Testbericht vom 31.10.2007 - von
Chez Goth
Details
Autoren:
Verlag/Autoren/Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2006
Anzahl der Spieler:
2 bis 5 Spieler
Spielzeit:
20 - 40 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 16 Jahre
Durchschnittswertung:
6/10 bei 1 Bewertungen
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333 = half evil!
Lack, Leder, Nietenhalsband. Die wilde Wohngemeinschaft aus dem Hause Pegasus geht in die nächste Runde und diesmal stehen die gruftigen Hardrock- und Metalfans im Vordergrund. Die Persiflage auf Leichenduft, schwarzer Liedschatten und Satanskult im Chez-Geek-Stlye wartet nun darauf von den geneigten Fans im Regal abgeholt zu werden. Wir haben uns Chez Goth natürlich näher angeschaut und verraten euch, ob der rabenschwarze Humor für gemeinschaftlich wohnende Nachtschwärmer angemessen ist.
Auch in diesem Ableger der Chez-Serie heißt das Wunderwort Slack. Und wer in der denglishverseuchten Welt nach einer Bedeutung des Wortes giert, dem sei auch hier geholfen. Slack bedeutet in etwa träge, schlaff oder aufgelockert und das Spielziel ist es, der Oberslacker zu werden. Zu Beginn der lustigen Kartenrunde zieht jeder Spieler zufällig eine der lilafarbenen Berufkarten und muss fortan seinen Lebensunterhalt und seine Freizeit nach den angegebenen Kriterien unterordnen. Ob man nun ein Totenwächter im Leichenschauhaus wird, ein Videothekfuzzy oder ein Filmvorführer ist frei dem Zufall überlassen und so gleicht keine Spielrunde der nächsten. Jedes Arbeitsgebiet hat aufgedruckte Werte für Einkommen, Freizeit und manchmal noch spezielle Sonderfertigkeiten. So geht es dem Filmvorführer immer gut, wenn er während der Arbeit schlafen kann, oder dem Model, wenn es fleißig Kleidung und Klunker einkaufen geht. Jeder Beruf ist mit anderen Attributen ausgestattet und der eine hat viel mehr Freizeit, ist aber ein armer Schlucker. Der andere schafft rund um die Uhr, hat Kohle wie Heu, versinkt aber in der Arbeit und kann daher seine freie Zeit nicht genießen. So muss man selbst herausfinden, wie man dem Spielziel am schnellsten entgegenkommt.
Sex, Satan & Heavy Metal
Hat man das Arbeitsamt besucht und nach langer Wartezeit dann doch noch einen Job aufgeschnappt, so kann das Spiel auch schon beginnen. Es wird unterschieden zwischen insgesamt vier verschiedenen Kartentypen. So gibt es die Personen mit grünem Rand, die jederzeit spielbaren Karten in Orange, die käuflich erwerbbaren Objekte in blau und last but not least die roten Aktionskarten. Nach und nach ist jeder Spieler an der Reihe und darf zunächst via Würfelwurf versuchen Personen einzuladen oder wenn diese keine Boni, sondern Mali geben, „Freunden“ unterzujubeln. Sollte keine 1 oder 2 fallen, so wird dieses Individuum der Gattung Homo Sapiens fröhlich in einem Zimmer der Grufti-WG umherstapfen. So wird der Spanky Goth für eine unterstützende Wirkung bei Schäferstündchen sorgen oder Dr. Dekadent raucht immer anderer Leute Kippen weg, ohne dafür zu zahlen.
Weiter geht es mit den Einkaufskarten, denn diese kann man pro Freizeiteinheit in beliebiger Anzahlt spielen, je nach dem wie viel Kohle man bei seinem Broterwerb erntet. So gibt es beispielsweise den schwarzen Eyeliner, die ideale Fassade zum dahinter verstecken; die Räucherstäbchen mit Duft aus der Gruft oder die verwelkten Schnittblumen, die anstelle von Slack die neuen Herzblutmarker ins Spiel bringen. Herzblut ist ein temporärer Schatten im Leben eines Goths und als notorischer Deprifan wird dieser zu den Slack-Punkten des Spielers hinzugezählt. Da Schmerz aber nicht ewig hält, muss man diesen mit anderen Mitmenschen teilen. Sollten keine weiteren Personen im Zimmer sein, während der Anrufenphase, so verflüchtigt sich Runde für Runde ein Herzblutmarker. Herzblut ist also semi-temporärer Slack.
