La Granja
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2014
Anzahl der Spieler:
1 bis 4 Spieler
Spielzeit:
120 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Durchschnittswertung:
8/10 bei 1 Bewertungen
Vorwort
Ulrich Blennemann hat sich mit seinem Einmannverlag nicht nur einen Traum erfüllt sondern auch eine eigene Marktnische. Er betont immer wieder gerne, dass seine Spiele leben und eine Geschichte erzählen und auch hier und da Ecken und Kanten haben, aber genau das ist es was er selbst gerne spielt und was seine Fans auch lieben. Auch wir fühlen uns von seiner Ideologie angezogen und lieben seine Spiele. Die Fangemeinde seiner Spiele ist auf der ganzen Welt und normalerweise verkauft sich mehr als die Hälfte seiner Auflage ins Ausland.
Spielworxx Spiele besitzen eine kleine Auflage von 1.000 Stück pro Spiel und werden danach vom Verlag selbst auch nicht erneut produziert. Normalerweise ist das für die Spieler der thematischen und komplexen Spiele des Verlages gerade so ausreichend und die Spiele sind ein paar Monate erhältlich bevor sich die Auflage dem Ende neigt. 2014 war allerdings ein besonderes Jahr, denn hier erschien das Spiel „La Granja“, welches ratzfatz ausverkauft war. Hierbei handelt es sich um das Erstlingswerk von Michael Keller und Andreas Odendahl. Illustriert wurde das Ganze von Harald Lieske, der bisher jedes Spielworxx Spiel graphisch ausgearbeitet hat.
Einige Fragen waren schnell in der Szene zu finden:
1. Warum war das Spiel so schnell ausverkauft?
2. Warum sind die original Karten nur in englischer Sprache?
3. Wird es eine Neuauflage geben?
4. Wie gut ist das Spiel und um was geht es überhaupt?
Die meisten Fragen sind dabei schnell beantworten:
1. Sehr gutes Timing. Innerhalb dieses Jahresabschnittes erschien kein anderes komplexes Vielspielerspiel sowie gute Vorabinformation und Präsentation in den bekannten Brettspielszenenmedien, als auch natürlich Glück ;-).
2. Wie schon erwähnt ist mehr als die Hälfte der Spielworxx Auflage für das Ausland gedacht, hinzu kommt das die meisten dieser komplexen Brettspielzielgruppe auch oft englisch sprachige Spiele spielen. Aus Kostentechnischen Gründen bei einer Kleinauflage von 1.000 Stück entschied sich der Verlag also für eine reine englische Ausgabe, legte aber dem Spiel sowohl eine deutsche Anleitung bei als auch die Möglichkeit mit deutschen Karten zu spielen. Wenn man nämlich Kartenschutzhüllen kauft, konnte man sich die Papierbeigelegten deutschen Karten ausschneiden und davor legen.
3. Bei Spielworxx direkt nicht, allerdings hat der Verlag inzwischen andere Verbündete gefunden die sich um eine neue englische Ausgabe (Strongholdgames) als auch eine deutsche Auflage (PD Verlag) in Q3/Q4 2015 kümmern werden.
4. Das ist wohl der Teil der viele interessiert… und hey dafür gibt es ja jetzt diesen Spieltest… kommen wir also zum wesentlichen…
Spielablauf:
Bei La Granja sind die Spieler ihre eigenen Herren und halten einen Bauernhof in Mallorca. Es geht darum seinen Hof auszubauen und die Aufträge in der Stadt schnell zu erfüllen. Hierbei gibt es verschiedene strategische Möglichkeiten die vor allem durch die 66 verschiedenen Hofkarten verfolgt werden. Der Kartenmechanismus wurde nämlich von dem Spiel „Ruhm für Rom“ (2010 bei Lookout Games) inspiriert und bedeutet, dass man eine Hofkarte auf mehrere Weise nutzen kann. Verwendet man sie für eine Möglichkeit, sind die anderen dahin. Knifflig, da man jedes Mal neu entscheiden muss, was einem aktuell wichtig ist und was schlussendlich mit seiner Strategie vereinbar ist. Da meist alle Karten Funktionen attraktiv sind eine harte Angelegenheit, aber hey keiner hat gesagt, dass das Leben ein Ponyhof ist.
