Polis: Fight for the Hegemony
Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2012
Anzahl der Spieler:
2 Spieler
Spielzeit:
150 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 14 Jahre
Durchschnittswertung:
0/10 bei 0 Bewertungen
Video: Essen 2012: Polis: Fight for the Hegemony "Detailvorstellung" (Asylum Games)
Dies! Ist! Sparta! Oder Athen...
Kurz nach dem Krieg gegen Persien kam es im antiken Griechenland zu einem Konflikt der beiden größten Mächte des Landes, Athen und Sparta. Da sich beide Städte in vielerlei Dingen wie zum Beispiel Regierungsform, Philosophie, Militär und Gesellschaft, nicht einig waren, und beide darüber hinaus ihren Einfluss im Land mehren wollten, kam es in den Folgejahren zu mehreren Konfrontationen, die schließlich in den Peloponnesischen Kriegen mündeten. Um diese Zeit der Konflikte geht es in dem Spiel „Polis – Fight for the Hegemony“.
Jeder der beiden Spieler führt einen der Stadtstaaten, Athen und Sparta, und ist bestrebt, ihm zu Macht und Ansehen zu verhelfen. Dabei versucht er zum Einen, neue Stadtstaaten (Poleis) in seinen Städtebund zu integrieren, und diesen zur Blüte zu verhelfen, und zum Anderen, durch denkwürdige und in die Geschichte eingehende Projekte in diesen Poleis das Ansehen des eigenen Städtebundes zu vermehren. Dies drückt sich auch in den beiden Faktoren aus, die letztendlich den Sieg bestimmen – der Spieler, der nach vier Runden die höhere Summe an Prestigepunkten und Bevölkerung vorweisen kann, geht als Sieger aus dem Kampf der Hegemonien hervor.
Durch diese Zielsetzung ist natürlich die generelle Strategie schon vorgegeben – neue Poleis annektieren, deren Bevölkerung zu mehren, und Prestige anzuhäufen. Wäre es aber so einfach, würde das Spiel sicher schnell als uninteressant in der Schublade verschwinden. Denn es müssen nicht nur die eigenen Poleis verteidigt, sondern auch noch die Bevölkerung ernährt werden. Um das zu erreichen, hat der Spieler insgesamt 12 verschiedene Aktionen zur Verfügung. Doch kommen wir zunächst einmal zum Ablauf der Runden.
Insgesamt läuft das Spiel über vier Runden, wobei jede Runde eine unbestimmte Anzahl von Zügen beider Spieler beinhaltet, die von ihrer Planung und ihren Ressourcen abhängt. Der Startspieler einer Runde beginnt mit seinem Zug, in dem er zwei verschiedene der 12 möglichen Aktionen durchführt. Danach ist der andere Spieler am Zug. Abwechselnd wird dies dann so lange weitergeführt, bis ein Spieler sich entscheidet, auf mindestens eine Aktion zu verzichten. Dadurch zeigt er an, dass er für den Rest der Runde passt. Der andere Spieler kann nun noch so lange weiter eigene Aktionen durchführen, wie er möchte und es sich leisten kann. Denn jede Aktion, die auf ein solches Passen des Gegenspielers folgt, muss mit einer Ware bezahlt werden, was auf Dauer ziemlich teuer wird.
Die einzelnen Aktionen teilen sich in je vier aus dem politischen, militärischen und dem Entwicklungs-Bereich auf. Bei letzteren handelt es sich um Aktionen, die den Bau von Hopliten (Land-Einheiten), Galeeren (See-Einheiten) und Handelsschiffen (quasi eine zivile Einheit) ermöglichen. Allerdings muss für jede Einheit nicht nur mit Waren (Ressourcen), sondern auch mit einem Bevölkerungsstein aus der Polis bezahlt werden, in der die entsprechende Einheit gebaut wird. Dies senkt zwar deren aktuellen Bevölkerungswert, aber alle drei Einheiten sind für das Spiel äußerst wichtig (siehe unten). Die vierte Aktion aus dem Entwicklungs-Bereich ermöglicht dem Spieler, in einer Polis ein neues Projekt zu beginnen, wenn er die Kosten bezahlen kann und die Polis entsprechende Voraussetzungen erfüllt. In jeder Runde stehen drei zufällige Projekte zur Verfügung, aber nicht jede Polis kann jedes Projekt beginnen. So können zum Beispiel in Sparta keine Philosophen angeheuert werden, während in Athen keine Tempel gebaut werden können. Projekte sind eine der wichtigsten Quellen für Prestige-Punkte, denn wenn am Ende der Runde ein Projekt in einer eigenen Polis fertiggestellt wird, bringt es dem Spieler solche ein.
