Mischen an die Spieler verteilt
werden. Jeder erhält aber nur fünf Karten auf die Hand. Die Restlichen bilden
einen Nachziehstapel, der in die Tischmitte gelegt wird. Der Gesamtaufbau
dauert somit nur wenige Minuten bevor das Morden beginnt!
Spielablauf:
Hat man sich auf einen Startspieler festgelegt, zieht dieser
erst einmal eine Karte nach, bevor er eine ausspielt. Das Ausspielen ist mit
einer Aktion verbunden, die anschließend ausgeführt wird. Man kann aber auch
nur eine Karte ablegen ohne die Aktion auszuführen. Doch hierzu muss man
„Ablage“ sagen. Somit gibt es einen Ablagestapel, der beim Ende des
Nachziehstapels gemischt wird und einen neuen verdeckten Stapel bildet. Gerade
bei vielen Spielern muss man hier öfters mischen und neu stapeln. Hat man
diesen Zug ausgeführt, ist der nächste Spieler (reihum) an der Reihe. Es sei
denn, man ist gegen die Angriffe der Mitspieler gewappnet und spielt eine
Schutzkarte (blaues Symbol) aus. Es fragt sich nur, welcher der Mitspieler
dabei schneller ist! Denn es darf nur eine solche Karte ausgespielt werden.
Danach ist dann auch dieser Spieler am Zug. Im Verlauf der Runden hat man immer
fünf Karten auf der Hand (außer beim Aufnehmen vor Beginn einer Aktion).
Sofern man mit seiner nicht liebevollen Aktionskarte einen
Gangster des Mitspielers auf die Abschuss-Liste gebracht hat, wird dieser immer
(also die Karte) an die „Wand“ gestellt, wenn bisher keine weitere Karten auf
der Liste sind bzw. liegen. Doch mit der Zeit wird die Abschuss-Liste länger
und die eliminierten Gegner an der Wand werden durch wartende Gangster in der
Schlange (Liste) abgelöst. Nicht selten kann es dann zu einem Bandenkrieg
kommen! Das passiert in folgenden Situationen:
>Eine Aktionskarte (Bandkrieg) wird ausgespielt
>Eine Aktionskarte (Vendetta) wird ausgespielt
>Eine Aktionskarte (Hinterhalt) wird ausgespielt
>Auf der Abschussliste stehen sechs oder mehr Gangster
>Es sind nur noch sechs oder weniger Gangster im Spiel
Doch was bedeutet der Bandenkrieg? Um es kurz zu sagen: Das große Sterben
beginnt! Denn zu Beginn (!) der Runde des nächsten Spielers wird ein Gangster
eliminiert. Und zwar jener, der an der Wand steht. Bei diversen Karten sterben
sogar mehrere! Dieser Kriegszustand dauert so lange an bis eine Aktionskarte
(Waffenstillstand) oder kein Gangster mehr an der Wand bzw. Abschuss-Liste
steht. Hat man alle Gangster eines Mitspielers erledigt, scheidet dieser aus.
Seine Aktionskarten werden auf den Ablagestapel gelegt. Denn nur der letzte
Spieler, der noch Gangster im Spiel hat, gewinnt.
Doch kommen wir nun endlich zu den Aktionskarten und es macht
hier auch keinen Sinn jede einzeln zu erklären. Das liegt u.a. an der Vielzahl
der Karten aber auch an der Erklärung die auf jeder Karte aufgedruckt ist. Auf
große Verständnisschwierigkeiten wird man hier nicht treffen. Falls doch, hat
der Verlag alle Aktionskarten in der Anleitung abgedruckt und kurz erklärt. Es
gibt drei unterschiedliche Kartensorten: Das sind zum einen die Angriffskarten,
die, wie der Name schon sagt, zu gemeinen Aktionen führen. Denn nicht selten
wird mit einer „Exekution“ sofort ein gegnerischer Gangster eliminiert oder mit
einem „Auftrag“ ein Gangster an die Wand und/oder Abschuss-Liste gesetzt. Zehn
unterschiedliche Angriffskarten mit unterschiedlicher Anzahl liegen dem Spiel
bei. Doch wie kann man sich gegen Angriffe wehren? Natürlich mit Rettungskarten,
die mit „Polizeischutz“ oder auch mal einem „Austausch“ etwas Luft verschaffen.
Hier gibt es sieben unterschiedliche Kartentypen mit unterschiedlicher Anzahl
im Spiel. Zum Schluss fehlen noch die Schutzkarten, mit denen man sich
gegen gegnerische Aufträge oder einer Vendetta wehren kann. Diese Karten (vier
unterschiedliche Arten) sind wertvoll und durchkreuzen die gegnerischen
Vorhaben.