Eine Spielrunde gliedert sich in 4 Phasen
1. Hofphase: Wir erhalten eine neue Handkarte und können eine Karte an unser Tableau anlegen. Dabei müssen wir uns für eine der vier verschiedenen Kartenfunktionen entscheiden. Danach winkt noch Einkommen, allerdings nur wenn wir unseren Hof schon ausgebaut haben oder entsprechende Handwerksmarker besitzen (durch erfüllte Lieferungen an ein Handwerksgebäude). Wie man es aus anderen Spielen kennt kommt es dann zum Ertrag, die Felder lassen Oliven, Korn und Trauben sprießen und naja die Schweinchen machen Schweinereien und fördern ein Babyschwein hervor, allerdings nur wenn wir dafür Platz haben. Dann kann noch jeder Spieler für Geld sein Dach bebauen und erhält dafür nicht nur Siegpunkte sondern auch eine Sonderfunktion die man einmalig im Spielverlauf verwenden kann.
Bevor es jetzt zu den anderen Phasen kommt, ist natürlich gerade der Kartenmechanismus wirklich spannend. Eine Karte kann nämlich auf vier Arten genutzt werden. Eine Hofkarte kann man als Spieler sowohl links an den Hofplan anbauen und schon hat man seine Felder erweitert und baut nun entweder eine Olive, ein Korn oder eine Traube mehr an. Oder man legt die Karte stattdessen in eine der drei Aussparungen oben an, dann stellt sie einen Marktkarren dar. Im Prinzip ist das ein Auftrag der nun von uns beliefert und erfüllt werden möchte. Eine Karte in einer Aussparung unten am Hofplan ist ein Helfer. Diese bringen dem Spieler einmalige oder dauerhafte Fähigkeiten. Zu guter Letzt kann man die Karte auch rechts am Hofplan anlegen. Hier gilt sie als Hofausbau und kostet zusätzlich Rohstoffe die man abgeben muss.
2. Ertragsphase: In der Ertragsphase Kommen die Würfel ins Spiel. Diese werden jede Runde geworfen und bestimme welche Aktionen in welcher Menge den Spielern zur Verfügung stehen. Hierbei ist natürlich die Spielreihenfolge sehr wichtig und jeder nimmt sich exakt einen Würfel und führt die Aktion des Wertes aus. Danach folgt noch eine zweite Aktionsrunde, denn wieder nimmt jeder Spieler erneut einen Würfel. Das tolle ist, dass am Ende dieser Ertragsphase immer ein Würfel übrig bleibt. Diese Aktion darf nun jeder Spieler ausführen. Wieder gilt es seine Strategie und Taktik anzupassen und vor allem die Züge der anderen vorauszuahnen. Mit Hilfe der Aktionen erhalten wir Rohstoffe (Schweine sowie Erntegüter), Geld, können eine weitere Handkarte ausspielen, Lieferungen an ein Handwerk oder Marktkarren ausführen oder wir können einen Rohstoff aufwerten.
Danach folgt Phase 3: Die Transportphase. Wir bestimmen wieviel Güter wir transportieren wollen und auch das ist wieder kniffelig, denn zum einen stehen uns nur vier Marker zur Verfügung und diese werden im Laufe der Runden immer eingeschränkter und zum anderen ist es ein Spagat zwischen Lieferung und Siesta… Dem Spanier ist seine Schlafenszeit heilig und, wenn wir ruhen ist man uns durch Siegpunkte und die Spielreihenfolge sehr dankbar.
Nachdem man sich entschieden hat werden reihum in neuer Spielreihenfolge dann auch die Lieferungen ausgeführt und je nach dem wohin man liefert hat das andere Folgen. Auf dem Brett versucht man möglichst schnell zu sein, da man hier zum einen einen extra Siegpunkt erhält sowie einen dauerhaften Platz für einen Spielermarker (der hier jede Runde Siegpunkte generiert), als auch einen Handwerksmarker der mir eine Sonderfähigkeit einbringt die man normalerweise einmal pro Runde nutzen darf.