Dummerweise braucht man Prestige-Punkte aber nicht nur zum Gewinnen, sondern auch zum Bezahlen von militärischen Aktionen. Ob man nun seine Hopliten oder seine Galeeren bewegen will, eine Polis belagert oder in einer Provinz Tribut fordert – jede Aktion kostet einen Punkt Prestige. Ohne Hopliten bewegen zu können, ist es auf Dauer unmöglich, interessante Poleis zu belagern oder in einträglichen Provinzen Tribut zu fordern. Dabei können eigene Armeen nur durch Provinzen gezogen werden, die nicht durch gegnerische Einheiten blockiert sind – allerdings auch über See. Galeeren liefern – neben ihrer Kampfstärke – ebenfalls die Möglichkeit der Blockade.
Um eine neue Polis zu annektieren und dadurch auch seine Gesamtbevölkerung vermehren zu können, ist das Belagern eine von zwei Möglichkeiten. Dabei muss die Stärke der Armee eine gewisse Größe erreichen und nicht von einer Übermacht an Feinden bedroht werden. Ob die Belagerung jedoch gelingt, ist allein vom Schicksal (in Form eines Würfels) abhängig...
Die verschiedenen Provinzen produzieren sechs verschiedene Waren (Metall, Holz, Wein, Öl, Silber und Weizen in unterschiedlichen Mengen). Da ist es natürlich sinnvoll, diese auch um ihre Unterstützung (Tribut) im Kampf gegen die gegnerische Hegemonie zu bitten. Und damit die Bitten nicht ungehört verstummen, braucht es schon ein paar Hopliten, die ihre helfenden Hände zum Transport der Waren gerne leihen. Mehr als einmal pro Runde sind die Provinzen aber dann doch nicht gewillt, Unterstützung zu liefern – welcher Seite auch immer...
Eigentlich sind als Waren nur Weizen (zum Ernähren der Bevölkerung) und Silber (als Universal-Zahlungsmittel) für den Spieler interessant. Allerdings sind diese Waren in den Provinzen so rar, und unsere Bedürfnisse an Nahrung so hoch (die Bevölkerung der verschiedenen Poleis kann den Hals einfach nicht voll genug bekommen), dass einem Spieler nichts anderes übrig bleibt, um mit den fernen Märkten Handel zu treiben. Für diese erste der politischen Aktionen braucht es aber mehrere Voraussetzungen – Handelsschiff, freier Handelshafen, Handelsroute ohne See-Blockade des Gegners, und die geforderte Ware in entsprechender Menge. Wie viel gefordert wird, hängt vom gegenwärtigen Marktwert jeder Ware ab. Sind diese Voraussetzungen jedoch erfüllt, kann man Ladungen an Weizen oder Silber einfahren. Und wenn die Ware mal nicht im eigenen Lager vorhanden ist, darf man statt zu handeln auch mit barer Münze (eben mit Silber) den Weizen einkaufen.
Die letzten drei politischen Aktionen betreffen den Proxenos, eine einzelne Diplomaten-Figur, die der Spieler von Polis zu Polis bewegen kann. Da er allerdings gewitzter ist als seine brachialen Hopliten-Freunde, wird er nicht von Blockaden aufgehalten, muss sich aber seinen Weg durch Bestechungsgelder erkaufen. Ist er jedoch einmal in einer fremden Polis angekommen, so kann er dort (eine weitere Aktion) einen Bürgerkrieg anzetteln, was zwar kostspielig (in Silber) ist, aber dafür die Annexion der Polis an den eigenen Städtebund nach sich zieht (die zweite Möglichkeit, an neue Poleis zu gelangen). Und schließlich bleibt als vierte politische Aktion noch, den Proxenos auszulösen. Sollte dieser sich dummerweise während einer Belagerung in der entsprechenden Polis aufgehalten haben, wird er nämlich automatisch zur Geisel...
Zu Kämpfen kommt es übrigens am Ende eines Spielerzuges immer ganz automatisch, wenn die Provinz, in der sich die Armeen befinden, einfach zu klein wird (insgesamt 8+ Einheiten beider Spieler). Dieser wird mit einem separaten Kartendeck ausgefochten, bei dem abwechselnd je zwei Karten mit unterschiedlichen Formationen und Manövern ausgelegt werden. Dabei liegt es am jeweiligen Verteidiger, Karten mit derselben Formation wie der des Angreifers auszulegen, um möglichst wenig Verluste zu machen. Zudem sind Schlachten natürlich prestigeträchtig, und besonders eindrucksvolle Manöver bringen, wenn erfolgreich ausgeführt, zusätzlich Prestige-Punkte ein. Ist der Kartenstapel aufgebraucht oder zieht sich eine Armee aus der Schlacht feige zurück, endet der Kampf. Übrige Einheiten bleiben in dem entsprechenden Gebiet, was in den Folgezügen zu weiteren Schlachten führen kann...