Strategie:
Spielt man nun aggressiv mithilfe von Angriffskarten, oder hält man sich erst einmal zurück und verschafft sich durch das Wörtchen „Ablage“ Zugang zu besseren Karten? Es hängt ausschließlich von den Mitspielern ab und natürlich vom Kartenglück. Es gab Partien, in denen man viele Angriffskarten auf der Hand hält und diese ausspielt. Oftmals hatte der Mitspieler keine Schutzkarten zur Hand und war dem Angriff hilflos ausgesetzt. Bei vielen Mitspielern (ab vier Personen) sieht das schon etwas anders aus und man sollte sich mit seiner Aggressivität zurückhalten. Denn sehr schnell verbünden sich andere Familien (Mitspieler) gegen einen. Ein Blick auf die gegnerische Auslage kann allerdings nie schaden. Zuerst werden die kleinen Familien mit nur noch wenigen Gangstern eliminiert, bevor der große Showdown gegen den letzten Rivalen beginnt.Interaktion:
Hier kann man sich kaum sicher fühlen, auch wenn kein eigener Gangster an der „Wand“ oder Abschuss-Liste steht. Denn sehr schnell wendet sich das Blatt (mithilfe von Karten) und man wird eines besseren belehrt. Das führt natürlich nicht selten auch zu heftigen Diskussionen, warum man nicht Spieler A statt Spieler B attackiert hat. Tja, Chicago Gangster ist nichts für zarte Gemüter, denn hier wird knall hart gespielt. Ohne Rücksicht auf Verluste.Glück:
Eine gute Mischung aus Angriffs- und Verteidigungskarten macht Sinn. Doch jeder Spieler hat nur fünf Karten auf der Hand und durch ständiges Nachziehen muss man hoffen, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Karten zu bekommen. Sonst wird man kaum Chancen haben das Spiel zu überleben.Packungsinhalt:
Bereits das Cover, mit den beiden düsteren Gangstern sorgt für Spannung, was wohl hier dahinter stecken mag. Diese tolle Grafik hat man auch auf die Karten umgelegt (wie treffend formuliert) und auch die Anleitung lässt keine Wünsche offen. Einfach drauf losspielen lautet die Devise, denn offene Fragen beantwortet die Anleitung in aller Regel sehr schnell. Preislich liegt das Spiel im Rahmen vergleichbarer Kartenspiele, wenn man bedenkt, dass hier sogar die Spielschachtel zum Zuge kommt.Spaß:
Wenn wir den bisherigen Bericht betrachten, fehlen eigentlich nur noch lobende Worte in der Kategorie Spielspaß. Leider ist das nicht der Fall und ein Spiel zu Zweit endet früher, oftmals auch viel zu früh. Sehr schade, doch was soll man machen, wenn man nur unpassende Karten zieht und der Mitspieler immer eine Antwort auf eigene Angriffskarten hat. Sehr ärgerlich! Doch Chicago Gangster ist für bis zu sechs Spieler geeignet, so dass wir auch mit hoher Spieleranzahl einigen Runden wagten! Man merkt sofort, dass hier schnelle Interaktionen mithilfe der Schutzkarten zur Geltung kommen und nicht selten sieht man sich von einer guten Position schnell in eine missliche Llage gebracht und kämpft ums nackte Überleben. Leider sorgen die Karten nicht gerade für große Spiellaune und aus einer laut Anleitung 30 Minuten Partie wird mit kurzer Erklärung fast eine Stunde. Dumm nur, das bereits am Anfang ein Spieler ausgeschieden ist. Das war aber zum Glück nur in einer Partie so. Doch der Spielspaß hat sich in weiteren Partien nicht viel verbessert. So toll die Idee mit den Aktionskarten auch ist, es fehlen in vielen Situationen die Spannungsmomente.Jörgs Meinung:
Chicago Gangster ist ein knallhartes Kartenspiel, das mehr verspricht als es tatsächlich hält. Denn die tolle Grafik und die Spannung, die bereits die Anleitung wieder gibt, trägt im Spielverlauf kaum Früchte. Zu sporadisch laufen die einzelnen Spielzüge ab und zu Zweit muss man sogar von Langeweile sprechen. Kartenglück ist zwingend erforderlich, um hier zu bestehen, doch auch die Aktionskarten hätten besser und spannender gestaltet werden müssen um hier für Spiellaune zu sorgen.
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Truant Spiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
|
|||||||||||||||||||
GESAMT-
WERTUNG:
2/10
Ein Gangsterspiel, das mehr verspricht als es hält!
|
|||||||||||||||||||
Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Bilder
Ähnliche Spiele
Leserkommentare
Kommentar-Regeln
Das Bashen, Flamen oder Spammen in den Kommentaren wird nicht geduldet!Wer hierbei auffällt, wird zunächst verwarnt, danach gesperrt!
Bitte haltet euch an folgende Regeln:
- Keine Beleidigungen anderer User
- Kein Spamming
- Versucht in ganzen deutschen Sätzen eure Meinung zum Ausdruck zu bringen, Kommentare wie "Erster!", "Super!", oder "Interessiert mich nicht", ... werden direkt gelöscht!
Wem ein User auffällt, der sich nicht an diese Regeln hält, schreibt mir bitte eine Email an die Redaktionsadresse