Neben den wirklich materiellen Gegenständen gibt es auch zahlreiche Aktivitäten, bei denen man jede Menge Auflockerungspunkte ergattern kann. Beispiele hierfür wäre „Trübsal blasen“, „Vergangenem Glück hinterher trauern“ oder auch klassische Tätigkeiten wie den Besuch der „Gothic Disko“. Je nachdem welche Karte man auf der Hand hat, erntet man mehr oder weniger Slack-Punkte und auch bei diesem Chez-Spin-Off kann man mit Schlafen-Karten oder TV-Karten seine Mitspieler ausbooten und sie müssen kürzertreten. Sie können zwar ihre Pläne nicht verfolgen, bekommen aber dafür den aufgedruckten Slack der jeweiligen Schlafen-Karte. So können Aktivitäten auch strategisch eingesetzt werden, wenn der Sieg eines Mitspielers naht.
"Tugend will ermuntert sein, Bosheit kennt man schon allein!"
Wer den Schwarzen Peter richtig raushängen lassen möchte, der nutzt die diversen jederzeit spielbaren Karten. Entweder man unterstützt sein eigenes Vorhaben oder vermiest es sich mit seinen Mitspielern. Doch diese können sich auch gerne rächen, also Vorsicht wohin man mit der Melancholie zielt. So sorgt eine verspätete Kreditkartenabrechnung dafür, dass ein Mitspieler in der nächsten Runde pleite ist; mit einer beißenden Bemerkung kann man ungebetene Gäste loswerden oder man starrt einfach seufzend ins Leere, um die letzt gespielte Aktivität ungültig zu machen.
Mit diesen Karten-Cocktails in der Hinterhand werden hitzige Gefechte um Slack geschlagen, bei dem der rabenschwarze Kajal nicht fehlen darf. Meist wartet man mit den bösen Karten bis das muntere Treiben ein wenig fortgeschritten ist und nutzt diese erst kurz vor dem Sieg eines Mitspielers. So wird Zug um Zug gespielt, bis jemand sich vor lauter Entspannung oder Kummer die Siegeskrone aufsetzen darf.
Strategie:
Der Beruf entscheidet darüber, welche Karten man in der Hand behält oder welche man am Ende der Runde abwirft um neue zu bekommen. So hat man zu Beginn eines Turnus immer die Möglichkeit seine Hand auf 6 Karten aufzustocken. Wenn man die richtigen Karten-Kombis zieht kann man dem Sieg näherkommen, denn was sollte ein reicher Snob mit zahlreichen Freizeitaktivitäten tun oder ein Almosenempfänger mit teurem Schnickschnack? Das Konzept hinter dem Spiel ist schnell erlernt und so muss man jedes Mal aufs Neue seine eigene Strategie austüfteln.Interaktion:
Alle gegen einen - einer gegen alle. So ist das ständige jeder gegen Jeden zu interpretieren. Parallelen zum Munchkin-Prinzip sind unverkennbar, doch die Chez-Reihe geht wesentlich flotter vonstatten. Der eigentliche Kommunikationprozess im Spiel ist nebensächlich, aber mit den richtigen Worten in der Hinterhand kann man Allianzen bilden und seine Fronten klären. Die aufgedruckten Sprüche auf den Karten akzentuieren den rabenschwarzen Humor.Glück:
Fortuna hat bei einem Chez-Kartenspiel immer die Hände mit im Spiel, denn wenn man kein Glück beim Kartenziehen hat, kann man noch so oft ohne Erfolg versuchen den Sieg zu ergattern. Mit ein paar Trümpfen in der Hinterhand wird man sein Quintchen Glück zumindest ein wenig steuern können.Packungsinhalt:
John Kovalic hat wieder in den Farbtopf gegriffen und auf 112 farbigen Karten die Gothic-Szene reichlich auf die Schippe genommen. Zwar wird man immer noch vergebens nach Slack in der Packung suchen, doch diesmal liegen zumindest Herzblutmarker im Pappformat bei. Qualitativ gibt es keine Veränderungen im Direktvergleich mit den weiteren Titeln aus der Chez-Reihe.Spaß:
Meinung der Redaktion:
Ein Zitat des französischen Schriftsteller Viktor Hugo ist an dieser Stelle nicht verkehrt, denn er sagte einst treffend: „Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein“. Genau dieser Spruch trifft bei Chez Goth mitten ins Schwarze. Wer mit dieser Art von Humor etwas anfangen kann wird mit der vergrufteten Version des Chez-Epos seinen Spaß haben. Dennoch bleibt es ein Nieschenprodukt, bei dem die Leichendurftkerze und schwarze Tapete im Hintergrund erst die richtige Stimmung aufkommen lässt.
Kevin Jensen für cliquenabend.de
Vielen Dank an Pegasus Spiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
6/10
Die Gothic-Persiflage á la Chez Geek.
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Bilder
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