Am Ende jeder Runde, die neben dem Verstreichen der Zeit auch noch Beschränkungen in Armee-Größe der Provinz, erhandelbaren Ladungen und mehr anzeigt (in der ersten Runde darf man beispielsweise nur 3 Einheiten in einem Feld haben, oder Ladungen von 3 Weizen/ Silber einfahren), wird dann Bilanz gezogen. Projekte, die in eigenen Poleis beendet wurde, bringen Prestige-Punkte. Und dann muss die eigene Bevölkerung mit Weizen ernährt werden, da sonst Verluste von einzelnen Bevölkerungssteinen oder gar ganzer Poleis die Folge sind. Und schließlich kann man seine Bevölkerung wachsen lassen und ein wenig Steuern eintreiben (was jedoch dem Ansehen schadet). Letztendlich verderben noch einige Waren im Lager, und nachdem Marktwerte angepasst und neue Projekte ausgelegt wurden, kann die neue Runde beginnen.
Das Spiel kann auf zweierlei Weise enden. Zum Einen verliert ein Spieler am Ende einer Runde, in welcher er selbst die Bevölkerung seiner Hauptstadt nicht einmal mit dem Minimum versorgen kann, sofort – was jedoch recht selten vorkommt. Und zum Anderen endet das Spiel ganz automatisch am Ende der vierten Runde, und der Spieler mit dem höchsten Gesamtwert aus Bevölkerung und Prestige ist der Gewinner.
Nur kurz erwähnt werden sollen außerdem noch die Ereignis-Karten, die den Beginn jeder Runde einläuten und ein historisches Ereignis schildern, dessen Konsequenzen sich dann auf die entsprechende Spielrunde auswirken. Bei 40 Ereignis-Karten, von denen jeweils pro Spiel nur vier zum Tragen kommen, ist eine gewisse Varianz im Spiel recht lange gewährleistet...
Polis hat zwar eine recht gradlinige Zielsetzung (hohe Bevölkerung, viel Prestige), es sind aber gerade die unterschiedlichen und vielfältigen Anstrengungen, die dafür unternommen werden müssen – sei es beim Zugewinn von Einfluss und Ruhm, oder auch nur bei der Erhaltung desselben – die das Spiel interessant machen. Insbesondere gilt das auch für die Tatsache, dass beide Faktoren, die die letztendlichen Siegpunkte ausmachen, selbst als „Zahlungsmittel“ eingesetzt werden müssen. Zudem ist Polis mehr als nur ein reines Eroberungs- und Kampfspiel, da es auf der einen Seite mehrere Ebenen hat, auf denen taktiert und geplant werden muss, und zum Anderen auch Möglichkeiten zum Punktegewinn beinhaltet, die nicht mit Kampf verbunden sind.
„Polis – Fight for the Hegemony“ ist ein Spiel von Fran Diaz und erscheint, nachdem es eine ganze Weile als Print 'n' Play – Version auf BoardGameGeek verfügbar war, bei dem spanischen Verlag Asylum Games. Es erscheint in Spanisch und Englisch, aber eine deutsche Spielanleitung wird bald zum Download auf BGG zur Verfügung gestellt werden. Gleiches gilt auch für die einzige wirklich sprachabhängige Komponente des Spiels – die Ereignis-Karten.
Verfasst von "Simon Reitenbach" für cliqueanbend.de
Bilder
Cover |
Beispiel Kampf-Karte mit Formation (Phalanx bzw Elite Trireme) und Manöver (Othismos und Diekplous) |
Beispiel Ereignis-Karte für die zweite Runde |
Bild aus der Spielanleitung - dies zeigt die Startaufstellung beider Parteien |
Die verschiedenen Projekt-Plättchen |
Finales Design der Spielschachtel |
Mitten im Spielgeschehen - dies ist leider nur der Prototy, weshalb sich das Material nich ein wenig ändern wird |
Rückseite Kampf-Karten |
Rückseite Städte-Plättchen |
Spieleschachtel Unterseite |
Städteplättchen Athen und Sparta |
Städteplättchen Athen |
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Videos
Video: Essen 2012: Polis: Fight for the Hegemony "Kurzvorstellung" (Asylum Games)
Essen 2012: Polis: Fight for the Hegemony "Kurzvorstellung" (Asylum Games) from Cliquenabend on Vimeo.
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