Bei einem Marktkarren wiederum erhalte ich viele Siegpunkte und meine Spielermarker gelangen in die Spielfeldmitte indem ich Mitspieler vertreiben kann. Außerdem wird mir der Auftrag zusätzlich mit einer Handelsware die ich im Verlauf des Spiels jederzeit eintauschen oder auch bei gewissen Orten als Handelsware verwenden kann.
In der letzten Phase gibt es dann noch eine Wertung aller Mitspieler und die nächste Runde beginnt. Nach sechs Runden ist das Ganze vorbei und der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt. Man ist begeistert auf die nächste Partie, die sich wieder völlig anders spielen wird. Das liegt zum einen an den 66 komplett unterschiedlichen Karten, die nicht alle ins Spiel gelangen und natürlich auch darin wie man seinen Hof ausbaut. Hinzu kommen die unterschiedlichen Aktionsmöglichkeiten, die nicht immer alle vorhanden sind und auch der variable Spielaufbau den wir noch nicht erwähnt haben. Drei der Gebäude in der Spielbrettmitte sind nämlich erstmal blockiert und werden erst Stück für Stück freigegeben.
Smukers Meinung:
Das erste Spiel von Andreas Odendahl und Michael Keller ist inspiriert von bekannten Mechaniken anderer Spiele, wobei ein ganz neuer Mix und Reiz entstanden ist. Wir sind vom Spiel begeistert und spielen es sowohl zu zweit als auch zu viert genauso gerne. Für Leute die auch gerne auf Punktejagd im Solospiel gehen ist dies auch möglich. Die Illustration des Spiels unterstützt die Spielregeln und auch diese sind typisch Spielworxx gut aufgebaut, wobei man sie tatsächlich gut lesen muss um auch alle Details zu erfassen (z.b. kann man den Lieferungspunkt meiner Meinung nach erstmal falsch verstehen, hier hätte man gleich im ersten Absatz schreiben sollen, dass eine Lieferung immer nur 1 Gut zu einem Ort bedeutet, statt es erst ein paar Absätze später verschnörkelt zu erwähnen). Auch nach vielen Partien ist das Spiel interessant und spannend und es ist schade, dass es so schnell ausverkauft wurde.
Einige Internetstimmen bemängeln am Spiel 3 Punkte: 1. Spielkartensprache, 2. Würfelqualität, 3. Platz unter dem Tableau.
Unserer Meinung nach scheiden sich hierbei die Geister, aber wir wollen euch auch zu diesen drei Kritikpunkten natürlich unsere Meinung sagen.
1. Viele Vielspielerspiele gibt es nur in englischer Sprache und keiner bemängelt dies in der Szene. Spielworxx bekommt hier natürlich viele Kommentare ab, da sie als Verlag in Deutschland ansässig sind. Aus kalkulatorischen Absätzgründen kann man dies aber nachvollziehen und immerhin lagen tatsächlich dem Spiel deutsche Papierkarten bei.
2. Die Würfel entsprechen nicht den normalen Holzwürfeln in anderen Spielen, dass ist richtig. Das macht das Spiel allerdings nicht unspielbar, es fühlt sich einfach nur etwas komisch an.
3. Warum der ein oder andere Platzprobleme unter dem Tableau hat, können wir in unseren Tests nicht nachvollziehen.
Wir freuen uns sehr, dass das Spiel Ende 2015 in einer reinen deutschen Ausgabe erscheint und sind gespannt ob das Spielmaterial nochmal überarbeitet wird. Fakt ist, wer Liebhaber komplexer Spiele mit Optimierungspotential ist kommt an diesem Gaumenschmaus nicht vorbei.
Andreas Buhlmann für cliquenabend.de
GESAMT-
WERTUNG:
8/10
Sehr gutes komplexes und thematisches Brettspiel mit Langzeitspaßgarantie.
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|
Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
Bilder
Videos
Video: Spielvorstellung: La Granja "Vorabmuster" (Spielworxx)
Spielvorstellung: La Granja "Vorabmuster" (Spielworxx) from Cliquenabend on Vimeo.
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